BIZARR. Sharon Lee

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BIZARR - Sharon Lee

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      «Nahe den Feldern und Wiesen, vor dem zweiten Wald. Wasser zerstörte alles.» Es klang, als redete er im Schlaf.

      Kalter Regen prasselte an die Scheiben, der Wind schlug ans nass-graue Fenster. Durch den Raum strich ein lauer Luftzug. Der seltsame Geruch war ihr zuvor nicht aufgefallen. Es roch so eigenartig, faul und moderig – es roch nach Tod. Es war an der Zeit für Fuchs zu gehen. Sie schnappte sich den Umschlag mit den vielen Geldscheinen und steckte ihn sorgfältig in ihre Handtasche. Noch einmal blickte sie zurück, direkt in die Augen von Dr. Wiederkehr. Er bewegte die Lippen: «Lieblich schaut er aus, verwegen, Dornen vor dem Haus wachsen stark bis zum Dach. Unten, da wo es dunkel ist. Meine Schuld.»

      Spät war es geworden. Zuhause angekommen, legte Carla Fuchs eilig Mantel und Tasche ab, kramte den Briefumschlag hervor und legte ihn auf den Salontisch. Erst einmal musste sie sich ein Glas Wein gönnen. Sie wippte eine Weile im Schaukelstuhl hin und her und begann, ihre Gedanken zu sortieren. Die Worte Dr. Wiederkehrs liessen ihr keine Ruhe. Sie konnte es einfach nicht einordnen, dass ein Mensch wie er jemanden getötet haben sollte, doch wiederum glaubte sie ihm, dass es eine Leiche gab. Sie fragte sich, ob sie das Geld nicht Dr. Wiederkehr zurückbringen sollte, anstatt sich mit seinen Problemen herumzuschlagen; er würde das Resultat ihrer Arbeit - sollte sie überhaupt ans Ziel kommen - kaum erleben. Doch sie würde nicht nur ihn, sondern auch ihren Vater enttäuschen.

      «Na gut, zu verlieren gibt es nichts und wenn das Geld schon mal da ist, will es auch verdient sein.»

      Der Kampfgeist in ihr war geweckt. Generell pflegte sie zu sagen, dass es kein Problem gab, das nicht lösbar war, wenn alle Seiten an einer Lösung interessiert waren. «Er erwähnte, es gehe um Gerechtigkeit, um Lügen, die Leben zerstört hätten. Er wünschte, dass ich die Wahrheit ans Licht bringe. Genau das werde ich versuchen.»

      Die Detektivin war sicher, dass Gerechtigkeit und Lügen in Zusammenhang mit der spurlos verschwundenen Enkelin Lynn standen. Die Leiche hingegen, von der er gesprochen hatte – sollte es tatsächlich die Leiche von Lynn sein? Die Detektivin beschloss der guten Ordnung halber, am nächsten Morgen die Kollegen von der Kriminalpolizei zu informieren. Normalerweise trat sie zwar mit Fakten an die Kollegen heran und nicht mit diffusen Aussagen eines sterbenskranken Mannes.

      Ein drittes Glas Wein und Fuchs stand bereits mitten in ihrem neuen Fall, mehr denn je bestrebt, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

      Rätselhaft waren die letzten Worte von Dr. Wiederkehr: war es eine Landschaft, die er in seinem Dämmerzustand beschrieben hatte?

      Sie überlegte, doch sie kam und kam nicht vom Fleck. Bilder von Wäldern und Wiesen, Fuchs war müde, sehr müde. Das Wasser überflutete alles und Carla Fuchs glitt in den Schlaf.

      Leiche im Beton

      «Sie lassen sich doch nicht etwa von den Aussagen eines senilen Mannes leiten?»

      Verwundert empfing der Dorfpolizist die Detektivin in seinem Büro. Ihr Überraschungsbesuch in Ehren, doch das, was sie ihm eben erzählte, machte für ihn überhaupt keinen Sinn. Markus Pfiffner war grob geschätzt halb so alt wie Carla Fuchs. Sein Vater hatte ihm gelegentlich von ihren erfolgreich gelösten Fällen vorgeschwärmt, die sie üblicherweise mit Unterstützung der Kollegen der Kantonspolizei klärte. Nun da Pfiffner sie endlich einmal persönlich traf, musste er sich eingestehen: Er hatte sie sich ganz anders vorgestellt.

      «Dr. Wiederkehr behauptete, dass es eine Leiche gäbe. Ich bin mir sicher, er sprach von seiner Enkelin Lynn.»

      «Scherzen Sie? Doch nicht etwa … Lynn Wiederkehr?! Das kann ich kaum glauben. Lynn ist vor zehn Jahren spurlos verschwunden. Wäre es ein Einfaches gewesen, sie wiederzufinden, wäre dies längst geschehen.»

