Artikel 20.4. Klaus Hammer

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Artikel 20.4 - Klaus Hammer

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eine historische Würdigung dieses 16. Augusts sowie Danksagungen an ausgeschiedene - und eine Begrüßung der neu in den Bundestag gewählten Abgeordneten.

      „Sie alle übernehmen heute ein Mandat, und den meisten wird bewusst sein, dass dies nicht ein Beruf wie jeder andere ist. Nicht alle Abgeordneten werden die gleichen Aufgaben und Funktionen wahrnehmen, aber alle haben die gleiche Legitimation und die gleichen Rechte und Pflichten. Wir sollten das eine so ernst nehmen wie das andere, die Rechte wie die Pflichten.“

      Irgendetwas war merkwürdig. Es roch als ob jemand hier im Plenum rauchen würde. Wenn das so wäre, das wäre das eine Ungeheuerlichkeit.

      „Mit der Konstituierung des Bundestages endet auch die Amtszeit der Regierung, die ihre verfassungsrechtliche Legitimation aus der Wahl des Kanzlers bzw. der Kanzlerin durch das Parlament bezieht. Auch während der Dauer der Koalitionsverhandlungen ist die Handlungsfähigkeit von Parlament und Regierung gesichert. Und selbstverständlich bedarf eine geschäftsführend amtierende Bundesregierung nicht weniger parlamentarischer Kontrolle als eine neue gewählte.“

      Gauck lies seinen Blick über das Plenum gleiten.

      Nichts.

      Dann suchte er auf den Zuschauerrängen nach verdächtigen Anzeichen dafür, dass jemand rauchte.

      Auch nichts.

      Dieser Brandgeruch begann ihn zu irritieren.

      „Niemand wird deshalb ernsthaft erwarten dürfen, dass der Bundestag seine Arbeit erst nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen aufnehmen wird.“

      Die ihm direkt gegenüber sitzenden Parlamentarier der CDU begannen langsam die Augen auf zu reißen, als ob sie etwas furchtbares sehen würden. Immer mehr Abgeordnete schienen etwas zu sehen, dass sich hinter ihm befand.

      „Beide Verfassungsorgane, Regierung wie Parlament, müssen und können ihre Aufgabe wahrnehmen. Zur Verantwortungsübernahme durch das Parlament gibt es keine überzeugende Alternative.“

      Inzwischen starrten ihn alle Abgeordneten aus großen Augen an. Er konnte nicht mehr anders. Er drehte den Kopf gerade so weit nach rechts, dass er hinter sich die Rauchsäule aufsteigen sah.

      Hinter den leicht erhöhten Sitzplätzen des Bundestagspräsidenten und der Plätze der Regierung und der Ländervertreter befand sich eine etwa zwei Meter hohe, leicht gekrümmte, Wand. Daneben standen zwei weitere Wände die etwa drei Meter hoch waren. Diese Wände stellten die Rückwand des Plenums dar und trennten den Plenarsaal auch optisch von den dahinter liegenden Saal ab.

      Genau hinter der mittleren Wand trat eindeutig eine hellgraue Rauchwolke hervor und suchte sich ihren Weg nach oben. Joachim Gauck drehte sich vollkommen um. Er riss die Augen auf. Anhand der Reflektionen an den Glastrennwänden hinter der Präsidiumswand und dem Flackern der Flammen unter dem Bundesadler konnte man erkennen, dass direkt hinter der Wand ein scheinbar nicht kleines Feuer offen brannte.

      Den Zuschauern auf den Tribünen war der Rauch und das Feuer auch nicht entgangen. Es brach Panik los.

      *

      9:30h Feueralarm

      Die offensichtlich durch Lautsprecher verstärkte Stimme drang durch den gesamten Plenarsaal.

      „Meine Damen und Herren, bitte verlassen Sie den Saal langsam und geordnet über den Zugang, über den Sie das hohe Haus betreten haben! Bitte verhalten Sie sich ruhig. Es besteht kein Grund zur Panik. Folgen Sie bitte den Anweisungen der Ordner!“

      Durch den gesamten Saal drang die gellende Alarmpfeife der Brandmeldeanlage. Ihr Ton war ohrenbetäubend laut. Die Durchsagen der Rufanlage waren kaum noch zu verstehen. An eine Verständigung von Mensch zu Mensch war erst recht nicht mehr zu denken.

