Mord im Zeppelin. Ulli Schwan

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Mord im Zeppelin - Ulli Schwan

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zum Dinner, immerhin sind Damen anwesend«, versuchte Barker vergeblich, die aufgeladene Stimmung zu entspannen.

      »Sie waren auch im Krieg, nicht wahr, Mister Barker? Was sagen sie dazu?« Die Frage kam von Ben, der sich bisher eher nicht am allgemeinen Gespräch beteiligt, sondern mehr mit Annett unterhalten hatte.

      »Nun, das stimmt, Mister ...« Barker wirkte überrascht.

      »Truman, Ben Truman.«

      »Ich war tatsächlich freiwillig dort und habe versucht, mit Hilfslieferungen das Elend etwas zu lindern. Aber das ist nichts, was ich beim Dinner diskutieren würde. Meine Herren, vielleicht sollten wir das lieber später mit einer Zigarre im Salon besprechen und jetzt über Erfreulicheres sprechen ...«

      So charmant diese Bitte auch vorgetragen war, es war klar, dass Barker nicht bereit war, etwas zu diesem Thema beizutragen. Offensichtlich spricht auch er nicht über seine Erfahrungen im Krieg, dachte Becky. Aber sie war ihm dankbar, dass er versuchte, die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken. Immerhin mussten sie es noch einige Tage gemeinsam an Bord des Luftschiffes aushalten.

      »Nichts lieber als das«, antwortete Miro brüsk.

      »Ich verzichte nur zu gern auf Diskussionen mit Franzmännern und Mördern«, erklärte Kellermann.

      »Walther, die Kinder«, erinnerte Rosemarie Kellermann ihren Ehemann. Er nickte knapp und verstummte, sichtlich aufgewühlt.

      Barker schien erleichtert und suchte angestrengt nach einem neutralen Thema. Aber die Stimmung war drückend, so wie in den langen Tagen des Krieges, als die Zuhause Gebliebenen verzweifelt auf jeden Brief, jede Nachricht gewartet hatten, dachte Becky. Als wir auf ein schnelles Ende hofften, das nie kam. Etwas, das auch für dieses Dinner zu gelten schien.

      Nur allzu gern hatten die Passagiere den Vorschlag des Kapitäns angenommen, noch einen Kaffee im Palmen-Salon zu trinken. Alle waren aufgestanden, so schnell es die Etikette zuließ, bemüht, das drückende Schweigen und den Ärger hinter sich zu lassen.

      Der Salon lag auf der Backbordseite des Luftschiffes zwischen den Kabinen und der Außenhaut mit ihren Panoramafenstern. Am hinteren Ende stand ein kleiner Flügel. Darüber hing eine Malerei, die einen Zeppelin zeigte, der majestätisch über einen schneebedeckten Gebirgszug schwebte. Im Vordergrund sahen Hirten zu der silbern schimmernden Zigarre hinauf und ein Vogelschwarm zog seine Bahn.

      Der Salon wurde von einer hüfthohen Balustrade begrenzt. Sie trennte den inneren Bereich mit kleinen Tischen und dem Flügel sowie einer kleinen Bar von dem Panoramagang, der die Gelegenheit bot, an den Fenstern entlang zu flanieren oder auf schmalen Bänken aus dem allgegenwärtigen Aluminium die Aussicht zu genießen. Zahlreiche Palmen in großen Blumentöpfen standen zwischen den Tischen und gaben dem Salon seinen Namen.

      Jetzt spiegelten sich die Tische in den Fenstern, was den Raum um einiges größer erscheinen ließ, als er war. Gleichzeitig empfand Becky dadurch ein Gefühl von Abgeschiedenheit, als würde die Spiegelung sie von der Welt da draußen abschneiden, denn von der Arbeit in der Halle sah man nun nichts mehr, da dort die Lichter bis auf das Nötigste gedimmt worden waren.

      Becky spürte Miros Hand leicht an ihrer Taille, als er zu ihr, Quebec und Annett sagte: »Wollen wir uns dort vorne hinsetzen?«

      Doch Annett, die einige Schritte vor Ihnen lief, steuerte bereits ungewohnt forsch auf einen Tisch in der Nähe des Klaviers zu und hatte sie anscheinend nicht gehört. Sie warf einen Blick über die Schulter und winkte die drei herbei. »Kommen Sie, das hier scheint ein guter Tisch zu sein.«

      Quebec warf einen Blick in die Runde und schmunzelte dann unter seinem gewaltigen Schnurrbart. »Und die Nachbarschaft ist so interessant«, sagte er nur, dann folgte er Annett, die sich schon gesetzt hatte.

