Mord im Zeppelin. Ulli Schwan

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Mord im Zeppelin - Ulli Schwan

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es niemand anders sieht? Wäre das in Ihrem Sinne, Gräfin?«

      »Nein, das wäre es nicht, Bleibtreu.« Die Gräfin schien kurz davor zu stehen, jemandem ihren Spazierstock überzuziehen, ein stabiles hölzernes Gebilde mit einem runden silbernen Knauf.

      Eine klare Antwort, dachte Becky amüsiert und beobachtete das kleine Drama interessiert weiter. Natürlich aus sicherer Entfernung, so wie der Rest der anwesenden Gäste und Angestellten.

      Bleibtreu ließ sich von der Gräfin nicht einschüchtern, sondern versuchte es nun erneut: »Aber es wäre doch sicher angenehmer, wenn wir diese ganze Diskussion in einer privateren Umgebung führen könnten.«

      Er wandte sich an den Zöllner vor ihm, der es inzwischen aufgegeben hatte, sein verrutschtes Lächeln wieder in die richtige Position zu bringen. »Möglicherweise könnten wir das ja mit jemandem weiter diskutieren, der etwas mehr Autorität in dieser Sache hat? Ich gehe davon aus, dass Mister Barker hier ein Büro zur Verfügung steht?

      Der Beamte atmete sichtlich auf. An zwei hinter ihm bereits wartende Kollegen gewandt, sagte er umstandslos: »Schaffen Sie die Koffer der Gräfin in das Büro von Mister Barker und rufen sie ihn bitte.«

      Zu der schwierigen Dame vor ihm sagte er nur: »Wenn Sie den Herren bitte folgen würden, Gräfin.«

      Die Gräfin antwortete kalt: »Gut, ich werde schließlich nicht jünger während wir hier diskutieren. Tuggle, Bleibtreu, wir gehen.«

      Bleibtreu blieb stehen, wo er war. »Dann tun Sie doch bitte jetzt Ihre Pflicht bei mir, guter Mann. Dies ist mein Koffer.«

      Sollte die Gräfin bemerkt haben, dass jemand aus ihrer Entourage ihr nicht umgehend gehorchte, so zeigte sie es nicht. Ohne sich weiter darum zu kümmern, was hinter ihr vorging, folgte sie den Männern der Luftschifffahrtslinie. Die Zofe trottete ihr mit gesenktem Blick hinterher.

      Kaum war sie außer Sichtweite, ging ein Raunen von amüsierten und erleichterten Kommentaren durch die Vorhalle. Erst jetzt wagten die Zuschauer, ihre Limonaden zu trinken – sie hatten damit aufgehört, um nur keine Sekunde des Spektakels zu versäumen.

      »Wer war das?«, fragte Annett in den Raum.

      Der Gepäckträger neben ihr antwortete darauf: »Das war Gräfin Edeltraud von Brauntroet.«

      »Sie macht ihrem Namen alle Ehre«, murmelte Miro so, dass nur seine Frau und Annett ihn hören konnten.

      »Das muss ein ehrwürdiger deutscher Name sein, wenn er so lang ist«, die Sängerin wiederholte ihn genüsslich, »Edeltraud von Braun... »

      »Bitte, nicht nochmal«, sagte Becky gepresst und wischte sich eine Lachträne aus dem Auge. Manche Menschen, dachte sie, haben tatsächlich den Namen, den sie verdienen.

      »Mister und Misses Berlioz!«, schallte es ihnen da entgegen. Vorbei an einer vierköpfigen Familie kam ein korpulenter Mann auf sie zugeeilt, die Arme zur Begrüßung weit geöffnet. Seine Haare waren nur mehr ein Kranz und die kleinen Augen lagen hinter einer runden Brille. Der dreiteilige dunkelgrüne Anzug war ihm auf den Leib geschneidert, so professionell wie das freundliche Lachen. »Es freut mich sehr, Sie an Bord meines Zeppelins zu begrüßen zu dürfen.«

      »Mister Barker, die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Becky. Sie musste nach unten sehen, denn Barker reichte ihr gerade mal bis zur Brust. Als sie ihm ihre Hand reichte, ergriff er sie und drückte schmerzhaft fest zu. »Mein Mann, Miroslav Berlioz.« Sie überlegte, ob sie ihn direkt darauf ansprechen sollte, dass er sie ausgerechnet zu dieser Fahrt eingeladen hatte, beschloss jedoch, dass dies auf keinen Fall der richtige Moment war. Das würde sie sich für später aufheben.