      «Trotzdem sollten wir diesen neuen Hinweis ernst nehmen. Ich habe gehofft, Sie würden das unterstützen.»

      «Verzeihen Sie, dass ich die Erfolgsaussichten in Frage stelle. Wir haben vor zehn Jahren jeden Stein in Bünzigen umgedreht. Unter keinem lag Lynn.»

      Dann besann er sich: «Na gut, wenn es sein muss, Frau Fuchs, werde ich Sie begleiten. Wo genau soll die Leiche liegen?»

      «So genau weiss ich das nicht. Dr. Wiederkehr sprach in Rätseln – er war ziemlich verwirrt. Wir sollen diesen Ort suchen: nahe den Feldern und Wiesen, vor dem zweiten Wald. Wasser zerstörte alles

      Pfiffner prustete laut heraus und meinte zynisch: «Gratuliere! Das ist ein hervorragender Hinweis! Zum Rätselraten schlage ich vor: suchen Sie eine Wahrsagerin auf! Wenn Sie Lynns Leiche nach dieser vagen Beschreibung finden wollen, wird es nach meinem Ermessen schwierig. Diese Naturbeschreibung passt in jeden der sechsundzwanzig Kantone der Schweiz. Ob die Leiche in Bünzigen, in der weiteren Umgebung oder gar im Ausland zu finden ist, hat Dr. Wiederkehr nicht zufällig erwähnt?»

      So wenig es sich Pfiffner vorstellen konnte, dass sie aufgrund einer solchen Beschreibung eine Leiche finden würden - Fuchs vertraute ihrem guten Riecher und war überzeugt, mindestens einen Hinweis auf Lynn zu entdecken. Sie hatte es Dr. Wiederkehr versprochen. Und wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, wurde das mit aller Konsequenz durchgezogen.

      «Hat er nicht, aber ich sehe auch nicht ein, weshalb wir beim weitest entfernten Ausgangspunkt beginnen sollten.»

      «Mit dieser Beschreibung sehe ich die Suche als reine Verschwendung von Zeit an. Ich habe Wichtigeres zu tun.»

      «Na ja, da bin ich mir nicht so sicher. Ich jedenfalls werde den Hinweis verfolgen. Zu einem Medium kann ich später immer noch gehen. Aber ich wäre sehr froh, wenn auch Sie die Sache ernst nehmen würden. Ich brauche Ihre Unterstützung!»

      «Nun….» So sehr sich Pfiffner auch bemühte – von Ernsthaftigkeit war nicht die Rede. Dennoch rang er sich durch, immerhin gab es in der Landgemeinde nicht allzu viel Brisantes zu tun für den Dorfpolizisten.

      «Okay, okay. Lassen Sie uns mittels Computer die möglichen Fundorte einkreisen. Schauen Sie auf diese Map und zeigen Sie mir, wo es im Kanton Aargau Felder, Wiesen…?» Er konnte das Grinsen nicht verkneifen. «Vielleicht springt uns da was ins Auge?»

      «Gewöhnungsbedürftig für eine alte Dame wie mich. Ich brauche keine derartige Map. Verbrechen habe ich stets ohne elektronische Unterstützung aufgeklärt. Ich weiss, ich bin schrecklich unmodern, aber: Haben Sie eine Karte auf Papier – bitte mit grossem Massstab.»

      Pfiffner runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass es der Detektivin ernst war. Er kramte in der untersten Schublade, fand schliesslich eine Karte der Umgebung – Bezirk Bremgarten - und gab sie der Detektivin.

      Carla Fuchs überflog die Karte mit höchster Konzentration, es war, als wüsste sie genau, wonach sie suchen müsste. Ihr Ausgangsort war Bünzigen. Hier hatte Lynn gelebt und sich bewegt. Ihr Blick glitt auf einen grösseren Ausschnitt von Bünzigen in Richtung Schloss Hallwyl und kreiste anschliessend über ein Gebiet mit Feldern und Wiesen, bis sie sich auf eine Stelle fixierte. Mit dem Zeigefinger stiess sie wie ein Falke blitzschnell auf die Karte hinunter: Sie tippte einen Punkt an, etwa zwanzig Kilometer östlich vom Dorfkern. «Das ist der Beweis! Dr. Wiederkehr hat nicht fantasiert – er wollte mir einen Hinweis auf die Leiche geben. Jetzt sehen Sie doch hin!»

      «Was soll hier sein?»

      «Sind Sie wirklich so naiv? Das Moor hat in den 30er Jahren manches Tierleben geschluckt. In der Gegend gab

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