Mord im Zeppelin. Ulli Schwan

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Mord im Zeppelin - Ulli Schwan

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junger Mann. Bin gespannt, ob die ihr Versprechen halten, habe nämlich empfindliche Ohren. Sogar wenn ich schlafe.«

      »Dafür, dass er die Stille so mag, redet er aber 'ne Menge«, raunte Quebec Annett und Becky zu, während der Lord weiterhin laut und ausführlich über die Vorzüge der Stille schwadronierte.

      Becky beugte sich zur Seite. »Allerdings. Ich bin gespannt, wer sich heute Abend durchsetzt: Madame Silva oder Lord Conroy. Sie scheinen sich in nichts nachzustehen.«

      Annett sah ein wenig enttäuscht aus. »Es wurde gerade so interessant, bevor dieser Lord sich eingemischt hat.«

      Aufgrund des Rededuells von Lord Conroy und Madame Silva hatten sich die beiden Franzosen wohl für das ihrer Meinung nach kleinere Übel entschieden und sich gegenüber von Miro und Becky niedergelassen. Inzwischen trafen auch die restlichen Gäste ein.

      Zuerst kam die deutsche Familie, die sie bereits vom Einchecken kannten. Der Mann, der voranging, war groß und massig und wirkte fast grobschlächtig. Sein brauner Anzug verriet, dass er zwar teuer, aber doch nicht maßgefertigt war. Wie Becky bemerkte, saß er zwar gut, an den wirklich wichtigen Stellen war er jedoch ein klein wenig zu groß. Auffällig war eine dicke goldene Uhr, die aus einer zu kleinen Tasche ragte. Hinter ihm betrat die Frau den Saal, die ihren Sohn vor Miro ›gerettet‹ hatte. Sie trug ein formloses, beigefarbenes Kleid mit einem großen doppelten Spitzenkragen. Die beiden Kinder hatten ihren Blick zu Boden gesenkt. Das blonde Mädchen schätzte Becky auf zehn oder elf.

      »Und hier sind wir schon, Kinder«, vermeldete der Vater und unterbrach damit Lord Conroy. Noch jemand mit einem äußerst durchdringenden Organ, dachte Becky. Das wird interessant werden.

      »Guten Abend. Ich hoffe, wir sind nicht zu spät«, tönte der Neuankömmling. Mit einer ungeduldigen Handbewegung scheuchte er den Kellner beiseite, der die Getränkewünsche aufnehmen wollte. »Nein, nein, doch nicht jetzt. Lassen sie uns doch erst mal unsere Plätze finden. Hier Kinder, setzt Euch dorthin. Rosemarie, du hier.« Mit einer ähnlichen Handbewegung wie der, die er auch für den Kellner gebraucht hatte, scheuchte er den Rest seiner Familie an die ihnen zugedachten Plätze.

      Dann wandte er sich der Runde zu und neigte leicht den Kopf. »Kellermann, der Name. Meine Frau und meine beiden prächtigen Kinder.« Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und wischte sich kurz über die Stirn und durch sein leicht gerötetes Gesicht. Seine Frau und seine Sprösslinge murmelten ihrerseits ein »guten Abend« und setzten sich auf die ihnen vom Familienoberhaupt zugewiesenen Plätze.

      Erstaunlicherweise sagte die Gräfin nichts dazu, dass nun ausgerechnet zwei Kinder in ihrer unmittelbaren Nähe saßen. Der Blick, den sie ihrem Sekretär zuwarf, hätte jedoch ganze Gletscher schmelzen können. Geschieht ihr ganz recht, nach dem, was sie mit ihrer Zofe vorhin gemacht hatte, befand Becky. Hinter der Familie traten drei weitere Männer in den Raum.

      »Das ist Ben Truman«, sagte Miro und wies unauffällig auf den jungen Mann, der gerade eintrat. Die beiden nickten sich zum Gruß zu.

      Der Mann hinter Truman trug Uniform und eilte nach einem knappen »Guten Abend, meine Damen und Herren«, direkt zum Kapitän, um ihm etwas mitzuteilen. Dann verabschiedete er sich auch schon wieder.

      Der dritte Neuankömmling war eine sehr distinguierte, hochgewachsene Erscheinung. Sein dunkles Haar war leicht grau meliert, obwohl Becky ihn jünger schätzte, als er wirkte, und er trug einen maßgeschneiderten, neuen dunklen Anzug. Außerdem hatte er einen schwarzen Holzstock mit silbernem Griff in der Hand. Allerdings schien er ihn weniger wegen einer Behinderung zu brauchen, als aus modischen Gründen, denn er ging mit federnden Schritten zu dem freien Platz neben der Gräfin. »Wenn die Dame gestattet«, er wies auf den Stuhl, »mein Name ist Bedlam, Jonathan Bedlam.«

      Die Gräfin nickte – offenbar durchaus erleichtert, dass da jemand sitzen würde, der sie von den Kellermanns abschirmt – und noch dazu ein gutaussehender Gentleman.

