Artikel 20.4. Klaus Hammer

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Artikel 20.4 - Klaus Hammer

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Langsamen Schrittes ging er zwischen den nun leeren Sitzreihen hindurch.

      „Jetzt brauche ich auch noch eine zweite Thermoskanne...“,murmelte er leise vor sich hin. Er hatte beim letzten Wechsel seine Kanne und die Snacks in der Fahrerkabine auf der anderen Seite liegen gelassen. Und wenn er eins überhaupt nicht leiden konnte, dann war es, wenn er Lust auf etwas süßes verspürte und die Sachen nicht im Zugriff hatte.

      Das Leben war so schön gewesen. Damals als er noch auf den langen Strecken unterwegs gewesen war. Da konnte man schon mal eine Weile sitzen bleiben. Aber diese Fahrdienstleiterin hatte genau gewusst, womit sie ihm die Laune verderben konnte. Aber er konnte sich von dieser Schnäpfe ja nicht alles gefallen lassen. Schließlich war er schon seit über vierzig Jahren bei der BVG. Da wusste er einiges über den Fahrbetrieb. warum sollte er sich dann von so einer Tussi, die halb so alt war wie er, etwas vorschreiben lassen? Vor allem, da diese blöde Kuh erst seit ein paar Wochen die Fahrdienstleitung inne hatte. Und wie es aussah, hatte sie es von Anfang an auf ihn abgesehen.

      Er nahm den Schlüssel für die Fahrkabine aus der Tasche. Er hatte sich angewöhnt, ihn mit einer kleinen Kette am Hosenbund fest zu machen. Denn in der ersten Zeit war es ein paar mal vorgekommen, dass er den Schlüssel auf der anderen Seite vergessen hatte. Nicht, dass ihn gestört hätte, das jemand in die Fahrkabine gegangen wäre, aber er konnte nicht rechtzeitig abfahren. Und bei dem engen Zeitplan hatte er noch nicht einmal die Gelegenheit, die Verspätung wieder heraus zu fahren.

      Er schloss die Tür der Fahrerkabine hinter sich und schaltete die Elektrik mit dem Schaltschlüssel ein. Die Lichter auf dem Instrumentenpult erwachten zum Leben.

      9:00h Er tippte auf die Taste zum Schließen der Türen. Die Türen bewegten sich aufeinander zu und der Warnton, für all diejenigen die noch dazwischen standen, ertönte. Doch das Schließen verzögerte sich. Es kamen immer noch Fahrgäste auf den Zug zu und wollten einsteigen. Er lehnte sich aus dem Fenster und ihm blieb mit einem Mal die Luft weg. Er starrte mit offenem Mund in Richtung Bahnsteig. Was er sah, hatte er in all den Jahren als U-Bahn Fahrer noch nicht erlebt.

      Der Bahnsteig war schwarz vor Menschen. Nicht dass es so viele gewesen wären, nein. Es waren etwa 100 Personen auf dem Bahnsteig und einige davon bewegten sich in Richtung des Zuges. Aber alle diese Menschen waren komplett schwarz gekleidet. Viele von ihnen hatten Sachen an, die wie ein Ganzkörperkondom über ihrem Körper lag und sogar den Kopf einschloss. Nur das Gesicht war frei. Wobei auch das merkwürdig war. Die hatten ja alle das gleiche Gesicht!

      Es sah aus wie eine Maske eines Typen mit einem kleinen nach oben gebogenen Schnauzbart und einem schmalen Kinnbart. Die Maske hatte ein nahezu dämonisches Grinsen aufgelegt und war ziemlich blass, Man konnte sagen: Weiß.

      Moment! Diese Maske hatte er schon einmal gesehen. Im Fernsehen, als die bei Frauentausch, nein, es war etwas anderes... Egal. Das ist wohl wieder so ein komischer Fluschmopp, oder wie man das nannte. Er dachte noch „Eigentlich aus der Mode..." als auf seinem Pult die Lampe Türen geschlossen zu leuchten begann.

      Er drückte den Fahrhebel leicht nach vorne und der Zug setzte sich langsam in Bewegung.

      9:02h Haltestelle Bundestag

      Er konnte es sehen, als sein Zug den Tunnel verließ und auf den Bahnsteig zu rollte. Auch dieser Bahnsteig war voller schwarz gekleideter Menschen mit diesen komischen weißen Grinsemasken.

      Dieter Freeh lies den Zug langsam auf den Haltepunkt zu rollen. Als er endlich zum Stehen gekommen war, öffnete Freeh, wie eine Maschine, die Türen um die Fahrgäste Ein- und Aussteigen zu lassen.

