Genesis IV. Alfred Broi

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Genesis IV - Alfred Broi Genesis

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nickte. „Aber, wenn hier Jemand war, dann ist er es jetzt nicht mehr!“

      „Wir sollten uns zurückziehen!“ meinte Idis. „Ihr Verschwinden muss einen Grund haben!“

      Rupas schaute sie einen Moment ausdruckslos an, dann nickte er. „Sie haben Recht! Rückzug!“

      „Moment!“ Rimbo hatte sich ebenfalls umgeschaut und einige Teller in der Ecke ausgemacht. Das Essen darauf sah zwar alles andere als gesund aus, war aber noch nicht wirklich angetrocknet. Für ihn ein Zeichen, dass der Schein vielleicht trügen konnte. Entsprechend hatte er sich weiter umgesehen und tatsächlich etwas entdeckt. Als er die anderen darauf aufmerksam machte, stand er in dem kleinen Flur, der zu einer Hintertür führte, durch die Kendig mit den beiden Frauen gekommen war und deutete mit der Waffe auf den Boden, wo sich bei genauerem Hinsehen die Kanten einer Luke abzeichneten.

      Alle anderen schauten ihn zunächst einen kurzen Moment irritiert an, dann hatten sie begriffen. Rupas und Malawi kamen herbei und stellten sich neben ihn. Rupas hockte sich nieder, nahm die Waffe aus dem Anschlag und legte eine Hand an den Rand der Luke. Dann schaute er zu den beiden anderen hinauf, die daraufhin nickten und sich schussbereit machten.

      Ohne weiter zu zögern, hob er die Luke an und ließ sie hintenüberfallen. Innerlich zuckten alle zusammen, als sie zu Boden schlug. Doch nichts geschah, bis auf die Tatsache, dass deutlich aus dem sich auftuenden Dunkel einige erstickte Aufschreie zu hören waren.

      Kendig fackelte daher nicht lange, zog einen Leuchtstab aus seiner Hose, brach ihn in der Mitte, sodass die Leuchtkristalle in ihm aktiviert wurden und warf ihn in die Tiefe. Augenblicklich war ein vielleicht drei mal drei Meter großer Raum, der in das Erdreich gegraben worden war und dessen Wände mit Holzbrettern abgestützt wurden, in kaltes, blaues Licht getaucht, was sofort wieder erstickte Schreie nach sich zog.

      Rimbo beugte sich hinab und spähte in die Tiefe und war wenig überrascht, als er im hintersten Bereich des Raumes ein Knäuel Menschen sehen konnte. Er zählte vier Erwachsene – zwei Männer, zwei Frauen – die sich schützend über vier Kinder gebeugt hatten und in pansicher Angst zu ihm aufschauten. „Prima!“ meinte er und lächelte. „Da haben wir unsere verlorenen Seelen ja doch noch gefunden, was?“ Er streckte seine rechte Hand aus. „Kommen sie. Ihr Taxi ist da!“

      Widerstrebend löste sich das Knäuel auf. Rimbo ließ sich hinabgleiten. Als sie ihn so direkt vor sich hatten, schienen die Flüchtlinge etwas Mut zu fassen.

      „Dem Himmel sei Dank!“ meinte der ältere der beiden Männer zu ihm. „Wir hatten keine Hoffnung mehr!“

      Rimbo lächelte. „Sie sind auch noch nicht aus dem Schneider! Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bevor wir in Sicherheit sind!“ Rimbo schnappte sich eines der Kinder und reichte es in die Höhe, wo Kendig und Rupas es entgegennahmen. „Wie sind sie überhaupt hierhergekommen?“

      „Wir hatten ein Versteck in den Hügeln im Norden gehabt. Vielleicht einhundert Meilen von hier. Dort leben noch mehr Menschen. Etwa siebzig. Doch unsere Kinder wurden krank. Wir hatten keine Medizin. Deshalb sind wir hierher gegangen, weil wir hofften, hier gäbe es Hilfe für uns!“

      Rimbo hörte ihm aufmerksam zu, während er die beiden anderen Kinder und schließlich eine der Frauen nach oben reichte. Bei den Kindern hatte er das Gefühl, er würde luftleere Hüllen anheben. So leicht, so blass, so blicklos waren sie. „Da wo wir hingehen, gibt es sicherlich Medizin für sie!“ Er schaute hinauf zu Rupas. „Richtig?“

      Er nickte. „Ich denke schon!“

      „Prima!“ Rimbo war zufrieden. „Dann schnell jetzt!“

      Eine Minute später waren alle Flüchtlinge aus dem Raum befördert und Rimbo streckte seine Hände aus. Kendig und Rupas zogen ihn hinauf, doch mussten sie sich ziemlich dabei anstrengen und stöhnten nicht schlecht.

