PROJEKT KUTAMBATI. Michael Stuhr

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PROJEKT KUTAMBATI - Michael Stuhr

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beendete, war es schon so spät - und Wallmann war dermaßen geschafft - dass es ihn nur noch ins Bett zog. So blieben für ihn denn auch etliche Fragen offen, die er noch mit Seidel klären wollte. - "Um acht Uhr fliege ich zurück nach Kutambati. Haben Sie vorher noch Zeit für mich?"

      "Sicher, Doktor Wallmann! Treffen wir uns doch um sieben wieder hier und frühstücken zusammen."

      Höflich verabschiedete man sich voneinander. Herr Holtkamp blinzelte Wallmann mit seinen riesigen Eulenaugen an und versicherte "Nur damit wir uns nicht missverstehen: ich bin nicht Ihr Feind, Doktor Wallmann, ich werde nur meine Pflicht tun."

      "Ja sicher!" Müde drückte Wallmann Holtkamp die Hand und war froh, als er ein paar Minuten später todmüde in sein Bett sinken konnte. Zunächst schlief er tief und traumlos. Gegen Morgen allerdings träumte er von einem Riesenheer schwarzer Arbeiter, die mit großen Schaufeln ein gigantisches Loch neben seiner Klinik gruben. Langsam kam das Krankenhaus ins Rutschen und glitt immer tiefer in das Loch hinein.

      Trotz Air-Condition wachte Wallmann schweißgebadet auf, als der Hausboy um 6.30 Uhr an seine Zimmertür klopfte. Rasch machte er sich fertig und ging hinunter.

      Außer Gendera, dem Ingenieur, war niemand im Konferenzraum. Es war auch nur für zwei Personen gedeckt.

      "Herr Seidel und Herr Holtkamp lassen sich entschuldigen. Eine dringende Angelegenheit! Sie verstehen?"

      Wallmann verstand sehr gut. "Wahrscheinlich dauert es etwas länger?"

      "Bis heute Abend mindestens." Gendera köpfte sein Frühstücksei. In schleimigen Fäden tropfte der halbgare Inhalt auf den Tisch.

      "Regel Nummer eins für Afrika-Neulinge: Bestell niemals ein gekochtes Ei!" murmelte Wallmann.

      Erstaunt sah Gendera ihn an. "Was?" Betroffen sah er auf sein Frühstücksei und schob es dann mit einer angewiderten Grimasse beiseite.

      Wallmann nahm Platz und goss sich Kaffee ein. Nachdenklich bastelte er sich aus den spärlichen Zutaten so etwas wie ein Sandwich. Seidel war zwar ein unangenehmer Charakter, aber nicht feige. Wenn er jetzt den Fragen Wallmanns auswich, welchen Grund hatte das dann?

      15.11.1972 - 08:12 - Mombasa, Yomo-Kenyatta-Drive

      "Ein sehr schönes Häuschen!" Holtkamp schaute sich zufrieden um. Mit einer Bleibe hier direkt an dieser Prachtstraße hatte er nicht gerechnet. "Wirklich sehr schön!"

      Mommsen, der in einer Blitzaktion den Vormieter auf ein sehr abgelegenes Grundstück außerhalb Mombasas verfrachtet hatte, war erleichtert. Das von einer hohen Mauer umgebene Gebäude war allerdings wirklich ideal für die Zwecke der Heerdt AG. Das hatte sogar Seidel zugeben müssen, der es sich nicht hatte nehmen lassen, sich die neue Dependance der AG selbst anzusehen.

      Schon lange vor Vertragsabschluss mit dem Ministerium hatte die AG vorsorglich ein Logistikkonzept für den Neubau des Forschungszentrums Kutambati erstellen lassen. Bis zur endgültigen Übergabe des Neubaus an den Bauherrn würde Holtkamp den Materialumschlag und den Transport organisieren. Nach der Inbetriebnahme sollte er sich vor allem um die Kommunikation zwischen Frankfurt und Kutambati kümmern. Zu diesem Zweck sollte heute noch eine speziell ausgestattete Funkbude für ihn eingerichtet werden.

      Ferner war dieses Haus als Durchgangsstation für Besucher des Forschungszentrums gedacht. Mitarbeiter, Anwendungstechniker und Wartungskräfte würden dann in den sechs Erdgeschossräumen eine Übernachtungsmöglichkeit vorfinden. Holtkamp selbst sollte die drei Zimmer der oberen Etage bewohnen.

