Mord im Zeppelin. Ulli Schwan

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Mord im Zeppelin - Ulli Schwan

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sagte Miro erfreut und winkte die beiden heran. »Lassen Sie uns gemeinsam einen Platz suchen. Die modernen Sitten haben hier Einzug gehalten, wie wir gerade erfahren haben.«

      Becky verkniff sich ein Lächeln und handelte.

      »Annett, Mr. Norris, kommen Sie, wir setzen uns dorthin, da haben wir einen schönen Blick.« Sie platzierte ihre kleine Gruppe gekonnt ein gutes Stück entfernt von der Gräfin und ihrem Sekretär am anderen Ende des Tisches. Sie hatte nicht umsonst jahrelange Erfahrung auf dem Parkett der Berliner High Society, das Vermeiden der Gräfin sollte da doch ein Kinderspiel werden!

      Der Flieger nickte und warf sich mit einer solchen Vehemenz in den Stuhl, dass dieser ächzte.

      »So, Bessie ist gut untergebracht. Ist aber eine Schande, dass sie ihren Atlantikflug huckepack machen muss!«

      »Wer ist Bessie?«, fragte Becky neugierig.

      »Na, mein Flugzeug natürlich. Wir Piloten geben unseren Flugzeugen immer Namen, genauso wie ein Schiffskapitän.« Quebec strahlte sie an.

      »Könnte sie es denn schaffen, den Flug über den Atlantik meine ich?«, fragte Becky.

      Quebec schüttelte seinen Kopf. »Nur wenn wir segeln würden. Nicht genug Sprit in den Tanks. Bessie hat zwar mehr Ausdauer als die meisten, ist aber immer noch ein flinker Vogel, kein umgebauter Bomber wie bei den Briten, die den Atlantik vor vier Jahren überflogen haben.«

      »Von Neufundland nach Irland«, erinnerte sich Miro. »Wir starten in San Francisco und fliegen nonstop nach Berlin. Das sind einige hunderte Meilen mehr, möchte ich meinen.«

      »Das Benzin wurde seitdem verbessert und die Flugzeuge auch«, sagte Quebec.

      »Brown musste damals aus dem Cockpit aussteigen, um einen der Motoren zu enteisen. Auf einem Luftschiff eine leichte Übung, da die Motorgondeln über Leitern zu erreichen sind; bei einem Flugzeug ein ganz schönes Abenteuer.« Miro sah immer noch skeptisch aus.

      »Luftschiffe sind doch was für Schönwetterflieger! Die Demetrio muss jedem Gewitter aus dem Weg gehen, weil sie sonst von den Winden herumgezerrt wird. Mit einem Flugzeug kann man durch ein Gewitter durchfliegen, braucht sich um ein paar Lüftchen nicht zu scheren. Deswegen sind Flugzeuge ja auch schneller.«

      »Was ist mit dem Luxus, mon ami?«, fragte Miro und machte eine ausholende Geste. »In keinem Flugzeug werden Sie jemals so bequem reisen können wie hier. Mit Speisesaal, Promenadendeck, Duschen und einer Bar.«

      »Bisher nicht«, hielt Quebec dagegen. »Aber die Flugzeugbauer sind noch lange nicht am Ende ihrer Ideen. Ich habe Pläne gesehen von Flugzeugen mit gigantischer Spannweite und acht Motoren. Die haben doppelt so viel Leistung wie die Demetrio und werden mehr Menschen transportieren, als wir uns vorstellen können – und wer weiß, wie die Passagiere dann reisen? Vielleicht gibt es auch auf diesen Riesenflugzeugen einen Speisesaal und Duschen. So ein Luftschiff«, meinte der Kanadier und schlug auf die Armlehne, »ist einfach zu anfällig, nichts weiter als ein großer Ballon. Und was für eine Platzverschwendung! Von dem gigantischen Rumpf wird doch nur ein kleiner Teil genutzt von den Gästen und der Crew.«

      »Es kommt nicht immer nur auf die Effizienz an«, erklärte Miro. »Wenn dem so wäre, würden nur noch Schnellboote auf den Meeren fahren. Die Leute wollen ihre Reise genießen, sie soll ein Erlebnis sein.«

      Ein Steward kam zu ihrem Tisch »Welche Getränke darf ich den Herrschaften als Aperitif servieren?

      »Eine Limonade, bitte«, sagte Annett.

