Eternumity. Stephan Schöneberg

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Eternumity - Stephan Schöneberg Eternumity

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dachte Christian und die schlechte Vorahnung sollte sich bewahrheiten, denn nur wenig später änderte der Gegner die Taktik.

      Exakt ab der 21. Minute wechselten fast alle gegnerischen Spieler ihre Position. Die beiden menschlichen Mittelfeld-Spieler Jens und Simon zogen sich in die Abwehr zurück und überließen den eigentlichen Abwehrbots Andreas und Vanessa das Mittelfeld. Das Mittelfeld der 9b bestand nun komplett aus drei Bots! Eigentlich war dies ein taktischer Fehler, denn so konnte die bessere Spielfähigkeit der Menschen im Mittelfeld nicht eingesetzt werden. Die wollten doch das Mittelfeld nicht kampflos abgeben? Menschen waren meist im Sprint gegenüber Bots kurzfristig schneller, sonst wären die Maschinen zu mächtig im Spiel.

      Aber Michaela und ihr Team hatten sich einen Plan ausgedacht: Sie überbrückten das Mittelfeld durch weite Pässe in die Spitze und vertrauten auf die nun zusätzlich in den Sturm vorgerückten menschlichen Stürmer. Drei menschliche Stürmer, das war komplett gegen jegliche taktische Logik. Es stand auf der Seite der 9b nun ein Bot-Torwart, einer komplett menschliche Abwehr aus lediglich zwei Spielern, drei Mittelfeld-Bots, und zwei menschliche Stürmern den überraschten Spielern der 9a gegenüber. So konnten doch niemals die Synergie-Effekte aus Bot und Mensch genutzt werden? Und … was machte der eine Bot, der übrig war? Christian konnte dies nicht einschätzen. War er nun Stürmer, Abwehr oder sonst irgendwas? Er sollte es bald erfahren.

      Der eine übrige Bot unternahm schnelle Vorstöße in die Spitze, mal auf der rechten, dann wieder auf der linken Seite. Er konnte zwar nicht schneller laufen, dafür aber längere Sprints in gleichbleibendem Tempo durchhalten. Dies führte schnell zu zwei Toren und damit es nicht noch mehr wurden, musste die 9a viel anaerobes Kontingent in ihren Abwehrbots verbrauchen. Zudem wurden die beiden menschlichen Abwehrspieler auch nicht gerade geschont.

      Natürlich brannte der eine Flügelbot läuferisch recht schnell aus - aber er wurde einfach nach 15 Minuten aus dem Spiel genommen und gegen einen neuen Bot ausgetauscht, der sich im Mittelfeld einsortierte, während ein weiterer schon länger auf dem Feld befindlicher Bot aus dem Mittelfeld dann in den Flügelsturm wechselte und sich dort auf Kosten von viel, viel Abwehrarbeit der 9a austobte.

      „Verdammt … fünf Minuten vor Halbzeit! Wir liegen zwei zu Null zurück! Unsere Gesamtlaufstrecke dürfte ähnlich groß sein, wie die der Michaela-Truppe!“ Diese Nachricht wurde vom menschlichen Trainer Rene quer über den Platz gebrüllt.

      Christian verdrehte im Geist seine virtuellen Augen. „Na super“, dachte er: „Den Bots ist es ja egal, was du da so erzählst. Aber die menschlichen Gegner werden sich ein Grinsen nicht verkneifen können. Die bekommen jetzt mit Sicherheit einen Adrenalinschub und rennen dann noch mal mehr. Eine bessere Motivation als sich ärgernde oder panisch werdende Gegner kann man doch gar nicht bekommen!“

      „Tja ihr lahmen Enten, dann müsst ihr halt mehr laufen!“, brüllte Christians Bot zurück.

      'Enten' war das Stichwort für den ersten Spurt Annas - dem Sturmbot der 9a. Und immerhin - das klappte … die zwei menschlichen Abwehrspieler konnten gerade nicht folgen, da sie zu offensiv ausgerichtet waren, sodass Anna nach einem langgezogenen Sprint mit Ball schließlich allein vor Michaela auftauchte.

      „Schieß das Ding bloß nicht vorbei, mach es ihr wenigstens schwer!“, dachte Christian.

      Anna schoss in die linke untere Ecke …

      Und zur Überraschung fast aller Anwesenden, Zuschauer als auch der Spieler, … hielt Michaela den Schuss … … … nicht.

      „Na, hätte auch schlechter laufen können, 1:2 ist noch im Toleranzbereich“, dachte Christian kurz bevor der Halbzeitpfiff ertönte.