      "Es gibt hier Wasserversorgung, Telefonanschluss und ein Notstromaggregat. Weiterhin ist das ganze Gebäude klimatisiert." Mommsen war sichtlich stolz auf seinen Besitz.

      "Wer hat hier vorher gewohnt?" Holtkamp schob sich seine schwarz gerandete Brille zurecht und sah sich misstrauisch um. Wer sich solchen Luxus leisten konnte, ließ sich doch nicht so schnell ausquartieren.

      "Weiße", gab Mommsen lakonisch zur Antwort, während er schnell sein Gesicht abwandte.

      Der Mann hatte etwas zu verbergen, das war klar. Holtkamp fragte lieber nicht weiter nach. Er merkte plötzlich, dass er die Details gar nicht wissen wollte.

      Seidel hatte inzwischen Lichtschalter und Wasserhähne ausprobiert. "Gut Herr Holtkamp, Sie können dann gleich nachher Ihre Sachen holen. Sobald die Funkanlage in Betrieb ist, nehmen Sie bitte sofort Verbindung zum Fernmeldeamt auf. Ich möchte ein Telegramm aufgeben!" Zu Mommsen gewandt fuhr er fort: "Stellen Sie Herrn Holtkamp jetzt bitte das Hauspersonal vor!"

      Mommsen stellte sich breitbeinig in den Flur und stieß einen durchdringenden Pfiff aus. Seidel verzog angewidert das Gesicht. Sekunden später standen zwei schwarze Frauen vor ihm. Etwas langsamer kam ein älterer Mann aus der oberen Etage.

      "Jambo, Bwana!" grüßten die drei. Die jüngere Frau, etwa zwanzig Jahre alt, versuchte einen Knicks.

      "Jambo!" grüßten auch Mommsen und Holtkamp.

      Seidel war in einen anderen Raum gegangen.

      "Das ist euer neuer Herr!" Mommsen stellte Holtkamp vor. "Dient ihm so, wie ihr Bwana Gerlitz gedient habt. - Das sind Adam, Maria und Aye. Adam macht mit der kleinen Aye zusammen das Haus. Die alte Maria ist eine ganz gute Köchin. Sie werden staunen!"

      Holtkamp nickte den dreien freundlich zu, aber gleichzeitig spürte er direkt körperlich die Reserviertheit, die von ihnen ausging. Sie mochten ihren neuen Boss nicht. Die merkwürdig lauernden Blicke, mit denen sie ihn maßen, sagten ihm ganz klar, dass sie niemals seine Diener sein würden. Das waren Mommsens Leute, und er, Holtkamp, wurde von ihnen nur geduldet. Es war lächerlich, aber das Bewusstsein, hier unerwünscht zu sein bewirkte, dass es ihm ganz mulmig wurde. Nervös schob er sich den Zeigefinger in den Hemdkragen und versuchte vergeblich, ihn zu lockern.

      "Macht Euch wieder an die Arbeit, die oberen Räume müssen noch in Ordnung gebracht werden!"

      Mommsens barsch gesprochene Worte rissen Holtkamp aus seinen leicht paranoiden Gedanken. Verwirrt schreckte er auf und blickte sich zu Mommsen um.

      "Immer muss man hinter diesen Leuten her sein", sagte der.

      Holtkamp nahm sich vor, das zu versuchen - aber er versprach sich nicht sehr viel davon.

      Vor dem Eingang wurde es laut. Mommsen öffnete die Tür und zwei Techniker kamen mit etlichen technischen Geräten in den Flur. - Die Funkanlage! Holtkamp spürte Erleichterung. Das würde seine Verbindung zur Welt sein. - Sein Lebensnerv.

      15.11.1972 - 11:42 - Telegramm Seidel/Heerdt AG

      Heerdt AG - Hauptverwaltung

      Herrn Direktor Camberg

      Frankfurt a.M.

      West Germany

      15/11/1972/11:42

      Laut Gendera wird Mommsen in der Lage sein, den Bauauftrag auszuführen/Mommsens afrikanische Reverenzen sind in Ordnung/Zwecks weiterer Überprüfung hier Daten/Viggo Jan Mommsen/05/08/1928/Holstebro/Dänemark//Mommsen Ltd./Nairobi/Kenia/Wallmann ist kooperativ/Keine Schwierigkeiten/Gruss Seidel

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