Meier im Quadrat. Jörg Müller

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optimal miteinander verbinden kann. Das Geschäft, über das ich mit dir sprechen möchte, erfüllt diese beiden Vorgaben. Ich habe einen älteren Bruder, der Inhaber eines Sicherheitsdienstes ist. Aber nicht irgendeines Sicherheitsdienstes. Er betreut rund um die Uhr vermögende Bürger aus allen Ländern dieser Welt, die in England diskret und sehr erfolgreich Geschäfte machen, aber nicht belästigt und von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden wollen. Durch meinen Bruder habe ich daher schon das eine oder andere Mal interessante Menschen kennengelernt. Eine besondere Persönlichkeit ist der Caballero, in dessen Haus wir heute Abend eingeladen sind. Das ist ein besonderes Privileg, denn der Caballero empfängt sehr selten Gäste. Damit der Abend für alle Beteiligten ein voller Erfolg wird, bekommst du jetzt von mir einige sehr wichtige Informationen und Verhaltensregeln. Wenn du das Haus unseres Gastgebers betrittst, hast du das Gefühl, einen Palast aus „Tausend und einer Nacht“ zu betreten. Der Caballero entstammt einer sehr reichen Familie aus dem arabischen Raum. Seine Urururahnen haben angeblich eine maßgebliche Rolle bei der Besetzung Spaniens durch die Mauren gespielt. Man munkelt, dass er spanisches Blut in den Adern hat. Und da sein Benehmen dem eines spanischen Edelmannes aus früheren Zeiten in nichts nachsteht, hat er hier in England den Spitznamen „der Caballero“ bekommen. Seinen richtigen Namen und seine genaue Herkunft hält er geheim. Er hat in England und in der Schweiz studiert und pendelt in den letzten Jahren zwischen seiner Heimat und England hin und her. Der Caballero ist sowohl in der arabischen Welt als auch in England und weiten Teilen Europas hervorragend vernetzt. Er scheut die Öffentlichkeit und erwartet von seinen Geschäftspartnern äußerste Diskretion und absolute Loyalität.“

      Als Jason und Hans das Haus des Caballeros betraten, sah Hans sofort, dass Jason nicht übertrieben hatte. Die Haustür bildete die Grenze zwischen zwei Welten, dem Abendland und dem Orient. John, der Butler, begrüßte die beiden Männer höflich und distanziert. Er schien Jason gut zu kennen. John geleitete die beiden durch mehrere prunkvoll ausgestatte Zimmer bis in einen kleineren Raum, der auch in jedes englische Herrenhaus des 19. Jahrhundert gepasst hätte. Zwei Seiten des Raums waren mit Bücherregalen und die anderen beiden Seiten von verschlossenen Schränken eingefasst. Der große Tisch in der Mitte war für drei Personen eingedeckt. In einer Ecke des Raums stand ein kleiner Tisch mit drei Stühlen. John bat die beiden, an dem kleinen Tisch Platz zu nehmen und bot ihnen einen Cherry an. Kurz darauf erschien der Caballero. Der Name passte. So hatte sich Hans immer einen spanischen Edelmann vorgestellt. Der Araber war so groß wie er und tadellos gekleidet. Er begrüßte Jason sehr herzlich und blickte dann Hans neugierig mit seinen pechschwarzen Augen an. Hans hatte das Gefühl, vor einem Röntgenschirm zu stehen.

      „Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Heim, Herr Meier. Bitte fühlen Sie sich wie zu Hause.“

      „Es ist mir eine Ehre, in Ihrem wunderschönen Haus Ihr Gast zu sein. Ich bin schon sehr gespannt, welchen Beitrag ich zum Gelingen dieses Abends beisteuern darf.“

      Der Araber lächelte. Der Deutsche schien die erste Prüfung bestanden zu haben.

      Dann wurde das Essen serviert. Es war eine interessante Mischung aus Köstlichkeiten der arabischen und der französischen Küche. Der Caballero erläuterte seinen beiden Gästen Gang für Gang die Zusammensetzung der Speisen. Hans hatte das Gefühl, dass die Zusammenstellung des Menüs ein Hobby des Arabers war. In den Pausen zwischen den Gängen unterhielten sich die drei über Fußball. Der Caballero war ein großer Fan der englischen und der spanischen Fußballligen.

      Nach dem Essen bot er Jason und Hans eine Zigarre an. Hans zögerte:

      „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich die Zigarre ablehne. Ich habe noch nie geraucht und auch nicht vor, dies zu ändern.“

      Der Araber sah ihn erstaunt an.

