Der Debütant im Ruhestand. Heidi Hollmann

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Der Debütant im Ruhestand - Heidi Hollmann

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TECHNIK

      Wie bei ihrem nächsten Treffen, an dem Herta zum besten gab, was Rudolf mit einer wie er behauptete, revolutionären Neuerung in ihrem Haus, mal wieder bewerkstelligt hatte.

      „Herta, du solltest dich nicht mehr so im Haushalt quälen, du bist ja nun auch nicht mehr die Jüngste!“ hatte er zu mir gesagt und erwähnte noch: „Ich habe mir etwas durch den Kopf gehen lassen!“

      „O Gott,“ habe ich gedacht, „welche Neuerung wird er dir jetzt wohl wieder antun?“

      Herta hatte sich so geduldig wie möglich, angehört, um was es ging. Sie nickte zustimmend, des lieben Friedens wegen, verstand aber leider wieder einmal nur Bahnhof. Rudolf machte sich also ans Werk. So nahmen die Dinge ihren verhängnisvollen Lauf!

      „Schellt seit dem in unserem Haus das Telefon mehr als dreimal, schaltet sich neuerdings der von mir besprochene Anrufbeantworter ein und belügt den Anrufer, niemand befände sich im Haus und man möge sich ihm anvertrauen,“ seufzte Herta.

      „Wie ihr alle wisst, Lügen liegen mir nun mal nicht,“ teilte sie augenzwinkernd ihren Freundinnen mit. Sie erklärte ihnen, ihr wäre nichts anderes übrig geblieben, als in drei, je nach Entfernung, auch manchmal in vier Sprüngen, zu versuchen, den Hörer noch vor dem vierten Klingelzeichen zu erreichen.

      „Mittlerweile bin ich so geübt, so dass ich locker mit einem Känguru konkurrieren könnte!“

      Gelächter ringsum. Herta geriet in Fahrt.

      Sie griff zu ihrem Sektglas, tat einen vollen Zug und berichtete weiter:

       „Läutet das verflixte Telefon mehr als dreimal, vernehme ich ein tiefes Brummen, als wenn ein brünstiger Bär mit mir anbändeln wollte. Mein verzweifeltes: Hallo, so melden Sie sich doch! bleibt ohne Wirkung, dafür springt aber unser Faxgerät an.

      Wisst ihr, ein weniger Versierter als Rudolf, würde einfach eine Weiche eingebaut haben, ließ ich mir sagen. Nicht so mein technisch Hochbegabter, der lehnt es strikt ab, sich mit solchen Kinkerlitzchen abzugeben.“

      Sein Kommentar dazu: „ Lächerlich!“ Und „Es muss auch ohne gehen!“

      „Ein paar Tage später, ich hatte mich gerade dieser Neuerung angepasst, geschah wieder etwas, was mich fertig machte.

      Ich habe voller Frühlingsahnen unseren kleinen Garten begutachtet und war erstaunt, wie fleißig die Natur schon wieder in diesem Jahr war. Bei all dem Grünen und Blühen überfiel mich eine ungewohnte Heiterkeit. Die Luft wie Seide, dieser Blütenduft, ich kann euch sagen, mein Glücksgefühl schmiss mich fast um und auch das merkwürdige Rumpeln, das aus der Richtung unseres Wohnzimmers kam. Ich sah, dass sich unser alter Rollladen wie von Geisterhand mit ziemlicher Geschwindigkeit herab senkte.

      „Um Himmelswillen,“ schrie ich verzweifelt. Mir blieb nur noch der erprobte Känguruspurt!

      Die Türöffnung wurde kleiner und kleiner. Im allerletzten Augenblick stürzte ich im wahrsten Sinne des Wortes ins Zimmer. Ich landete schmerzhaft auf meinen Knien. Ringsum völlige Dunkelheit. Mit vorgestreckten Armen tastete ich mich voran, in Richtung Kamin, wo ich die Fernbedienung für den Dimmer vermutete.

      Sie lag Gott sei Dank griechisch-römisch an der Stelle, wofür ich diesmal Rudolf dankbar war. Mit zittrigen Händen betätigte ich die Tasten. Nach und nach flammten die Lampen auf und im gleichen Augenblick hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.“

      Herta nahm noch einen kräftigen Schluck, ihr Gesicht rötete sich mehr und mehr.

