Reise nach Rûngnár. Hans Nordländer
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Hans Nordländer
Reise nach Rûngnár
oder die unglaublichen Abenteuer des Nils Holm
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Inhaltsverzeichnis
4. Im Versteck der Verschwörer
10. Die Lichtung der lebenden Toten
15. Begegnung mit einem Schamanen
18. Besuch aus der Menschenwelt
1. In einem fremden Land
Ein wenig ratlos blickte sich der junge Mann um. Er wusste nicht, wie er an diesen Ort gelangt war. Er wusste eigentlich überhaupt nichts mehr von dem, was war, bevor er dorthin kam. Das Einzige, woran er sich noch erinnerte, war sein Name: Nils Holm. Aber wenn er versuchte, sich bestimmte Dinge ins Gedächtnis zu rufen, dann war es für ihn mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, und es gelang ihm nicht, ein Gesamtbild seiner Vergangenheit herzustellen. Seine Gedanken flossen wie ein zäher Brei, und das beunruhigte ihn.
Nils war sicher, dass er nicht mit Absicht an diesen Ort gekommen war und er ahnte, dass er auch gar nicht dorthin gehörte. Er hatte keine Angst, aber er war erfüllt von einer nicht weniger beunruhigenden Verwirrung.
Auch seine Umgebung war ungewohnt. Vieles kam ihm zwar irgendwie vertraut vor, aber manches war sonderbar, obwohl er nicht sofort hätte sagen können, was es war. Das Sonderbare betraf nicht nur die Stimmung an dem Ort, sondern auch seine sichtbare Erscheinung.
Nils stand auf einer Lichtung in einem Wald. Daran war zunächst nichts Außergewöhnliches, außer eben die Tatsache, dass er keine Ahnung hatte, wie er dorthin gekommen war und warum er dort stand. Aber die Pflanzen kamen ihm fremd vor. Während er sich umsah, trat plötzlich die schwache Erinnerung in sein Bewusstsein, dass er eigentlich in einer Stadt lebte. Weder mit Pflanzen noch mit Tieren glaubte er sich jemals beschäftigt zu haben, deshalb versuchte er auch gar nicht erst, über die Namen der Bäume nachzudenken. Immerhin war er aber überzeugt, dass sie anders aussahen als die, die er kannte. Sie waren grün mit Blättern oder Nadeln, besaßen einen ungewöhnlich dünnen Stamm und eine Krone, aber die Blätter einiger der Bäume hatten eine merkwürdig fingerartige Gestalt und die Nadeln der anderen waren außergewöhnlich lang.
Die Lichtung war nicht sehr groß, vielleicht dreißig Meter im Durchmesser. Der Boden war bedeckt von Moos und nur selten wagte sich ein Grashalm empor. Der Wald war so hoch, dass nur wenig Helligkeit den Boden erreichte, und das vermittelte der ganzen Umgebung eine düstere Erscheinung. Die Bäume standen so dicht, dass er nicht weit in den Wald hineinschauen konnte, was wohl auch der Grund dafür war, dass es kein Unterholz gab.
Nils´ Blick folgte dem schmalen Pfad vor ihm, der gerade über die Lichtung führte und zwei Öffnungen im Saum des Waldes miteinander verband, die sich fast gegenüberlagen. Er drehte sich um. Dort muss ich hergekommen sein, dachte er, aber warum kann ich mich nicht mehr daran erinnern? Er horchte kurz in sich hinein. Nein, Furcht über seine Lage empfand er nicht, nur Verwirrung und Befremden. Fast kam er sich vor wie in einem Traum, einem sehr klaren Traum.
Auf dem Boden des Pfades waren keine Spuren zu entdecken, weder von Menschen noch von Tieren, und so blieb die Frage unbeantwortet, wer ihn angelegt hatte. Über Nils wölbte sich ein klarer, wolkenloser Himmel. Und doch war er grau, unnatürlich grau, und ihm fehlte die warme Ausstrahlung eines Sommertages, wie Nils es erwartet hätte. Trotz der warmen Jahreszeit wirkte der Himmel eher frostig.
Und dann erkannte er den Grund. Es gab keine Sonne. Nils schätzte, dass es um die Mittagszeit war und die Sonne hätte über ihm am Himmel stehen müssen. Aber sie war nicht da. Nils empfand die unnatürliche Kälte jetzt deutlicher. Sie war nicht unerträglich, aber unangenehm. Und sie passte nicht an diesen Ort, denn schließlich blühten auf der Lichtung Blumen und nur wenige Schritte entfernt wuchs eine Handvoll erstaunlich großer Pilze. Rote Kappen mit weißen Sprossen, also mussten es Fliegenpilze sein. Die kannte er aus einem Buch, fiel ihm ein, und auch, dass