Artikel 20.4. Klaus Hammer

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Artikel 20.4 - Klaus Hammer

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      Nachdem man beschlossen hatte, Warn- und Katastrophenmeldungen nicht mehr über den Rundfunk, sondern ausschließlich per App über Katwarn zu verteilen, war der Besitz und das Mitführen eines Smartphones schon fast eine Lebensversicherung.

      Die außen liegenden Glasscheiben waren im Zusammenhang mit der Sicherheitsaufrüstung alle gegen Hochsicherheitsscheiben ersetzt worden die selbst einem Beschuss aus einer Barrett M82 mit dem Kaliber 12,7 x 99mm für einige Zeit standhalten würde. Da würde eher das ebenfalls nachgerüstete Gebäude nachgeben, als diese Scheiben.

      Das Gebäude war somit komplett abgeriegelt. Wer hier herein wollte musste schon stärkere Geschütze auffahren und dabei riskieren, einen großen Teil der historischen Gebäudesubstanz zu zerstören. Und dabei die sich im Inneren befindenden Personen möglicherweise zu töten.

      Die Frau lies ihren Blick noch auf ein paar andere Schalter fallen und legte diese dann um. Sie hatte die TV Übertragung abgeschaltet.

      Sie ging aus dem Kontrollraum heraus und sammelte die Nebelmaschinen ein, die sich hinter dem Platz des Bundestagspräsidenten sowie an verschiedenen Stellen vor dem Plenum auf dem Flur befanden. Manche der Nebelmaschinen waren aus kleinen Fächern in der abgehangenen Decke herunter gefallen. Einige waren in kleinen Verschlägen in der Wand eingearbeitet gewesen. Ihnen allen war gemeinsam, dass sie komplett Batteriebetrieben waren und per Funk aktiviert werden konnten. Doch sie hatten ihre Aufgabe erfüllt und würden nicht länger benötigt werden.

      Sie lachte, als sie daran dachte wie einfach es war, mit ein paar LED Lampen den Eindruck von Feuer zu erzeugen, wenn erst ein mal genug Rauch in der Luft war. Außerdem hatten sich ihre Kontakte zu den immer klammen und überwiegend korrupten Baufirmen welche für die Regierung Aufträge ausführten inzwischen ausgezahlt.

      Sie lies ihren Blick durch den Plenarsaal und den Vorraum schweifen. Alle Glasflächen waren inzwischen von innen matt grau. Der „Rauch“ aus den Nebelmaschinen hatte sich wie erwartet auf die Scheiben gelegt, so dass man nicht mehr hindurch sehen konnte. Ein unschätzbarer Vorteil bei ihrem Vorhaben.

      Inzwischen tauchte eine zweite Person auf. Bis auf die Tatsache, dass sie eher männliche Züge trug, war sie von der ersten Person nicht zu unterscheiden.

      „Nr2?“

      „Ja, 1“

      „Stelle bitte oben die Kameras in der Mitte direkt auf das Präsidentenpult, die seitlichen Kameras drehe nach außen, wie besprochen.“

      „Soll ich die Kabel der äußeren Kameras durchschneiden?

      „Ja. Wir gehen auf Nummer sicher. Und sieh nach, ob nicht noch irgendwo ein Handy mit aktiver Aufnahmefunktion herum liegt. Wir wollen doch nachher keine illegalen Mitschnitte unserer Veranstaltung im Web finden, nicht wahr?“

      Nr2 lachte und nahm ein kleines Gerät in die Hand. Dann ging sie in Richtung zum oberen Rundgang, dem Bereich, den normalerweise Besucher betreten würden. Sie sah sich um und ließ das kleine Gerät hin und her wandern.

      „Hier ist nichts. Keine Handys.“ rief sie zu Nr1 herunter.

      Eine dritte Person in schwarz erschien durch eine Seitentür und ging direkt in die Richtung des TV Kontrollraums. Auch dies schien ein Mann zu sein. Er hatte eine größere Tasche umgeschnallt die ein Rucksack sein konnte. Dann betrat er den Kontrollraum, setzte sich an das Pult und begann direkt an den Kontrollen zu arbeiten.

      Er nahm aus seiner Tasche einige technische Geräte und verband sie mit den Systemen im Kontrollraum. Dafür öffnete er einige Abdeckungen des Pultes, zog Kabel heraus und stecke andere Kabel in die mitgebrachten Module und das Pult. Nachdem er die Arbeiten kontrolliert hatte, schloss er die Abdeckungen wieder. Auf einem der Monitore erschien eine gekachelte Darstellung von Fernsehbildern. Man konnte die Bilder aller größeren Sender mit einem Blick erfassen.

