Die Kammer hinter dem Spiegel. Gerhard Gemke

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Die Kammer hinter dem Spiegel - Gerhard Gemke

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meine Liebe.“ Pastor Himmelmeyers Ton wurde noch eine Spur väterlicher. „Wir haben nicht ewig Zeit. Dort warten noch andere mit ihren Sorgen.“

      „Ja“, sagte Elfriede, „das ist es ja gerade. Ich habe mich vorgedrängelt. Eigentlich wäre die Emma dran. Die kennen Sie sicher. Die Köchin von Burg Knittelstein. Aber, tja, also, ich habe die Abkürzung durch die achte Bankreihe genommen, da wo's ein bisschen breiter ist, nicht wahr, und schwupps!“

      „Und schwupps?“

      „War ich Erster.“

      „Tja“, machte Pastor Himmelmeyer.

      „Wissen Sie, weil ich noch einkaufen muss und der Dalli-Markt am Sonntag nur eine einzige Stunde geöffnet hat. Sehen Sie, seit ihr Mann, der Karl, den Kletterunfall hatte, und was müssen diese Kerls auch immer versuchen, an der Teufelsnase vorbei durch die Westwand, wissen Sie wie gefährlich das ist? Also mein Oskar selig sagte immer, wenn schon den Breselberg rauf, dann durch den Wald. Aber der Archibald, also der auch im Alpenverein ist, wie der Karl, also die ließen sich ja nicht reinreden, ließen die sich nicht, da musste der Karl erst abstürzen und sich ein Bein brechen. Na, und jetzt? Die arme Frau Dall schafft das ja nicht mehr. In ihrem Alter. Den ganzen Laden alleine schmeißen, wissen Sie, und das macht oft einsam, und wer kann das besser verstehen, als ich, wo ich doch auch oft so bin. So einsam. Hachja.“

      „Ja“, sagte Pastor Himmelmeyer so verständnisvoll er konnte.

      Emma saß in der Bank und rutschte, so unauffällig es ihr möglich war, zur äußersten Kante. Da konnte sie Elfriedes Beichte am besten verfolgen. Außerdem vergrößerte sich so der Abstand zu dem gewaltigen Kerl mit seinem spiddeligen Freund. Die zudem gar nicht so besonders gut rochen. Mehr so wie abgestandene Milch, dachte Emma, die Köchin.

      „… wo ich doch auch oft so bin. So einsam. Hachja“, drang aus dem Beichtstuhl

      Nun, dachte Emma, in deinem Alter, du klapprige Schachtel, sollte man auch nicht so allein wohnen. Was schnabbelte Elfriede da noch?

      „… der Kommissar in seinem Wagen, so ein attraktiver Kerl, wissen Sie?“

      „Nicht so laut“, flüsterte Pastor Himmelmeyer.

      Elfriede nickte und wisperte: „Ach, Herr Pastor, und da wurde mir plötzlich so anders.“

      „Mmh“.

      „So wie in jungen Jahren, wenn Sie verstehen.“

      Pastor Himmelmeyer räusperte sich umständlich.

      „Aber weiter war nichts“, zwitscherte Elfriede, „ehrlich. Und der Herr Kommissar musste ja auch seiner Arbeit nachgehen. Mitten in der Nacht. Gestern, in einem dieser Häuser.“

      „In einem welcher Häuser?“, fragte der Pastor, offensichtlich froh, das Thema wechseln zu können.

      Elfriede schaute ihn mit großen Augen an. „Aber Herr Pastor, das wissen Sie nicht? Gerade Sie? Von diesen Häusern, die sie gestohlen haben. Damals im Krieg.“

      „Jaja, natürlich, ich weiß“, ging Pastor Himmelmeyer hastig dazwischen.

      „Und ich weiß, dass Sie das wissen“, beharrte Elfriede schlitzohrig. „Sie wohnen ja selbst in so einem …“ Das mühsame Keuchen des betagten Priesters ließ Elfriede abbrechen.

