An die Rollatoren Mädels. Heidi Hollmann

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An die Rollatoren Mädels - Heidi Hollmann

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mir denken, dass diese Art von Gegrunze sie an ihre Patienten beim Spülen ihrer Münder, erinnern mag. Greti macht mir zuliebe jedenfalls mit. Sie legt ihre beiden Händchen an den Mund, als wenn sie im Sturm jemandem was zurufen möchte und schon geht das Röhren und Grunzen los. Sie ist lernfähig, wird immer besser, was mich außerordentlich freut. Ehrlich gesagt, ich würde niemals etwas tun, was das Verhältnis zwischen Mutter und Kind verwässern würde. Aber auf das Grunzen meiner Enkelin, mir zu Ehren, kann und möchte ich nicht verzichten. Neuerdings üben wir heimlich und ich stelle mir dabei das entrüstete Gesicht meiner Adda vor. Augenblicklich bekomme ich Harndrang und renne zur Toilette. Natürlich ist auch meine Blase nicht mehr das. was sie früher einmal war! Greti läuft gleich mit. Aus Sympathie!

      Seit einer Reihe von Jahren findet in unserer Westfalenhalle ein Wettröhren statt, wozu die Jäger mit oder ohne Hilfsmittel ihr zweifelhaftes „Können“ alljährlich unter Beweis stellen.

      Neulich haute mich der Armin an: „Sag mal,“ knurrte er und hielt höchst pikiert ein Zeitungsblatt mit dem Konterfei eines Jägers hoch.

      „Hast du dich dieses Jahr vielleicht für diesen hirnrissigen Wettkampf eingetragen? Zuzutrauen wäre dir das?!“

      „Welcher Wettkampf?“ stellte ich mich doof. „Hier“, er wedelte nervös mit seiner Zeitung, „steht Schwarz auf Weiß, dass zum ersten Mal eine Frau mitmischen wird,“ stellte er unmutig fest.

      „Mit dem Gedanken habe ich ehrlich gesagt, auch schon gespielt. Du weißt ja selbst, dass ich immer besser werde,“ beichtete ich dem Besorgten. „Aber mir passt es ganz und gar nicht, einen solch blöden grünen „Bibbi“ aufsetzen zu müssen, was ein absolutes Muss für diese versnobten Jagdfritzen ist! Nur über meine Leiche!“

      Es stimmte. Hüte standen mir noch nie. Weibliche Brillenträger sollten das Tragen von Hüten tunlichst vermeiden, meiner bescheidenen Meinung nach.

      Früher voller Spott: „Eine Frau mit einer Brille, das ist mein letzter Wille!“, wusste Armin erst jetzt vermutlich und erstmalig meine Brille zu schätzen, könnte ich mir jedenfalls denken.

      Erleichtert sank er mit mitsamt seiner Zeitung in seinen Sessel zurück.

      Vielleicht röhrt die Greti irgendwann einmal in eigener Regie. Nichts Erlerntes im Leben ist für die Katz! Irgendwann wird sie es vielleicht mal gebrauchen können. Vielleicht als Oma?

      Ja, wozu sind Großmütter speziell,“ eigentlich sonst noch gut?“, frage ich mich immer häufiger, je mehr ich mit meinen Enkelkindern in Berührung komme.

      Die Chinesen behaupten, weil Gott nicht den Müttern alles allein aufbürden möchte, hätte er die Großmütter erschaffen. Völlig unlogisch, wie ich meine. Schließlich waren ja die Großmütter eher da. Oder ist es möglicherweise wie bei der Geschichte mit dem Huhn und dem Ei. „Welches von beiden war zuerst da?“ stellt sich hier die Gretchenfrage. Wenn man die heutigen Mütter betrachtet, könnten sie bequem auch als Großmütter durchgehen. Zum Glück werden ja die Menschen mittlerweile viel älter, so dass sie ihre Kinder noch lang genug, will heißen, bis die flügge sind, auf dieser schönen Erde begleiten können.

      Um beim Thema zu bleiben. Adda sagte mir neulich ziemlich arrogant, sie würde ihre Kinder bildungsmäßig zu nichts, aber wirklich zu gar nichts zwingen. Auch über die Schulform ließe sie ihre Mädchen selbstverständlich selber entscheiden. Von Zwang hielte sie absolut nichts.

