Das Dorf Band 18: Utopia. Karl Olsberg
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„Das war unserer anderer Golem“, erklärt Magolus. „Der eine ist in Reparatur. Und der andere kann sprechen.“
„Ah, isch verstehe“, erwidert Boküs. „Na, isch kann jedenfalls verstehen, dass der Golem nischt bleiben wollte in eure Dorf.“
„Was willst du damit sagen?“, ruft Magolus zornig.
Bevor Boküs antworten kann, meldet sich die Frau in der Bäuerinnenkleidung zu Wort.
„Boküs, du hast vergessen, unsere Gastgeschenke zu überreichen“, erinnert sie ihren Priester. Im Unterschied zu Boküs spricht sie ohne Akzent.
„Ah ja, rischtig, die Geschenke“, erwidert der Priester. Er holt einen Kuchen, ein Brot und einen Teller mit Braten hervor und stellt sie auf den Tisch. „Dies sind einige Spezialitäten aus unsere Dorf. Isch ’offe, sie schmecken eusch.“
Magolus setzt zu einer Bemerkung an, doch Primo ist schneller. „Das ist sehr nett von euch. Ich würde gerne etwas von allem probieren.“
Er schneidet sich ein Stück von dem Brot und dem Braten ab. Als er beides in den Mund nimmt, stockt er. Noch nie hat er etwas so Köstliches gegessen! Das Fleisch ist zart gebraten und hat ein feines Aroma wie von wilden Kräutern. Auch etwas Pfeffer schmeckt Primo heraus. Sogar das Brot schmeckt ganz anders als das von seinen Schwiegereltern Bendo und Agia: knusprig frisch und gleichzeitig leicht und zart.
„Das ... ist wunderbar!“, bringt er heraus und probiert auch von dem Kuchen. Der schmeckt ebenfalls köstlich – fast so gut wie der Kuchen, den Ruuna einmal gebacken hat. Danach hat Primo alles in seltsamen bunten Farben gesehen. Zum Glück hat der Kuchen der Gäste nicht dieselbe merkwürdige Wirkung – er schmeckt einfach nur herrlich.
Auch die anderen sind begeistert von der Qualität der Gastgeschenke. Nur Magolus guckt mürrisch.
„Na ja“, sagt er.
„Na ja?“, ruft Boküs empört. „Du wagst es, zu sagen ‚na ja‘ zu meine Kuchen?“
„Du hast ja auch ‚na ja‘ zu Golinas Pilzsuppe gesagt“, giftet Magolus zurück. „Also, mir schmeckt die viel besser als dein blöder Kuchen!“
Diesmal ist es Golina, die eingreift, um ein Eskalieren des Streits zu vermeiden.
„Boküs, euer Essen ist wirklich köstlich“, sagt sie. „Kannst du mir vielleicht beibringen, wie man so gut kocht?“
„Aber gern, meine liebe Golina“, erwidert der Priester. „Ihr alle seid ’erzlisch eingeladen in unsere Dorf. Dort isch werde eusch gerne zeigen wie man kocht.“
„Pah!“, macht Magolus.
„Ich glaube, wir müssen dann jetzt mal wieder“, sagt die Frau. „Komm, Boküs.“
„Ja, isch glaube, du hast rescht, Chili“, stimmt der Priester zu.
Die vier Gäste erheben sich und verabschieden sich von den Primo und den anderen. Dann verlassen sie das Dorf Richtung Südwesten.
3. Ein Golem muss her
„Dieses Essen, war das wirklich so köstlich, wie ihr gesagt habt?“, fragt Kaus.
Zusammen mit Jarga, Hakun und Olum hat er die Zusammenkunft mit den Besuchern aus seinem Haus heraus beobachtet.
„Finger weg!“, ruft Magolus, als der Bauer eine Hand nach dem Kuchen ausstreckt. „Ich nehme das lieber an mich. Ich will nur ganz sicher gehen, dass das Essen nicht vergiftet ist.“
Rasch räumt er die Teller mit den Speisen der Gäste ab und bringt sie in die Kirche. Auch die anderen Dorfbewohner kommen nun neugierig näher.
