An die Rollatoren Mädels. Heidi Hollmann

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An die Rollatoren Mädels - Heidi Hollmann

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hat ja auch keinen sie beobachtenden Mann meinte meine Hetti dazu, worauf ich Einspruch erhob.

      „Die ist immerhin mit Gott verheiratet, und der liebe Gott sieht bekanntlich alles!“, gab ich zu bedenken, worauf ich ihre glaubwürdige Antwort erhielt:

      „Ja, schon, aber der urteilt und beurteilt nicht!“

      Sich mit dem Alter anzufreunden halte ich persönlich für wünschenswert.

      Sich dagegenzustemmen ist genau so unnütz, als wenn man versuchen wollte, Schneeflocken zu rösten.

      Allerdings tun mir alle jene alten Damen leid, die sehr spät oder gar nicht Omis geworden sind. Für die ist das Alter doch ein Quäntchen fader.

      Ich wurde exakt genau in dem Alter Oma, in dem meine Tochter Mutter wurde. Das ist nicht verwunderlich, ich war eine ziemlich junge Mutter und die logische Konsequenz, jedenfalls zu meiner Zeit war die, dass der Großmutterstatus auch früh eintrat. Ich war ganze neununddreißig Jährchen jung.

      In dem Alter hat man für gewöhnlich noch Nerven wie Drahtseile, oder?

      Nein, nicht immer. Häufig genug war ich völlig ermattet, wobei es auf das jeweils zu hütende Enkelkind ankam. Unser fünfter Enkel, ein besonders aufgeweckter Junge, verlangte mir bisweilen meine ganze Kraft ab. Seine Mama bezeichnete ihn häufig als „Jubiläumskind“. Er folgte erst Anweisungen beim fünfundzwanzigsten Mal. Das konnte ich aus eigenem leidvollem Erleben nur bestätigen. Ich hätte eine Flüstertüte gebraucht, um meine Stimmbänder zu schonen. Das Schöne an Enkelkindern ist, dass man sie immer wieder los wird. Meine Freundinnen, die ehrlichen jedenfalls, bestätigen mir immer wieder, wie unbändig sie sich freuen, wenn ihre Enkelkinder kommen, die Freude aber ebenso groß ist, wenn die Enkel wieder gehen und sie sich, gleich mir, in ihre feudalen Fernsehsessel knallen können.

      „Ach des Menschen größte Freud....!“

      Meine beiden Kinder bescherten mir im Ganzen sieben Enkel; im Alter von sechs Monaten bis zu dreißig Jahren. Eine breite Spanne, die einigen verrückten Umständen zu verdanken ist.

      Zudem, durch nur einen einzigen Sohn und nur einer einzigen Tochter vierfache Schwiegermutter zu werden, ist zwar kein Kunststück, aber erklärungsbedürftig.

      Unser Sohn hat schlicht und einfach drei Frauen beglückt, mit denen er insgesamt fünf Kinder zustande brachte, die natürlich allesamt meine Enkelkinder wurden. Unsere Tochter Adda als „Nachzüglerin“ bekam ihre beiden Mädchen ziemlich spät. Bedingt durch ihr langes Studium, mit ihrer nachfolgenden Selbstständigkeit. Bis sie endlich etabliert war und dann erst an Kinder denken konnte. So wie es heute bei jungen Frauen eher die Regel, als die Ausnahme ist.

      Ich bin vorsichtig geworden, wie neulich, als ich meine zweitjüngste Enkelin beim Spiel im Sandkasten beobachtete und wo sich ein etwa gleichaltriges Kind, um die vier, breit machte. Eine überaus korpulente Frau tapste schwerfällig durch den Sand, um dem Kind ein Schüppchen zu bringen, beugte sich keuchend nieder und sprach mit dem Mädchen.

      Als Rheinländerin kontaktfreudig, war mir nach einem Schwätzchen zumute. Ich wusste aus Erfahrung, dass ich ein Gespräch von mir aus „anstoßen“ musste, wie eine Billardkugel, die von allein und selbst in hundert Jahren nicht in Bewegung gerät. Vor zig Jahren in die Diaspora des Humors emigriert, sprach ich diese Schwerfällige an.

      „Ein nettes Enkelkind haben Sie!“ Die Frau stutzte, guckte über mich hinweg und würdigte mich keines Blickes. „Eine wenig selbstbewusste Oma,“ konstatierte ich, bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel, als das spielende „Enkelkind“ verzweifelt „Mama“ brüllte, als meine Enkelin ihm eins auf den Pelz schlug!

