Von Jerusalem bis Rom. Martin Renold
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»Jonas«, sagte er zu mir, »bleib du hier, verkünde du die Botschaft des Herrn den Juden in der Stadt, nicht den Hellenisten, wie ich es getan habe. Versuche eine Gemeinde aufzubauen. Suche den Kontakt jener Leute um Cornelius, führe sie in die Gemeinde, damit sie in ihrem Glauben bestärkt werden. Vergiss auch nie, dass du Zeuge der Erscheinung Christi und meiner Bekehrung warst. Das sollst du bezeugen, wo immer du bist, damit die Menschen die Wahrheit erkennen.«
Wie könnte ich dies vergessen!
Der Abschied fiel mir schwer. Wir waren so lange immer zusammen gewesen. Durch sein Damaskus-Erlebnis war auch ich zum Glauben gekommen. Und er hatte mich unterwiesen und mir vorgelebt, wie er seinen Glauben weitertrug an die Menschen.
Da mir die Stadt Cäsarea gefiel, blieb ich trotzdem gerne. Ich liebte das Meer, den salzigen Geruch. Oft promenierte ich auch auf den Hafenanlagen und sah zu, wie die Schiffe kamen und gingen. Dabei vergaß ich doch nie, die Menschen anzusprechen und ihnen von Jesus Christus zu erzählen. Mit der Zeit wuchs die kleine Gemeinde immer mehr an.
Ich hielt mich schon recht lange in Cäsarea auf, als eines Tages Barnabas nach Cäsarea kam. Mit ihm kam auch Markus, sein Vetter. Ich freute mich, Barnabas wieder zu sehen.
»Die Apostel in Jerusalem haben mich gesandt, um in Antiochia zur Gemeinde zu gehen. Sie haben gehört, dass dort viele getaufte Juden sind, die den Griechen die Heilsbotschaft von Jesus verkünden.«
»Sie sehen es wohl nicht gerne, dass sie als Juden mit den Heiden verkehren«, sagte ich in fragendem Ton.
»Doch, doch«, erwiderte er. »Sie wissen ja auch, was Petrus hier in dieser Stadt im Haus des Cornelius getan hat. Aber sie denken, vielleicht würden die Griechen doch nicht vom Heiligen Geist erfüllt.«
Barnabas blieb an diesem Abend bei mir. Am andern Morgen sagte er: »Willst du nicht mit mir nach Antiochia gehen? Du warst mit Saul, als der Herr ihm erschien. Wenn du ihnen davon erzählst, würde das ihrem Glauben helfen.«
Ich war einverstanden, und wir machten uns noch am gleichen Tag auf den Weg.
Unterwegs mit Barnabas und Markus erzählte ich, wie ich in Cäsarea versucht hatte, mit den Menschen zu reden und ihnen von Christus zu erzählen und wie ich im Haus des Cornelius mithelfen konnte, eine kleine Gemeinde aufzubauen.
Da Barnabas wusste, dass ich damals mit Saul zu den Verfolgern der Apostel und der andern Anhänger Jesu gehört hatte und Christus mir selbst ja nicht wie Paulus erschienen war, blieb Barnabas skeptisch, was ich ihm natürlich nicht verargen konnte.
Als ich ihm sagte, dass es mir manchmal schwerfiel, die Menschen von der Auferstehung Christi zu überzeugen, sagte er zu mir:
»Auch mir fiel es zuerst nicht leicht, dieses unglaubliche Wunder zu verstehen. Aber als ich damals in Jerusalem sah, wie der Heilige Geist über die Apostel kam, da fing ich an zu glauben. Und ich erfuhr, wie die Jünger nach Jesu Tod verzweifelt waren und begannen, alles, was ihnen Jesus gesagt hatte, in Zweifel zu ziehen. Doch als Jesus ihnen wieder erschien und sie um sich sammelte, da glaubten sie nicht nur, sondern waren überzeugt. Denn was sie sahen, war die Wirklichkeit. Ich habe alle Jünger außer jenen Judas, der Jesus den Soldaten, die ihn suchten, ausgeliefert hatte und von dem ich nicht weiß, was mit ihm geschehen ist, kennen gelernt. Einige wie Petrus, Johannes und Andreas waren einfache Fischer gewesen, Matthäus Zöllner, Bartholomäus Rabbiner. Warum sollten sie und die andern, alles ehrliche Menschen, eine Lüge verbreiten? Warum sich unter Todesgefahr einsetzen für eine Unwahrheit? Was sie uns sagen, ist die volle Wahrheit.«
Wir gingen, wo immer es möglich war, längs der Küste, bis wir zur Mündung des Orontes kamen. Von da gingen wir den Lauf des Flusses entlang und kamen am nächsten Tag in Antiochia an.