      Nun nahm er ein Notebook aus seiner Tasche und verband es mit einem der bereits vorher installierten Module. Dann schaltete er das Gerät ein und startete einige Programme.

      Er lächelte.

      Ein kurzer Blick auf die Monitore und das Display des Notebooks. Dann sah er durch die Scheibe hoch in Richtung Nr1. Er hob den Daumen zum Zeichen dass alles erfolgreich vorbereitet war.

      Er war sendebereit.

      9:35h U55

      Dieter Freeh hatte wieder zu seinem normalen Rhytmus zurück gefunden. Den Flashmob, der gerade einmal eine halbe Stunde hinter ihm lag, hatte er schon wieder verdrängt. In seinem Kopf hatte wieder diese herrliche Leere Platz genommen, die ihm die Arbeit erträglich machte. Nur nicht nachdenken.

      Er fuhr wieder einmal von der U-Bahn Station Hauptbahnhof in Richtung Brandenburger Tor ab. Der Zug beschleunigte und tauchte in das Schwarz des Tunnels ein. Normalerweise geschah absolut nichts auf dem Weg, zumindest bis er den hellen Schein der Haltestelle Bundestag aus dem Dunkel auftauchen sah. Erst dann musste er auf die Signale achten und den Zug verlangsamen.

      Gelegentlich kam es vor, dass Fahrgäste etwas aus dem Gleisbett herausholen wollten und unvorsichtiger weise vom Bahnsteig auf die Schienen herunter stiegen. Dann musste er schnell handeln. Doch das geschah selten. Sehr selten.

      Doch auf dem Weg zwischen den Haltestellen? Da gab es leere und Schwärze. Und nichts zu beachten. - Fast nichts. - Es gab durchaus Signale auf dem Streckenabschnitt. Doch die waren immer Grün. Diese Signale würden nur in einem Notfall umgeschaltet, damit zum Beispiel ein Zug nicht in einen U-Bahnhof einfuhr, in dem es brannte.

      Er war schon fast an dem roten Haltesignal vorbei gefahren, als Freeh das Signal überhaupt erst bemerkte. Das Signal war noch nie rot gewesen. Er lies den Fahrhebel los, der daraufhin direkt in die Nullposition zurück schwang und betätigte die Bremse. Er bremste den Zug so heftig ab, wie es ging. Hinter sich im Wagen hörte er, wie Menschen durcheinander vielen.

      Als der Zug endlich stand, sah er durch das Sichtfenster der Tür zur Fahrerkabine nach hinten in den Zug. Fast alle Fahrgäste die nicht gesessen hatten, waren durch die abrupte Bremsung von den Beinen gerissen worden. Einige waren gegen Haltestangen und Sitze geprallt. Das Licht war erloschen. Nur die Batteriebetriebene Notbeleuchtung versuchte die Wagons in ein mäßiges Licht zu tauchen. Selbst die seitliche Wegbeleuchtung, die in gewissen Abständen den Tunnel erhellte, war aus. Er hörte Fluchen und Wimmern. Scheinbar hatten sich bei dieser Gewaltbremsung auch Menschen verletzt. Ihm war unwohl. Er hätte besser auf die Signale acht geben müssen. Dann hätte er den Zug früher bremsen können. Doch war das Signal wirklich schon vorher auf Rot umgeschaltet gewesen? Oder war es wie immer grün und erst im letztem Moment umgesprungen? Er wusste es nicht mehr. Er hätte nicht beschwören können, wie es war. Nun musste er sich um die Fakten kümmern. Der Zug stand und die Passagiere erwarteten eine Mitteilung was geschehen ist.

      Dieter Freeh zog den Schwanenhals des Mikrophons zu sich heran und drückte auf die Sprechtaste. Die Passagiere im ganzen Zug würden ihn durch die Lautsprecher hören. Er hasste diesen Teil seines Jobs. Warum konnte man für soetwas nicht Bandansagen... Ach nein. Den Gedankengang hatte er heute schon einmal verworfen. Zum Glück hat auch die Sprechanlage eine Notstromversorgung. Sonst hätte er durch den Zug brüllen müssen.

      „Hier spricht ihr Zugführer“, Er räusperte sich um den Frosch, der sich offensichtlich in seinem Hals befand, zu verscheuchen „Wir haben hier auf offener Strecke ein Nothaltsignal angezeigt bekommen. Deshalb musste ich den Zug so schnell stoppen.“ Er sah auf sein Bedienpult. Dort war inzwischen eine Lampe, die ihm signalisierte, dass der Zug Fahrbereit war, erloschen. Jetzt war

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