Von Jerusalem bis Rom. Martin Renold

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Von Jerusalem bis Rom - Martin Renold страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Von Jerusalem bis Rom - Martin Renold

Скачать книгу

      Wir schauten uns um, um zu sehen, mit wem er spreche, doch wir konnten niemanden sehen.

      Saul schien auf eine Stimme zu hören, die wir aber nicht vernahmen. Nach einer Weile fragte er: »Was soll ich tun?«

      Wir schauten uns verlegen an, denn wir wussten nicht, richtete er diese Frage an uns oder an jemand, den wir nicht sehen konnten. Da war niemand, weit und breit niemand.

      Als mich das Licht geblendet hatte, war ich erschrocken. Ich hatte gar nicht mehr nach Saul geschaut, ob er etwas gebrochen hatte. Doch nun neigte ich mich wieder über ihn. Er griff mit dem Arm in die Höhe, als ob er eine Hand suche, die ihm aufzustehen helfen könnte. Ich ergriff seine Hand und zog ihn in die Höhe, während er sich noch mit der andern Hand am Boden abstützte.

      Er blickte seltsam drein und sagte: »Geht zurück nach Jerusalem, eure Aufgabe hat sich erledigt. Ich werde allein in die Stadt gehen.«

      Dabei schaute er uns gar nicht an.

      »Jonas«, sagte er nach einer Weile. »Bleib du hier und führe mich in die Stadt hinein.«

      Ich gab den Soldaten ein Zeichen, sie sollten aufsitzen und zurückreiten. Als sie weggeritten waren, fragte Saul: »Sind sie alle weg?«

      Da wurde mir klar, dass Saul sein Augenlicht verloren hatte.

      Ich nahm unsere beiden Pferde, band sie zusammen und führte sie und Saul, in die Stadt.

      »Bring mich in die Gerade Straße«, bat mich Saul, »und frag dort nach einem Mann namens Judas. Er wird uns aufnehmen.«

      Ich zögerte, denn das war nicht der Mann, zu dem wir gehen wollten. Dieser Judas war in unserem Plan nicht vorgesehen.

      Saul musste meine Gedanken erraten haben, denn er sagte: »Es ist schon gut so. Führ mich zu ihm!«

      Ich war zum ersten Mal in Damaskus und musste mich durchfragen. In der Geraden Straße kam uns ein Mann entgegen. Er blieb einen Moment stehen und kam dann geradewegs auf uns zu.

      »Saul?«, sagte er in fragendem Ton. »Ja, du bist es. Komm in mein Haus.«

      Saul schien ihn an seiner Stimme zu erkennen.

      »Bist du es, Judas?«, fragte er. »Zu dir wollte ich kommen. Der Herr hat mich geschickt.«

      »Von welchem Herrn sprichst du?«, fragte Judas.

      »Das erkläre ich dir später«, antwortete Saul.

      »Ich bin Jonas, sein Begleiter«, sagte ich zu Judas. »Saul ist erblindet. Er kann dich nicht sehen.«

      Judas führte uns beide in sein Haus und wollte uns bewirten. Doch Saul sagte: »Gib Jonas etwas zu essen und zu trinken. Wir haben eine lange, beschwerliche Reise hinter uns. Ich aber mag nichts zu mir nehmen.«

      Während ich aß, fragte Judas: »Was ist geschehen?«

      Saul erzählte, ein helles Licht habe ihn auf einmal umstrahlt und ihn so geblendet, dass er vom Pferd gestürzt sei. Dann habe er die Stimme von Jesus gehört.

      »›Saul, Saul, warum verfolgst du mich?‹, fragte er mich. Ich fragte ihn: ›Wer bist du, Herr?‹ Er sagte: ›Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch steh auf, denn ich bin dir erschienen, dich zu meinem Diener zu erwählen und zum Zeugen meiner Erscheinung hier und anderer Erscheinungen, die dir widerfahren werden. Ich erwähle dich, um dich zu den Völkern zu senden und ihnen die Augen zu öffnen, dass sie sich von der Finsternis abwenden zum Licht.‹

      Er sprach noch weiter zu mir. Dann fragte ich ihn: ›Herr, was soll ich tun?‹ Er schickte mich zu dir, um hier zu warten, bis ich weiter erfahren werde, was ich zu tun habe.«

      »Ja, wir alle, ich und die vier, die uns begleiteten, haben das Licht gesehen und gehört, wie Saul mit jemand gesprochen hat, aber wir haben niemanden gesehen«, bestätigte ich.