      »Es ist mir eine Ehre, Mister Berlioz.« Nun schüttelte Barker auch Miro die Hand.

      Becky drehte sich zu Annett um. »Und diese junge Dame ist Annett Jennings, unser Überraschungsgast sozusagen. Vielen Dank übrigens, dass Sie noch eine Kabine für uns zur Verfügung stellen.«

      »Die Sängerin, natürlich, begabt und dazu wunderschön.« Der Besitzer des Luftschiffs verbeugte sich. »Russel Edgley Barker, zu Ihren Diensten. Ich hoffe doch sehr, Sie geben uns während der Überfahrt eine Kostprobe Ihres Talents, Miss Jennings. Misses Berlioz hat bei unserem heutigen Telefonat so begeistert von Ihrer Stimme erzählt. Entgegen meinen ursprünglichen Plänen werde übrigens auch ich auf dieser Fahrt mit von der Partie sein. Dringende Geschäfte, die meine persönliche Anwesenheit erfordern, sie verstehen …«

      »Es wird mir eine Freude sein, Mister Barker«, sagte Annett höflich.

      Barker lächelte und klatschte in die Hände. »Dann ist es also abgemacht. Haben Sie den Koffer, den wir sicher für Sie aufbewahren sollen, Mister Berlioz?«

      »Zur Hand«, nickte Miro.

      »Nun, leider müssen auch Sie durch die Kontrolle, da kann ich nichts machen. Aber direkt hinter den Beamten erwartet Sie ein Junge, der Sie zum Frachtmeister bringen wird. Kommen Sie, ich verschaffe ihnen da vorne einen winzigen Vorteil, Sie sind ja schließlich Ehrengäste, nicht wahr?« Er zwinkerte Becky zu.

      Was für ein unangenehmer kleiner Mann, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hoffte nur, dass er in geschäftlichen Belangen ein angenehmeres Gegenüber sein würde, doch da hatte sie bereits nach diesem kurzen Zusammentreffen so ihre Zweifel.

      Während sie zur Kontrolle gingen, flüsterte Becky Annett ins Ohr: »Barker ist der Besitzer der Fluglinie. Er hat im Großen Krieg viel Geld gemacht und in den Jahren danach noch mehr. All das steckt in dem neuen Projekt: eine regelmäßige Linie von Luxus-Luftschiffen über den Atlantik. Die ersten Fahrten sind gut gelaufen, aber jetzt sucht er nach weiteren Finanziers – und hofft, sie bei meiner Familie zu finden.«

      »Sind Sie denn interessiert an einem fliegenden Hotel?«, fragte Annett.

      Becky nickte. »Deswegen haben wir die Einladung angenommen. Ich werde mir die Demetrio und Mister Barker mal ansehen. Na ja, und weil Miro einem so großen Spielzeug nicht widerstehen kann.«

      »Genauso wenig wie du einem Abenteuer, meine Liebe.« Miro legte einen Arm um die Schultern seiner Frau.

      Inzwischen hatten sie die Tische erreicht, an denen die Angestellten der Fluglinie zusammen mit den Zollbeamten saßen und die Pässe und Koffer der Reisenden untersuchten. Vor ihnen stand nur noch die Familie mit den beiden Kindern. Vater und Mutter waren in ein Gespräch mit den Beamten vertieft, die Tochter spitzte interessiert die Ohren, um alles mitzuhören, nur der Sohn lungerte gelangweilt herum. Der Junge – wohl acht Jahre alt – sah zu Miro auf und runzelte die Stirn, so als würde er angestrengt nachdenken. Er trug einen dunkelblauen Anzug mit kurzen Hosen, weißen Kniestrümpfen und eine graue Mütze.

      Becky sah, dass Miro den Blick des Jungen erwiderte und ihm zuwinkte. Miro mochte Kinder sehr, das wusste sie bereits. Und er nutzte immer die Gelegenheit, sie mit kleinen Zaubertricks zu überraschen. Sie beobachtete gespannt, was weiter geschah.

      Das Winken schien das Zeichen für den Jungen, reden zu dürfen. Er kam zwei Schritte auf Miro zu und fragte auf Deutsch: »Sie sind doch dieser Zauberer? Ich habe die Plakate gesehen und wollte hin, aber Papi sagte, wir hätten keine Zeit dafür.«

      »Sowas«, meinte Miro. »Wie wäre es mit einer Gratisvorführung? Jetzt und hier.«

      »Geht das denn?«

      »Nur,

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