      »Einen Singapore Sling für mich«, bestellte Becky.

      »Whisky«, kam es knapp von Quebec Norris.

      Miro nickte zustimmend. »Dem schließe ich mich an.«

      Der Steward räusperte sich ein wenig verlegen. »Verzeihung, aber wir servieren keine alkoholischen Getränke, bis wir das Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten verlassen haben.«

      Becky sah den Mann an. Blinzelte, als ihr die Tragweite dieses Satzes bewusst wurde. »Sie meinen: während wir hier festgemacht haben?«, vergewisserte sie sich.

      »Nein, tut mir Leid, Miss. Die Demetrio darf solange keinen Alkohol ausschenken, bis wir die Fünf-Meilen-Zone hinter uns gelassen haben.«

      »Grundgütiger«, entfuhr es Becky. Sie warf ihrem Mann einen verzweifelten Blick zu. »Hast du das gewusst?«

      Miro hob die Hände und schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung.«

      »Verdammte Prohibition! Hunderttausend Höllenhunde, weiß nicht, was das bringen soll. Ein Gläschen schadet doch wohl keinem!« Quebec sah mindestens so unglücklich aus wie Becky.

      Die drei sahen sich an. »Dann bringen Sie mir was von diesem süßen schwarzen Zeug«, orderte Quebec bei dem verlegenen Kellner. Miro und Becky ergaben sich in ihr Schicksal und orderten dasselbe.

      »Coca Cola?«, fragte der Kellner etwas verunsichert nach.

      »Jaja, genau das. Würde bei Familienfeiern des Norris-Clans kein Whisky serviert, dann würden wir es wahrscheinlich keine zehn Minuten miteinander aushalten. Wird vermutlich den nächsten Krieg auslösen, diese Prohibition.«

      Becky seufzte. »Ich weiß, was Sie meinen. Mister Norris, Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack. Ich würde ja sagen, darauf trinken wir, aber Limonade ist dem Anlass wirklich nicht angemessen.«

      »Na ja, Misses Berlioz, vielleicht hätte ich da eine Lösung für dieses kleine Problem. Aber bitte, nennen Sie mich doch Quebec.« Er zwinkerte ihr zu.

      Becky musste lächeln. In Quebec Norris steckte vermutlich noch einiges mehr als nur ein paar Abenteuergeschichten. Sie freute sich schon darauf, ihn auf dieser Reise besser kennenzulernen.

      »Nur, wenn Sie mich Becky nennen.« Sie hob ihr Limonadenglas und prostete Quebec Norris damit zu.

      Während der Kellner sich entfernte und vermutlich darauf vorbereitete, die schlechte Nachricht an diesem Abend noch einigen anderen Gästen überbringen zu müssen, betraten nun die nächsten Mitreisenden den Saal. Der erste, der eintrat, war ein Mann in den Sechzigern, sportlich, sonnengebräunt, mit weißem Haarkranz und Kinnbart. Dichte Augenbrauen beschatteten helle Augen, und trotz seines Alters ging der Mann leichtfüßig und hoch aufgerichtet. Sein Tweedanzug, wenn er auch bessere Tage gesehen hatte, passte tadellos – offensichtlich auf den Leib geschneidert – nur das blau-rot-braune Karomuster der Hose wollte nicht recht zum braunmelierten Tweedblazer passen. Ein Rebell des Karomusters, dachte sie und ließ ihren Blick weiter wandern.

      Der Mann hinter ihm war drei Dekaden jünger und hielt sich so gerade, als hätte er einen besonders steifen Stock verschluckt. Nicht nur die Haltung, sondern auch sein ausgreifender Schritt und die bürstenkurzen, schwarzen Haare verrieten die Zucht des Militärs, die dieser Mann lebte. Der schwarze Anzug war nicht maßgeschneidert, wie Becky auffiel. Er war aber ebenso tadellos gepflegt wie die glänzenden Schuhe. Stechende Augen nahmen ruhelos jedes Detail des Raumes und der Anwesenden wahr. »Diensteifrig« war das Wort, das Becky bei ihm sofort einfiel.

      Beiden folgte ein schlanker, drahtiger Mann, in Uniform, der offensichtlich ebenfalls zum Militär gehörte. Allerdings war er bereits älter, seine braunen Haare färbten sich an den Schläfen und im exakt gestutzten Vollbart schon leicht grau. Auch er hielt

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