Genesis IV. Alfred Broi

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Genesis IV - Alfred Broi Genesis

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rief der jüngere Rekrut sofort. „Du hast gehört, was der Commander gesagt hat. Wir sollen fair zu dem Jungen sein!“

      „Ach was!“ zischte der Ältere zurück. „Alles Blödsinn. Der Bengel hier hat geklaut und ich werde ihn jetzt mal ordentlich ausquetschen. Mir Wurst, was dein Commander sagt. Der gehörte da sowieso nicht hin, egal, was er erzählt hat!“ Er brummte verächtlich, dann baute er sich drohend über dem Jungen auf. „Und jetzt zu dir, du kleine Ratte! Ich hoffe, du weißt, dass du in wirklich bösen Schwierigkeiten steckst? Du...und deine Familie!“

      Vilo hatte sich hinter das Steuer des Buggys gesetzt und war sofort losgeflogen.

      Erst als er die Kuppel hinter sich gelassen hatte, drosselte er seine Geschwindigkeit, öffnete seine Jacke, holte die beiden Pakete heraus und verstaute sie unter dem Beifahrersitz.

      Dann betätigte er seinen Kommunikator.

      „Ja?“ meldete sich eine raue, dunkle Stimme am anderen Ende der Leitung.

      „Ich bin es!“ erwiderte Vilo.

      „Ach, der Mann, der einmal Nuri war! Schön, sie zu hören!“

      „Lassen sie das!“ raunte Vilo. „Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt!“

      „Wie sie wünschen!“ gab der Andere nach. „Aber sie sind zu früh. Unser Date ist erst für morgen anberaumt, oder nicht?“

      „Das weiß ich. Ich wollte nur sichergehen, dass es bei unserer Abmachung bleibt!“

      „Keine Sorge! Wenn sie mir das liefern, was ich begehre, liefere ich ihnen, was sie begehren!“

      Vilo blieb einen Moment stumm und man konnte sehen wie die beiden Kiefer aufeinander malten. „Okay!“ meinte er dann. „Wir sehen uns morgen wie besprochen!“

      „Es wird mir ein Vergnügen sein...Commander!“ Das letzte Wort wurde sehr süffisant ausgesprochen.

      Vilo kappte daraufhin die Verbindung und atmete tief durch. Eine wüste Beschimpfung lag ihm auf den Lippen, doch wusste er, wie sehr er auf den Mann am anderen Ende der Leitung angewiesen war und das er sicherlich um keinen Deut besser war, als er, auch wenn er das nicht immer wahrhaben wollte.

      Er war ein Verbrecher, der für seine Sache sogar den Tod anderer in Kauf nahm. Dass er es für seine Familie tat, spielte überhaupt keine Rolle. Eines Tages würde er sich dafür rechtfertigen müssen und er wusste, dass seine Strafe furchtbarer sein würde, als dieser gottverdammte Krieg es jemals sein konnte.

      Der Ilo-Fluss hatte seinen Ursprung im östlichen Hochland von Poremien und floss dann fast fünfhundert Meilen schnurgerade nach Süden, bevor er auf die Riminak-Senke traf. Dies hatte zur Folge, dass sein Lauf nicht nur nach Südosten abgelenkt wurde, sondern vor allem, dass seine Fließgeschwindigkeit rapide anstieg und er sich in einen reißenden Strom verwandelte, der die nächsten zweihundert Meilen durch das sich anschließende Mumarith-Tal floss, bis dieses sich zu einer weitläufigen Ebene in Küstennähe öffnete.

      Der Strom, seiner Ufer beraubt, breitete sich großflächig aus und es entstand das größte Flussdelta auf dem gesamten Planeten mit unzähligen Nebenarmen und einigen atemberaubend schönen Wasserfällen. Da sich diese hauptsächlich in den größeren, breiteren und tieferen Flussarmen fanden, war man gezwungen gewesen, ein gewaltiges Schleusensystem zu installieren, damit der Strom bis in den hohen Norden zu den wichtigen Rohstoffvorkommen des Hochlandes mit großen Schiffen befahrbar blieb.

      Vor dem Krieg waren diese Anlagen stets eine besondere Attraktion für Besucher der Stadt gewesen, jetzt aber waren sie vielfach zerstört worden. Und diejenigen, die noch intakt waren, konnten nicht genutzt werden, da ihre Inbetriebnahme viel zu viel Aufmerksamkeit erregt hätte.

