Meier im Quadrat. Jörg Müller
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Der Finne begrüßte ihn freundlich und stellte die vier vor:
„Herzlich willkommen in Lappland. Ich habe zur Begrüßung die vier wichtigsten weiblichen Wesen in meinem Leben mitgebracht. Zuerst möchte ich dir mein Goldstück Hete vorstellen, daneben stehen meine beiden kleinen Goldstücke Lotta und Kristina. Und die nette junge Frau neben meinen Töchtern heißt Ella. Sie ist die jüngere Schwester von Hete.“
Hans blickte in acht zugleich neugierig und freundlich blickende blaue Augen. Während Hete und ihre beiden Töchter mit der Sonne um die Wette strahlten, machte Ella einen traurigen und zurückhaltenden Eindruck. Hans reichte allen die Hand.
Mikael nahm Hans in seinem Wagen mit. Hete steuerte das andere Auto.
„Mikael, ich möchte dir zu deinen Goldstücken und deiner Schwägerin gratulieren. Ist Ella auch verheiratet?“
Mikaels Gesicht verdüsterte sich.
„Ella war verheiratet mit Leevi, einem Samen aus dem südlichen Lappland. Er war ein begeisterter Husky- und Rentierzüchter und nahm mit seinen Hunden an Rennen teil. Er ist im letzten Winter bei einem Rennen tödlich verunglückt. Ella kann den Verlust ihres Mannes nur schwer verarbeiten. Sie ist nach dem Tod ihres Mannes wieder zu uns gezogen. Die beiden Schwestern sind zwar äußerlich und vom Temperament völlig verschieden, aber sie halten zusammen wie Pech und Schwefel.“
Hans konnte die beiden Frauen im Seitenspiegel sehen. Hete war circa 1,65 m groß, hatte lange blonde Zöpfe und war ziemlich rundlich, ein mütterlicher Typ. Ihre Schwester war fast so groß wie er, sehr schlank und hatte ebenfalls lange blonde Zöpfe.
„Das tut mir leid. Ich wollte nicht indiskret sein.“
Mikael lachte jetzt wieder.
„Du gehörst als mein Freund zur Familie. Deshalb ist es wichtig, dass du so viele Details wie möglich kennst. Deine Frau und die Pekinesen wollten nicht mitkommen?“
„Nein, meine Frau Birgit hat Angst, dass ihre beiden Lieblinge von den hier freilaufenden Bären gefressen werden.“
„Da hast du ihr aber einen großen Bären aufgebunden. Aber vielleicht ist es besser so. Ich bin mir sicher, dass es dir bei uns gefallen wird. Wer einmal in Lappland war, der kommt immer wieder.“
Mikael hatte nicht übertrieben. Die Landschaft strahlte einen seltsamen Reiz auf ihn aus. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück sprach Ella ihn auf Englisch an:
„Wie gefällt es dir hier bei uns?“
„Ich bin fasziniert. Die klare Luft, die Wälder, die Seen, ich habe das Gefühl, ich bin im Paradies.“
„Wenn du willst, zeige ich dir unser kleines Paradies.“
Die beiden streiften stundenlang durch die Wälder, vorbei an vielen Seen mit glasklarem Wasser. Ella wollte alles über Hans erfahren. Sie gab offen zu, dass sie und ihre Schwester neugierig waren, ihn näher kennenzulernen, denn Mikael war normalerweise nicht der Typ, der mit einem Fremden sofort Freundschaft schloss.
Nach drei Tagen flog Hans gemeinsam mit Mikael nach Helsinki. Der Finne wollte ihm noch ein Sägewerk zeigen, das seiner Familie gehörte. Schon im Flugzeug wurde Hans bewusst, dass Lappland ihn nicht mehr loslassen würde. Als er Mikael seine Empfindungen mitteilte, legte ihm der Finne vorsichtig seine riesige Hand auf die Schulter:
„Mein Freund Hans, als ich dich zum ersten Mal sah, wusste ich sofort, dass du dich bei uns wohl fühlen würdest. Du bist meiner Familie jederzeit willkommen.“
Mikael zeigte Hans stolz das Sägewerk. Am Abend saßen die beiden gemeinsam mit dem Werksleiter Anton beim Abendessen zusammen.
