Voll voraus, DODI!. Claus Beese

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Voll voraus, DODI! - Claus Beese

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und kommentarlos nachzukommen. Also schnappte ich mir meine Angelruten, stieg von Bord und ging ein paar Schritte weiter. Am Bug des Bootes montierte ich meine Ruten und köderte einige von diesen appetitlichen kleinen Krabbeldingern an den Haken. Die Fische würden die Maden lieben, da war ich sicher. Nicht ganz so sicher waren da die Fische, denn sie dachten gar nicht daran zu beißen. Saß ich erst noch gespannt und zum Anschlag bereit auf meinem umgedrehten Eimer, wurde es mir mit der Zeit langweilig. Ich setzte mich auf den Steg und schließlich, als es mir auch dort zu unbequem wurde und überhaupt nichts beißen wollte, legte ich mich an den Hang des kleinen Deiches in das weiche Gras. Wohlig rekelte ich mich in der warmen Sonne. Aaach, Herr Doktor, so konnte ich es aushalten! Sanft entschlummerte ich in der lauen Sommerluft und nichts konnte den Erholungsvorgang stören, weder die zahlreichen Spaziergänger, die am Hafenkanal bei den Schiffen Zerstreuung suchten, noch das Geschrei der im Wasser tobenden Kinder, die vorne an der den Kanal überspannenden Brücke Claudias neueste Errungenschaft der Reihe nach testen durften. Sogar Petrus drückte ein Auge zu und ließ kein Fischlein beißen, sodass ich meinen Schönheitsschlaf nicht unterbrechen musste. Nicht, dass ich ihn nötig gehabt hätte, schön genug war ich meiner Meinung nach sowieso, aber man konnte ja nie wissen. Die Konkurrenz war groß.

      Ein gellender Schrei ließ mich hochschrecken wie ein Steh-auf-Männchen. Im Nu war ich hellwach. Die Tonlage kannte ich. Der Schreihals, der solche Töne von sich gab, konnte nur meine Tochter sein. Und wenn sie so einen Alarm machte, war Gefahr im Verzug. Wo steckte der Balg?

      Ich schaute mich um und sah sie voller Panik im Kanal mit den Armen herumrudern, im Bestreben, so schnell wie möglich an Land zu kommen. Dabei gellte ununterbrochen ihr Geschrei durch die Gegend, sodass nun auch schon mehrere Skipper und Passanten zusammenliefen. Hilfreiche Hände hoben das Mädchen aus dem Kanal, das am ganzen Körper zitterte und schlotterte.

      Ich erreichte den Schauplatz, nahm das bebende Kind erst einmal in den Arm und zog ihr die Taucherbrille vom Gesicht. So aufgelöst hatte ich sie noch nie gesehen. Etwas Fürchterliches musste ihr geschehen sein.

      »Papa! Ddda uunten is ne Llleiche!«, stammelte sie und deutete in das trübe Kanalwasser.

      »Unsinn! Wer weiß, was du da gesehen hast. Viel kann das in der trüben Brühe sowieso nicht gewesen sein. Vielleicht war es ein Ast oder irgendetwas, das jemand reingeworfen hat«, versuchte ich sie zu beruhigen.

      »Papa! Da ist eine Leiche! Ich habe einen Plastiksack berührt und dann war da plötzlich eine Hand! Ich habe sie ganz deutlich gefühlt!«

Bild 175463 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

      Ich schaute in die Runde der mit betroffenen Gesichtern dastehenden Leute. Nicht alle waren so ratlos wie ich und so mancher, der sich bezeichnend an die Stirn tippte, zeigte deutlich, was einige Leute über die alarmierende Mitteilung des kleinen Mädchens dachten.

      »Sag mal, hat die das öfter?«, fragte ein Skipper anzüglich und ich warf ihm einen strafenden Blick zu.

      »Wenn meine Tochter sagt, dass da unten etwas ist, dann ist da was! Du kannst dir gerne die Taucherbrille ausleihen und selber nachsehen«, tadelte ich ihn.

      »Ich? Da rein? Nä! Ich kann gar nicht schwimmen!«, redete sich der Hasenfuß heraus, drehte sich um und ging zu seinem Schiff zurück.

      »Soll sich der Hafenmeister drum kümmern! Das fällt doch in seine Zuständigkeit!«, schlug ein anderer vor.

      »Genau! Oder ruft die DLRG an. Die haben richtige Taucher!«, meldete sich ein Dritter zu Wort. Die Helden hatten die Hosen gestrichen voll und versuchten sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen.