„Was waren das denn für Leute?“, fragt Margi.
„Sie kommen aus einem neuen Dorf im Südwesten“, erklärt Golina. „Und kochen können die, das glaubst du nicht! Ihr Priester, Boküs, ist sehr nett. Er hat uns eingeladen, ihn zu besuchen.“
„Nett?“, ruft Magolus, der in diesem Moment wieder aus der Kirche kommt, das Priestergewand voller Kuchenkrümel. „Ein Angeber und Wichtigtuer ist das!“
„Also, ich würde den auch gerne mal kennenlernen, diesen Kombüse“, sagt Kaus. „Und vor allem seinen Kuchen.“
„Wie wäre es, wenn wir alle zusammen unseren neuen Nachbarn im Südwesten einen Gegenbesuch abstatten?“, schlägt Golina vor.
„Au ja“, ruft Kaus. „Dann können wir auch mal das köstliche Essen probieren.“
Auch die anderen finden die Idee gut. Nur Magolus ist nicht einverstanden.
„Kommt gar nicht infrage!“, ruft er. „Wie sieht das denn aus? Als ob wir es nötig hätten, unsere Nachbarn zu besuchen! Und außerdem, sooo toll war das Essen auch wieder nicht.“
„Wenn wir neue Nachbarn haben, sollten wir sie auf jeden Fall besuchen“, meint Primos Vater Porgo. „Vielleicht können wir mit ihnen Handel treiben. Wenn sie zum Beispiel keine eigene Schmiede in ihrem Dorf haben und Hacken oder Äxte benötigen, könnte ich sie ihnen liefern.“
„Und vielleicht haben sie auch keine eigenen Hühner und brauchen jemanden, der ihnen Eier liefert“, meint Hakun.
„Und Fische!“, ruft Olum. „Bestimmt haben sie keinen Fluss in der Nähe und wollen Fische kaufen!“
„Meint ihr, sie haben auch keine Schafe?“, fragt Jarga. „Weil, dann könnte ich meine Schafe scheren und ihnen etwas Wolle mitbringen ...“
„Schluss jetzt!“, ruft Magolus. „Niemand geht nirgendwo hin und verkauft gar nichts, erst recht nicht ohne Golem!“
„Golem? Was hat denn ein Golem damit zu tun?“, fragt Kaus verwirrt.
„Die Leute aus dem Südwestdorf hatten einen Golem dabei“, erklärt Birta. „Und als Primo sagte, er sei unser Dorfbeschützer, hat dieser Angeber Boküs gefragt, ob wir etwa keinen Golem haben, und da hat unser Oberster Hohepriester von Allen in seiner Weisheit gesagt, ‚doch‘, und wie sieht das denn jetzt aus, wenn wir da ohne Golem hingehen?“
Kaus nickt. Auch Primo sieht ein, dass das unmöglich ist. Zwar ist Magolus oft eingebildet und eitel, aber er ist immerhin der Dorfpriester und ihn so bloßzustellen wäre nicht angemessen. Außerdem kann Boküs zwar gut kochen, aber er war auch ein bisschen arrogant. Andererseits war dieser Braten wirklich lecker! Zu dumm, dass Asimov nicht mehr da ist.
„Ein Golem muss her!“, stellt Porgo fest.
„Wo sollen wir denn einen herbekommen?“, fragt Birta.
„Wir müssen einen bauen“, meint Kolle. „So wie wir Asimov damals gebaut haben.“
„Aber wie baut man einen Golem?“, fragt Margi. „Weißt du noch, wie das ging, Primo?“
„Nein. Ich habe damals ein Rezept aus dem Dschungeldorf mitgebracht. Aber ich erinnere mich nicht mehr genau, was darin stand.“
„Wo