      »Bitte entschuldigen Sie die Verspätung meine Damen und Herren«, sagte dieser. »Aber ich musste noch ein kurzes Telegramm aufgeben, geschäftlich. Aber wie ich sehe, sind meine Schutzbefohlenen, die Cabes, auch noch nicht anwesend.«

      »Oh, möglicherweise verpassen sie dann die Fahrt«, meinte Miro.

      Dafür rutschte Beckys Ellenbogen in seine Rippen, wobei sie gleichzeitig über den Tisch hinweg fragte: »Dann reisen Sie mit den Cabes?«

      »Nun ja, ich bin der Verleger der beiden und begleite unsere besten Autoren natürlich auch auf ihrer Lesereise durch Europa. Das ist man ihnen schließlich schuldig, nicht wahr?« Er lachte breit. »Sie müssen die berühmten Berlioz' sein, ich gebe zu, ich habe mich schon darauf gefreut, Sie kennenzulernen.«

      »In meinem Fall wohl eher berüchtigt als berühmt, fürchte ich.« Beckys Antwort fiel zugegeben recht trocken aus. Aber sie fand, ihre Berühmtheit, die sie den Vorfällen in Marienbad verdankte, eher lästig als erwähnenswert.

      »Aber nicht doch, verehrte Misses Berlioz, ich habe ihre erstaunliche Geschichte fasziniert verfolgt. Ebenso wie die Ihre natürlich, Mister Berlioz«, mit diesen Worten wandte er sich an Miro, »Ihre magischen Talente haben Amerika begeistert, wie ich hörte.«

      »So scheint es«, antwortete Miro und neigte bescheiden den Kopf. Das amüsierte Becky immer wieder. Einerseits liebte es ihr Mann, auf der Bühne zu stehen und mit dem Publikum zu spielen, sobald er jedoch die Bühne verließ, vermied er es, im Mittelpunkt zu stehen.

      »Natürlich haben Sie auch von mir bereits gehört, als weltberühmtes Medium kann man das ja kaum vermeiden.« Das kam von der anderen Seite des Tisches. Madame Silva strahlte den Verleger an. »Ebenso wie ich von Ihrem exorbitanten Verlag!«

      Offensichtlich hatte Madame Silva beschlossen, dass die Berlioz nun lange genug Thema des Tischgesprächs gewesen waren und sie langsam auch Erwähnung finden sollte. Wobei, Becky korrigierte sich innerlich, eigentlich sieht sie fast aus wie ein Habicht, der eine neue und sehr schmackhafte Beute entdeckt hat. Sie nahm ihr die Unterbrechung aber nicht übel, im Gegenteil – sie hatte zwar kein Problem damit, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, über die Ereignisse des letzten Jahres sprach sie allerdings nur sehr ungern.

      »Sehr erfreut, sehr erfreut. Ich hatte schon gehört, dass wir an Bord ein wahres Feuerwerk des Übernatürlichen haben.« Mister Bedlam sah in der Tat überaus erfreut aus. Wahrscheinlich sieht er schon ein neues Buch vor sich, überlegte Becky.

      »Nicht nur des Übernatürlichen«, mischte sich nun der Kapitän ins Gespräch. »Sondern auch des Kulinarischen. Meine Damen und Herren, wie es aussieht, sind wir nun fürs Erste komplett und unser exzellenter Küchenchef freut sich schon darauf, Sie mit ihrem ersten Dinner an Bord zu verwöhnen.«

      Er schien kurz den Faden zu verlieren, fuhr dann aber fort: »Mister und Misses Cabe sind noch nicht an Bord eingetroffen und auch Mister Barker, der recht kurzfristig entschieden hat, uns auf dieser Reise Gesellschaft zu leisten, wird erst ein wenig später zu uns stoßen.« Er erhob sein Limonadenglas, zögerte kurz mit Blick auf das Glas in seiner Hand und sagte dann: »Ich begrüße Sie hiermit nochmals offiziell an Bord der Demetrio und wünsche Ihnen guten Appetit.«

      Auf dieses Stichwort hatten die beiden Kellner und zwei Hilfskellner anscheinend nur gewartet, denn schon wurde die Vorspeise aufgetragen: eine hervorragende klare Consommé.

      »Ich hätte gedacht, dass man als Besitzer eines solchen Schiffs wenigstens über die Höflichkeit verfügt, pünktlich zum Dinner zu kommen«, bemerkte die Gräfin spitz in Richtung des Kapitäns. »Dass Künstler

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