      „Stört es Sie, wenn Jason und ich rauchen?“

      „Nein, ganz im Gegenteil. Ich mag den Rauch einer guten Zigarre. Ich rauche also indirekt gerne mit.“

      Der Araber gab sich mit der Antwort des Deutschen zufrieden. Er bat die beiden, sich gemeinsam mit ihm an den kleinen Tisch zu setzen.

      „Herr Meier, auch wenn Sie es als unhöflich empfinden, ich werde ihnen keine Auskünfte über meine Person geben. Allerdings möchte ich so viel wie möglich über Sie erfahren. Ist das für Sie in Ordnung?“

      Hans nickte zustimmend.

      „Jason hat Sie empfohlen. Das spricht für Sie, vor allen Dingen auch deshalb, weil ich weiß, dass er nicht gerade als Freund der Deutschen gilt. Ich möchte Sie nicht weiter auf die Folter spannen und Ihnen den Grund meiner Einladung erläutern.

      In meiner Heimat verdienen wir mit der Förderung und dem Verkauf von Erdöl viel Geld. Aber unser Ölreichtum ist nicht unendlich. Wir verfolgen deshalb langfristig zwei Ziele, die in einem engen Zusammenhang stehen:

      1. Den Aufbau von neuen Wirtschaftszweigen in unserer Region, die uns mittel- und langfristig wirtschaftlich unabhängig von unseren Ölvorkommen machen.

      2. Den Aufbau einer funktionsfähigen Infrastruktur, die allen aus dem Punkt 1. resultierenden zukünftigen Anforderungen gerecht wird.

      Für die Realisierung beider Ziele benötigen wir die Unterstützung Dritter. Meine Aufgabe besteht darin, den englischen und europäischen Markt auf passende Geschäftspartner zu untersuchen. Der Rahmen ist für alle zukünftigen geschäftlichen Partnerschaften gleich: Wir gründen für neue Geschäftsfelder, die zu unserem Gesamtkonzept passen, gemeinsame Unternehmen mit potenziellen Partnern. Wir akquirieren die Aufträge und garantieren eine pünktliche Bezahlung unserer Leistungen, und unsere Partner bringen das Know-how ein. Die Geschäftsanteile sind immer gleich. Wir halten 51% und unser Partner 49%. Können Sie mir so weit folgen?“

      Hans nickte. Aber er konnte immer noch nicht erkennen, was er damit zu tun hatte. Dies schien der Araber zu spüren.

      „Es ist für uns sehr schwierig, im Vorfeld die Leistungsfähigkeit, die Qualität der Fertigungsprozesse und die globale Wettbewerbsfähigkeit unserer potenziellen Geschäftspartner zu beurteilen. Wir sind daher auf die professionelle Unterstützung Dritter angewiesen. Ich habe für den englischen Markt Jason ins Vertrauen gezogen. Es ist natürlich in seinem Interesse, dass möglichst viele englische Firmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von unseren Ölmilliarden profitieren. Aber Jason weiß auch, dass die meisten englischen Firmen zum Beispiel den deutschen Firmen hinterherhinken, was die Qualität und die Effektivität angeht. Er hat mir davon erzählt, wie er Sie kennengelernt hat, und dass Sie in der Lage sind, ein Unternehmen bezüglich der Qualität der Prozessabläufe zu analysieren und eventuell erforderliche Optimierungen der Prozessabläufe zu begleiten. Kommen wir nun zum eigentlichen Grund, warum ich Sie näher kennenlernen will. Ich habe hier eine Liste vor mir liegen, auf der zehn englische Firmen aus dem Bereich des Maschinenbaus stehen, die laut Jason für eine eventuelle Partnerschaft mit arabischen Firmen in Frage kommen. Sind Sie bereit, in meinem Namen diese Unternehmen zu analysieren, ob sie unseren Ansprüchen genügen? Für den Fall, dass Sie meiner Bitte nachkommen, woran ich keinen Zweifel habe, werden wir uns über Ihre Entlohnung schnell einig. Als Anzahlung erhalten Sie 100.000 £ von mir. Selbstverständlich übernehme ich auch alle Spesen.“

      Hans musste erst einmal tief durchatmen. Einen Augenblick kam er sich vor wie in einem amerikanischen Thriller. Er blickte hinüber zu Jason, der ihn erwartungsvoll ansah.

      „Mister Unbekannt, die von Ihnen gerade geschilderte Aufgabe ist sehr reizvoll, und ich möchte mich ausdrücklich für das Vertrauen bedanken, das Sie mir entgegenbringen. Ich arbeite für eine deutsche Firma als leitender Angestellter. Dies bedeutet, dass ich mich mit meinem Kollegen Heinz Meier abstimmen möchte, ob wir genügend freie Kapazitäten haben, um Ihren Auftrag kurzfristig ausführen zu können. Wenn dies der Fall ist,

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