Von Jerusalem bis Rom. Martin Renold

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Von Jerusalem bis Rom - Martin Renold

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später Nachmittag. Wir brachten sie ins Gefängnis und schlossen sie ein.

      »Bewacht sie gut!«, mahnte uns noch jener Saul, der mit uns gekommen war, um alles zu überwachen.

      Ich überprüfte alle Schlösser und teilte die Wachen ein. Um Mitternacht wurde die erste Wache abgelöst, nach fünf Stunden die zweite. Jede Wache bestand aus zwei Mann. Ich war die ganze Nacht anwesend.

      Als ich nach Tagesanbruch den Befehl gab, die Türen vorsichtig aufzuschließen und den Gefangenen Wasser und Brot zu bringen, waren die zwei Zellen, in denen ich sie untergebracht hatte, leer.

      Ich konnte das nicht verstehen. Es musste während der zweiten Wache geschehen sein. Denn als ich alle Wächter fragte, stellte sich heraus, dass zu einer bestimmten Zeit alle Wächter, die vor den Zellen wie auch jene vor dem Hauptportal, kurz eingenickt waren. Alle gaben es auf mein Drängen zu, aber jeder behauptete, in der kurzen Zeit ihres Einnickens könnten die Männer unmöglich aus dem Gefängnis ausgebrochen sein. Es war auch tatsächlich nichts zu sehen, das auf einen Ausbruch hingedeutet hätte. Die Schlösser waren, als ich das Frühstück bringen ließ, vollständig verriegelt, so wie wir sie am Abend zuvor verschlossen hatten.

      Am nächsten Tag gingen die Apostel, so nannten sie sich, wieder in den Tempel, um zu predigen.

      Einerseits bewunderte ich ihren Mut. Ausgerechnet im Tempel, unter den Augen der Gesetzeslehrer und Priester, verkündeten sie ihre Botschaft von diesem Christus. Anderseits hielt ich dies aber auch für eine unerhörte Frechheit. Ganz persönlich fühlte ich mich zudem gedemütigt, denn ich war für die Sicherheit verantwortlich gewesen. Natürlich fürchtete ich auch, wenn nicht gerade um meinen Kopf, so doch um meine Stellung.

      Ich ahnte nichts Gutes, als jener Saul mich aufsuchte. Ich spürte seinen Zorn. Doch er beherrschte sich, wenigstens vorläufig noch, denn er wollte von mir genau wissen, wie dies geschehen konnte.

      Selbstverständlich glaubte er mir nicht, sondern hielt es für eine billige Ausrede. Ich konnte es ja selber kaum glauben. Er sah jedoch ein, dass es nicht meine Schuld war.

      »Das kann aber noch Folgen für dich haben«, sagte er zum Schluss und ging davon.

      Als die Priester und die Pharisäer die aus dem Gefängnis Entflohenen im Tempel sahen, entbrannte ihr Zorn von neuem. Sie riefen den Hohen Rat zusammen. Ich wurde mit den Gerichtsdienern und einigen Soldaten geschickt, sie vor den Hohen Rat zu führen. Doch die hohen Herren wusste nicht, was sie mit ihnen machen sollten. Denn sie fürchteten, das Volk würde aufbegehren, wenn man sie töten würde. Darum ließ man sie wieder laufen.

      Als ich sie aus dem Saal entlassen hatte, kam gerade Saul herzu. Gleichzeitig trat auch Gamaliel heraus. Er war ein Gesetzeslehrer, und er war es gewesen, der den Rat gegeben hatte, sie freizulassen

      Saul aber war ein Schüler von Gamaliel gewesen.

      »Meister«, sagte Saul zu ihm, »warum habt ihr diese Sektierer nicht töten lassen?«

      Saul hätte diese Irrlehrer am liebsten umgebracht oder zumindest im tiefsten Verlies in Ketten gelegt, so dass sie nicht mehr fliehen könnten. Sie hatten so viel Unruhe in die Stadt und in den Tempel gebracht. Das konnte doch nicht sein, dass der Hohenpriester, die Pharisäer, zu denen auch er gehörte, und der Hohe Rat so machtlos waren.

      »Wollt ihr euch denn von ihnen noch länger auf der Nase herumtanzen lassen?«, fragte er. Und Gamaliel sah den Zorn rot in seinem Gesicht aufsteigen.

