Genesis IV. Alfred Broi

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Genesis IV - Alfred Broi Genesis

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      Shamos Gesicht verdunkelte sich augenblicklich. „Was?“

      Matu war sichtlich überrascht. „Was...meinen sie damit?“

      „Ich meine damit, dass hier...!“ Sie deutete auf den Tisch. „...nicht alles liegt, was ihr mitgenommen habt!“

      „Häh?“ rief Shamos nochmals und in seiner Stimme schwang Verärgerung. Dann schüttelte er den Kopf. „Was bitte schön soll denn das sein?“

      Esha schaute ihm einen Moment stumm in die Augen, dann beugte sie sich vor und küsste ihn sanft auf die Wange. Mit einem Lächeln drehte sie sich um und verließ das Zimmer.

      Vollkommen irritiert stürmten Matu und Shamos zur Glasscheibe und starrten ihr hinterher, wie sie an den Stuhl trat, über dem Shamos Jacke hing. Sie klappte die linke Seite um, griff wie selbstverständlich in die Innentasche und kam mit einem kleinen, in dickes, schwarzes, längst abgegriffenes Leder gebundenes Notizbuch in der Hand wieder hervor.

      „Was zum Teufel...?“ entfuhr es Shamos sofort, dann schaute er beschämt zu Matu. „Tut mir leid!“

      „Schon gut!“ Matu hatte seinen Blick fest auf das kleine Buch gerichtet, antwortete mehr wie in Trance und ging zur Durchgangstür, wo Esha gerade wieder zurückkehrte.

      „Du hattest es nachträglich noch eingesteckt, weißt du nicht mehr?“ fragte sie ihren Mann.

      „Ich...!“ Shamos war verblüfft. „Himmel ja, natürlich. Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich hatte gerade darin gelesen, als...!“ Sein Blick hellte sich auf und er nahm es Esha aus der Hand.

      „Gab es einen bestimmten Grund, warum sie es genommen haben?“ fragte Matu hoffnungsvoll.

      Shamos grinste breit. „Und ob!“ Dann drehte er sich zu Esha um. „Du bist unglaublich!“ Er strahlte sie offen an. „Gott, ich liebe dich!“ Er verpasste ihr einen wilden, stürmischen Kuss, den Esha total überrascht über sich ergehen ließ. Dann trennte er sich von ihr, lief zum Tisch, setzte sich und öffnete das kleine Buch.

      „Sie haben sich getäuscht!“ meinte Matu.

      „Womit?“ fragte Esha irritiert.

      „Offensichtlich waren sie doch hilfreich!“ Er lächelte ihr zu, dann setzte er sich neben Shamos und studierte mit ihm das Buch.

      Obwohl sie Zivilisten bei sich hatten, waren sie auf ihrem Rückweg kaum langsamer, als auf dem Hinweg. Die Angst trieb die Männer und Frauen sichtlich an.

      Das Wohngebiet hatten sie gerade hinter sich gelassen und näherten sich zügig dem Hafengelände, als Malissa plötzlich stehenblieb. Da sie mit Rupas die Vorhut bildete, registrierten alle anderen ihr Verhalten natürlich sofort und stoppten ebenfalls. Nur Rupas brauchte einen Moment, bis er bemerkte, dass ihm niemand mehr folgte.

      Malissa schaute starr auf ihr Radargerät und ihr Blick zeigte echte Besorgnis.

      „Was ist?“ fragte Rupas.

      „Wir bekommen Besuch!“ erwiderte sie tonlos und deutete auf den Radarschirm, wo deutlich zu sehen war, dass sich mehrere, rote Signale von Osten her näherten.

      „Verdammt!“ raunte Rupas. „Wie weit noch?“

      „Zu nah!“ entgegnete Malissa und schaute ihm direkt in die Augen. „Das werden wir nicht mehr schaffen!“

      Rupas atmete einmal tief durch und schien zu überlegen. „Okay!“ meinte er dann und nickte. Er wandte sich ab und legte seine linke Hand auf sein Ohr. „Tuk?“ Er nahm Verbindung zu ihrem Piloten im Flugboot auf. „Ja, du musst kommen und uns abholen! Schnell!“

      „Das wird eng!“ meinte Kendig mit einem Blick auf den Radarschirm.

