Abrechnung in London. Thomas Riedel
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Erneut antwortete der Chief Inspector nicht sofort. Er griff nach dem Zettel, auf dem Bradley die Anschrift Stirlings notiert hatte und reichte das Papier einem seiner Männer. »Schicken Sie sofort einen Wagen zur dieser Adresse, Constable Miller«, wies er ihn an und winkte einen weiteren heran. »McKenzie, Sie suchen die Adresse von Mr. Roger Kensington heraus und machen sich dorthin auf den Weg.«
»Ja, Sir«, nickte der Uniformierte mit den Streifen eines Sergeants auf den Ärmeln und folgte dem Constable.
Erst jetzt griff Primes Bradleys letzte Frage auf. »Ich stimme Dir zu, dass Dorseys Frau das Collier an sich genommen hat. Du sagtest ja, dass die Tote es nicht mehr trug, als Du sie zu Gesicht bekommen hast. Es macht Sinn, denn wie sonst hätte sie auch erklären können, dass sich das Schmuckstück wieder angefunden hat? Die Fragen, die wir uns stellen müssen sind: Warum wurde die Bedienstete umgebracht, und wer hatte einen Grund es zu tun? … Ihr Verlobter, Stirling?«
Bradley steckte sich eine neue Zigarette an und grübelte.
Die Beamten der Mordkommission hatten längst ihre Arbeit beendet. Es hatte sich Nichts gefunden, was einen Hinweis auf den Täter des zweifellos vorliegenden Gewaltverbrechens gegeben hätte.
»Ich bin gespannt, was uns Mrs. Dorsey mitzuteilen hat«, meinte Bradley nach einigen Zügen, als er die trippelnden Schritte der Frau im Flur hörte.
*
Gleich darauf stand sie auch schon im Zimmer und sah sich scheu um. Bradley bemerkte sofort, dass sie sich umgezogen hatte. Sie trug ein anderes Kleid, als bei seiner ersten Begegnung mit ihr. Auch jetzt trug sie keinen Schmuck am Hals.
Mit einer Handbewegung lud Primes sie zum Sitzen ein. »Mich interessiert, woher Sie vom Tod Ihrer Angestellten wussten, Mrs. Dorsey?«, begann er direkt mit seiner Vernehmung. Nachdem sie sich gesetzt hatte, aber nicht direkt antwortete, fügte er hinzu: »Sie sollten mir alles erzählen, Mrs. Dorsey. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein.«
»Ich kam aus einer Sitzung des Frauenvereins, dem ich angehöre, und sah Licht in Olivias Zimmer. Ich wollte ihr noch eine Besorgung für morgen aufgeben und ging hinein ... Da sah ich sie liegen … tot!« Die Gattin des Psychiaters schwieg, so, als müsse sie noch einmal den Schock überwinden, den sie bei ihrer schrecklichen Entdeckung erlitten hatte.
»Was taten Sie anschließend, Madam?«, wollte Primes nach einer kleinen Pause wissen.
»Ich hatte plötzlich Angst … Es war so surreal! Ich lief hinaus.«
»Haben Sie etwas Verdächtiges bemerkt oder jemand gesehen?«
»Da war nichts Verdächtiges und gesehen habe ich auch niemanden.«
»Haben Sie vielleicht eine Ahnung, warum Ihr Hausmädchen umgebracht worden sein könnte?«
»Nein.«
»Ich frage mich, warum Sie keinen Arzt gerufen haben, Mrs. Dorsey«, stellte Primes fest. »Zumindest hätten Sie nach Ihrem Mann rufen können, oder Scotland Yard verständigen.« Er warf einen Blick zum Beistelltisch. »Dort steht ein Telefon.«
»Ich weiß es nicht! … Versetzen Sie sich doch mal in meine Lage: Ich habe … Olivia … und dann tot! Ich muss wohl den Kopf verloren haben.« Sie schluckte ein paar Mal, hatte ihre Hände in den Schoß gelegt und spielte nervös mit den Fingern.
