Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse

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Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse Heil mich - Reihe

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warf ihm einen schiefen Blick zu und der Schalk blitzte für einen Moment in ihren Augen auf, während sie den Gang entlang eilte, »wird hier grundsätzlich jeder gesiezt, es sei denn, Sie werden ausdrücklich um etwas anderes gebeten. Klar soweit?«

      »Noch deutlicher wäre angeschrien, oder?«, grinste er.

      Vor den Umkleideräumen für das männliche Pflegepersonal blieb Laura stehen. »Drinnen sollten genug leere Spinde sein. Suchen Sie sich einen aus, schließen Sie Ihre privaten Dinge ein und nehmen Sie den Schlüssel dann mit.«

      ***

      Mit einem leisen Klopfen öffnete Laura die Tür des Patientenzimmers und trat ein, dicht gefolgt von Ryan. »Guten Morgen, Mr. Drexler«, lächelte sie und näherte sich dem Bett, in dem ein junger Mann lag.

      »Sagen Sie bitte Philip oder Phil zu mir, sonst fühle ich mich so schrecklich alt«, grinste der Angesprochene und betätigte den Knopf an einer kleinen Fernbedienung, die er in der Hand hielt. Die Rückenlehne des Bettes hob sich mit einem leisen Surren.

      »Also gut, Phil«, sie streckte ihm die Hand entgegen, welche der junge Mann langsam und mit sichtlicher Kraftanstrengung in seine nahm und kaum spürbar drückte. »Mein Name ist Laura und ich gehöre zu dem Team, welches Sie betreut.«

      »Und der Kerl hinter Ihnen ist dafür zuständig, mich durch die Gegend zu hieven, weil Sie mit ihrem zierlichen Figürchen das sicherlich nicht schaffen, richtig?«

      Von Ryan war ein leises Schnauben zu hören und Laura lächelte. »Ja, so ähnlich. Mr. Baker ist unser neuer Zivi und wird mir zur Hand gehen.« Sie zog ein kleines Tablet aus einer Halterung am Bett, gab ein paar Zahlen ein und las schweigend.

      »Guter Versuch, junger Mann!«, erklärte sie dann und sah auf. »Weder Ryan noch ich werden Sie durch die Gegend hieven, wie Sie es so schön nennen.« Mit dem Zeigefinger klopfte sie auf den Rand des Tablets. »Aber dafür dürfen Sie mit uns beiden Händchen halten, sollte es notwendig sein!«

      Philip Drexler seufzte theatralisch. »Neues Zentrum, neues Glück. Hätte ja auch klappen können, dass Sie nicht merken, dass ich mich zwar wie ein alter Mann bewege, aber ...«

      »Sie sollten froh sein, dass Sie sich überhaupt noch bewegen können, Phil«, schmunzelte sie. »Wir werden für Sie tun, was immer nötig ist und worum Sie uns bitten, aber ...«

      »Lassen Sie mich raten, ich muss meinen Arsch selbst in die Höhe bringen?«

      Amüsiert nickte Laura. »Genauso ist es.« Erneut war von Ryan leises Schnauben zu hören und er murmelte etwas vor sich hin. Sie verstand zwar nicht, was er sagte, aber ein kurzer Blick in dessen Richtung zeigte, dass sein Gesicht Bände sprach. Er wirkte wenig begeistert.

      »Sie hören sich an wie Jessica, die Pflegerin aus dem Delfin-Zentrum, in dem ich war. Sie werden mich sicherlich auch quälen, und es wird Ihnen Spaß machen!«, kam es mürrisch von Phil, aber das Zucken seiner Mundwinkel machte deutlich, wie sehr er diesen Schlagabtausch genoss.

      »Delfin-Zentrum?«, echote Laura. »Sie waren mit Annabell Briggs dort, oder?« Als erneut leises Murren von Ryan ertönte, winkte sie Ryan räuspernd zu sich heran und drückte ihm das Tablet in die Hand. »Lesen Sie bitte, Mr. Baker. Ihre Fragen können Sie gern später stellen!«, sagte sie und warf ihm einen scharfen Blick zu.

      »Sie sind gut informiert. Richtig, ich war mit Annabell dort, allerdings hieß sie zu jener Zeit noch Thompson. Und ich wusste schon, dass es die große Liebe zwischen ihr und Jonathan ist, noch bevor die beiden selbst es wussten!«, erklärte Phil, während sich Ryan mit dem Tablet wieder setzte und schweigend las.