      Seit dem, bin ich hellsichtiger und vorsichtiger geworden, man lernt bekanntlich auch im Alter noch dazu. Ich behaupte lieber gleich, wenn mir gelangweilt nach einem Schwätzchen zumute ist, wie hübsch ich doch das nette Töchterchen oder den netten kleinen Sohn finde. Mit ungläubigem Augenaufschlag und stolzgeschwellten Brüsten schenken mir diese Omis, von Omi zu Omi sozusagen, ihr liebstes Lächeln, was sie ehrlich um Jahre verjüngt.

      Halsstarrige Omas würden meiner Beobachtung nach, niemals zugeben, ihre Vorlieben zu haben. Ich behaupte, sie haben sie!

      Überzeugend versuchen sie, aus welchem Grund auch immer, sich selber zu belügen, in dem sie behaupten, alle Enkelkinder gleich zu halten.

      Meiner Erfahrung nach ist das schier unmöglich. Jedes Kind hat andere Vorlieben. Differenzieren ist hier gefragt.

      Meine Julia, das erste Kind aus der zweiten Verbindung unseres Sohnes war das Enkelkind „meiner Wahl“ möchte ich behaupten.

      Das Kind wuchs mir immer mehr ans Herz, wie ich immer wieder entzückt feststellte.

      An einem Montag hatte ich Julia in meinem Auto mitgenommen, um ihr die versprochenen Pferde auf einer Vorortweide zu zeigen. Als wir dort ankamen, war das Kind eingeschlafen. Auf dem Rückweg kamen wir bei Hetti vorbei.

      Armin weiß um meine technischen Defizite und schnallte das Kind deshalb höchstpersönlich vor der Abfahrt an. Zugegeben, ich bin eine technische Idiotin, was ich unter Beweis stellte, als ich versuchte nach dem Besuch, den Kindersitz festzuzurren. Es misslang. Die Großtante befestigte unter Kopfschütteln die kleine Person, meinte unmutig: „Deine Oma ist doof Julia, sie kann deinen Sitz noch nicht mal befestigen!“

      Julia, sie mag um die drei gewesen sein, verzog ihr Mündchen und ich stellte mich auf eine Heulorgie ein. Sie reckte plötzlich ihren Kopf nach vorne, in die Richtung derjenigen, die behauptet hatte, ihre Oma wäre doof. Sie sah wie ein kleiner wilder Schwan aus, schrie in einer nicht zu überhörender Lautstärke:

      „Du bist doof!“ Hetti brach in Gelächter aus, hielt sich den Bauch und sagte:

      „ Du bist richtig, Julia, verteidigst deine Oma, das gefällt mir!“

      Ja, und so ist es bis heute geblieben. Julia ist meine Favoriten gewesen. Lange Zeit.

      Sie war es, die mir nach dem Fußbruch, als ich um die Sechzig alt war, bei Familientreffen meinem genagelten Fuß auf ihrem Schoß Schutz gewährte. Ich wäre vor Berührungsschmerz ohnmächtig geworden. Wenn ich auf meinem Küchenstuhl kniete, um etwa aus dem Fenster zu schauen, pinselte meine kleine Katze meinen Fußrücken mit ihrem hochgereckten Schwänzchen, was bei mir schon einen gehörigen Schmerz auslöste.

      Ich sprach davon, dass Julia meine Favoriten war. Sie bleibt die erste, es gibt aber mittlerweile eine zweite, wie es auch eine zweite Siegerin geben kann.

      Greti ist die erste Tochter meiner Tochter. Kurz nach der Geburt bekam das kleine Menschlein eine Sepsis und nur der Himmel wusste, ob das Kind durchkommen würde. Greti ist mir ebenfalls sehr nah. Mir zuliebe hat sie häufig die Übungen mitgemacht, die mir die Therapeutin nach einem Glatteissturz mit nachfolgendem Schulterbruch aufbrummte, um ein Versteifen der Schulter zu vermeiden.

      Solidarisch mit mir zog das kleine Kind an dem Seil, das ihr Opa oben an der Decke für mich eigens befestigt hatte. Ein kleines Vierjähriges liebes Etwas, über das ich hoch beglückt bin.

      Ich revanchiere mich häufig. Ich habe die Angewohnheit, Tierstimmen zu imitieren. Unter anderem gelingt es mir, das Röhren eines brünstigen Hirsches, ich muss schon sagen, gekonnt von mir zu geben, was bisher für Heiterkeit beinahe in der übrigen Familie gesorgt hat.

      Die

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