      Somit war die Fahrt nach Norden für die Rettungstrupps aus Ajuminaja mit einem Umweg verbunden, der jedoch nötig war, wenn man den Schutz des Flusses behalten wollte.

      Deshalb dauerte die Fahrt des kleinen Flugbootes, in dem sich neben Malissa, Rupas und dem Piloten, sowie Malawi, Idis, Kendig und Rimbo, noch ein vierköpfiger Rettungstrupp befand, dem ein Sanitäter angehörte, fast doppelt so lang, wie zu Friedenszeiten, doch schließlich erreichten sie die nordwestlichen Ausläufer des Fluss-Deltas und die dort befindlichen Vororte von Ajuminaja.

      Der Pilot, der das Schiff sauber und problemlos führte, lenkte es in einen kleinen, breiten Nebenarm und ließ es schließlich zwischen einigen Schiffswracks langsam auftauchen. Inmitten der riesigen, halb gesunkenen, vielfach ausgebrannten und zerstörten Stahlkolosse fiel das kleine Boot absolut nicht auf, zumal sich der Himmel wolkenverhangen zeigte und die Nacht noch düsterer machte.

      Malissa führte die Gruppe aus dem Schiff – der Pilot blieb als Einziger zurück - auf den Kai und von dort aus in eine Seitengasse, wo sie zunächst verharrten und das Gelände sondierten. Doch es war alles ruhig, für Kendigs Geschmack eher zu ruhig. Die feindlichen Linien befanden sich im Osten und auch die gewaltigen Atmosphärenwandler schienen weit entfernt.

      Malissa und der Anführer des Rettungstrupps hatten jeweils ein tragbares Radargerät bei sich, das ihnen zeigte, dass auch das nächste Rudel Insektenbestien gute vier Meilen entfernt war.

      „Wissen sie, woher das Signal kommt?“ fragte Rimbo Malissa.

      Sie nickte und deutete auf ihren Radarschirm, wo im oberen linken Bereich ein blauer, pulsierender Punkt zu sehen war. „Richtung Nordosten!“ meinte sie. „Vielleicht eine Meile!“

      „Los geht’s!“ erwiderte Rupas. „Ich und Malissa übernehmen die Führung. Sergeant?“ Er schaute den Anführer des Rettungstrupps an und wartete, bis er seinen Blick erwiderte. „Sie und ihre Männer bilden die Nachhut!“ Der Soldat nickte. „Der Rest...!“ Rupas sah Kendig und Rimbo an. „...hält sich in der Mitte und deckt die Flanken!“ Kendig und Rimbo nickten ebenfalls. Damit war Rupas zufrieden. „Okay, dann ab dafür!“

      Allmählich verließ auch ihn die Zuversicht und seine Stimmung sank unter die Grasnarbe. Doch so sehr sie sich auch bemühten, es wurde immer wahrscheinlicher, dass Shamos Recht und ihre Mission nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte.

      Dabei war er sich doch so sicher gewesen, dass sie dennoch Glück gehabt hatten.

      Zwar hatten sie nur eine knappe Stunde in der Bibliothek von Ajuminaja zur Verfügung gehabt, doch die hatten er und Shamos wirklich hervorragend und konsequent genutzt. Matu war sicher, dass sie in der richtigen Ecke gesucht hatten. Deshalb hatten sie auch so viele Bücher und Schriften aus den Regalen genommen, weil sie förmlich gespürt hatten, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Bevor sie jedoch mehr als weitere Andeutungen und Hinweise erlesen konnten, brachen die Insektenbestien über sie herein.

      Es war reiner Instinkt und reiner Reflex gewesen, dass er seine Tasche aufgerissen und den Tisch quasi in einem einzigen Handstreich abgeräumt hatte.

      Des Rätsels Lösung lag dort vor ihnen, doch, wenn sie einfach nur die Flucht ergriffen hätten, hätten sie sich jeder Chance beraubt, es zu lüften.

      Deshalb hatte Matu auch nicht lange gewartet und sich gleich nachdem sie hier eingetroffen waren, darangemacht, die Schriften wieder zu ordnen. Natürlich war ihm dabei nicht entgangen, dass Shamos sich bereits aufgegeben zu haben schien, zumindest aber in tierischem Selbstmitleid

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