Von Gott erzählen. Eckhard Lange

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Von Gott erzählen - Eckhard Lange

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und zielorientierten - Fantasie entsprungen ist (etwa wenn die biblische Vorlage außer den Protagonisten keine Zeugen bereithält).

      Wer auch immer - ich muß diese erzählende Person dann zunächst einführen:

      • Entweder erläutere ich mit kurzen Worten vorweg, daß ich diesen Erzähler oder diese Erzählerin selbst zu Wort kommen lassen will: Ich stelle sie dem Hörerkreis vor - und ich stelle mir damit vor, wie er oder sie nun berichten wird. Erst dann folgt die Erzählung in Ich-Form.

      • Oder ich führe meine Gewährsperson erzählend ein, indem ich ihr in einer Rahmengeschichte einen Zuhörerkreis schaffe, um sie dann dort sprechen zu lassen. Dann kann ich gegebenenfalls auch diesen Zuhörern Reaktionen, Anfragen, Zweifel in den Mund legen und so meinem Erzähler die Möglichkeit zu unterschiedlichen Antworten geben.

      • Einfacher, aber in gleiche Richtung zielend, ist es, zwar formal "objektiv", also von außen her auf die Geschichte blickend, aber doch ganz von einer bestimmten Person her zu erzählen. Die Perspektive tritt dann nicht in der Erzählweise (als Ich-Erzählung) zutage, wohl aber inhaltlich, indem ich mir Standpunkt und Sichtweise einer bestimmten Person zu eigen mache.

      Wie auch immer: Es geht nicht um stilistische Kunstgriffe, sondern die Erzählung, die ja eben Predigt ist und bleibt, gewinnt eine bestimmte und gewollte Perspektive: Die Sicht eines Betroffenen macht auch mich betroffen; die Zweifel eines Fernstehenden nehmen auch meine Zweifel auf; das Zeugnis eines Zeugen zielt auf mein Vertrauen - wobei unter "Ich" nicht nur der Prediger, sondern auch der Predigthörer zu verstehen ist.

       Beispiel 1: Johannes 4, 46 - 54

       Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen war, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; denn der war todkrank. Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. Der königliche Beamte sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und während er noch hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt. Da fragte er sie nach der Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Da merkte der Vater, dass es zu der Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. Das ist nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.

      Eine schwierige Geschichte ist das. Vielleicht verstehen wir sie eher, wenn wir sie nicht von außen betrachten - kritisch abschätzend über die Jahrhunderte hinweg, wenn wir sie nicht als Lehre über etwas hören, sondern wenn wir uns selbst hineinbegeben in diese Geschichte. Ich lade Sie darum ein, diesen einen Tag im Leben eines Vaters mitzuerleben - mitzuempfinden, was er empfunden, gefühlt und gedacht haben mag. Ich will die Geschichte dieses Vaters erzählen als meine - als unsere Geschichte:

      Und dies ist das erste Stück jenes einen Tages - unseres Tages als königlicher Beamter aus Kapernaum:

       Es war ein Mann im Dienste des Königs, dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Dieser hörte, daß Jesus aus Judäa nach Galiläa gekom. men war, und er ging zu ihm.

      

      Dreißig Kilometer sind es mindestens

      von Kapernaum hinauf in die Berge bis nach Kana.

      Und dort ist dieser Jesus.

      Eigentlich ist es Wahnsinn, was ich da mache -

      in jeder Beziehung.

      Zu Hause liegt mein Sohn, krank - sterbenskrank,

      und ich lasse ihn allein, um Hilfe zu holen.

      Weiß ich denn, ob wir rechtzeitig zurück sind?

      Weiß ich, ob er überhaupt mitkommen wird?

      Ich werde ihm ein Reittier kaufen, damit es schneller geht.

      Aber wird er es annehmen?

      Wie lang dieser Weg wird!

      Ich bin in Schweiß gebadet - nein, nicht von der Hitze,

      oder von der Hast, mit der ich reite...

      Ich sehe immer nur sein Gesicht vor mir,

      das Gesicht meines Jungen, fiebrig und eingefallen.

      Mit großen Augen hat er mich angeblickt:

      Hilf mir doch, Vater!

      Er konnte nicht reden,

      aber ich habe es gespürt in seinem Blick:

      So laß mich doch nicht sterben, Vater! Hilf mir!

      Ich habe seine Hand gehalten, stundenlang.

      Ich habe seine Stirn gekühlt,

      und dabei liefen mir die Tränen über das Gesicht:

      Mein Kind stirbt!

      Und ich sitze dabei, hilflos, verzweifelt.

      Kann ich denn garnichts tun?

      Irgendeinen Arzt muß es doch geben, der Hilfe weiß,

      eine Kapazität... vielleicht eine Wundermedizin...

      irgendetwas...

      Nun reite ich schon stundenlang über staubige Bergpfade,

      und zu Hause liegt mein Kind und ringt mit dem Tode.

      Mein Junge...

      Nein, er soll nicht sterben! Ich will es nicht!

      Hört ihr mich, ihr Mächte des Himmels?

      Hörst du mich, Gott?

      Ich will nicht, daß er stirbt, ehe er noch hat leben können.

      Mein eigenes Leben würde ich ihm schenken,

      aber ich kann es nicht.

      Ich kann nur dieses Wahnsinnige tun:

      diesen Wunderarzt holen -

      wenn er denn einer ist.

      Stirb nicht, mein Kind! Ich bitte dich:

      Stirb nicht, bis ich wieder daheim bin an deiner Seite.

      Wie endlos ist dieser Weg!

      Die Berge flimmern in der Hitze.

      Wirst du langsamer, mein Esel?

      Los, lauf zu! Wir müssen es schaffen, hörst du?

      Es darf nicht geschehen. Es darf nicht!

      Das

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