„Na, welchen Eindruck hast du als Profi von unserem Werk? Anton und ich legen großen Wert auf deine Meinung.“
Hans besorgte sich Papier und Bleistift. Und dann vergaß er alles um sich herum. Er skizzierte, erläuterte, lobte und entwickelte Alternativen. Die beiden Finnen sahen ihm fasziniert zu. Eine Stunde später hielt Hans inne. Er sah von seinen Entwürfen auf und blickte Mikael und Anton verlegen an.
„Tut mir leid, ich habe jedes Zeitgefühl verloren und sehe auch keinen Anlass zur Kritik. Ich gebe gerne zu, dass mich die Produktionsabläufe im Sägewerk interessieren.“
Anton sah hinüber zu Mikael und grinste dann.
„Kein Problem, Hans. Mikael hat mich vorgewarnt. Ich bin von deiner Analyse beeindruckt. Hast du Lust, die aus unserer Sicht notwendige Optimierung der Prozessabläufe in unserem Werk zu begleiten?“
Eigentlich waren die Kapazitäten der Maschbau GmbH ausgereizt. Aber die Aussicht, wieder nach Finnland und Lappland zurückzukommen, gab für Hans den Ausschlag.
„Ich rufe morgen meinen kaufmännischen Kollegen an, um mich mit ihm abzustimmen. Ich denke, dass wir den Auftrag noch irgendwie dazwischen schieben können.“
Und so pendelte Hans in den nächsten Wochen und Monaten zwischen Deutschland, England und Finnland. Seine Aufenthalte in Finnland plante er immer so, dass die Zeit für einen kurzen Ausflug nach Lappland reichte, um Hete, Ella und die Kinder zu besuchen. Er entwickelte auch den Ehrgeiz, etwas Finnisch zu lernen. Allerdings erwies sich das als noch schwieriger als erwartet.
. . . . . . .
Es war ein sehr windiger und verregneter Novembermontag des gleichen Jahres. Passend zum englischen Wetter meldete sich Jason bei Hans.
„Hallo, Hans, was machen die Geschäfte?“
„Hallo, Jason, wir sind sehr zufrieden. Vor allen Dingen dank deiner Unterstützung haben wir auf der Insel einige Anschlussprojekte akquirieren können.“
„Ich weiß, mein Freund, denn ich beobachte deine Aktivitäten in England ebenso kritisch wie wohlwollend. Kommen wir zum Grund meines Anrufes. Wir, damit meine ich einige englische Unternehmen und mich als Gewerkschaftsfunktionär, brauchen deine Unterstützung. Wann kannst du in England sein?“
„Wir haben heute Montag. Ich kann am Donnerstag auf die Insel kommen.“
„Das klingt gut. Du bist selbstverständlich eingeladen. Ich schicke dir ein Flugticket und hole dich am Flughafen ab. Plane bitte zwei Tage ein. Und packe einen dunklen Anzug und eine passsende Krawatte ein.“
Jason erwartete Hans schon am Flughafen. Er begrüßte ihn wie einen alten Bekannten.
„Vielen Dank, dass du so schnell kommen konntest. Wir fahren jetzt zuerst zu deinem Hotel. Wenn du eingecheckt hast, erläutere ich dir den Grund meines Anrufs. Am Abend sind wir dann bei einem in vieler Hinsicht interessanten Geschäftsmann eingeladen. Er erwartet, dass seine Gäste der Tageszeit entsprechend gekleidet sind. Deshalb Anzug und Krawatte.“
Eine Stunde später saßen die beiden an der Bar. Jason legte sofort los.
„Mein einziger deutscher Freund, ich vertraue dir. Also enttäusche mich bitte nicht. Ich habe auf Grund meiner Tätigkeit als Gewerkschaftsfunktionär gute Kontakte in ganz England. Für mich sind zwei Dinge in meinem Leben von besonderer