Wir fanden eine große Gemeinde von Gläubigen vor und freuten uns, dass hier die Heilsbotschaft so gut aufgenommen worden war. Die Menschen lebten aber nicht nur für sich, sie kümmerten sich auch um die Armen und die Kranken in der Stadt.
Wir beide wurden von den Ältesten, Simeon, Luzius und Menachem, und der ganzen Gemeinde herzlich aufgenommen. Barnabas überbrachte die Grüße der Apostel. Die Menschen liebten ihn ganz besonders. Er war auch wirklich ein besonderer Mann, ganz erfüllt vom Heiligen Geist und vom Glauben. Er lehrte nicht nur, sondern war auch immer hilfsbereit.
Ich musste immer wieder von Saul berichten, von unserer Reise nach Damaskus und von unserem gemeinsamen Leben.
Eines Tages sagte ich zu Barnabas: »Die Menschen fragen mich immer wieder, wie es bei Damaskus zur Bekehrung von Saul kam. Eigentlich wäre es schön, wenn er selber hier wäre und davon berichten könnte. Sollten wir ihn nicht herholen, er ist ja, wenn er in Tarsus geblieben ist, nicht so weit von hier.«
»Du hast recht«, antwortete Barnabas, »Unsere Gemeinde wächst von Tag zu Tag. Wir könnten ihn gut hier brauchen. Seine Gegenwart würde die Kraft des Glaubens festigen. Holen wir ihn doch her.«
Wir beschlossen, zusammen nach Tarsus zu gehen. Wir wählten den Weg über einen Pass, der uns ans Meer führte, von wo wir dann ein gutes Stück der Küste folgten. Nachdem wir ungefähr den halben Weg zurückgelegt hatten, ging es über hügeliges Land bis nach Tarsus.
Wir fragten in der Stadt nach Saul. Wir hörten, dass er auch in Tarsus und in der Umgebung den Griechen gepredigt hatte. Und seine Worte waren hier auf guten Grund gefallen.
Die Griechen nannten ihn aber nicht Saul, sondern Paulus, und als wir ihn unter diesem Name suchten, fanden wir auch sein Elternhaus und dort ihn selbst.
Wir alle drei hatten große Freude an unserem Wiedersehen und umarmten uns. Paulus behielt uns als Gäste in seinem Haus. Wir hatten uns viel zu erzählen und wir redeten fast bis zum Morgen.
Nach drei Tagen verabschiedeten Paulus und wir uns von seiner Mutter und den Schwestern und kehrten zusammen nach Antiochia zurück, wo Paulus freudig empfangen wurde und gleich in der Gemeinde von seinem Erlebnis bei Damaskus erzählen musste. Auch seine Predigten hörten alle mit großem Interesse.
Paulus begann aber auch in der Synagoge zu predigen, und durch ihn fanden viele Juden, auch griechische Juden zum Glauben an Christus.
Antiochia ist eine riesige Stadt, man sagt, sie sei die viertgrößte des römischen Reiches. In einem Vorort, der Daphne heißt, gibt es einen Apollo-Tempel, den viele Wallfahrer besuchten, die in die Stadt hereinkamen und hier in Herbergen wohnten. Viele dieser Fremden, aber auch viele Einwohner der Stadt, nahmen den Glauben an, nachdem sie von Paulus belehrt worden waren und er ihnen von seinem Erlebnis vor Damaskus berichtet hatte, das ich als Zeuge oft bestätigte.
Andere aber wollten nichts davon hören und schimpften uns Christen. Als Paulus von einigen Gläubigen hörte, dass man ihnen diesen Schimpfnamen nachrufe, sagte er: »Lasst sie euch doch Christen nennen. Ist das nicht ein Ehrenname?«
Und so begannen wir uns selbst so zu nennen.
Als wir schon ein Jahr in Antiochia waren, kam ein Mann hierher, der sich Agabus nannte. Er ging in der Stadt umher und trat auf den Plätzen auf und sprach zum Volk: »Sehet euch vor. Ich prophezeie euch eine große Hungersnot, die über die ganze Welt kommen wird.«