DÄMONEN DER STEPPE. Michael Stuhr

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DÄMONEN DER STEPPE - Michael Stuhr

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dass seine Mannschaft sich gerade verkleinert hat, denn Sabé wird bestimmt nicht mehr für ihn arbeiten.“

      „Moment mal!“, wollte Sabé sich einmischen, aber da wurde Ysell erst richtig wütend.

      „Bist du eigentlich wahnsinnig?“, fuhr sie ihren Freund an, so daß der einen halben Schritt zurückwich „Du gehst für Eisor klauen? Bist du jetzt vollständig übergeschnappt?“

      „Wieso ...“

      „Eisor ist dumm!“ Ysell dachte nicht daran, sich unterbrechen zu lassen „Er kann den Mund nicht halten! Er macht irgendwelchen Blödsinn und prahlt auch noch damit! Wie kannst du dir solche Freunde - oh Verzeihung - Geschäftspartner suchen?“

      „Das kam, weil ...“

      „Das ist doch wohl das Letzte!“ Ysell war nicht zu stoppen „Wie lange, denkst du, dauert es, bis ihr geschnappt werdet? Wie viele seid ihr überhaupt?“

      „Vier“, gestand Sabé schnell, froh auch mal ein Wort dazwischen zu bekommen. Der Laufbursche hatte sich schon ein Stück weit zurückgezogen und schaute nun aus sicherer Entfernung zu.

      „Vier!“, wiederholte Ysell „Oh ihr Götter! Vier Tölpel auf Raubzug, und fangen sie einen, dann fangen sie alle!“

      „Blödsinn!“, versuchte Sabé sich zu wehren „Die halten schon dicht. - Du hast mich doch damals auch nicht verraten.“

      Ysell wurde blass. Das was Sabé da sagte, war eine so ungeheure Beleidigung, dass ihre Wut schlagartig in sich zusammenfiel und sie nur noch eine maßlose Enttäuschung fühlte. „Du vergleichst mich mit Eisor?“, fragte sie leise. „Ja, glaubst du denn, dass er aus Freundschaft zu dir den Mund halten würde, wenn der Richter ihm Vorteile verspricht? Wenn er gefangen wird, Sabé, dann sind keine zwei Handmaß danach die Stadtsoldaten auf der Suche nach dir, darauf wette ich meine beiden Daumen! - Oh - schau mal, da kommen sie schon!“

      „Wo?“ Sabé wirbelte herum und versuchte die Wachen zu entdecken. Sein Gesicht sah gehetzt aus und sein Körper war angespannt. Fluchtbereit sah er sich um, und seine Augen irrlichterten über die Straße. Dann erkannte er, dass Ysell ihn hereingelegt hatte.

      „Siehst du“, sagte Ysell in ruhigem Ton „Du weißt es selber. Du brauchst nur daran zu denken, dass man Eisor erwischt, und du wirst verrückt vor Angst.“

      „Blödsinn!“, widersprach Sabé ärgerlich „Ich bin nur ein bisschen nervös, weil ich ...“

      „Weil du ein Dieb bist“, fiel Ysell ihm ins Wort. „Mach Schluss mit diesem Blödsinn, sonst erschrickst du bald vor deinem eigenen Schatten.“

      „Warum sollte ich? Ich bin geschickt, das weißt du, und wenn ich erwischt werde, dann kann ich mich doch immer noch vom Richter zu euch, zum Zwinger, schicken lassen.“

      „Keine Ahnung, ob der Richter einen Dieb zu uns schicken würde“, meinte Ysell „Vielleicht schickt er dich auch dorthin, wo es nichts zu klauen gibt. - Dann kannst du die Jauchegruben auf den Bauernhöfen leeren oder die Fleischabfälle auf dem Schlachthof zusammenklauben. - Immer unter Aufsicht natürlich!“

      „Solche Strafen gibt es?“ Der Gedanke schien Sabé nicht sonderlich zu behagen.