      »Wie konnte jener Jesus zu dir sprechen? Ich habe gehört, dass du die Anhänger dieses Jesus verfolgt und ins Gefängnis geworfen, ja sie sogar dem Tod ausgeliefert hast.«

      »Das war ein Irrtum. Jetzt weiß ich, dass Jesus der Christus ist. Er hat sich mir offenbart, und ich werde ihm nachfolgen.«

      Judas schaute mich ungläubig an. Er war ein strenger Jude, der die Gesetze hielt wie Saul.

      »Zeig mir, wo ich mich ausruhen kann«, bat Saul.

      Judas führte ihn in einen Schlafraum.

      Judas und ich saßen noch zusammen, und ich musste ihm berichten, wie ich Sauls Sturz vom Pferd erlebt hatte und warum wir überhaupt nach Damaskus gekommen waren.

      Ich war noch selbst überwältigt von dem, was geschehen war. Mir war bewusst, dass Saul nach diesem Erlebnis die Anhänger Jesu nicht mehr verfolgen würde. Und auch ich fasste den Entschluss, es nicht mehr zu tun. Wenn die Stimme, die Saul gehört hatte, tatsächlich die Stimme des gekreuzigten Christus war, und für mich stand dies außer Zweifel, dann war das, was ich zusammen mit Saul getan hatte, die schlimmste Sünde meines Lebens. Wie konnte ich das je sühnen?

      Christus hatte sich Saul offenbart, damit er mit den Verfolgungen aufhöre. Aber was nun? Ich dachte: Welche Strafe würde über uns kommen? Saul hatte sein Augenlicht verloren. Was stand mir bevor? Ich hatte große Angst. Ich wusste ja damals noch nicht, was der Herr mit Saul vorhatte und dass ich an seinem späteren Wirken teilhaben durfte.

      Als Judas am nächsten Morgen Saul ein Frühstück bringen wollte, schickte der ihn wieder hinaus, ohne zu essen und zu trinken. Drei Tage lag er in dem Zimmer ohne Nahrung. Er wollte nur in Ruhe gelassen werden.

      Manchmal hörten wir seine Stimme. Wir wussten nicht, betete er oder sprach er mit jemandem. Aber es war ja kein Mensch bei ihm.

      Am dritten Tag klopfte ein Mann an die Tür. Als Judas ihm aufmachte, sagte er, er sei Ananias, ein Jünger Jesu, und er möchte zu Saul.

      »Woher weißt du, dass Saul in meinem Haus ist?«, fragte Judas misstrauisch.

      »Der Herr hat mich gesandt«, sagte Ananias.

      »Wer ist dein Herr?«, fragte Judas.

      »Jesus Christus«, antwortete der Mann.

      Wir ließen ihn ein, wussten aber nicht, was er vorhatte. Er konnte doch nicht wissen, was mit Saul geschehen war. Er musste doch glauben, dass er immer noch der unerbittliche Verfolger seiner Glaubensbrüder war. Wollte er sie rächen?

      Judas machte mir ein Zeichen, ihm zu folgen, als er den Fremden zu Saul führte.

      Er klopfte an die Tür. Als Saul sich bemerkbar machte, öffnete Judas die Tür einen Spalt und sagte: »Ein Fremder ist hier, Ananias.«

      »Lass ihn herein«, bat Saul. »Ich habe auf ihn gewartet.«

      Das erstaunte uns. Wie konnte Saul wissen, dass dieser Fremde kommen würde?

      Saul gab uns ein Zeichen, dass wir ihn allein mit Ananias lassen sollten. Doch wir ließen vorsichtshalber die Tür offen. Da hörten wir, wie Ananias zu Saul sprach: »Im Traum ist mir der Herr erschienen. Er hat mir gesagt, ich solle in die Gerade

Скачать книгу