An der Pforte zur Hölle. Thomas Riedel
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An der Pforte zur Hölle
An der Pforte zur Hölle
Mystery-Thriller
von
Anna-Lena & Thomas Riedel
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar
2. Auflage (überarbeitet)
Covergestaltung:
© 2019 Susann Smith & Thomas Riedel
Coverfoto:
© 2019 depositphoto.com
Impressum Copyright: © 2019 Anna-Lena & Thomas Riedel Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks
»Gehet ein durch die enge Pforte.
Denn die Pforte ist weit,
und der Weg ist breit,
und ihrer sind viele,
die auf ihm hineingehen«
Matthäus 7:13
Kapitel 1
E
s war eine regenfreie und sternenklare Nacht, die erste seit vielen Tagen. Sonnenschein, Wolken und Regen hatten sich tagsüber häufig innerhalb weniger Minuten abgewechselt. Die Temperatur schwankte zwischen dreizehn und achtzehn Grad. Durch die riesige bebaute Fläche entstand in Großbritanniens Hauptstadt ein Mikroklima, welches die Wärme speicherte und dadurch für Werte sorgte, die im Mittel um fünf Grad höher lagen. Für London und seine gemäßigte Klimazone, die vor allem durch den atlantischen Golfstrom beeinflusst wurde, war es typisches Aprilwetter. Gegen Abend war ein leichter, abkühlender Wind aufgekommen und das Thermometer mochte jetzt um die acht Grad anzeigen.
Es ging auf Mitternacht zu. Nach und nach leerten sich die Straßen. Die meisten Menschen mussten am nächsten Tag wieder zur Arbeit und für sie wurde es Zeit schlafen zu gehen. Remington Cartwright, ein drahtiger, aber bereits in die Jahre gekommener Mann, war weit davon entfernt Ruhe zu finden. Bei ihm hing wieder einmal der Haussegen schief und nach einem erneuten Streit mit seiner Frau, hatte er fluchtartig die Wohnung verlassen. Ziellos lief er durch die dunklen Straßen, einzig um nicht zu Hause sein zu müssen. Ab und zu blieb er stehen und strich sich mit einer müden Bewegung über den schon fast kahlen Kopf.
Er gab sich schweren, düsteren Gedanken hin. Wieder einmal wünschte Cartwright seiner Frau die Pest an den Hals, besser noch den Tod. Nach dem abendlichen Streit wäre er ihr am liebsten direkt an die Gurgel gesprungen. Tatsächlich hatte sogar für einen Augenblick mit der Idee gespielt, sie zu erdrosseln, aber das schaffte er dann doch nicht. Irgendwie hatte sich alles zwischen ihnen verändert. Aus ihrer anfänglichen Liebe war mit den Jahren ein abgrundtiefer Hass entstanden. Schon oft hatte er darüber gegrübelt und sich gefragt, wie es nur soweit kommen konnte. Aber eine wirkliche – eine befriedigende – Antwort hatte er darauf nicht gefunden. Mehrfache Anläufe die Situation zu verbessern, wieder aufmerksamer zu werden und ihr von Zeit zu Zeit Blumen schenken, hatten am Ende nichts geändert. Sie verstanden sich einfach nicht mehr.
Der Wind ließ ihn frösteln. Er schlug den Kragen seines Mantels hoch und korrigierte ein wenig den Sitz seines Schals. Noch wollte er nicht zurück und überlegte irgendwo einzukehren. Vielleicht würde ihm ein Whisky guttun.
Er war gerade in eine weitere Nebenstraße abgebogen, als plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, eine Frau vor ihm stand.
Sie trug einen mittellangen, schwarzen Wollmantel mit Pelzbesatz. Lange rabenschwarze Locken quollen unter der Kapuze hervor. Um ihre schmalen Lippen spielte ein grausames, kaltes Lächeln, als sie ihn mit ihren dunklen Augen ansah. Ihr Gesicht hatte einen fast schon ungesunden, kalkweißen Teint, der ihr, in Verbindung mit schwarz geschminkten Lippen, einen geradezu grotesken, maskenhaften Ausdruck verlieh.
Gerade wollte er mit einem Schritt ausweichen, um an ihr vorbeizugehen, als sie ihm in den Weg trat.
»Hallo, Remington Cartwright«, sagte sie mit sanfter, eindringlicher Stimme. »So voller Zorn?«
Ungewollt blieb Cartwright stehen. Irritiert blickte er sie an und fragte sich, wo sie sich schon einmal begegnet sein könnte.
»Du fragst dich gerade, woher du mich kennst«, lächelte sie. »Nein, du kennst mich nicht. Aber ich … ich kenne dich und auch ich deine Wünsche, Remington Cartwright.« In ihren Augen flackerte es kurz auf. Dann zischte sie leise: »Und mein Herr und Meister wird sie dir erfüllen!«
»Wenn man Alkohol nicht verträgt, dann sollte man sich davon fernhalten, Miss!«, knurrte er schlecht gelaunt. »So eine Spinnerin, wie Sie, die hat mir heute noch gefehlt!« Er hob seine rechte Hand und wollte die Frau beiseiteschieben. »Sie gehen jetzt besser ganz rasch nach Hause und schlafen ihren Rausch aus, Lady! Ich habe echt keinen Bock auf ...«, reagierte er grob, als sich die Frau näher an ihn heranschob, doch seine Stimme wurde zunehmend leiser und verebbte dann ganz.
Ihr Blick ruhte auf ihm, und in ihren schwarzen Augen lag etwas Seltsames, Zwingendes, Gebieterisches, das er nicht genau zu deuten wusste. Nein, dachte er, verrückt war sie ganz sicher nicht. Unentschlossen ließ er die Hand sinken, mit der er sie bereits auf rabiate Weise hatte zur Seite drängen wollen. Unwillkürlich versuchte er über ihren Atem herauszufinden, ob sie vielleicht betrunken war, konnte aber keine Alkoholfahne feststellen.
Aber wenn du keine ausgeflippte Spinnerin bist und auch nicht betrunken, was bist du dann?, fragte er sich.
Plötzlich lief Remington Cartwright eine Gänsehaut über den Rücken und er verspürte den Wunsch, so schnell wie möglich aus dieser dunklen Straße, mit den wenigen Laternen und menschenleeren Bürgersteigen, zu verschwinden – nur um diese fremde, seltsame Frau mit den eisigen Augen nicht mehr zu sehen.
»Nichts für ungut, Miss«, murmelte er deshalb und wollte schon hastig weitergehen, als ihn die Unbekannte am Arm zurückhielt.
»Nicht so schnell!«, sagte sie leise, ohne beim Sprechen großartig ihre Lippen zu bewegen. »Warum so abweisend, Remington Cartwright?« Ihr Blick hielt ihn fest, ebenso wie ihre langen, schmalen Finger seinen Oberarm. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dein Problem kenne!«
Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Fremde seinen Namen schon dreimal ausgesprochen hatte, obwohl er sich absolut sicher war, sie noch nie in seinem Leben gesehen zu haben.
»Du spielst mit dem Gedanken deine Frau zu ermorden, Remington Cartwright«, fuhr die Unheimliche fort und ließ ein kurzes Lachen folgen.
Mit einem erstickten Aufschrei prallte er zwei Schritte zurück. Seine Augen weiteten sich. Mit ungläubigem Entsetzen sah er sie an.
Ich habe mich doch immer bemüht, meinen Hass auf Ashley zu verbergen. Seit Jahren streiten wir uns wegen Nichtigkeiten,