Voll voraus, DODI!. Claus Beese

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Voll voraus, DODI! - Claus Beese

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abgestellt und war auf den Steg gesprungen. Lachend ging ich zu dem bebenden Mann in Weiß und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

      »Hallo, Willy! DODI ist mal wieder im Lande. Sag mal, warum bindest du nicht einfach den Tampen irgendwo fest? Bis mein Töchterlein wiederkommt willst du ihn doch wohl nicht festhalten, was?«

      Schluchzend ließ der Hafenkapitän den Tampen fallen, wandte sich um und wankte mit zuckenden Schultern davon. Betroffen schaute ich ihm nach und winkte meine Bestfrau heran.

      »Schau mal, Dodi, wie Willy sich freut uns wiederzusehen. Der weint ja richtig vor Freude! Also, ich kenne wirklich keinen anderen Hafen, in dem wir so herzlich begrüßt werden, wie hier.«

      Die Leiche im Kanal

      Es schepperte leise, als mein mir angetrautes Eheweib, Mutter meiner Tochter, Hüterin meines Hausstandes und bester Bestmann auf meinem Boot den Wasserkessel wieder im Schrank verstaute. Mit leisem Gurgeln lief das Abwaschwasser aus dem Becken und mit ein paar schnellen und geübten Wischbewegungen mit dem Abwaschlappen war die Pantry wieder sauber und trocken. Ich bewunderte sie für ihre Fingerfertigkeit in solchen Dingen, denn bei mir dauerte das Aufklaren immer deutlich länger und brachte auch genau so deutlich nicht denselben Effekt.

      Ich möchte es mal so ausdrücken: Der von mir erzeugte Glanz in der Pantry beschränkte sich nach meiner Backschaft stets auf meine schweißglänzende Stirn. Aber ich bin durchaus in der Lage anzuerkennen, wenn jemand ein Fachmann auf seinem Gebiet ist und in solchen Fällen bemühe ich mich auch darum, es ihm erst gar nicht nachmachen zu wollen. Neidlos sehe ich ein, dass diese dilettantischen Versuche eines Nachahmens sowieso niemals von Erfolg gekrönt sein würden. Außerdem ist das gedehnte »Hmmm!« meiner Kombüsenfee, ihr Griff zum Lappen und das nochmalige Nachwischen aller Einrichtungsgegenstände wirklich äußerst deprimierend und meinem Ego nicht förderlich. So bemühe ich mich also stets nach Kräften, alles zu vermeiden, was meine meist gute Laune in übelste Regionen abgleiten lassen könnte, natürlich nur um die Stimmung an Bord im grünen Bereich zu halten.

      »Feddich!«, verkündete sie und schaute sich triumphierend um. Langsam kehrte ihre Übung zurück und bestimmt würde sie bald wieder neue Bestzeiten im Aufklaren der Pantry nach dem Frühstück aufstellen. Unsere Bordaufenthalte waren in der letzten Zeit nicht so häufig gewesen und sie musste sich immer wieder neu auf alle hier notwendigen Handgriffe gewöhnen. Aber wie man sah, klappte alles schon ganz gut und ich war zufrieden. Allerdings hörte ich schon jetzt das Seufzen und Schimpfen am Urlaubsende, wenn sie an Bord alles wie im Schlaf beherrschte aber zu Hause feststellen musste, dass ihre große Küche nicht mehr zu den hier geübten Handgriffen passte.

      »Fahren wir weiter?«, wollte unser Nachwuchs wissen. Allerdings schien er nicht wirklich an einer Antwort interessiert zu sein. Warum auch? Das Wetter war toll, das Wasser des Kanals warm und wenn man beim Überbordhüpfen noch einen Fuß auf die Achterreling setzte, konnte man den Sprung in die Fluten erst richtig genießen. Im Moment prüfte unsere Tochter, wie man am besten mit dem Hintern zuerst im Wasser landen musste um neue Rekordhöhen der aufspritzenden Wasserfontänen zu erreichen.

      »Also ich wäre dafür einen faulen Hafentag einzulegen!«, verkündete mein bessere Hälfte und ich ließ meinen erhobenen Zeigefinger sinken und die bereits eingeatmete Luft wieder ausströmen, die ich eigentlich dazu nutzen wollte, den beiden klarzumachen, dass meine Wikingergene sich nach einem Jahr harter Arbeit mehr nach Ostseewellen sehnten als nach brackiger Kanalbrühe, und dass der Weg dorthin noch weit war. Doch ich hatte blitzartig erkannt, dass meine Mannschaft nicht wirklich gewillt war, meine von urzeitlichen Vorfahren ererbten Sehnsüchte wohlwollend zu berücksichtigen. Im Geiste blätterte ich den Leitfaden „Psychologie an Bord - leicht gemacht“ durch und blieb beim Kapitel „Wie man Meutereien verhindert“ hängen. Dort stand nämlich haarklein beschrieben, wie man mit solch gefährlichen Situationen am besten umgeht. Ich beschloss mich detailliert und sehr genau an die Empfehlungen des Leitfadens zu halten.

