Mord im Zeppelin. Ulli Schwan

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Mord im Zeppelin - Ulli Schwan

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verloren und fuhr aufs offene Meer hinaus. Angeblich soll er immer mal wieder auftauchen und anderen Seeleuten helfen. Seemannsgarn halt.«

      Quebec Norris blickte langsam in die Runde. »Mein Onkel schwört auf sein Leben, das das genau der Name war, den der Mann am Funkgerät ihm genannt hat.« Er verstummte, als sei er nicht sicher, ob er die Geschichte tatsächlich hätte erzählen sollen.

      »Ich habe ähnliche Geschichten gehört.« Robichaude blickte nachdenklich auf das Glas in seinen Händen. »Im Krieg. Es gab immer wieder Soldaten, die geschworen haben, dass ihnen etwas geholfen hat, durchzuhalten oder den Weg zu finden. Etwas, das danach nicht mehr da war.«

      Er sieht viel zu jung aus, um im Krieg gewesen zu sein, dachte Becky. Doch sie wusste, dass das für viele der Männer galt, denn jede Nation hatte die Jüngsten an die Front geschickt. Selbst viele Offiziere waren weit unter dreißig gewesen.

      Robichaude sah auf, lächelte bemüht. »Mir persönlich ist nie so etwas begegnet, aber in einigen Fällen grenzte es tatsächlich fast an ein Wunder, un miracle, dass die Soldaten überlebten. Und wer bin ich, ihre Worte in Frage zu stellen? »

      Becky hatte das Gefühl, als wäre die Atmosphäre im Raum kälter geworden. Sie sah sich um, und auch die anderen schienen den Kaffee vergessen zu haben, er war kalt geworden in den Tassen. Annett war kalkweiß im Gesicht und sah angespannt aus. Sie legte ihre Hände um die Tasse, als würde sie sich daran festhalten.

      Lord Conroy schauderte. »Ich bin zwar in einem alten schottischen Schloss aufgewachsen, und glauben Sie mir, wir hatten unseren Anteil an angeblichen Geistern dort, aber gesehen habe ich – Gott sei es gedankt – nie einen. Ich glaube nicht, dass ich je wieder ruhig schlafen könnte, wenn ich einem begegnen würde.«

      Bevor jemand etwas darauf erwidern konnte, hörte man Schritte vom Treppenbereich näher kommen. Alle Köpfe fuhren herum.

      »Ich schätze, wir müssen uns den anwesenden Herrschaften wohl nicht mehr vorstellen ...« Die Dame, die den Raum betreten hatte, schien sich sowohl dieser Tatsache, als auch ihres Auftritts sehr bewusst zu sein. »Aber nur für den Fall: Lily Cabe. Und dieser formidable Herr an meiner Seite ist natürlich mein lieber Ehemann und meine verwandte Seele in der Profession – Colin Cabe.« Mit einer ausladenden Handbewegung wischte sie durch die Luft und drehte sich dabei ein wenig, so dass nun auch ihr Mann zu sehen war.

      »Und bevor sie fragen: Ja, wir sind die Autoren von ›Verlorene Seelen in Anford Manor‹ und ›Leben Sie unter uns?‹« Colin Cabe war offensichtlich nicht weniger bescheiden als seine Frau. Und das galt sowohl für seine Worte, als auch für sein Aussehen. Während die meisten Gäste – natürlich mit Ausnahme von Madame Silva – eher lässig elegant gekleidet waren, für dieses erste Abendessen an Bord, hatten die Cabes sich richtig in Schale geworfen.

      Lily Cabe trug ein langes goldenes Abendkleid, das sich eng an ihre Figur schmiegte. Das Dekolleté wurde betont durch Kaskaden von goldenem Stoff, der sich darüber ergoss – und einem breiten Diamantcollier, dass Misses Cabe um den Hals trug. Die dunklen langen Haare trug sie offen, nur an einer Seite des Gesichts, wurden sie von einer filigranen goldenen Spange gehalten.

      Ihr Mann hatte ebenfalls formelle Abendkleidung angelegt: Einen klassischen schwarzen Frack, der dem dunkelhaarigen Mann mit den feinen Gesichtszügen ausgesprochen gut stand, wie Becky anerkennend bemerken musste.

      Stühle knirschten an den Tischen, als die anwesenden Männer sich erhoben, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Die Bewegung löste die Stille, die sich nach Quebec Norris‹ Geschichte ausgebreitet hatte.