      Die Zuschauer drangen, ohne auf die Hinweise der Durchsage zu hören nach oben. Hinauf auf den Rundgang, raus aus dem Parlament. Es gab auf dem oberen Rundgang gerade einmal drei Schwingtüren, die als Fluchtwege dienten. Der Vorraum, in dem sich auch die Garderoben befanden, war ganzflächig mit einer Glaswand abgetrennt. Vor dieser drängten sich die Besucher während sie sich vorwärts in Richtung der Fluchttüre schoben. Bei der Flucht von den Besucherrängen vielen und stolperten die Menschen über die Reporter, die auf dem oberen Rundgang standen. Kameras fielen zu Boden, Stative wurden umgerissen. Menschen stürzten. Der Geruch von Rauch und Feuer wurde immer intensiver.

      Mitten drin bleiben einzelne Personen stehen und begannen mit ihren Handys Filmaufnahmen des Feuers zu machen. Zumindest bis sie von Ordnern heraus gezerrt wurden um das Gebäude zu räumen.

      Inzwischen konnte man auch aus Richtung des Haupteinganges Feuer erkennen. So wie es aussah, stand der gesamte Bereich in Flammen. Die komplette Schleuse, der Bereich zwischen Plenarsaal und Haupteingang der auch mit Glaswänden abgetrennt war, war mit Rauch gefüllt. Im Rauch konnte man die Flammen meterhoch flackern sehen. Eine Flucht durch den Haupteingang war also unmöglich.

      Während von den Zuschauerrängen die Menschen ins Freie flüchteten, wurden die Parlamentarier unten im Plenum auf einem anderen Weg hinaus geführt. Die Wachleute, welche die Eingänge bewacht hatten, geleiteten sie zu Durchgängen, die seitlich hinter der Präsidiumswand lagen.

      Die Flucht aus dem Saal gestaltete sich ruhig und schnell. Bis auf ein paar blaue Flecke, die sich der ein- oder andere Parlamentarier beim Stoß gegen eine Tisch- oder Stuhlkante zuzog, gab es keine Verletzungen.

      Das Feuer im Plenarsaal hatte den Räumungsalarm für das gesamte Reichstagsgebäude ausgelöst. Alle Mitarbeiter, die sich in Büros im Gebäude aufhielten, mussten aus dem Gebäude flüchten.

      *

      9:30h Vor dem Reichstag

      Monika Holtzmann hatte die beiden Kollegen Petra Neumann und Jan Schäfer, die ihnen Paul Fiedler als Unterstützung geschickt hatte, in das bisher Geschehene eingeweiht. Die beiden noch sehr jungen Kollegen waren erst wenige Minuten zuvor bei ihnen eingetroffen. In Monikas Augen wirkten sie fast so, als wären sie gerade erst von der Uni gekommen. Die Kleidung hatte nichts, das man irgendwie vor die Kamera hätte lassen dürfen. Petra sah mit ihren Turnschuhen und der zerrissenen Jeans aus, als wäre sie per Zeitsprung aus den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts in die Gegenwart gesprungen. Nur das schwarze T-Shirt mit dem Aufdruck einer Heavy-Metal-Band wollte nicht zum 80er Look passen. Jan hingegen war der typische Nerd. Auch sein immer leicht abwesender Blick lies Monika ahnen, dass Fiedler ihr nicht die besten Mitarbeiter geschickt hatte, die im Sender verfügbar waren. „Egal“, dachte sie sich. Sie musste nun das Beste aus der Situation machen. Sie hoffte, das ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte. Sonst würde sie sich von Fiedler ein paar blöde Sprüche anhören müssen. Denn dieser sparte nicht mit Kommentaren, wenn er der Ansicht war, die Mitarbeiter würden Mittel des Senders zum Fenster heraus werfen.

       Während sie und Jovi wieder in Richtung des Reichstagsgebäudes gingen, sollten die beiden über den 20.4. und seine Verbindung zum heutigen Tag recherchieren. Sobald sie etwas neues heraus bekommen würden, sollten sie sich unverzüglich bei Monika auf dem Regiekanal melden.

       Der Regiekanal war eine Funkverbindung zu dem kleinen Knopf, den sie im Ohr trug. So konnte Sie jederzeit, auch während einer Moderation, mit Informationen versorgt werden. Monika hatte in den zurückliegenden Jahren als Journalistin gelernt, sowohl auf das zu hören was sie durch den Minilautsprecher zugeflüstert bekam, als auch weiter zu reden als ob sie vollkommen ungestört wäre. Monika hatte es irgendwie im Blut. Heute würde etwas passieren. Diese seltsame Demo würde nicht alles bleiben. Und sie war hier. Sie hatte den Auftrag

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