Sieben Gründe, warum wir nicht so gut sind, wie wir sein könnten. Peter Schmidt

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Sieben Gründe, warum wir nicht so gut sind, wie wir sein könnten - Peter Schmidt

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       Haben Bewertungen Zwangscharakter? Können Bewertungen wahnhaft sein?

       Das Vier-Apfelstücke-Modell

       Wertkämpfe und geistiger Dornröschenschlaf

       THESE 4 „Zwanghafte Lagerbildung“

       Die Blau-Rot-Grün-Hypothese

       Lagerbildung zwischen Staaten

       THESE 5 „Unzureichendes Lebensverständnis“

       Zehn Gebote, Goldene Regel, Kategorischer Imperativ

       Subjektiver Wertpluralismus statt Wertobjektivismus

       Das Kistenmodell der Gesellschaft

       Das (auf der Hand liegende) Nichtbeteiligungs-Modell

       Das Beteiligungsprinzip

       THESE 6 „Fehlende Selbstkontrolle“

       Willensfreiheit

       Hitler auf dem Obersalzberg

       THESE 7 „Motivation aus dunklen Quellen“

      Man soll öfters dasjenige untersuchen,

       was von den Menschen meist vergessen wird,

       wo sie nicht hinsehen und was so sehr als

       bekannt angenommen wird, dass es keiner

       Untersuchung mehr wert erachtet wird.

      Georg Christoph Lichtenberg

      Anhand von sieben Thesen lässt sich zeigen, warum wir (wohl) nicht mehr damit rechnen können, jemals weltweit jenes Maß an Positivität zu verwirklichen, das eigentlich möglich wäre, weil es, zumindest potentiell, in der Natur der Sache liegt.

      Genauere Analysen als bisher belegen, dass wir weit unter unseren Möglichkeiten bleiben, den Level an Lebensqualität so weit anzuheben, wie es mit mehr Einsicht in die Zusammenhänge des gesellschaftlichen Ganzen, in unsere emotionale und mentale Verfassung und die Hindernisse, die wir uns selbst in den Weg legen, realisierbar erscheint.

      Das Ergebnis dieser – nennen wir es Desorientiertheit – sind, von unserem alltäglichen zwischenmenschlichen Desaster abgesehen, allein in den bisherigen Kriegen der Menschheitsgeschichte Legionen sinnlose Tote, ist unendlich viel Leiden, Angst und Schmerz. Hochrechnungen und Schätzungen reichen von 455 Millionen (Matthew White: „Atrocitology: Humanity's 100 Deadliest Achievements“) bis 3,5 Milliarden (Michael Sheehan: “The Changing Character of War).

      Durch Mao starben bis zu 70 Millionen Menschen. Unter Pol Pot kam jeder dritte Kambodschaner ums Leben. Hitler wird für bis zu 6 Millionen Tote allein während des Holocaust verantwortlich gemacht, bei insgesamt 60 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs. Schätzungen von Opfern der „Stalinschen Säuberungen“ gehen ebenfalls in die Millionen. Namen, die gewissermaßen nur stellvertretend stehen für unseren immerwährenden Hang, zu töten, zu zerstören, zu quälen, destruktiv zu sein, auf Kosten anderer zu raffen, auszubeuten, zu versklaven, herabzusetzen und zu unterdrücken.

       Die exorbitante Negativität des Homo sapiens scheint eine feste Größe zu sein.

      Was uns fehlt, sind offenbar genauere Einsichten in den Charakter unserer Destruktivität – und damit auch unserer verpassten Möglichkeiten. Doch nur von einem Mangel zu wissen, bedeutet nicht auch schon, daraus für unser Handeln Konsequenzen zu ziehen. Erkenntnis allein reicht nicht aus …

      Hier bietet sich unter anderem die Analyse des womöglich größten Verbrechens der Menschheitsgeschichte an, um die Tragweite und tragische Dimension unserer befremdlichen Selbstvergessenheit hinsichtlich der Ziele des Lebens zu verdeutlichen.

      Ist der Holocaust Ansichtssache?

      Die Liste der Holocaust-Leugner weltweit ist viele Seiten lang – von Deutschland über zahlreiche europäische Staaten, die arabische Welt bis hin zu Australien, Japan und den USA –, obwohl der Holocaust unter den meisten Historikern als gut gesicherte Tatsache gilt.

       „Sechs Millionen kann nicht stimmen. Es können maximal 340.000 in Auschwitz umgekommen sein“, so ein NPD-Mitglied.

       Al-Ahram, Kairo, älteste ägyptische Zeitung: „Es gab überhaupt kein Chelmno, kein Dachau, kein Auschwitz! An diesen Orten standen lediglich Desinfektionsanlagen.“

       Der ehemalige iranische Präsident Ahmadinedschad relativierte den Holocaust und sah ihn zumindest als nicht erwiesen an. Unter dem Titel International Conference on «Review of the Holocaust: Global Vision», berief er in Teheran eine Konferenz ein, an der zahlreiche internationale Holocaustleugner teilnahmen.

      Angesichts derart unterschiedlicher Auffassungen stellt sich die Frage:

      Wie war es möglich, dass so viele Menschen, obwohl sie schon während des Nationalsozialismus durch Kriegsheimkehrer und Insider davon erfahren hatten, das Thema mehr oder weniger negierten? Lediglich aus Angst vor Strafe und Repressalien der nationalsozialistischen Diktatur, wie oft angenommen wird? Oder weil man am Ausmaß der Verbrechen zweifelte („Davon haben wir nichts gewusst“)? Und warum wurde das Thema in Deutschland nach dem Krieg so lange tabuisiert? Vor allem aber, wieso ist es selbst heutzutage in gewissen Kreisen noch umstritten? Selbst ein ehemaliger italienischer Regierungschef unterstellte den Deutschen unlängst, wenn auch zweifellos demagogisch verallgemeinernd:

      "Berlusconi-Tirade: 'Für Deutsche haben die KZs nie existiert'. Silvio Berlusconi hat die Deutschen indirekt als Holocaust-Leugner bezeichnet." (SPIEGEL 4/2014)

      Ist der Holocaust womöglich doch in irgendeiner Weise Ansichtssache? Oder, noch gewagter gefragt, sogar so etwas wie „Geschmackssache“?

      Die Antwort auf diese provokative Frage, die jeden Menschen, der hinsichtlich seines Selbstverständnisses nicht längst das Handtuch geworfen hat, nach so unfassbar viel Leid in den Vernichtungslagern des Nationalsozialismus befremden muss, wirft zugleich Licht auf eines unserer wohl größten intellektuellen Defizite:

       die Analyse jener Motivationen und Gründe, die uns in der Menschheitsgeschichte immer wieder zu Schlächtern haben werden lassen, zu Mördern, Ausbeutern, Sadisten und schweigenden gesellschaftlichen Mitläufern.

      Bewertungen können subjektiv sein, Geschmacksurteile sind bekanntlich per definitionem subjektiv, stellen also keine Beschreibung rein objektiver und allgemeingültiger Daten unser Erfahrungsrealität dar, wenn auch objektive Erfahrungsdaten daran beteiligt sein mögen. Sondern ihr wesentlicher Grund liegt im Subjekt, das seinen ganz persönlichen, relativen Anteil, z. B. durch subjektives Fühlen, beisteuert.

      „Objektive und allgemeingültige Daten der Erfahrungsrealität“ – was ist damit gemeint?

      Beispiel für eine subjektive Veränderung in Wahrnehmungen:

      Im Alltag wie auch in

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