      »Saul, mäßige dich!«, antwortete er ihm. »Ich hatte gute Gründe. Es gab schon zweimal Männer, zu einer Zeit als du noch bei deinen Eltern in Tarsus wohntest, die Hunderte von Anhängern hatten. Sie wurden getötet, und ihre Mitläufer zerstreuten sich, und es verlief alles im Sand. Warum sollten wir uns die Hände schmutzig machen mit diesen Leuten und das Volk gegen uns aufreizen, wenn wir sie töten oder einkerkern? Du wirst sehen, auch dieser Aufruhr legt sich wieder, und es wird nichts geschehen.«

      Saul war anderer Meinung. Er achtete das Gesetz und die Ordnung. Man hätte mit aller Härte vorgehen sollen. Diese Irrlehrer hatten schon zu viele auf ihre Seite gebracht, und nachdem sie sich bisher nie an das Verbot des Hohen Rates gehalten hatten, würden sie sicher auch in Zukunft sich nicht an das Gesetz halten und nicht schweigen, sondern weiterhin das Volk verführen und die reine jüdische Lehre verfälschen. Seinem Lehrer und Meister Gamaliel versprach er, alles zu tun, um diese Irrlehre auszurotten, wenn dieser Petrus, der doch nur ein Fischer gewesen sei, und dieser junge Johannes, der auch nichts anderes als ein einfacher Fischer sei, und all ihre Anhänger nicht Ruhe gäben. Er, Gamaliel, und der Hohe Rat sollten sich an seine Worte erinnern, wenn es so weit wäre. Er stände jederzeit zur Verfügung.

      Saul, Sohn von jüdischen Eltern, hatte seine Jugendzeit in der Hafenstadt Tarsus verlebt. Dort hatte er das Handwerk eines Zeltmachers erlernt. Da er schon dort in der Synagoge großes Interesse an den Schriften und den jüdischen Gesetzen gezeigt hatte, schickten ihn die Rabbiner zur religiösen Weiterbildung nach Jerusalem, wo er ein Schüler des weisen Gamaliel wurde. Doch von dessen zu Mäßigung und Vermittlung neigendem Sinn, hatte Saul kaum etwas gelernt.

      Gamaliel achtete Saul. Keiner seiner Schüler hatte so eifrig wie er die Schriften studiert. Er war ein kluger Kopf, doch oft brauste er auf, vor allem, wenn es um die Anhänger dieses Jesus ging. Saul wütete nicht blindlings gegen diese Leute. Er hatte sich sagen lassen, was Jesus gelehrt und an Wundern getan hatte. Es waren schöne Worte, die dieser gepredigt hatte: Liebe, Barmherzigkeit, Sündenvergebung. Aber es waren auch gefährliche Worte. Vor allem jene von der Sündenvergebung. Jesus selbst hatte Sünden vergeben, was doch nur Gott zustand. Und dass er der Christus, der Gesalbte, der Messias sei, war Blasphemie, gleichgültig, ob er es selber so gesagt hatte oder ob seine Jünger dies behaupteten. Und nun wollten sie dies noch damit beweisen, dass sie überall erzählten, dieser Jesus sei von den Toten auferstanden. Das war unmöglich. Ja, Elia war auch von der Erde entrückt worden. Aber er war nicht gestorben und dann wieder lebendig geworden. So etwas hatte es noch nie gegeben. Und darum war es eine Lüge, was diese Apostel, wie sie sich nannten, verbreiteten. Das musste mit allen Mitteln unterbunden werden.

      Saul trat nun auf mich zu, als er sich von Gamaliel verabschiedet hatte, und sagte: »Du hast gehört, was ich zu Gamaliel gesagt habe. Auch dir sind diese Leute auf der Nase herumgetrampelt. Du musst doch eine große Wut auf sie haben. Ich habe gehört, dass du bei den Oberen in Ungnade gefallen bist und dass man dich von deinem Posten absetzen will. Aber ich werde ein gutes Wort für dich einlegen. Denn ich brauche solche Männer wie dich. Dir mag es vielleicht gleich sein, welche Lehren diese sogenannten Apostel verbreiten. Aber ich weiß, dass du diese Schmach, die sie dir angetan haben, nicht auf dir sitzen lassen kannst. Wir müssen diese Leute vernichten. Diese Irrlehre muss ausgerottet werden. Ich kann dir nicht versprechen, dass du deine Stellung als Hauptmann behalten wirst, aber ich werde dafür sorgen, dass du mir bei der Verfolgung dieser Sektierer helfen kannst.«

      Saul hatte recht, diese Männer waren schuld am Ende meiner Laufbahn als Hauptmann. Warum also sollte ich Saul nicht helfen bei seinem Vorhaben, wenn er sich dafür einsetzen würde, dass ich mit einem blauen Auge davonkäme?

      2. Kapitel

      Maria, die Mutter von Jesus, Maria Magdalena und die andern Frauen buken jeden Tag Brot und kochten warme Speisen für die Armen. Viele Bedürftige kamen, aber unter ihnen waren auch viele, die ihr Hab und Gut verkauft hatten und sich hatten taufen lassen.

      Die Apostel trugen die Speisen aber auch zu jenen hinaus, die nicht kamen, jenen, die alt waren und nicht gut zu Fuß, oder die krank, lahm oder blind waren und deshalb nicht zu dem Haus der Apostel kommen konnten.

      Eines

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