      „Natürlich!“, erklärte Ysell im Brustton der Überzeugung. Sie hatte keine Ahnung, ob solche Strafen wirklich verhängt wurden, aber sie wollte Sabé Angst machen. Sie wollte, dass er dieses Leben aufgab - und zwar rechtzeitig, bevor er noch schlimmere Dinge tat. „Ich wünschte fast, ich hätte dich damals verraten. Dann wärst du wenigstens nicht als Dieb vor den Richter gekommen.“

      „Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach machen?“ Sabés Stimme klang patzig, aber er schien doch schon halb überzeugt.

      „Wie tief steckst du drin?“, wollte Ysell wissen. „Was weiß Eisor von dir?“

      „Eigentlich noch gar nichts.“ Sabé sah Ysell unsicher in die Augen „Ehrlich! Wir haben da erst was geplant.“

      Ysell fiel ein Stein vom Herzen, sie hatte gerade eben nämlich auch etwas geplant, aber sie wollte Sabé noch nichts davon sagen. „Halte dich fern von der Bande“, trug sie ihm nur auf „und sei morgen um dieselbe Zeit wieder hier. - Möglich, dass sich bis dahin etwas ergeben hat.“

      „Du willst mich bei euch im Zwinger unterbringen, stimmt’s?“

      Ysell seufzte. Sie hatte keine zweifelhaften Hoffnungen erwecken wollen, aber Sabé war noch ganz der alte, er hatte sie sofort durchschaut. „Stimmt“, gab sie zögernd zu. „Aber ich weiß noch nicht ob es auch möglich ist. - Hättest du denn Lust?“

      „Ich denk mal drüber nach.“ Sabés Stimme klang betont mürrisch, aber Ysell spürte, dass er interessiert war.

      „Kommst du jetzt endlich?“, rief Eisors Laufbursche aus einiger Entfernung.

      „Nein!“, schrie Sabé zurück „Verroll dich!“

      Der Laufbursche machte eine obszöne Geste und ging mit unentschlossenen Schritten davon. Ysell war erleichtert. - Nachdenklich ging sie zum nächsten Marktstand und kaufte ein kleines Brot. Sie gab Sabé die Hälfte davon und verabschiedete sich. Vielleicht war sie ja gerade noch im rechten Moment gekommen.

      Auf dem Rückweg zum Zwinger war es Ysell schlecht vor Aufregung. Nach dem Gespräch mit Sabé hatte sie auf dem Markt schnell noch die Schüsseln gekauft. Sie war nicht ganz bei der Sache gewesen und hatte wahrscheinlich zu viel dafür bezahlt. Keine gute Voraussetzung für ein Gespräch mit Bogan.

      Bogan musste helfen! Bogan hatte Macht! Bogan war freundlich und gerecht. Vielleicht fand er ja eine Möglichkeit, auch Sabé in seine Mannschaft aufzunehmen.

      Ysell war sich keineswegs sicher, was ihren Einfluss bei Bogan anging. Sie war sich zwar bewusst, dass sie in der Zeit im Zwinger sehr viel geleistet hatte - aber ebenso klar war ihr, dass das nur möglich gewesen war, weil Bogan sich für sie eingesetzt und an sie geglaubt hatte. Würde er das Risiko nochmals eingehen wollen, ein ungezähmtes Straßenkind bei sich aufzunehmen? - Denn dass er mit ihr ein Risiko eingegangen war, das war Ysell schon klar. Sie stellte sich vor, Sabé sei ein Fremder für sie, und er schnitt schlecht ab dabei. Wie er so dagestanden hatte, von Hunger und Misstrauen gezeichnet, mit unstetem Blick und immer auf Ausflüchte bedacht, da hätte sie ihm selbst nicht vertraut. Man musste Sabé schon sehr gut kennen, um zu wissen, dass er ein wirklich feiner Kerl war und der beste Freund, den man sich denken konnte. Würde Bogan so tief sehen können? Ysell traute es ihm zu, aber sie war sich absolut nicht sicher.

      Gleichviel - Ysell hatte ein Versprechen gegeben. Nicht nur Sabé, sondern vor allem sich selbst hatte sie versprochen, es wenigstens zu versuchen - und was Ysell versprach, das hielt sie auch - und was sie sich vorgenommen hatte, das führte sie auch aus! Ysells Körper straffte sich, und mit schnellen Schritten strebte sie dem Zwinger zu, so daß die Schüsseln, die sie trug, leise zu klappern anfingen.

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