      „Eigentlich könnte diesen Job ja auch irgend so ein blöder Computer machen.“, dachte er bei sich. Zwischen den drei Haltestellen hin- und her zu fahren und Türen bei Bedarf zu öffnen, dafür brauchte man doch ihn nicht. Er erschrak, als ihm klar wurde, dass er dann auf der Straße sitzen würde. Denn etwas anderes als Straßenbahnen zu fahren hatte er nie gelernt. Warum auch. „Straßenbahnfahrer werden immer gebraucht.“, hatte sein Vater immer zu ihm gesagt. „So was werden die nie automatisieren können!“ Sein Vater war über vierzig Jahre als Straßenbahnfahrer unterwegs gewesen. Als er vor zwei Jahren gestorben war, hatte Freeh das stark mitgenommen. Sein Vater war stets ein Vorbild für ihn gewesen. Ehrlich, ruhig und pflichtbewusst. Nie hatte er auch nur eine Zeile der Vorschriften missachtet. Zumindest wenn man dem glauben konnte, was er Freeh erzählt hatte. Sein Vater war nie etwas anderes als Straßenbahnfahrer gewesen. Und nun konnte an jedem Tag morgens jemand vor dem Zug stehen und ihm, Dieter Freeh, mitteilen, dass er nicht mehr gebraucht würde. Der Zug würde dann automatisiert betrieben. So wie das in anderen Städten weltweit schon der Fall war. „Gut dass Vater das nicht mehr miterleben muss.“

      Dieter Freeh schrak aus den Gedanken hoch. „Mein Zeitplan!“

      Er sah auf die Uhr. „Verdammt“ Er drückte auf den Knopf um die Türen zu schließen.

      Kaum waren die Türen geschlossen, drückte er den Fahrhebel nach vorne. Er beschleunigte den Zug stärker, als er das normalerweise tat.

      Freeh war während des Haltes so beschäftigt gewesen mit seinen Gedanken, dass ihm nicht aufgefallen war, dass einige der schwarz gekleideten Menschen kleine schwarze Boxen mit in den Zug gebracht hatten und diese an vielen Stellen unter den Sitzen verteilt abgestellt hatten.

      Als er an der Haltestelle Hauptbahnhof angekommen war, waren die schwarz Gekleideten alle verschwunden. Als ob sie nie im Zug gewesen waren.

      „Verrückt“ dachte er sich. „Das wird wohl heute Abend in den Nachrichten zu sehen sein.“

      Er sollte Recht behalten.

3: Konstituierende Sitzung

      8:50h Phoenix live

      Monika Holtzmann war aufgeregt. Nicht etwa, dass dies ihre erste Liveübertragung war. Nein, sie hatte schon einige Erfahrung mit diesem Format. Doch heute war sie zum ersten mal für den Sender Phoenix unterwegs. Und daher hatte sie deutlich mehr Zuschauer als in der Vergangenheit. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie ja sowieso nur die Kamera sah. Wie viele Menschen dahinter zusahen, blieb für sie verborgen. dass sie gerade heute hier vom Vorplatz des deutschen Bundestages berichten sollte, machte sie dann noch zusätzlich nervös. Sie hatte nicht erwartet, so schnell von wichtigen Ereignissen berichten zu können.

      Sie blickte sich um. Sie stand auf dem großen Platz vor dem Reichstagsgebäude kurz vor der großen Wiese am Übergang zwischen der gepflasterten Fläche und dem Rasen. Ihr Kameramann Jovi Mols hatte darauf bestanden, sich nicht auf die Wiese zu stellen. Der Regen der letzten Tage hatte den Rasen recht weich und matschig gemacht.

      „Ich will mir nicht meine guten Schuhe versauen...“, hatte er in dem für ihn typischen niederländischen Akzent gesagt.

      Also waren sie auf der Steinfläche geblieben. Auch wenn der Standpunkt aus Sicht der Kamera nicht der Beste war. Der Reichstag war so nur Ausschnittsweise im Bild zu sehen. Würden sie weiter hinten auf der Wiese stehen, hätte das Gebäude komplett ins Bild gepasst. Vor allem, da sich heute niemand vor dem Gebäude aufhielt.

      Etwas abseits, am Rand der Scheidemannstrasse, also links von ihr, stand der Übertragungswagen mit dem sie hier her gefahren waren. Es war einer der typisch weißen Mercedes Sprinter Kastenwagen mit der riesigen Sat-Schüssel auf dem Dach und dem Phoenix Aufkleber auf der Seite. Von dort aus konnten sie lokal aufgezeichnete Berichte schneiden und nachbearbeiten und dann per Satellit zum Sender schicken. Heute würde die Sendung vom Ü-Wagen nur durch gereicht. Sie würde live auf Sendung sein.

      Monika rückte noch einmal ihre Haare zurecht und brachte sich in Position.

      Diese

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