      »Das passt gut!«, behauptete ich. »Ich hätte euch nämlich dasselbe vorgeschlagen!«

      Der Blick, der mich jetzt traf, war eine Mischung aus Überraschung, Misstrauen und erwachender weiblicher Neugier. Vielleicht hätte ich mich besser doch noch zum Schein ein wenig sträuben sollen, denn schon wanderte der Blick meiner Angetrauten hinaus auf den Kanal auf der Suche nach der Bikinischönen, deren Anblick ich mir ihrer Ansicht nach wohl noch eine Weile erhalten wollte. Weit und breit konnte sie allerdings nichts in dieser Form erspähen und sie beruhigte sich darum wieder. An der Bordwand klammerten sich zwei kleine Hände fest und der nasse Wuschelkopf unseres Ablegers erschien.

      »Hat er schon >ja< gesagt oder diskutiert ihr noch?«, wollte Claudia vorlaut wissen. Als sie sah, wie ich nun wieder tief Luft holte und meinen Zeigefinger erhob, ließ sie einfach los und verschwand plätschernd wieder im Kanal. Langsam fing ich an, mir um meine Stellung als Respektsperson an Bord Gedanken zu machen. Wenn ich nicht aufpasste, konnte das ja ein netter Urlaub werden. Aber nun gut, für heute sollten sie noch ihren Willen haben, aber ab morgen würde hier wieder der Skipper das Sagen haben. So viel war sicher.

      Andererseits..., wenn hier jeder nur noch das tat, was er wollte, warum sollte ich das nicht auch tun? Fröhlich pfeifend hob ich das Klapprad vom Achterdeck, drehte den Lenker in die richtige Stellung und verpasste den Reifen im Hinblick auf mein derzeitiges Kampfgewicht noch ein paar Extra-Bar an Luftdruck.

      »Papa! Papa! Wo fährst du hin?«, hustete Claudia, denn in ihrer Angst etwas zu verpassen, war sie etwas zu hastig zum Boot zurück geschwommen und hatte sich an ihrer eigenen Bugwelle verschluckt.

      »Zum Fahrrad-Laden! Da gibt’s nämlich auch Angelscheine!«

      »Und Köder?«, fragte die Hüterin meines Haushalts misstrauisch.

      »Ja, Maden auch!«, gab ich arglos zurück. Natürlich musste ich mir auch einen guten Köder kaufen, denn schließlich wollte ich ja auch was fangen.

      »Finde ich auch nur eine Made im Kühlschrank, und sei sie noch so gut verpackt, reiche ich die Scheidung ein.«

      Siedend heiß fiel mir ein, wie im letzten Jahr die Madenschachtel, die ich wegen der Hitze im Kühlschrank aufbewahrt hatte, aufgegangen war. Als meine Kombüsenfee dann die Tür öffnete und ihr der halbe Kühlschrank entgegenrobbte, hatte sie als Erstes einen Nervenzusammenbruch der Extraklasse bekommen um sofort danach prompt einen General-Bootsputz anzuordnen. Seither reagierte sie extrem empfindlich, wenn ich mich zum Fischfang rüstete.

      »Keine Bange!«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Ich werde sie in der Bank unter deiner Koje deponieren, dort ist es auch immer schön kühl.«

      »Wag es nur ...! Du wirst schon sehen, was dann geschieht!«

      Ich beschloss es besser nicht darauf ankommen zu lassen, drückte ihr schnell einen Kuss auf die Wange und schwang mich auf das Minirad.

      »Papa! Bringst du mir eine Taucherbrille mit?«, schrie mir mein Nachwuchs hinterher und ich warf ihr einen entsetzten Blick zu. Taucherbrille? Meine Güte, Tochter! Machst du nicht schon über Wasser genug Unfug? Willst du jetzt auch noch die letzten stillen Winkel dieser Erde in Angst und Schrecken versetzen? Na ja, ich konnte ja mal schauen! Sicher würde es nicht zum Nachteil sein, wenn der sonst so gestrenge Vater mal großzügig in kleinen Dingen war. Andererseits war ich sicher, dass meine bessere Hälfte hierfür das hässliche Wort »Bestechung« als zutreffender empfunden hätte.

      »Juchu! Sogar mit Flossen! Damit komm ich bestimmt bis auf den Grund runter!«, jubelte mein Nachwuchs etwas später.

      »Nimm sofort die ekelhaften Maden aus

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