      Ich habe mir meinen Teil gedacht und aufseufzend erklärt, wie schade ich es fände, dass gerade sie so spät ihre beiden Sonnenscheinchen bekommen hätte. Folglich hieße das für mich, dass ich ein Groß- und Erwachsenwerden dieser beiden letzten Enkelchen wahrscheinlich nicht mehr würde miterleben können.

      Da meinte diejenige, die ihre Kinder zu nichts würde zwingen wollen, voller Überzeugung:

      „Ja aber, bis zu deren Abi kannste das doch noch bequem schaffen.!“ Selten so gelacht!

      Bis zum Abi! Eine lange Zeit, die sie noch vor sich und ich mit meinen Kindern längst hinter mir habe.

      Wie herrlich, eigenständig sozusagen und weitgehend nur für sich und seinen Partner zuständig zu sein. Wie beschwerlich waren früher die vielen Reisen. Dem einen war schlecht, dem anderen langweilig. Ewig saß man als Mutter wie auf heißen Kohlen.

      Von Urlaub war kaum die Rede. Heute ist das alles anders, günstiger, bis auf die Dinge, die mit den Beschwernissen des Alters zu tun haben. Wir brauchen ja leider alle mehr oder weniger unsere Pillen.

      In jungen Jahren war die Antibabypille die einzige „Medizin“, die man, d. h. frau schluckte.

      Schließlich wünschte man keine wundersame Vermehrung.

      Meine Oma behauptete immer:„ An ein Kind kommt man eher als an einen Hundertmarkschein! Stimmt! Sogar gratis!

      Wenn ich mir so meinen Kulturbeutel, ein Ausdruck, über den sich Armin zeitlebens krumm gelacht hat, betrachte, muss ich bei den vielen Pillen schon sehr aufpassen, damit ich die richtige zum richtigen Zeitpunkt erwische. Ich könnte mittlerweile so eine Krankenhausschütte gebrauchen. Für montags, dienstags, mittwochs .....morgens, mittags, abends…………

      Es ist erstaunlich, dass wir Menschen trotz oder vermutlich wegen der vielen Pillen so langlebig sind.

      Ich denke, wir können noch so viel Schindluder mit unserer Gesundheit treiben, die Pharmaindustrie richtet es. Eigentlich cool, wie ich meine.

      Meine Eltern fuhren noch bis ins hohe Alter nach Nord- und Südspanien, wo sie sich jeweils ein Domizil eingerichtet hatten. Einmal besuchten wir sie im Norden, wo sie ihre Wohnung für uns freimachten, um sich im Süden in der anderen Wohnung wie Wandervögel niederzulassen.

      Sie luden nicht weniger als vier prallgefüllte Koffer ein. Einer war, wegen Mutters Allergie, bis obenhin mit Medikamenten gefüllt.

      Ich verstand die Welt nicht mehr. Damals jedenfalls noch nicht. Ich möchte nicht behaupten, einen ganzen Koffer voller Medizin mitzuführen, aber das, was für mich unverzichtbar ist, reicht mir schon. Dabei fällt mir eine Geschichte, rund um Pillen, ein.

      Wegen meiner gehäuften Gallenkoliken war nachts ein Notarzt vonnöten. Der Mann wirkte völlig abgeschlafft und erzählte mir, während er mich behandelte, von seinem gerade durchgeführten Krankenbesuch. Mir war piepegal, wo der gute Mann vorher hatte Hilfe leisten müssen, ich wollte nur von diesen Schmerzen und danach auch von seinem Gerede erlöst werden. Endlich schlafen. Ich horchte auf. Was er da schilderte, interessierte mich immer mehr.

      Sein Patient wäre völlig apathisch in seinem Bett gelegen, berichtete er, worauf seine Tochter den Notdienst alarmierte. „Um den alten Herrn herum türmten sich Schuhkartons auf, nachdem ich darum gebeten hatte, alle Medikamente des Apathischen zusammen tragen zu lassen,“ berichtete der Arzt, während er an mir herumhantierte, um das Schmerzmittel in die Vene zu bekommen.

      „Ich hätte ihrem Herrn Vater die Leber herausschneiden können, der würde nichts davon mitgekriegt haben,“ hatte der Mediziner der Tochter des Patienten mitgeteilt und auch die kleine Frau neben ihr, vermutlich ihre Freundin, war baff.

      Meine Ohren wurden immer spitzer! Hetti und ihre Freundin passten wie die Faust aufs Auge zu der Beschreibung. Auch auf die von dem tablettenkonsumierenden alten Herrn, der Vater der großen Frau und Hausbesitzer des Dreifamilienhauses.

      Der

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