      Rupas, der sich wieder zurückgedreht hatte, nickte. „Aber unsere einzige Chance!“

      Das Buch war in der Tat faszinierend. Es war zwar nur klein und hatte kaum mehr als zwanzig Seiten, doch die waren prall angefüllt mit vielen Informationen aus dem Anbeginn der Zeit. Matu spürte eine steigende Erregung, als er die Zeilen las. Kein Zweifel, sie waren auf der richtigen Spur.

      Mit neuer Energie griff er zu seiner Kaffeetasse, doch die war leer. Kurzerhand nahm er die Kanne und füllte seine Tasse und dann auch die von Shamos.

      „Was ist denn das?“ rief der Wissenschaftler plötzlich aus.

      Matu blickte zu ihm und sah, dass Shamos verwirrt schien und das Buch in seiner Hand auf den Kopf drehte. „Was ist denn?“ fragte er neugierig.

      Shamos lachte leise auf. „Die Seite ist auf dem Kopf geschrieben worden!“

      „Was?“ Matu beugte sich zu ihm und betrachtete die Sache ungläubig. Doch Shamos hatte nicht gescherzt. Die Worte standen auf dem Kopf. Erst, wenn man das Buch drehte, war der Text problemlos zu lesen.

      „Hier steht...!“ begann der Priester. „...dass die Wahrheit die Welt auf den Kopf stellen würde. So wie dieser Text es tut!“ Jetzt musste auch er lächeln. „Die Leute kannten offensichtlich damals schon Humor!“ Er schüttelte den Kopf, dann las er weiter. „Die einfache Wahrheit wird dem Ungläubigen verborgen bleiben und sich nur demjenigen offenbaren, der bereit ist, seine Grenzen zu sprengen und sich von den alten Fesseln zu lösen. Dann wird er erkennen, dass es hier nicht darum geht, die Allmacht Gottes in Frage zu stellen, sondern im Gegenteil seine Wunder offen und lebendig zu erleben!“

      Shamos und Esha hatten ihm aufmerksam zugehört. Shamos nickte immer wieder und schien zufrieden. Esha spürte, wie eine Gänsehaut ihren Rücken hinaufkroch.

      Matu blickte auf und legte das Buch auf den Tisch. „Die einfache Wahrheit...!?“ wiederholte er nachdenklich.

      Shamos beugte sich vor. „Was sind das hier für Zeichen?“ Er deutete auf vier geometrische Figuren ziemlich in der Mitte der Seite.

      „Sieht aus wie eine Raute, ein Dreieck, ein Kreuz und ein Quadrat!“ meinte er und blickte zu Matu. „Wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass sie dort nur zufällig stehen?“

      Der Priester schaute ihn einen Moment ausdruckslos an, dann blickte er in das Buch. „Aber natürlich!“ meinte er plötzlich und riss seine Augen auf. Als er Eshas und Shamos irritierten Blick sah, musste er lächeln. „Moment!“ sagte er langgezogen, sprang von seinem Stuhl auf und schaute über den Tisch.

      „Was ist los?“ Esha war sichtlich nervös.

      „Ich habe diese Symbole schon einmal gesehen!“ erwiderte Matu, ohne sie anzuschauen. „Hier!“ rief er nur einen Wimpernschlag später und riss förmlich einige Seiten Pergament in die Höhe. „Hier ist es!“ Er setzte sich wieder und breitete die insgesamt vier Seiten vor sich aus. „Da!“ Er deutete auf die jeweils linke, untere Ecke der fast durchsichtigen Seiten, wo deutlich je eines der Symbole zu erkennen war.

      Shamos beugte sich vor, schaute kurz darüber, dann nickte er und lehnte sich wieder zurück. „Ja, mag sein. Aber diese Seiten hatten wir doch schon durchgearbeitet. Sogar einmal mehr, als alle anderen!“

      „Und wieso das?“ fragte Esha.

      „Hier!“

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