Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
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Читать онлайн книгу Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer страница 20
Der Limarenwald hatte sich, seit sie hinter Guff-Mat in ihn hineingeritten waren, erheblich verändert. Er begann in einer weiten Ebene, von der zwischen den Bäumen natürlich nur sehr wenig zu sehen war, doch verlief hier die Straße über weiter Strecken immer geradeaus und führte weder durch Senken noch über Anhöhen. Dort wuchsen hauptsächlich Laubbäume: Eichen, Buchen, Ulmen und einige elveranische Baumarten in einem lockeren und lichten Verband. Und natürlich eine stattliche Anzahl von Limarenbäumen. Doch allmählich wurde die Landschaft hügeliger, die Straße vollzog immer häufiger weite und weniger weite Kurven und verlief ansteigend oder abfallend. Die Bäume gingen allmählich in einen Nadelwald über, der überdies dichter und finsterer wurde. Wenn es bis zum westlichen Waldrand auch noch keine richtigen und kahl emporragenden Berge gab, so fiel oder stieg die Pflasterstraße doch einige Male in bemerkenswerter Neigung.
Da der Limarenwald von Menschen unbewohnt war, was verwunderte, denn für das eine oder andere Wirtshaus hätte es eine einträgliche Grundlage bei den doch recht häufigen Reisenden gegeben, konnte es nicht überraschen, dass es eine beachtliche Anzahl von Geschichten gab, die sich um den Wald rankten. Von allerlei fremdartigen Wesen war die Rede, von freundlichen und weniger freundlichen. Und wenn den zehn Reitern auch nie unmittelbar etwas begegnete, was ihnen unbekannt war, hatten sie doch das eine oder andere Mal den Eindruck, merkwürdige Schatten zwischen den Bäumen zu sehen, die entweder flüchteten oder ihnen einige Zeit folgten. Doch niemals kamen diese Schemen nahe genug an die Straße, dass es ihnen möglich war zu erkennen, worum es sich handelte. Selbst wenn sich nachts eines dieser Wesen ihrem Lager neugierig genähert haben sollte, waren die Menschen nie dadurch erschreckt oder belästigt worden. Die Einzigen, die ihnen auf unangenehme Art nahegekommen waren, hatten sie sozusagen selbst mitgebracht. Und diese hatten allemal das Zeug dazu, den bekannten Geschichten noch einige furchterregende hinzuzufügen.
Dieses Gefühl und die Tatsache, dass es wohl nur noch eine Frage der Zeit war, bis sich ein Zwischenfall mit ernstem Ausgang ereignen würde, wenn sie mit ihrer Wachsamkeit nachließen, schürte in den Gefährten eine unterschwellige Furcht, von der sich nicht einmal Tjerulf lossprechen konnte. Die Spannung stieg und auch die Vermutung, dass irgendjemand in ihrer Nähe war, der sie offenkundig beschützte, konnte ihre Gemüter nicht beruhigen, denn zum einen hatten sie keine Vorstellung, wer das gewesen sein konnte, zum anderen war er wohl auch nicht ununterbrochen in ihrer Nähe. Alles in allem verhinderten diese Umstände, dass sie sich länger im Limarenwald aufhielten als unbedingt nötig.
Schließlich lag noch ein Reisetag vor ihnen, bevor sie am westlichen Waldrand ankamen, doch sicherer würde es wohl nicht mehr werden, denn das hügelige, bewaldete Land und später die Berglandschaft waren ebenso geeignet für Überfälle wie der Limarenwald.
Der Regen hörte schließlich am späten Nachmittag auf und die Wolkendecke zeigte immer mehr Lücken. Aber das war zu spät, als dass die Sonnenstrahlen, die sie um diese Zeit berührten, ihre Sachen noch hätten trocknen können. So würden sie eine weitere Nacht in feuchter Kleidung und klammen Zelten zubringen müssen. So gut es ging, versuchten sich die Gefährten an ihrem Lagerfeuer zu wärmen.
