Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse
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Читать онлайн книгу Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse страница 6
Sie gingen von Zimmer zu Zimmer und er lernte die sechs zu betreuenden Patienten kennen. Wobei dieser Philipp zu Anfang der Runde es wirklich am schlechtesten getroffen hatte. Das Frühstück für alle war schon vor ihrem Rundgang verteilt worden und Laura wies ihn an, die Tabletts mit dem dreckigen Geschirr abzuräumen. Easy.
»In der Frühschicht, sollte nichts anliegen, haben wir jetzt um 10 Uhr unsere Pause«, klärte ihn Laura auf und er konnte das freudige Grinsen kaum unterdrücken. »Eine halbe Stunde steht uns zu, keine Minute länger. Verstanden Mr. Baker?«
»Logisch, Ms. Higgins, die Uhr kann ich lesen.«
Mit zusammengekniffenen Augen blitzte sie ihn wütend an, sagte aber nichts zu seiner kleinen Provokation.
»Sie finden zum Aufenthaltsraum zurück?«
»Kein Problem. Ich hab auch einen guten Orientierungssinn.«
Er zwinkerte, was an ihr abprallte wie ein Squashball an der Wand. Er zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Würde er sich eben anderen Bällen zuwenden.
»Ladys«, lächelnd betrat er den Raum und ein Kicherkonzert vom Feinsten empfing ihn von den Schülerinnen, während zwei ältere Frauen ihn genauso wütend, wie es Laura vorhin getan hatte, anschauten. »Oh, zwei neue Schönheiten«, ließ er seinen Charme spielen, denn eine Pflegekraft, die ihn nicht ausstehen konnte und alles bierernst nahm, reichte ihm. Und tatsächlich, eine leichte Röte zierte sofort deren Gesichter und Ryan ließ sich zufrieden auf den freien Stuhl fallen.
»Ach Mist, ich hab doch tatsächlich mein Frühstück vergessen.« Er hatte kaum die Worte ausgesprochen, da wurde ihm von allen Seiten etwas zu geschoben und eine dampfende Tasse Kaffee stand vor ihm.
Absolut easy.
Eine Stunde später musste er sich eingestehen, dass es doch nicht so easy war, wie er die ganze Zeit dachte. Warum war er auch fürs Waschen zuständig? Reichte doch, wenn er beim Heben half, etwas wegräumte. Aber jetzt auch noch das?
Grinsend drückte ihm Laura den Waschschaum und einen Lappen in die Hand. »Phil ist uns sicher behilflich, damit wir das Schutztuch unter seinen Allerwertesten bekommen. Nicht wahr?«
Phil schien genauso begeistert wie Ryan zu sein. Denn Laura hielt ihm den Haltegriff entgegen, an dem er sich ein Stück hochziehen konnte. Dabei sah doch jeder Blinder, dass seine Kraft dafür überhaupt nicht ausreichte. Aber Ryan hielt die Klappe und sah dem finster dreinblickenden Patienten zu.
»Gott Laura. Ich bin mir sicher, dass Jessie bei Ihnen in die Lehre gegangen ist. Wollen Sie mich etwa umbringen?«
Ihr glockenklares Lachen hallte durchs Zimmer. Mit den Patienten ging sie freundlich, ja teilweise schon liebevoll um. »So schnell stirbt es sich nicht. Und nun hopp.«
»Sport ist Mord, das hab ich schon immer gesagt«, murmelte er, als er nach oben griff und sich festhielt. Erst jetzt erkannte Ryan, was Laura vorhatte. Natürlich wusste sie, dass Phil sich nicht hochziehen konnte, aber allein, dass er es versuchen würde … gut, das war tatsächlich schlau von ihr gewesen. Beherzt griff sie zu, hob ihn ein Stück an. »Mr. Baker, das Tuch.«
Blitzschnell legte er die Sachen aus der Hand und platzierte den Schutz unter Phils Hintern.