      »Erzählen Sie mir ein bisschen von Ihrem Aufenthalt im Zentrum«, bat sie lächelnd, entfernte die Bettdecke und legte die mageren Beine ihres Patienten frei. Dieser begann bereitwillig, von seiner Zeit mit den Delfinen zu berichten. Laura kannte den Leidensweg, der hinter ihm lag, aber dennoch hörte sie aufmerksam zu, während sie routiniert alles erledigte, was zu ihren täglichen Aufgaben gehörte.

      »Und am Ende war es Jonathan, der dafür sorgte, dass ich den Platz hier erhalten habe und mich zukünftig von Ihnen quälen lassen darf«, endete Phil, kurz nach dem Laura die Bettdecke wieder hochgezogen hatte.

      »Mr. Briggs hat gut daran getan, Sie hier unterzubringen, Philip. Gleich wird einer meiner Kollegen erscheinen und Sie zur Muskeltherapie abholen«, sie drehte sich zu Ryan und bedeutete ihm, aufzustehen. »Und während Sie eine tolle Massage genießen, sollte ich mit Jessica telefonieren!«, zwinkerte sie dann in Richtung ihres Patienten. »Vielleicht hat sie ja noch ein paar Tipps für mich!«

      Ein breites Grinsen legte sich auf Philips Gesicht. »Tun Sie sich keinen Zwang an. Ich gewinne den Eindruck, dass Jessica noch von Ihnen lernen kann.«

      »Wir werden sehen«, lachte sie, nahm das Tablet von Ryan entgegen, sperrte es und schob es dann zurück in die dafür vorgesehene Halterung. »Bis später, Phil!«

      Verfolgt vom leisen Lachen des Patienten verließen die beiden das Zimmer. Kaum, dass sich die Tür geschlossen hatte, veränderte sich Lauras Miene und sie fuhr mit blitzenden Augen zu Ryan herum. »Sie werden nie wieder ... hören Sie, nie wieder in Gegenwart eines Patienten solch ein Benehmen an den Tag legen, Ryan!«, fauchte sie.

      Überrascht zog ihr Gegenüber die Augenbrauen hoch. »Aber einem bettlägerigen Patienten sagen, dass er seinen Arsch selbst hochkriegen muss, ist in Ordnung?«

      »Sie haben die Akte, die ich Ihnen auf dem Tablet freigeschaltet habe, doch gelesen. Oder?«

      Er nickte. »Ja. Aber ...«

      »Nichts aber. Philip Drexler hat multiple Sklerose im fortgeschrittenen Stadium. Um genau zu sein, liegt seine EDSS bei acht von zehn möglichen Punkten.« Sie stemmte die Arme in die Hüften und musste den Kopf anheben, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Bei zehn Punkten wird Philip sterben, Ryan und dass weiß er. Aber ich werde den Teufel tun und ihm das schenken, was die meisten erwarten würden, dass er es braucht.«

      »Und das wäre?«

      »Mitleid.«

      »Und deshalb springen Sie so mit ihm um?« Ryans Blick drückte noch immer Unverständnis aus.

      »Ganz genau. Weder Mitleid noch Bedauern werden etwas daran ändern, dass er an dieser Krankheit elendig verrecken wird. Und warum sollte man nicht wenigstens versuchen, ihm den letzten Rest Würde zu lassen, den er besitzt und ihn wie einen Menschen behandeln?«

      Ryan

      Wutschnaubend drehte sich Laura von ihm weg und rauschte den Gang entlang. »Folgen Sie mir, Mr. Baker, wir werden nicht fürs Schwätzen bezahlt.«

      Irritiert schaute Ryan ihr kurz hinterher, bevor er sich ebenfalls in Bewegung setzte. Die Kleine hatte Power und Biss. Eigentlich zwei Dinge, die er bei Frauen schätzte, aber heilige Scheiße, die war ja, bis auf ihre Arbeit, sowas von stocksteif, dass er genauso gut einen Eisklotz hätte anflirten können. Wirklich schade, denn ihr Hinterteil war nicht von schlechten Eltern. Aber das Zentrum hatte zum Glück nicht nur diese kleine Giftspritze zu bieten. Das Schwesternzimmer war voll von jungen Früchten gewesen, die nur darauf warteten, alle gepflückt zu werden.

      Damit Laura, Ms. Higgins, verbesserte er sich schnell selbst, aber nicht wieder direkt etwas zu motzen hatte, würde er bis dahin gesittet ihren kleinen Hiwi

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