Mord im Zeppelin. Ulli Schwan

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Mord im Zeppelin - Ulli Schwan

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anderes erwartet.«

      »Nun, ich von mir auch, das muss ich gestehen, meine Verehrteste.« Das Ziel der Bemerkung, Russel T. Barker, betrat den Raum. Was er an Körpergröße vermissen ließ, machte er an Ausstrahlung wieder wett: Obwohl er nicht mehr als einen Meter sechzig maß, schaffte er es mühelos, bei seinem Eintreten alle Blicke auf sich zu ziehen. Klassisch im Smoking, allerdings mit einer roten Fliege dazu, begrüßte er jeden Gast am Tisch einzeln und sehr zuvorkommend.

      »Bitte verzeihen Sie mir meine kleine Verspätung«, wandte er sich dann an die versammelten Gäste. »Ich muss gestehen, dass diese kurzfristige Reise meinen Terminplan doch ziemlich durcheinander gerüttelt hat. Aber wie sagt man so schön: Ein Hoch auf das Unerwartete, nicht wahr? Ah, vielen Dank, ich denke, ich werde mich hierhin setzen.« Damit ließ er sich in dem Sessel neben Miro nieder.

      »Normalerweise bin ich für meine Pünktlichkeit berühmt, nicht wahr Kapitän Smith? Und nicht nur für meine persönliche Pünktlichkeit, sondern für die meiner Fluglinie.« Er nickte dem Kapitän zu. »Zugegeben, das haben wir weniger mir, als den kompetenten Besatzungen zu verdanken, aber ich schreibe es mir trotzdem ein wenig auf die Fahnen.«

      Nun ja, dachte Becky, da habe ich aber anderes gehört. Der Bericht, den ihre Sekretärin vor dem Abflug für sie zusammengestellt hatte, war sehr eindeutig gewesen, was das anging.

      »Also keine Verspätung auf dieser Reise?«, fragte der General in Richtung des Kapitäns.

      Der Kapitän lächelte ihn freundlich an. »Ich sehe keinen Grund für eine Verspätung. Die Demetrio ist ein hervorragendes Luftschiff und wir sind frisch aufgetankt. Natürlich ist ein Luftschiff immer auch von der Wetterlage abhängig, aber bisher gibt es keinerlei Wetterwarnung auf unserer Route.«

      »Wie ich immer sage«, warf Quebec an dieser Stelle ein. »Zeppeline sind viel zu wetteranfällig. Ein Flugzeug könnte durch den Sturm hindurch fliegen.«

      »Aber auch nur, wenn der Sturm nicht zu stark ist«, konterte Barker gelassen. »Und dann kann es auch ein Luftschiff wie die Demetrio mit einem Sturm aufnehmen. Ich habe mir heute Morgen die Daten angesehen, Kapitän. Ich denke da besteht kein Grund zur Besorgnis.«

      »Sie scheinen sich sehr sicher zu sein, Messieurs«, sagte der General. »So sicher, dass sie eine kleine Wette wagen würden?«

      »Eine Wette?«, meinte Walther Kellermann und wedelte mit einer Hand hin und her. »Da würde ich mithalten. Ich sage, wir schaffen es pünktlich. Wetter hin, Wetter her.«

      Quebec strich sich über den Schnurrbart. »Ich wette auch, aber dagegen. Das Wetter über dem Meer kann sich verteufelt schnell wenden.«

      Kapitän Smith sah nicht so aus, als wäre er sehr erfreut über diese Wette. »Meine Herren«, begann er etwas steif, »die Sicherheit der Passagiere hier an Bord steht für die Crew immer an erster Stelle und ist nichts, worauf man wetten sollte.« Er warf einen strengen Blick zum Besitzer der Linie. »Wir versuchen natürlich wie immer nach besten Kräften, den Fahrplan einzuhalten, aber Garantien kann man mit einem Luftschiff eben nicht geben.«

      »Aber mein lieber Kapitän Smith, das versteht sich doch von selbst. Allerdings ist Zeit immer auch Geld, das müssen wir natürlich ebenfalls bedenken. Ich bin mir sicher, das ist ihnen jederzeit bewusst, nicht wahr?« Russel Barker warf nun seinerseits dem Kapitän einen scharfen Blick über den Tisch hinweg zu.

      Sollte es da etwa Spannungen geben? Becky nahm sich fest vor, mit den Angestellten und speziell mit dem Kapitän zu sprechen, bevor ihre Familie auch nur einen Pfennig hier investierte.

      »Nun, mir ist es lieber, sicher und etwas später anzukommen, als gar nicht.« Rosemarie Kellermann hatte sich leise wie ein Mäuschen zu Wort gemeldet.