      „Na ist mir die Überraschung gelungen?“ fragte Rudolf erwartungsvoll.

      „Das Leuchten in seinen Augen hättet ihr sehen sollen. Ich kann es euch nicht beschreiben!

      „Und ob“ konnte ich nur wahrheitsgetreu keuchen und war völlig am Ende mit meinen Nerven.

      „Ich habe dir einen Motor eingebaut, bist ja wirklich nicht mehr die Jüngste. Du sollst dich ab heute nicht mehr so mit dem Rollladen abplagen müssen! Und noch etwas, Ich habe sogar eine Zeitschaltuhr eingebaut! Da bist du sprachlos, was?“ hörte ich Rudolf frohlocken.

      „Ihr kennt mich, ich war tatsächlich sprachlos und ihr wisst, was das bei mir bedeutet!“

      Herta wurde von einer Hitzewelle überrumpelt, als sie den Rest ihrer Episode vom technischen Genie raus ließ.

      „Rudolf war ziemlich bepackt. Unter anderem hielt er zwei prall gefüllte Tragetaschen mit der Aufschrift „Dortmunder Baumarkt“ in den Händen. Ich habe geschockt nur noch denken können:

      „Welche revolutionäre Neuerung wird es demnächst wieder geben?“

      Solche und ähnliche Geschichten über ihr „Genie“ gab Herta gern zum besten. Auch betonte sie stets, ihre bessere Hälfte meine es ja nur gut!

      „Ich hab noch vergessen zu erwähnen, dass wir seit Rudolfs Pensionierung neuerdings einen „sprechenden“ Briefkasten haben!“ Die mollige Lotto meinte sich verhört zu haben.

      „Einen sprechender Briefkasten?“ fragte sie verdutzt.

      „In der Tat, sobald ein auch noch so leichtes Fitzelchen Papier eingeworfen wird, gibt das Ding Alarm, was mich schon einige Male fast zu Tode erschreckt hat!

      Rudolf muss wohl unter großer Langeweile leiden. Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, klammheimlich und mehrmals am Tag etwas in den Kasten zu werfen, der sofort zu plärren anfängt und mir den allerletzten Nerv raubt!“

      HOPPLA HOPP

      Wenn Rudolf abgelenkt sein würde, seinem Tag wieder Struktur zu geben vermochte und somit unsinnig oder nicht, Beschäftigung fände, würde alle Unbill, die vor allem auf ihre Kappe ging, vergehen, so hoffte Herta jedenfalls.

      Sie und er waren schon immer von starken Gegensätzen geprägt. Deshalb war der Bestand dieser Ehe Eingeweihten ein Rätsel. In ihrem Umkreis gab es Scheidungen wie Sand am Meer bei Leuten, die an sich ganz manierlich miteinander umgegangen waren.

      „Gegensätze ziehen sich an,“ wie der Volksmund sagt, in ihrer beider Fall schien das zu stimmen. Allerdings bestätigt die Ausnahme die Regel, wobei sie wohl die Ausnahme waren.

      Viele Ehen waren aus vielschichtigen Gründen gescheitert. Kaum aufzuzählen. Die Witwenschaft hatten nur wenige Frauen erreicht, deren Männer zu Staub zerfallen waren, der Rest hatte sich aus dem Staub gemacht.

      Man wunderte sich deshalb, dass gerade diese beiden Menschenkinder, die so extrem unterschiedlich in allem möglichen waren, überhaupt miteinander konnten. Sie konnten offensichtlich, wie die langjährige Ehe bewies.

      „In drei Jahren könnten wir, wenn nicht der Teufel einen von uns beiden schon vorher holen wird, die Goldene feiern,“ gab Herta mit einem Seufzer, aber nicht ohne Stolz von sich, wobei sie stets mit der Bewunderung ihrer Freundinnen rechnen konnte.

      Rudolf war ziemlich kompliziert, wie sie fanden. Keine von ihnen wäre mit ihm auf Dauer ausgekommen, waren sie sich einig. Das banden sie aber der Herta nicht auf die Nase.

      Erst neununddreißigjährig

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