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das System etwas weniger effizient ist. Dann den Rahmen aufrichten und Halterungen daran bauen, dass er leicht geneigt stehen bleibt, oder an die Hauswand stellen, möglichst in einem optimalen Winkel zur Sonne. Wenn man Plastikmuffen verwendet, kann er auch Frost ertragen. Nur dauert es dann länger, bis er wieder einsatzbereit ist. Das Einfachste ist, abends eine alte Steppdecke darüber zu legen! Gegen Mittag, wenn es ans Waschen der Utensilien ging, hatten wir somit ausreichend warmes Wasser, es sei denn, die Sonne streikte. Bald bauten wir eine Duschbrause in den Hof, die wir daran anschlossen, und auch die Waschmaschine wurde damit getränkt, aber erst gegen Abend. Später hängte ich ein achteckiges Gestell auf das schräge Scheunendach, mit rund 200 Meter Schlauchspirale darin, welches von nun an das ganze Haus mit heißem Wasser versorgte.

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      Um die anfallende Molke loszuwerden, ist nichts besser geeignet als Schweine. Sie verwandeln erst mal die Molke in biologisch abbaubare Bestandteile wie Kot und Urin und setzen alle aufnehmbare Nährstoffe in Fleisch um. Wir brauchten aber erst mal einen Schweinestall! Wohin damit? Hinter unserem Haus lag eine Ruine, die sich dafür anbot. Doch wie die Molke bis dahin schaffen, vor allem im Winter? An der rechten Seite des Hauses hatten wir vor zwei Jahren einen Holzanbau errichtet. Dieser war hier ziemlich niedrig, da er noch nicht ganz ausgeschachtet war. Und in einem Eck stand ein riesiger Baumstumpf, wohl schon vor mehr als 40 Jahren gefällt. Und dieser Baum muss, seiner Stärke nach auch schon ein Veteran gewesen sein. Daran erkannte man, dass diese Seite des Hauses schon seit über 100 Jahren Ruine war, vielleicht auch als Steinbruch für einen Anbau gedient hatte.

      Wir pickelten um den Baumstumpf herum, versauten zudem die Kette der Motorsäge an eingewachsenen Steinen, als wir versuchten ihn abzusägen und hängten den Traktor daran. Nichts tat sich! Also ließen wir den Baumstumpf stehen, legten eine Abflussleitung zur Jauchengrube und betonierten den Boden. Darauf kamen dann die Mauern mit einem Türle, einen Pferch von rund 2 x 3 Metern bildend. An eine Seite legten wir eine steinerne, in der Länge durchgeschnittene Betonröhre, die wir an den Seiten zumauerten, als Trog. Außerhalb des Schuppens stellten wir ein aufgeschnittenes Plastikfass etwas erhöht auf Hohlblocksteine, von dem ein Schlauch bis zum Trog führte. In dieses Fass leerten wir die Molke. Zweimal täglich könnten wir die Schweine so damit füttern, zusätzlich zu den Garten- und Küchenabfällen. Da es kalt war, und ich in Erinnerung hatte, dass der Nachbar, wo ich als kleiner Junge all meine freie Zeit mit den Tieren verbrachte, in seinem Ferkelstall eine Infrarot-Lampe zum Heizen aufgehängt hatte, baute ich aus dicken Eichenbrettern ein erhöhtes Podest, auf dem sie besser liegen könnten als auf dem Beton. Vorsichtshalber schneide ich noch einen Ballen minderwertiges Heu auf und werfe es auf das Podest.

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      *

      Jetzt mussten die Schweine her! Doch in der näheren Umgebung gab es keine Schweine. Wir hatten einen Kumpel im Dorf, Patrick, dessen Opa Schweinehändler gewesen war und den Laden an seinen Sohn übergeben hatte. Bei Patrick hielten wir des Öfteren an. Er war etwa zur gleichen Zeit wie wir nach Augirein gekommen, ebenfalls seine Schwester, während die Eltern noch in Paris lebten und auf die Rente hinarbeiteten. Eigentlich hatten wir ihn durch Doris Bruder kennengelernt, der das gleiche Alter hatte. Er fuhr einen 2 CV auf den er hinten riesig groß den ‚Stinkefinger‘ aufgeklebt hatte. Bei ihm war immer was los, sein Haus war ein regelrechter Treffpunkt der jungen Leute aus der ganzen Umgebung. Er hatte die neuesten Schallplatten, seit kurzem auch eine Fotoausrüstung und Dunkelkammer. Oft begegnete ich ihm beim Schafehüten im Gelände. Er war auf der Suche nach Naturmotiven, ich wurde ein Teil davon… Sein Haus war ein Haus der offenen Tür. Sein Leben glich einem großen Fest: dem Fest des Lebens! Oft hielten wir bei ihm an, wenn Licht brannte, tranken ein Glas Wein oder Bier zu einem Stückchen Käse oder einem ‚Beuze‘, wie er das dreiblättrige Erkennungszeichen aller ‚Branchés‘ nannte.