      Neugierig ging Becky einen Schritt nach vorne, um zu sehen, wer hinter der Palme am Nachbartisch saß. Nicht meine Wahl, dachte sie, aber besser als die beiden fürchterlichen Franzosen. Entschlossen zog sie Miro mit.

      »Auf alle Fälle angenehmer als neben dem General zu sitzen«, meinte Miro, der inzwischen ebenfalls gesehen hatte, mit wem die Sängerin sich angeregt unterhielt. »Madame Silva und ihre Gönnerin haben zumindest Unterhaltungswert, n’est-ce pas?«

      Russel Barker schien immer noch entschlossen, die Stimmung wieder zu verbessern. Und anscheinend hatte er auch schon eine Idee, wie das zu bewerkstelligen war. Er schritt zielsicher auf den Tisch der Berlioz zu. Mit einer kleinen Verneigung vor Annett, fragte er schmeichelnd und so laut, dass jeder im Salon es hören konnte: »Miss Jennings, ich habe gehört, wir haben eine wunderbare Sängerin an Bord. Würden Sie uns vielleicht die Ehre geben, heute Abend einige Lieder vorzutragen?«

      Annett freute sich sichtlich über die Frage. Überhaupt, dachte Becky, scheint sie gegen gestern richtig aufgeblüht zu sein. Sie sieht immer noch blass aus, aber was immer sie gestern bedrückt hat, scheint etwas weniger auf ihrer Seele zu Lasten. Sie freute sich darüber, denn sie mochte die junge Frau.

      »Sehr gern, Mister Barker, ich würde gerne für Sie singen« antwortete Annett mit echter Begeisterung. »Allerdings«, sie sah zu Madame Silva hinüber, mit der sie sich gerade angeregt unterhalten hatte, »Madame Silva wollte mir gerade von Ägypten erzählen.« Es war klar zu sehen, dass sie sich lieber weiter mit dem Medium unterhalten hätte.

      Barker schien egal zu sein, womit seine Gäste abgelenkt wurden, denn er sagte eilfertig: »Wie faszinierend, Madame, wollen Sie uns alle teilhaben lassen? Miss Jennings, vielleicht möchten Sie dann etwas später singen?«

      Damit hat er nicht nur Annett und Madame glücklich gemacht, dachte Becky, sondern auch das Interesse der anderen geweckt – und im Handumdrehen ein richtiges Abendprogramm organisiert. Sie musste zugeben, dass er ein Händchen dafür hatte.

      Madame Silva nahm nur zu gern die Gelegenheit wahr, wieder im Mittelpunkt zu stehen. »Oh, ich begeistere mich schon seit Jahren für den Orient an sich, und Ägypten im Besonderen, auch wenn ich leider noch nicht die Möglichkeit hatte, all die interessanten Orte zu besuchen. Ich habe die Ausgrabungen Carters und des armen verstorbenen Lord Carnarvon mit großem Interesse verfolgt und bin fasziniert von ihren Funden. Nicht nur dem materiellen Reichtum, vielmehr dem spirituellen, denn dieses Grab offenbart uns das Wissen über das Leben nach dem Tod, von dem die Ägypter so viel mehr besaßen als wir in unser ach so aufgeklärt genannten Zeit.«

      Annett beugte sich auf ihrem Stuhl zur Seite. »Was glauben Sie, werden wir über das Totenreich erfahren?«

      »Viele Wunder, meine Kleine«, versicherte das Medium. »Wie schon Napoleon erkannte, hatten die Ägypter ein viel feineres Bild des Totenreiches als wir, denn sie sahen den Tod nicht als Abschluss des Lebens, sondern als einen weiteren Schritt. Anders als wir heute, wussten die Weisen der Vergangenheit, wie stark der Einfluss des Jenseits in das Diesseits wirklich ist. Dass die Welt aus mehr besteht als roher Materie und elektrischer Energie.«

      Die Gräfin von Brauntroet klopfte mit ihrem Stock auf den Boden und nickte. »Ist der Fluch nicht ein deutliches Zeichen? Wie es die Inschrift im Grab prophezeite, holt sich der Hüter des Tutanchamun jetzt alle, die seine Ruhe störten.«

      »Welche Inschrift?«, fragte Annett.

      Mit feierlichem Ton zitierte Madame Silva: »Ich verhindere, dass Sand die geheime Kammer füllt. Ich bin zum Schutz der Toten da. So steht es geschrieben auf dem Keramiksockel einer Kerze vor dem Schrein

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