„Ich hoffe, die Sinaraner wissen zu schätzen, was wir für sie tun“, sagte Erest missmutig. „Selbst wenn wir die Kristallfragmente nicht finden, haben wir uns sehr aufgeopfert.“
Meneas musste lächeln und stieß einen kleinen Schwall beschlagener Luft aus. Es war an diesem Abend bereits empfindlich kühl. Man konnte spüren, dass der Sommer seinem Ende entgegenging. Bei einer so langwierigen und schwierigen Sache wie der ihren war es nur selbstverständlich, dass Zeiten eintreten würden, in denen der eine oder andere oder auch einmal alle an dem Sinn ihrer Aufgabe und deren Erfüllung zweifelten. Das wusste Meneas. Und auch, dass das Wetter und die ständige Gefahr durch einen mehr oder weniger unsichtbaren Gegner einen guten Teil dazu beitrugen. Er wusste aber auch, dass diese Zweifel spätestens nach ihrem ersten Erfolg für einige Zeit beseitigt sein würden. Meneas hoffte, dass ein solcher Erfolg nicht mehr lange auf sich warten ließ. In diesem Fall gab es aber noch keinen Grund zur Sorge. So gut kannte Meneas seinen Freund Erest schon. Sicher fühlte er sich nicht wohl, aber das tat an diesem Abend keiner von ihnen, doch Erest war weit davon entfernt, entmutigt zu sein.
„Seid unbesorgt, wir wissen euren Einsatz selbstverständlich zu schätzen“, sagte unvermittelt eine bekannte Stimme vom nahen Waldrand her.
Die zehn Gefährten blickten überrascht in die Richtung, aus der die unerwarteten Worte gekommen waren.
„Osir!“, sagte Meneas erstaunt. „Mit Euch hätte ich jetzt am wenigsten gerechnet. Umso mehr freue ich mich, Euch zu sehen.“
Osir lächelte freundlich. Er trug wie üblich sein gelbes Gewand und ein schwacher Schimmer lag um seine Gestalt. Er schien nicht zu frieren.
„Unerwartet?“, fragte er verwundert. „Obwohl Ihr mich sprechen wolltet?“
„Ich wusste nicht, dass Ihr Gedanken lesen könnt“, meinte Meneas. „Ich kann mich schwach erinnern, dass Ihr das einmal abgestritten habt. Doch setzt Euch in unseren Kreis. Ich vermute, eine Erfrischung, die ich einem gewöhnlichen Gast anbieten könnte, würde Euch wenig nützen.“
„So ist es“, meinte der Sinaraner, nahm aber auf einem nahen Stein Platz. „Trotzdem danke ich Euch. Ich bin hier, um mich davon zu überzeugen, dass es euch gut geht. Es scheint mir allerdings, als würde mir das nicht jeder von euch bestätigen.“
„Wenn Ihr über unseren Weg unterrichtet seid, dann wisst Ihr, dass er von unerfreulichen Zwischenfällen gepflastert ist, könnte man sagen, die unserem Wohlbefinden nicht gerade förderlich sind“, meinte Erest ein wenig spöttisch.
„Ja, ich weiß es und es tut mir leid“, gab Osir zu. „Und ich verstehe Euren Unmut, denn es ist bisher nicht gelungen, euch in einer angemessenen Weise zu schützen. So, wie wir es versprochen haben. Der Orden von Enkhór-mûl ist verschlagener, als wir vermutet haben.“
„Wart Ihr das in der letzten Nacht?“, fragte Valea.
„Was?“, erwiderte Osir in ehrlicher Unwissenheit.
„Na, die drei Schwarzen Geister“, antwortete sie mit leicht erhobener Stimme. „Wir fanden ihre Kleidung und ihre Waffen nicht weit von unserem Lager entfernt. Die Körper hatten sich bereits aufgelöst.“
Osir sah sie fragend an.
„Damit haben wir nichts zu tun, ehrlich nicht“, sagte er. „Was ist mit ihnen geschehen?“
„Sie wurden - wir wissen es nicht. Irgendwer hat sie beseitigt.“
Osir schüttelte langsam und nachdenklich seinen kahlen Schädel.
„Wir hätten sie vertrieben, wenn wir von ihnen gewusst hätten, aber wir haben es nicht gewusst. Drei waren es, sagtet ihr? Nein, davon weiß ich nichts.“
„Hm“, machte Idomanê, „aber wer war es dann?“
Erstaunlich menschlich zuckte Osir mit den Achseln.
„Es mag sein, dass sie auf einen Gegner stießen, von denen wir nichts wissen“, vermutete er. „Die aber auch nicht notwendigerweise unsere Freunde sind. Immerhin haben sie euch aber in Ruhe gelassen.“
„Ich glaube, dann ist es müßig sich über sie Gedanken zu machen“, meinte Tjerulf. „Vielleicht kommt der Zeitpunkt, an dem wir mehr darüber erfahren. Viel wichtiger ist, ob Ihr uns einen Rat geben könnt, wie wir uns die Geister, Baumläufer und die anderen Krieger des Ordens vom Hals halten können.“
„Welche