      »Aber nicht doch, meine Herren, bitte setzen Sie sich wieder.« Lily Cabe lächelte alle gewinnend an. »Wir sind ja leider so spät, dass wir uns kaum getraut haben, überhaupt noch in den Gesellschaftsraum zu kommen.«

      Barker, der weiterhin stand, hatte inzwischen zwei Kellner mit kleinen Gesten dazu veranlasst, Stühle so zu stellen, dass die Cabes sich zu der Gruppe setzen konnten. Jetzt trat er lächelnd einen Schritt auf die Cabes zu, um sie zu begrüßen. »Herzlich willkommen an Bord, Misses Cabe. Mister Cabe. Ich bin froh, dass Sie sich entschlossen haben, uns Gesellschaft zu leisten. Was für eine Bereicherung für unsere illustre Reisegruppe. Bitte ...« Damit wies er auf die leeren Stühle. »Bitte, nehmen Sie doch Platz. Wir können für Sie sicherlich noch eine leichte Kleinigkeit organisieren. Nicht wahr?« Auffordernd sah er einen der Kellner an.

      »Mister Barker, Sie sind der Besitzer dieser Schönheit der Lüfte, richtig?« Colin Cabe schüttelte dem Unternehmer enthusiastisch die Hand. »Wie schön, dass Sie auch an Bord sind – das gibt einem doch gleich ein besseres Gefühl bei diesen modernen Maschinen.«

      »Nun ja«, Barker schien nicht so recht zu wissen, ob das nun als Kompliment gemeint war oder nicht, entschloss sich dann aber, es positiv zu sehen. »Ich kann Ihnen versichern, dass mein Luftschiff die angenehmste Art ist, in der man heutzutage überhaupt reisen kann.«

      Allerdings schien ihm Mister Cabe schon gar nicht mehr zuzuhören. Er hatte Annett entdeckt und seinen Charme jetzt eindeutig auf sie gerichtet. »Und wer ist dieses bezaubernde Wesen? Sie sind Schauspielerin, nicht wahr? Ich bin mir sicher, dass ich Sie schon mal irgendwo gesehen haben ... nein, sagen Sie nichts, es fällt mir gleich wieder ein.«

      Annett war bei so viel Aufmerksamkeit ein wenig errötet. »Aber nein, ich bin keine Schauspielerin, Mister Cabe. Ich ...«

      »Keine Schauspielerin? Ein so reizendes Geschöpf? Ich bin absolut entsetzt!« Er wandte sich seiner Frau zu, die inzwischen neben dem General Platz genommen hatte. »Lily, Darling, meinst du nicht auch, diese junge Dame hier sollte unbedingt Schauspielerin werden?«

      »Aber ich stehe tatsächlich auf der Bühne. Ich bin Sängerin.« Annett hatte es erstaunlicherweise geschafft, den Redestrom von Colin Cabe kurz zu unterbrechen. Gut so Annett, dachte Becky, setz dich durch.

      »Ich wusste, dass Sie im Showbusiness sind. Habe ich es nicht gleich gesagt, Darling?« Colin Cabe wirkte ganz bezaubert von der Sängerin.

      »Das hast du in der Tat«, stimmte seine Frau ihm deutlich weniger begeistert zu. »Sängerin? Werden Sie denn auf der Reise für uns singen? Das wäre wunderbar. So viele Tage in der Luft und keine Möglichkeit, das Schiff zu verlassen, wir werden uns vermutlich alle furchtbar langweilen; das ist die Gelegenheit für Sie. Denken Sie nicht auch?«

      Die Frage war an niemand besonderen gerichtet, allerdings schienen sich alle irgendwie angesprochen zu fühlen. Es erhob sich allgemeines höfliches und hauptsächlich unverständliches Gemurmel.

      »Ich habe Mister Barker bereits versprochen, heute Abend zu singen«, antwortete Annett auf Lily Cabes Frage. »Allerdings muss ich gestehen, dass uns Madame Silva und Mister Norris mit ihren Berichten vollkommen in den Bann geschlagen haben.« Sie lächelte das Medium an. »Aber langweilen werden wir uns bestimmt nicht, Misses Cabe! Madame Silva hat schon versprochen, dass sie eine Séance an Bord durchführen wird. Und soweit ich weiß, wird Mister Berlioz auch eine kurze Vorführung seiner Kunst geben.«

      Colin Cabe ließ eine Menge weißer Zähne aufblitzen bei seinem Lächeln. »Ah, der große Illusionist wird uns die Ehre geben? Wunderbar, wunderbar. Das freut mich sehr. Ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört, Mister Berlioz. Hatte leider nie Zeit, mal in eine ihrer Vorstellungen zu gehen. Das ist die Kehrseite des Ruhms, nicht wahr? Man hat so selten Gelegenheit einfach etwas nur zur schlichten Unterhaltung zu tun. Lily und ich ziehen andererseits so viel Freude aus unserer Arbeit, und aus der Tatsache, dass wir Menschen helfen können, dass das vermutlich keine Rolle spielt.« Er ergriff die Hand seiner Frau und sie lächelten sich an. »Aber ich wusste gar nicht, dass

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