Von Gott erzählen. Eckhard Lange
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und den Eingang verschlossen. Für immer.
Langsam ging Maria näher.
Sie wollte bei ihm sein, auch wenn er tot war -
so dicht wie möglich.
Da erkannte sie im ersten Morgendämmern
die dunkle Öffnung des Grabes.
Sie erstarrte: Der Stein war fort, zur Seite gewälzt.
Der Eingang stand offen.
Voller Schrecken lief sie davon,
hastete durch die leeren Straßen,
kam an das Haus, wo die anderen waren,
hämmerte gegen die Tür:
"Das Grab ist leer," stieß sie weinend hervor.
"Sie haben Jesus weggenommen!"
Etwas anderes konnte sie nicht mehr denken, nur dies eine:
Sie haben ihn weggenommen.
Nicht einmal den toten Jesus lassen sie mir.
Petrus und Johannes waren gleich losgelaufen.
Sie wollten nachsehen.
Langsam ging Maria hinterher.
Als sie den Park betrat, kamen ihr die beiden entgegen.
"Er ist wirklich fort," sagte Petrus.
"Aber die Tücher liegen noch da."
Da fing Maria an zu weinen.
Johannes sah sie an: "Vielleicht...
vielleicht braucht er es nicht mehr, das Gewand des Todes."
Er sagte es zögernd, so als wollte er etwas erklären,
was er selbst nicht recht verstand.
Maria begriff es nicht.
Sie fühlte nur die tiefe Traurigkeit in sich,
diese schreckliche Krankheit in ihrem Herzen.
Sie lehnte sich an den Eingang,
drückte die Stirn gegen den harten Felsen.
Ihr Gesicht war naß von Tränen.
Inzwischen war die Sonne aufgegangen.
Da spürte Maria auf einmal, daß jemand im Garten war.
Sie hatte niemand kommen hören:
keine Schritte, kein Rascheln.
Er war einfach da. Sie sah ihn im Garten stehen.
Sie fühlte, daß sie ihn kannte -
etwas Vertrautes war da, etwas, das sie berührte -
und doch: Nein, sie wußte nicht, wer dort stand.
Es muß der Gärtner sein, dachte Maria.
Da sprach er sie an: "Du bist traurig. Warum weinst du?"
Es klang fast ein wenig vorwurfsvoll.
Aber sie merkte es nicht.
"Sie haben meinen Meister fortgebracht," stieß sie hervor.
"Weißt du nicht, wo er ist?
Bitte, wenn du ihn weggetragen hast, sag es mir!
Ich will zu ihm. Ich will ihn holen."
Da sagte der andere: "Maria!"
Ganz leise, ganz sanft - und sie spürte, daß er dabei lächelte.
Es klang... ja, es war genau wie damals,
als Jesus zu ihr kam und sie heilte von ihrer Krankheit,
von ihrer Traurigkeit.
Es stand ihr wieder vor Augen.
Und auf einmal war Maria nicht mehr traurig.
Sie war fort, diese Hoffnungslosigkeit,
diese Angst vor allem.
Es war sein Wort, was sie hörte - wieder hörte, wie damals.
Er rief sie bei Namen - wie damals.
Er nahm ihr die Traurigkeit.
Auf einmal wußte sie es genau: Ja, er hilft mir - auch jetzt!
Maria lachte, breitete die Arme aus vor Freude:
"Meister," rief sie, "lieber Meister!"
Und sie wollte zu ihm, ihn umarmen, ihn festhalten.
Alles war jetzt gut, denn es war doch so wie damals.
Alles sollte wieder so sein wie früher: so gut, so schön!
Sie würde wieder mit ihm ziehen, auf sein Wort hören,
zu seinen Füßen sitzen.
Aber er trat einen Schritt zurück.
"Nein," sagte er. "Du mußt es erst ganz begreifen.
Ich gehöre zu Gott, zu meinem Vater.
Geh und sag das den anderen.
Sie sind doch meine Freunde. Sie sind meine Brüder.
Darum ist mein Vater auch ihr Vater - wirklich.
Er liebt euch alle - so wie ich.
Ihr sollt zu ihm gehören, so wie ich.
Verstehst du? Ich habe es euch doch immer gesagt.
Aber nun... nun gilt es wirklich."
Da wußte Maria:
Nein, es wird nicht wieder so sein wie früher.
Sie wird nicht wieder zu seinen Füßen sitzen,
nicht wieder mit ihm ziehen.
Sie wird allein sein - sie und all die anderen Jünger.
Aber es machte ihr keine Angst.
Sie wußte: Es ist gut. Seine Liebe ist da.
Sie