      »Wofür bin ich zuständig?«, fragte Willy und sprang vom Rad. »Und wer hat hier so geschrien, dass mir zu Hause die Milch sauer geworden ist?«

      Der Hafenmeister wohnte nicht weit entfernt und hatte offenbar Claudias Geschrei mitbekommen. Trotz Mittagspause hatte er sich auf sein Rad geschwungen und war im Eiltempo zum Hafen gesprintet. Jetzt bemerkte er die noch immer an allen Gliedern schlotternde Claudia und beugte sich zu ihr herunter.

      »Warst du das? Glückwunsch zu der Stimme! Hoffentlich sind in der Umgebung die Fensterscheiben heil geblieben. Also, erzähl mal, was war hier los?«

      »Verdammt noch mal! Da unten liegt ‘ne tote Leiche im Bach! Warum will mir das denn keiner glauben?«, heulte Claudia jetzt los, denn es tat weh wenn die ganze Welt einem misstraute.

      »Hast du sie gesehen?«, fragte der Hafenmeister und Claudia schüttelte den Kopf.

      »Nee, sehen kann man da nix! Auch mit der Taucherbrille nich! Aber gefühlt habe ich es. Erst war da so ein Plastiksack und da guckte eine glitschige Hand raus. Ich hab ‘s genau gefühlt!«

      Kurzerhand fing Willy an sich auszuziehen. Als Hafenkapitän muss man jederzeit auf alles vorbereitet sein und so trug er unter seiner weißen Dienstkleidung natürlich stets eine Badehose.

      »Tote Leiche! Hah! Soweit kommt das noch! In meinem Kanal schwimmen keine toten Leichen. Nicht mal lebendigen Leichen würde ich das erlauben!«, schnaubte er empört.

      »Und wenn ich doch recht habe?«, forschte Claudia nach.

      »Wenn du recht hast, kann die tote Leiche was erleben. Ohne meine Genehmigung schwimmt hier niemand, klar?«

      Mit diesen Worten stieg Willy in „seinen“ Kanal und watete zu der Stelle, auf die Claudia zeigte. Er tastete sich ein paarmal hin und her und blieb dann unvermittelt stehen.

      »Da is tatsächlich was!«, meinte er beunruhigt und tastete mit den Füßen einen offensichtlich langen Gegenstand ab. »Scheint ein Plastiksack zu sein, und da...! Upps!«

      Er brach ab und schwamm schnurstracks wieder zu uns herüber. Mit Schwung zog er sich auf den Steg. Sehr ernst schaute er auf das trübe Kanalwasser. Dann drehte er sich zu Claudia um.

      »Ich befürchte, du hast recht. Ich habe auch so etwas wie eine Hand mit den Füßen tasten können. Aber vielleicht ist es auch nur ein alter Gummi-Handschuh, wer weiß das schon? Auf jeden Fall werde ich die Polizei und die Kanalverwaltung anrufen.«

      Innerhalb kürzester Zeit kam Leben in den kleinen Ort. Unaufhörlich jagten mit Tatü-Tata Fahrzeuge der Feuerwehr, der DLRG, des Katastrophen-Schutzes, der Polizei und der Kriminalpolizei durch den Ort. Krankenwagen, Notarzt und Bürgermeister durften natürlich auch nicht fehlen und so gab es im Handumdrehen einen verkehrstechnischen Kollaps an der schmalen Zufahrt zum Kanal. Da Bederkesa ein Kurort war, wunderte sich auch niemand darüber, dass sich viele der Senioren darin versuchten mit ihren Rollstühlen den Feuerwehrautos ein Rennen zu liefern.

      »Hähä! Erster!« freute sich einer der Oldies, nachdem er sein Gefährt im Slalom um die den Weg versperrenden Einsatzfahrzeuge, durch den Park und schließlich die steile Brücke hochgejagt hatte. Dann verdrehte er keuchend die Augen und fiel stumpf zur Seite. Die eigentlich für andere Aufgaben herbei gerufenen Sanitäter gaben ihm eine ordentliche Sauerstoff-Dusche und der Alte schlug die Augen wieder auf.

      »Danke, Jungs! Endlich ist mal was los in diesem Kaff und ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich es verpasst hätte! Hähä!«, meckerte er fröhlich. »Und jetzt geht beiseite, verdammt! Ich will was sehen!«

      Schlauchboote mit starken Außenbordern wurden zu Wasser gelassen und jagten hin und her. Welche Aufgabe ihre Crews hatten, wird wohl auf ewig im Dunkel bleiben und zu den unerforschten Geheimnissen dieser Welt gehören.

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