»Dann wollen wir Sie mal saubermachen, Phil.« Sie ging ans Bettende und zog das Tablet hervor. »Wie ich sehe, waren Sie auch schon auf dem Schieber.«
»Japp. Früher war es allerdings wirklich angenehmer. Seine Sitzung abhalten und dabei Zeitung lesen zu können weiß man erst zu schätzen, wenn’s nicht mehr geht.«
Lauras Glucksen war nicht zu überhören. »Es lässt sich sicherlich einrichten, dass wir eine Buchstütze oder dergleichen besorgen können.«
»Mr. Baker, erklären Sie doch mal bitte dieser jungen hübschen Sklaventreiberin, dass es nicht dasselbe ist. Als Mann sitzt man auf’m Pott und liest fünfzig Mal den Sportteil einer Zeitung. Dabei hockt man weder im Krankenbett, noch hat man eine Buchstütze dort. Vielleicht möchte mir noch einer daraus vorlesen?«
Ryan lachte schallend los. »Also ich ganz sicher nicht«, wehrte er ab. »Aber es gibt hier doch einige wirklich hübsche Schwestern.«
Den giftigen Blick, den Laura ihm zuwarf, ignorierte er einfach.
»Mr. Baker, wir sollten jetzt langsam mal beginnen …«
»Sag mal, Sportsfreund«, unterbrach Phil. »Würdest du dir, während du auf’m Pott sitzt, von dieser attraktiven Frau vorlesen lassen?«
Ryans Augen huschten wieder über Lauras Körper und das Glitzern blieb ihr sicherlich nicht verborgen. »Ganz sicher nicht.«
»Könnten wir nun endlich mit dem Waschen beginnen?« Das kleine Energiebündel stemmte die Hände in die Hüften und schaute beide Männer mahnend an.
»Mr. Baker, würden Sie bitte Phil die Hose vorsichtig herunterziehen? Achten Sie darauf, dass sie den Schlauch nicht verheddern.«
»Äh, ich soll das machen?«
»Ja, Mr. Baker! Sie sind sicher nicht nur hier um Tabletts wegzuräumen und die Schwesternschülerinnen zu unterhalten.«
»Kumpel, wie lange bist du jetzt hier?« Phil grinste breit.
»Zwei Stunden.«
»Respekt. Und schon hast du es geschafft, dass diese klasse Frau dir am liebsten den Waschschaum in den Mund sprühen würde.«
»Phil, das würde ich nie machen«, setzte Laura an und schob Ryan näher zu Phil. »Dafür ist er eindeutig zu teuer. Und nun runter mit den Hosen.«
Grummelnd fasste Ryan nach dem Bund der Jogginghose und zog diese mit Hilfe von Philipp herunter.
»Unterhose?« Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Laura dem Schauspiel zu und Ryan entging nicht, dass es sie amüsierte, wie sehr er sich überwinden musste.
»Oh, äh tut das nicht weh?« Ryan hatte zwar versucht, nicht auf Phils Penis zu starren, aber natürlich war ihm nicht entgangen, dass der flexible Schlauch genau in diesen führte.
»Na ja, angenehm ist was anderes. Aber man gewöhnt sich dran. Und«, er winkte Ryan näher zu sich heran, damit Laura es nicht hörte, »manch ein Mann geht für eine Katheterisierung zu einer Domina und muss viel Geld dafür zahlen.«
Erschrocken wich Ryan zurück und starrte den jungen Mann auf dem Bett schockiert an.
»Das war ein Scherz. Nicht, dass es wirklich Männer gibt, die dafür zahlen, aber bei mir ist es ein notwendiges Übel.«
»Wenn sie jetzt den Penis waschen, passen Sie bitte auf, dass sie nicht am Katheter ziehen, denn er ist durch einen kleinen Ballon in der Blase fixiert, damit er nicht rausrutschen kann.«
Ryan war noch immer schockiert von dem Gedanken, dass Männer tatsächlich für so etwas Geld ausgaben und bekam den Waschauftrag nur am Rande mit.
»Ryan?« Laura berührte ihn am Arm und er zuckte leicht zusammen. Sie hatte ihn Ryan genannt? »Würden Sie dann bitte?« Mit dem Kopf zeigte sie zu Phils Unterleib.
»Ich