      Die Sprechzeit in der Halbzeitpause gehörte meist den Virtuellen. Menschen versuchen überwiegend sich zu erholen und ihre natürlichen Tanks wieder aufzufüllen. In diese Tanks gehören Sauerstoff und Flüssigkeit, sowie ein wenig Mineralien.

      Bots brauchen so was nicht und können daher die Zeit mit Analysen und taktischen Anweisungen, gerade auch für die ausgepowerten Menschen, nutzen.

      Es gab einiges bei der 9a zu besprechen und sie schafften es gerade so innerhalb der fünfzehn Minuten die Taktik anzupassen und den Menschen Andreas, Jens, Michael und Daniel zu vermitteln.

      Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine. Dies war nicht weiter ungewöhnlich. Natürlich hatte man in der Pause Zeit, das eine oder andere durch zu sprechen. Beim Schulsport waren externe Trainer nicht erlaubt. Dies erhöhte den Lerneffekt für die virtuellen Spieler, wenn es die Aufgabe auch schwieriger machte. Es wäre tatsächlich sinnvoll, einen erfahrenen Fußballlehrer auch mal das Spiel von außerhalb betrachten zu lassen. Aber zumindest auf ihrer Schule wollte man dies nicht erlauben. Es wäre nicht fair gegenüber einer anderen Klasse gewesen, wenn hier ein Vater oder eine Mutter eines erfahrenen Fußballspielers zu viel Einfluss auf die Begegnung nehmen könnte.

      Anders als in der ersten Halbzeit hielten sich dieses Mal beide Teams nicht großartig mit vorsichtigem Abtasten auf. Beide schienen die heutigen Schwächen des jeweils anderen Teams in der Halbzeit sehr gut analysiert zu haben. So recht traute man der scheinbaren Schwäche der ansonsten recht sicheren Torwartin Michaela noch nicht, obwohl man dies in der Pause klar kommuniziert hatte.

      „Eigentlich hält sie so was doch im Schlaf!“, war der erste Kommentar von Andreas in der Pause.

      „Das ist mit Sicherheit eine Finte!“, mutmaßte Anna.

      „Könnte sein“, dachte Christian laut.

      „Stimmt, vielleicht wollen sie uns in eine Falle locken? Ich erinnere nur an die 9c!“, noch einmal Andreas.

      „Wir sollten es aber auf jeden Fall noch einmal verstärkt versuchen. Der eine oder andere Schuss mehr aufs Tor kann nicht schaden.“ meinte Olaf, ein virtueller Auswechselspieler, der für Anna zu gegebener Zeit eingewechselt werden wird.

      „Das stimmt!“, bestätigte Christian Olafs Vermutung. „Anna?“

      „Ich werde zu Beginn der 2. Halbzeit mein Sprintkontingent erhöhen und noch einmal den einen oder anderen Versuch starten“, fiel sie Christian ins Wort.

      „Ja, wir werden die ursprünglich eher defensivere Ausrichtung etwas mehr in Richtung Offensive verändern!“, gab Christian die Marschrichtung für die 2. Halbzeit vor. „Wir wechseln auf 3 Stürmer mit Anna als vorläufigen echten Mittelstürmer.“

      Plötzlich war Platz im Mittelfeld. Sowohl die 9a, wie auch die 9b versuchten nun mit langen Pässen ihr Glück.

      So stand es recht schnell zwei zu drei, drei zu drei, vier zu vier und sogar fünf zu fünf. Christian war es immer noch ein Rätsel, warum Michaela heute einen rabenschwarzen Tag hatte. Sie hielt weit unter ihrem üblichen Niveau. Andererseits war dies aber auch das große Glück der 9a. Taktisch war die überraschende Aufstellung mit drei Stürmern und nur zwei Abwehrspielern eine echte Glanzleistung. Schließlich endete das Spiel unentschieden. Vielleicht half es am Ende sogar beiden Mannschaften in der Tabelle, denn ein Fußballspiel geht nicht gerade sehr oft sieben zu sieben aus. Da bei gleicher Tordifferenz die mehr geschossenen Tore zählten, war das zumindest schon einmal nicht das schlechteste Ergebnis für beide Klassen.

      „Was für ein Ergebnis!“, sprudelte es aus Christian heraus, als er seinen Vater in der Umkleidekabine bemerkte.

      „Ja, allerdings“, kam die prompte Antwort von ihm.

      „Irgendwie war das nicht der Tag der Torwarte“, sprach Christian das aus, was wohl fast alle im Team

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