      „Gott, bist du fett!“ stellte Kendig fest

      „Blödsinn!“ erwiderte Rimbo gereizt. „Nur Muskelmasse und...!“ Er schaute an sich herab und grinste dann breit.

      „Träum weiter!“ Kendig konnte sich ein abschätziges Lächeln aber nicht verkneifen.

      „Maul halten jetzt!“ meinte Rupas. „Und Abmarsch!“

      Das ließ sich niemand zweimal sagen.

      Rimbo und Kendig nahmen je ein Kind Huckepack, ebenso die beiden Väter.

      Schnell huschten sie zu dem Rettungstrupp auf der anderen Straßenseite und dann gemeinsam weiter zurück zum Flugboot.

      Sie hatte versucht, sich zu entspannen. Immer nur zwei hochkonzentriert arbeitende Männer anzuschauen, machte ihr aber nicht sehr lang Spaß. Also hatte Esha beschlossen, sich ein wenig die Beine zu vertreten und war in dem Stützpunkt umhergewandert. Anfangs tat ihr das sehr gut, doch dann verlor sie auch hier die Lust daran, vollkommen allein zu sein. Sie konnte jetzt einen Kaffee vertragen und dann wollte sie sich vielleicht ein bisschen nützlich in der hiesigen Krankenstation machen.

      Doch als sie wieder zu ihrem Mann und dem Priester zurückkehrte, erkannte sie sofort in ihren Gesichtern, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie goss sich eine Tasse Kaffee ein und betrat dann den Raum, in dem die beiden arbeiteten.

      Keiner von ihnen schien sie zu bemerken, so sehr waren sie auf ihre Arbeit konzentriert. Esha betrachtete sie zunächst stumm. Deutlich konnte sie spüren, wie unruhig die beiden waren. Außerdem waren immer wieder frustriertes Stöhnen und leise, kurze, resignierende Ausrufe zu hören.

      Esha brauchte keine Hellseherin zu sein, um zu wissen, dass sie offensichtlich nicht das fanden, wonach sie suchten.

      Zufällig schaute sie natürlich auch auf den Tisch, auf dem die Bücher und Schriften lagen, die sie aus der Bibliothek in aller Eile hatten mitnehmen können. Mit einem Male stutzte sie und runzelte die Stirn. Sie trat von der Stirnseite näher heran und begann, einige Bücher anzuheben und Blätter beiseite zu schieben.

      Plötzlich erschrak sie, denn Shamos riss unvermittelt seine Hände in die Höhe, wobei er einen Stapel Blätter über den Tisch fegte. „Verdammt!“ brüllte er beinahe wütend und stöhnte verärgert. „Das ist doch alles sinnlos!“ Er drehte sich vom Tisch weg. „Es ist nicht hier und damit Basta!“

      Matu blickte auf. In seinen Augen sah Esha deutlichen Schmerz und die Erkenntnis, dass er Shamos zwar widersprechen wollte, aber nichts hatte, womit er das begründen konnte.

      „Habt ihr nicht gefunden, wonach ihr gesucht habt?“ fragte Esha unsicher.

      Shamos wirbelte herum und war sichtlich überrascht, seine Frau zu sehen. „Esha!“ rief er aus.

      Matu schaute sie an und schüttelte den Kopf. „Nein! Wir haben es jetzt zweimal durchgesehen. Es gibt Andeutungen, Hinweise, aber nichts Greifbares. Fakt ist, dass Shamos Recht hat. Irgendetwas ist da. Aber wir können nicht sagen, was!“

      „Weil wir nicht das mitnehmen konnten, was wir brauchen, um das Rätsel zu lösen!“ hob Shamos wieder an.

      „Also...! begann Esha langsam. „...wenn ich ehrlich bin, habe ich noch immer keine wirkliche Ahnung, von dem, was ihr sucht. Als ich jung war, habe ich an die allgemeine Version der Geschichte geglaubt, später dann an die wissenschaftliche Erklärung. An eine Verquickung von beiden kann ich mich nur schwer gewöhnen. Deshalb werde ich euch auch kaum helfen können!“

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