      „Ich hab mein Leben lang dafür gebüßt“, presste Himmelmeyer hervor. „Deshalb bin ich Priester geworden.“

      Elfriede schwieg und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Pastor Himmelmeyer sich den Schweiß von der Stirn wischte. Jetzt hatte sie ihn genau da, wo sie ihn haben wollte.

      „Finden Sie es nicht sogar richtig, was dieser Einbrecher tut?“

      Das ganze Gerede zuvor war nur der Anlauf gewesen. Trotzdem war Elfriede von der Heftigkeit überrascht, mit der es aus Pastor Himmelmeyer herausbrach.

      „Sie meinen diese Pappfiguren? Diese schrecklichen …“

      „War er auch schon bei Ihnen? Im Haus, das Rabbi Dillinger gehörte?“

      Jetzt zitterte Pastor Himmelmeyer so stark, dass Elfriede es durch das Holzgitter sehen konnte. Ich muss jetzt aufhören, dachte sie. Ich bin schon zu weit gegangen.

      „Gestern“, stöhnte Pastor Himmelmeyer, „gestern hab ich eine neue Tür einbauen lassen. Eine Hochsicherheitstür.“

      Weiß ich doch, dachte Elfriede und erhob sich.

      „Aber was will dieser Einbrecher? Was um Himmels willen …“

      „Auf Wiedersehen“, flüsterte Elfriede, als sie den Beichtstuhl verließ. „Haben Sie eigentlich die neue Tür auch abgeschlossen?“, hörte Pastor Himmelmeyer noch.

      Oder glaubte, es zu hören.

      Emma blickte immer noch starr geradeaus auf das Altarkreuz. Elfriede kam ganz dicht an sie heran.

      „Haben Sie gelauscht?“

      „Ich?“ Emma fasste sich erschrocken an den Blusenkragen.

      „Ich rede nicht mit der Mücke in Ihrem Ohr.“

      Unwillkürlich griff sich Emma ans Ohr. „Neinnein“, beeilte sie sich zu sagen, „so was würde ich niemals …“

      „Sie sind jetzt dran!“, unterbrach sie Elfriede. Ihr Blick glitt über die zwei seltsamen Vögel in der Bank. „Passen Sie auf, sonst drängeln die vor.“

      Elfriede schlurfte durch das riesige Kirchenschiff davon.

      Pastor Himmelmeyer war nicht recht bei der Sache. Was wollten die beiden? Der dicke Riese und der Hänfling, der sich neben ihm in den Beichtstuhl quetschte. Ein neues Leben anfangen, soviel hatte Pastor Himmelmeyer verstanden. Sollten sie doch. Und dass sie eine Bank geraubt hatten, war ja nicht gar so schlimm.

      Pastor Himmelmeyer zupfte seine Soutane zurecht. Er musste schnellstens nach Hause. Diese Alte hatte ihm einen Stachel ins Fleisch gebohrt. Je länger er darüber nachdachte, um so sicherer war er, dass er die neue Tür nicht abgeschlossen hatte. Überhaupt, was nützte so eine Stahlplatte ohne ein stabiles Schloss. Ja, der Boss dieser Firma, Julius Porter, hatte ihm sein Leid geklagt. Dass man heutzutage keine zuverlässigen Leute mehr findet. Deshalb könne das neue Spezialschloss erst nächsten Montag oder möglicherweise erst Dienstag und so weiter.

      „Ausgeraubt“, korrigierte der Kleine.

      Pastor Himmelmeyer sah ihm irritiert auf die Glatze. „Woraus denn?“

      „Jetzt hören Sie mal zu“, knurrte der Koloss.

      Aber Pastor Himmelmeyer wollte nicht mehr zuhören. „Meine Herren“, sagte er kurzatmig, „ich schreibe Ihnen hier …“, schon hatte er einen Zettel und einen Stift in der Hand, „… die Telefonnummer einer Firma auf. Dort werden Leute gesucht. Sie sind doch zuverlässig?“

      Der Pinocchio wackelte mit dem dicken Kopf.

      „Ja, natürlich!“,

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