      »Das versteht sich doch von selbst, meine liebe Misses Kellermann!« Barker knipste sein breitestes Lächeln an und strahlte damit in Richtung der farblosen Deutschen.

      Der Kapitän sah so aus, als würde er gerne mehr dazu sagen, hatte jedoch nicht die Chance dazu. »Ah, sehen Sie nur, hier kommt auch schon der Hauptgang«, verkündete der Luftschifffahrtsbesitzer fröhlich und prostete den Kellnern zu, die die voll beladenen Teller brachten.

      Damit schien das Thema beendet zu sein und das Gespräch splitterte sich in viele kleinere Unterhaltungen auf, während alle beherzt zugriffen. Becky unterhielt sich gerade mit Annett darüber, was sie in San Francisco unternommen hatten, als es plötzlich zu einem Tumult kam. Madame Silva war Mittelpunkt des anscheinend dramatischen Geschehens. Sie gestikulierte so wild in der Luft herum, dass einer ihrer weiten Ärmel beinahe das Tablett des Kellners erwischte. Er konnte es gerade noch recht unbeholfen mit der anderen Hand festhalten, bevor es Lord Conroy auf die Halbglatze rutschte.

      »Oh nein, das kann ich nicht essen. Nein, nein und nochmal nein. Wie soll ich, jemand der über die Maßen sensibel für die Welt der Geister ist, ein totes Lebewesen zu mir nehmen können?« Mit einem Gesichtsausdruck, der echten Ekel verriet, lehnte sie sich zurück in ihrem Stuhl und atmete schwer. »Ich kann spüren, was für einen grauenvollen Tod diese unglückliche Kreatur hatte, ahnungslos hat sie ihr Leben gelebt und wurde dann brutal und sinnlos herausgerissen ... oh ... Blut strömt über die kleinen Äuglein ... nehmen Sie das weg von mir, bitte!«

      Der Kapitän auf der einen und Conroy auf der anderen Seite versuchten Madame gleichzeitig Luft zuzufächeln, während der Kellner wiederum versuchte, zwischen dem allgemeinen Wedeln der Servietten nun den Teller abzuräumen, der vor dem Medium stand. Allerdings bekam er nur ständig eines der Stofftücher ins Gesicht geschlagen und schaffte es nicht, an den Teller zu gelangen.

      Die beiden Kellermann-Kinder sahen so aus, als würden sie gleich in Lachen ausbrechen, während ihr Vater das Ganze überdeutlich als albernes Theater und unangemessene Störung des Dinners ansah.

      Becky blickte hinunter auf ihren Teller, den sie gerade bekommen hatte. Es war erstklassiges Roastbeef, medium gebraten, ergänzt durch Rosmarinkartoffeln und grüne Bohnen. Ein zugegeben sehr britisches, aber durchaus gutes Essen, wie sie fand. Außerdem duftete es wunderbar. Das war zumindest ihre Meinung.

      Quebec, Gentleman der er war, sprang nun ebenfalls auf und schaffte es, der Held der Stunde zu werden, indem er unter den wedelnden Stoffbahnen hindurch tauchte, den Teller ergriff und ihn dem inzwischen völlig entnervten Kellner in die Hand drückte.

      Becky verfolgte das Geschehen gebannt und musste sich beim Anblick des entgeisterten Kellners ein Lachen verkneifen.

      »Bitte Madame, der Teller wurde entfernt«, versuchte der Kapitän ein wenig hilflos, die aufgeregte Frau neben sich zu beruhigen.

      Es war Frau Kellermann, die leise erklärte: »Sie verstehen das nicht. Das weiß doch wirklich jeder. Nein, Walther, lass mich«, fuhr sie trotz der wütenden Blicke ihres Mannes fort, »Madame isst nichts, was einmal eine Seele hatte. Sie ist reine Vegetarierin, weil sie den Schmerz des Todes spüren kann. Wussten Sie das denn nicht?«

      Die Stimme der Gräfin durchschnitt das Chaos wie Sandpapier. »Jakob, wie konnte das passieren? Sie hatten doch den klaren Auftrag, die Küche der Demetrio darüber zu informieren, dass weder Madame Silva noch ich Fleisch zu uns nehmen. Sie sind wirklich zu nichts zu gebrauchen. Gehen Sie und klären Sie das!«

      »Gräfin, ich werde das umgehend erledigen. Bitte entschuldigen Sie mich.« Mit einem bedauernden Blick auf sein eigenes Roastbeef erhob sich der Sekretär und folgte einem der Kellner in die Küche.

      Auch Russel Barker stand auf. »Ich gehe ebenfalls und kümmere

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