Die Pyrenäenträumer. Wolfgang Bendick

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Pyrenäenträumer - Wolfgang Bendick страница 8

Die Pyrenäenträumer - Wolfgang Bendick über Land und See

Скачать книгу

Tagen! Ich rief Jeremy. „Du hast mir doch gesagt, du hast ein Glas für mich in die Werkstatt gestellt. Da war so viel drin, dass ich den Freunden auch etwas geschenkt habe. Alleine hätte ich das nie geschafft!“, erwiderte er auf meine Frage. „Aber ich hatte dir doch ein kleineres an deinen Platz gestellt! Hast du das auch noch verraucht?“, fragte ich. „Hab ich nie gesehen! Wo hast du es denn hingetan?“, wollte er wissen. „Dort!“, sagte ich und zeigte auf die Werkbank. Und da stand es noch! „Das hab ich gar nicht gesehen!“, beteuerte er. Somit blieb uns wenigstens ein bisschen, um meine Rückkehr zu feiern.

      Das war gerade recht. Somit hatten wir wenigstens klarere Köpfe. Und solange meiner noch klar war, machte ich mich an das Abändern der Pläne im Buch. Es ging vor allem darum, genügend freien Raum nach oben zu gewinnen und die Seitenpfosten mit dem Fußbodenbalken, dem Bundbalken, der quer über das ganze Gebäude ging, zu verbinden. Denn im Lehrbuch war das besagte Gebäude auf Fundamenten errichtet, bei uns würden die beiden Stützpfeiler und der Binder unten zusätzlich miteinander verbunden sein. Wichtig war zu wissen, dass das von mir im Groben entworfene Binder-System existierte und sich bewährt hatte. Das gab mir genügend Zuversicht. Denn, selbst wenn ich nicht ganz ungeschickt war, fehlten mir die Grundlagen, eine Statik zu berechnen. Meine Faustregel war: Lieber etwas dicker, dann wird es auch besser halten! Oder ich fragte Leute vom Fach.

      *

      Jetzt kam der Winter mit all seiner Macht und Schönheit! Dachten wir zuerst, er würde uns das Schlagen der Bäume für das Gebäude erschweren, so war gerade er es, der uns die Zufahrt zu den Waldparzellen ermöglichte, indem er den aufgeweichten Boden erstarren ließ. Wir hängten die Seilwinde hinten an den Traktor, beluden die Schaufel des Frontladers mit den Motorsägen und nötigem Werkzeug nebst Benzin. Dazu den Fällheber, das Sapine, Fällkeile, Axt, Ketten, Seile, Umlenk-Rollen, Markierungsspray, Verbandskasten, Metermaß, Thermosflasche mit heißem Tee. Ausgestattet mit Schnitthosen, Sicherheitsstiefeln, Helmen und Handschuhen machte ich mich mit dem Lehrling und Emanuel auf den Weg oberhalb der Schafstall-Ruine, wo genügend gute Bäume standen.

      Eigentlich hatte ich diese Bäume bei unserem Herkommen damals für ein neues Dach der danebenliegenden Ruine vorgesehen gehabt. Doch die Zeit verging, ich hatte nie wirklich Bedarf für dieses Gebäude gehabt und nicht die überflüssige Zeit, es wieder aufzubauen. Ich hatte mich darauf beschränkt, die mit schmiedeeisernen Nägeln gespickten morschen Balken zu entfernen, damit sich kein Tier verletzen konnte. Die 10 bis 15 Jahre alten Bäumchen waren weitergewachsen und schauten jetzt aus ihrer beachtlichen Höhe auf uns herab. 30 weitere Jahre waren vergangen, und die Bäume hatten die perfekte Größe und Stärke für unser Vorhaben. Wir bräuchten, laut meinen Plänen, rund 30 Stämme von 10 Meter, mit einem dünnen Ende von mindestens 20 cm, die die befahrbare Decke des Stalles ergeben sollen. Das heisst, der dazu in Frage kommende Baum muss eine Höhe von fast 20 Metern haben.

      Und da standen sie, die Bauholzspender und wir mitten drin auf dem steilen Hang. Früher muss hier auch eine Wiese gewesen sein, wie wir an den Böschungen sahen, sogar mal ein Feld. Doch war diese Parzelle, wie so viele andere, wahrscheinlich, weil zu steil schon lange vor unserer Ankunft aufgegeben worden und wieder zugewachsen, um, so kam es mir vor, das Bauholz für das ‚Generationenprojekt‘ zu liefern. Ich ließ die Hand über die raue Rinde der Bäume gleiten, versuchte, ihnen den Grund unseres Hierseins zu erklären, sie zu bitten, uns zu verzeihen, wenn wir sie ‚töteten‘. Denn wir nahmen ihnen zwar das Leben, gaben ihnen aber dadurch eine längere Existenz und führten sie vielleicht ihrer wahren Bestimmung zu, Stallung zu werden. Zugleich schaute ich nach, wie sie standen, nach wo sie geneigt waren, um herauszufinden, wie sie fallen würden und wie wir sie am leichtesten und ungefährlichsten herausziehen könnten. Die Parzelle war weitgehend von Eichen und Kastanien bewachsen, ein paar wenige Eschen am Rand. Also ideales Bauholz! Klar, mancher Stamm gabelte sich, war nicht so ideal wie ein Balken, der aus dem Sägewerk kommt. Doch früher, wie wir in den alten Gebäuden gesehen hatten, hatte es auch schon krumme Bäume gegeben, und man hatte sie trotzdem verarbeitet. Oft reichte dazu, dass man sie etwas drehte um eine gerade Auflage zu bekommen. Auch sahen wir, dass ein Kastanienstamm sich schneller verjüngt als eine Eiche oder Esche. Kastanien eigneten sich deshalb mehr zu Pfeilern und anderen kürzeren Sektionen.