»Warum sind Sie noch einmal in das Zimmer zurückgekehrt? Vergessen Sie nicht, dass ich Sie dabei überrascht habe!«, hakte sich Bradley schnell ein, wofür er sich ihren hasserfüllten Blick einfing.
Sie wollte schon den Mund öffnen, ließ es aber, schlug die Augen nieder und schwieg.
»Warum haben Sie der Toten das Collier abgenommen?« fuhr Primes sie plötzlich an, sodass sie unwillkürlich zusammenzuckte.
»Ich …? Was unterstehen Sie sich?! Ich lasse mir so etwas nicht unterstellen!«, schrie sie hysterisch.
»Wo ist das Collier? Zeigen Sie es mir bitte!«, ließ der Chief Inspector nicht locker.
Amanda Dorsey war von ihrem Platz aufgesprungen und schickte sich an fluchtartig aus dem Zimmer zu eilen. Sofort stellte sich ihr Bradley, der näher zu ihr saß, in den Weg.
»Wenn Sie nicht reden, werde ich Sie mit zum Yard nehmen! Sie verschweigen etwas Wichtiges!«, erklärte ihr Primes.
»Ich werde mich über Sie beschweren, Chief Inspector! Das Collier ist mein Eigentum. Olivia hat es gestohlen, und ich habe mir nur genommen, was ohnehin mir gehört, als sie tot dalag!«, schrie sie außer sich.
»Und bei ihrem zweiten Aufsuchen des Zimmers suchten sie nach dem Etui, nicht wahr?«, fragte Bradley nun.
»Sie haben recht«, gestand sie, und fuhr plötzlich überraschend ruhig fort: »Ich habe keine Ahnung, warum Olivia ums Leben gekommen ist, aber Sie müssen verstehen, dass ich auf keinen Fall durch den Fund des Schmuckstücks oder der Kassette in die Angelegenheit verwickelt werden wollte … Nun ja, … jetzt ist es eh gleich, auch wenn Sie es nicht verstehen.«
»Es geht nicht darum, ob ich es verstehe, Mrs. Dorsey. Und verhindern konnten Sie es letztlich auch nicht!«, stellte Primes fest. »Stammt das Collier von Roger Kensington?«
»Ja. Es handelt sich um eine kleine Aufmerksamkeit eines Bekannten.«
»Ein wertvolles Collier, eine kleine Aufmerksamkeit?«, lächelte Bradley. »Warum haben Sie diese kleine Aufmerksamkeit nicht ihrem Mann gezeigt?«
»Andrew, mein Mann … Er mag Kensington nicht!«
»Hat er Ihnen gesagt: Warum?«, fragte Primes.
»Nein, hat er nicht .... Lassen wir doch dieses Thema, wenn ich bitten dürfte.«
»Kennen Sie Stirling, haben Sie ihn einmal gesehen?«
»Ja, gewiss doch! Mr. Stirling war unser Chauffeur und der Verlobte von Olivia. Mein Mann hat ihn entlassen, und ich habe ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen«, erwiderte sie mit müder Stimme. Sie schien erschöpft zu sein.
»Kann ich das Collier mit den schwarzen Perlen einmal ansehen?«, erkundigte sich Primes.
»Woher wissen Sie, wie das Collier aussieht?«, fragte sie erstaunt. Doch da fiel ihr Blick auf Bradley, dem sie das Schmuckstück beschrieben hatte, und sie kannte die Antwort: »Ich habe die Halskette nicht hier!« erklärte sie.
Primes und Bradley wussten, dass sie log, ließen es aber für den Augenblick dabei bewenden.
»Hat Ihnen Mr. Kensington den Schmuck selbst überreicht, Mrs. Dorsey?«, wollte der Chief Inspector noch wissen.
»Nein! Er hat es durch einen Kurier schicken lassen!«
»Es ist ein sehr kostbares Geschenk, Mrs. Dorsey. Ich persönlich wurde dergleichen niemals durch einen Kurier überreichen«, bemerkte Bradley mit einem vielsagenden Lächeln.
Sie verstand sehr genau, was er damit andeuten wollte. Wie eine giftige Natter fuhr sie herum und funkelte ihn böse