      Die Kinder fühlten sich bei ihm wie zuhause, konnten sie doch machen, was sie wollten. Manchmal erklang draußen auf der Straße ein lauter Ruf: „Patriecke!“ Wenn er sich daraufhin nicht rührte, ging bald die Tür auf und herein kam sein Großvater, Roger, um ihn zum Abendessen zu holen. „Was raucht ihr da für ein stinkiges Zeug, man sieht ja gar nichts mehr vor lauter Qualm! Und wenn ihr fertig seid, komm zum Essen, deine Großmutter wartet!“ Und er ging, die Tür offenlassend, damit wir nicht erstickten. Kalt strömte die Winterluft in das kleine Zimmer, worin nur der Kamin brannte. Mit einem gezielten Fußtritt war die Tür wieder zu und die Fete ging weiter. Oder Patrick ging zwischendrin zum Essen und kam bald zurück.

      Bei seinen Großeltern sahen wir auch manchmal fern, wenn was Interessantes kam, wie ‚Le Retour de Martin Guerre‘, ein Film mit Gerard Depardieu, gedreht zu einem Teil ganz in der Nähe, in Balagueres, mit vielen Bekannten und Freunden als Statisten. Ein andermal hörten wir nachts Schüsse oben an der Forststraße, sahen Scheinwerfer, ein Teil des Waldes brannte. Waren da oben zwei verschiedene Jägergruppen aufeinandergestoßen oder hatten die Förster Wilderer aufgespürt? Ein paar Tage später erfuhren wir, dass da ein weiterer Film gedreht wurde, ‚La Femme de la Forêt‘. Wir lasen die gleichen Bücher, schwärmten vom Himalaya, verbrachten Nächte zusammen um ein Lagerfeuer auf dem Col de la Croix.

      Dieses Mal ging ich mit ihm zu seinen Großeltern, denn ich wollte mit Roger wegen Schweinen für uns sprechen. Jeden Donnerstag machte der noch den Markt in Tarbes. Auf dem Rückweg könnte er sie mir mitnehmen, meinte er. Er war bald 85, ließ es sich aber nicht nehmen, noch die Märkte zu besuchen! Das war wohl hauptsächlich, um seine alten Kumpel zu treffen, das Geschäft überließ er seinem Sohn. Er war bekannt für seinen manchmal makabren Humor. Es kam vor, dass er erzählte, er sei letztens auf der Beerdigung von einem Viehhändler gewesen, der an diesem Tag nicht anwesend war. Wie war dieser erstaunt, wenn die Leute ihn später trafen und fragten, ob er von den Toten auferstanden sei… Oder er ließ im Vorbeigehen ein rohes Ei in die Tasche eines der schwarz Bemäntelten gleiten. Dann rempelte er ihn an und fragte ihn, was er denn da für Zeug in den Taschen habe…

      Während Patrick aß, schenkte mir seine Oma von ihrem angesetzten Himbeerlikör ein. Der war ein Gedicht! Sie erklärte Doris genau, wie man vorzugehen hat, um einen guten Likör zu bereiten! Sie setzte die Früchte in 65 prozentigen Pflaumenschnaps an, seihte sie durch und gab etwas Zuckersirup dazu, um den Geschmack zu verbessern. Eine regelrechte ‚harte Droge‘ waren die Pflaumen oder Kirschen, die sie direkt in Schnaps angesetzt hatte, ähnlich einem Rumtopf! Anfangs erschienen sie sanft, wie ein Kompott. Nach mehreren Früchten nahm man plötzlich die Drehung der Erde wahr!

      Einmal führte mich Patrick auf ihren Dachboden. Alles war ausgefüllt von Korbflaschen und Kanistern voll Pflaumenschnaps! Da seine Großeltern alt waren, besaßen sie noch das Brennrecht und nutzten es auch voll aus, einschließlich der ‚Namen‘ anderer Verwandter. Fuhr ich mal im Sommer beim Morgengrauen durch das Dorf, traf ich auf Helène, seine Großmutter, klein und grau wie sie war, bemerkte man sie kaum. Noch im Morgenmantel sammelte sie schnell alle Pflaumen auf, die im Rinnstein lagen, bevor das Dorf aufwachte. „Wenn mal der Blitz in deren Dachboden einschlägt, wird es eine solche Explosion geben, dass das ganze Dorf abbrennen wird!“, witzelte Patrick. „Da ist mehr Sprit gelagert als in einer Tankstelle!“

      Am nächsten Nachmittag ruft Roger mich an. Er hat unsere zwei Ferkel im Kofferraum, ich soll gleich runterkommen. Fünf Minuten später bin ich unten. Er steht noch auf der Straße, das halbe Dorf um die geöffnete Heckklappe versammelt. Seit wieviel Jahren das erste Mal, dass wieder Schweine im Dorf sind? Ich parke gleich neben seinem Auto. Da sind sie! So niedlich sie auch aussehen, so erbärmlich stinken sie! Sie haben natürlich die Plane, mit der sein Golf ausgelegt war, zerknäult und auch die Bodenmatte angehoben. Schweine sind nun mal neugierig. Ich stehe da und weiß nicht, wie sie anfassen. Doch schon hat er eines an einem Ohr geschnappt und mit der anderen Hand am Schwanz und in meinen R 4 befördert! Das andere wird unruhig. Er krabbelt es ein bisschen zwischen den Ohren, und schwupp, ist es bei seinem Kollegen. Ich mache schnell die

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