      Wir machten uns also ans Werk. Wir fingen mit dem Fällen am unteren Rand der Parzelle an, da wir das Holz ja nach oben hinausziehen würden. Der Mond war für ein paar Tage in Erdferne, die Säfte der Bäume durch den Winter in Ruhe. Ich schnitt die ersten Bäume um. Zuerst die Fällkerbe, dann, etwas höher der Fällschnitt, darauf bedacht, eine Bruchleiste, ein ‚Scharnier‘, zu lassen, welches den Baum in der Fallrichtung halten soll. Manchmal brauchte man einen Keil, den man in den Fällschnitt trieb, um dem Baum die nötige Neigung zu geben. Erst ächzend, fast seufzend löste er sich vom Stumpf, um dann krachend mit splitternden Ästen seinen Fall zu beenden. War ein Baum gefallen, war mir immer, als herrschte für ein paar Sekunden tosende Stille. Es roch nach frischem Holz. Und jede Holzart hat einen anderen Geruch. Irgendwer zählte die Jahresringe und unbewusst dachte man dabei an sich selber. Ja einmal geht es auch an mich…

      Waren mehrere Stämme am Boden, machten wir uns ans Entasten, eine nicht ungefährliche Arbeit, denn das Holz steht dann unter Spannung. Dabei ist eine gute Beobachtung des zu schneidenden Astes notwendig, um zu sehen, wo man sägen muss, um nicht das Sägen-Schwert einzuklemmen oder damit der wegschnellende Ast einen nicht verletzt. Nicht direkt am Stamm entasten, lieber einen längeren Stummel lassen, von der Länge eines Brennholzscheites. Denn das war die Bestimmung alles anfallenden Abfallholzes. Auch ist es praktisch, zur Mitte hin einen längeren Ast am Stamm zu lassen, da dieser verhindert, dass der Baum beim Rücken, beim Wegziehen an den Hängen ins Rollen kommt. Nicht nur, weil das gefährlich sein kann, sondern auch, weil es die Ketten oder das Seil verwurschtelt.

      Da in der Parzelle nicht genügend ausreichend gute Bäume vorhanden waren, suchten wir in der Umgebung nach weiteren. Wir brauchten ‚über den Daumen‘ rund 120 Stück! Beim Entasten maßen wir die Bäume aus und bestimmten dabei gleich, wozu sie dienen sollten. Rot waren die längsten und am gleichmäßig dicksten, also 10 bis 11 Meter, für den Boden, blau die Balken für das Dach, die 8 Meter Länge haben mussten, grün die 3,5 Meterstücke, die dicksten, für die Pfeiler des Dachstuhls. Nun längten wir sie ab, maximal auf 11 Meter, um damit um die Kurven des Weges zu kommen.

      Nach und nach rückten wir einen Teil von ihnen mit der Winde bis etwas über den oberen Böschungsrand, indem wir die Kette 2 Meter vom Stammende anhängten. Anschließend, nachdem wir die Winde weiter oben in der Wiese platziert hatten, zogen wir sie auf die darüber liegende Parzelle. Daraufhin wieder Umstellen der Winde in Richtung Weg und erneutes Rücken der Stämme. Nun zogen wir die Stämme einzeln oder zu mehreren, je nach Gewicht, bis hinten an den Windenschild, woran wir sie mit den Rücke-Ketten einhängten. Erst ging es seitlich, dann steil nach unten auf den Weg. Zum Glück war die Erde leicht gefroren, sonst wären wir mit dem Traktor samt Holz ‚Schlitten gefahren‘! So griffen die Räder auf dem Boden und auch die Stämme bremsten etwas. Doch dann auf dem Weg wurde es chaotisch. An der ersten Kurve fächerten die angehängten Stämme auseinander und ein Teil rutschte seitlich auf der Böschung weiter. Dort wurden sie stellenweise von den anderen Bäumen aufgehalten. Mit Mühe kamen wir bis unterhalb der Baustelle.

      Die Stämme mussten aus dem Weg. Wo könnte man sie lagern? Genau! Auf dem Hang neben der Baustelle! Dort könnten wir sie auch später zurechtschneiden, da die Stämme bergabwärts sicherlich leichter zu bearbeiten wären, als auf dem Flachen! Wir hängten die Ketten vom Rückeschild ab und ich fuhr mit dem Traktor den Hang hinauf, indem ich zugleich das Windenseil abrollen ließ. Oben verankerte ich den Schild gut im Boden und einen nach dem anderen zogen wir die Bäume nach oben, soweit, dass später unterhalb davon noch ein zweites Lager von Stämmen eingerichtet werden konnte, da uns klar war, dass wir 120 Stämme niemals nebeneinander auf der kleinen Wiese ablegen konnten!

chapter7Image1.jpeg

      Holzlager

      So,

Скачать книгу