Die Verwandlung. Claudia Rack

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Die Verwandlung - Claudia Rack Rebellen des Himmels

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vollständig ausgefahren, nur soweit, dass sie zu erkennen waren. Seine Erscheinung war atemberaubend. Anders, als in der Trainingshalle, bemerkte Ariana. Seine durchdringenden Augen würde sie schon nicht vergessen. Jetzt, wo er in seiner Engelsmontur auf sie zukam, war sie sprachlos. Sein lebhaftes Grinsen erreichte die Augen nicht, die wachsam auf Arabas achteten. Ariana umklammerte Arabas Oberarm und zog ihn zurück. Widerwillig ließ er sie gewähren und nahm Abstand von Sariel. Dieser stellte sich breitbeinig vor ihnen auf, die Daumen im Waffengürtel verhakt, sah er sie provozierend an. Sein Blick fiel auf den gesegneten Dolch, den Arabas in der Hand hielt. Das Grinsen wurde breiter und er schüttelte belustigt den Kopf.

      „Arabas“, erklang seine gefährliche Stimme, „ich hatte angenommen, du bist intelligenter. Willst du dich ernsthaft mit mir anlegen?“ Ariana spürte es in jeder Faser ihres Körpers. Dieser Erzengel war extrem gefährlich. Sie glaubte nicht, dass Arabas oder sie eine Chance haben würden, sollte es zum Kampf mit Sariel kommen. Allerdings glaubte Ariana nicht, dass er aus diesem Grund hierher gekommen war. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, sie niederzumetzeln, wenn er das wollte.

      „Was willst du?“, fragte sie ihn mutig. Sariel unterbrach den stummen Wortaustausch mit Arabas, um sie direkt anzusehen. Sariel zog seinen Dolch aus dem Waffengürtel. Er ließ Arabas nicht aus den Augen, sobald er mit seinem Dolch in der Hand spielte. Arabas wollte sich auf ihn stürzen, der scharfe Blick von Sariel ließ ihn umdenken.

      „Tu das nicht, Gefallener“, meinte er gelassen, „es wäre mir eine Freude, über dich richten zu können, wie es sich gehört. Ich bin nicht deinetwegen hier, noch nicht“, betonte er. Arabas wusste genau, worauf der Erzengel damit anspielte. Als Vollstrecker gehörte es zu seinen Aufgaben, die Gefallenen zu bestrafen. Es lag in seiner Natur. Offenbar kostete es Sariel einiges an Willenskraft, sich nicht direkt um Arabas zu kümmern. Neugier war es, die Arabas zurückhielt. Er wollte wissen, weshalb Sariel zu Ariana kam. „Ich bitte dich ein einziges Mal, Ariana.“ Sie horchte auf und begegnete seinem eindringlichen Blick. Ein Erzengel wollte sie um etwas bitten? Das war äußerst seltsam. Ihre Körperhaltung war angespannt. Die Hand krallte sich in Arabas Oberarm, sodass dieser kurz vor Schmerz stöhnte und sie ärgerlich ansah. Sie nahm davon keine Notiz, sie konnte ihren Blick nicht von Sariel abwenden. Da war irgendetwas an diesem Erzengel, was sie regelrecht lähmte. Sie konnte es sich nicht erklären, sie empfand Respekt vor ihm. Sie kannte ihn nicht. Sie wusste nichts über diesen Erzengel, bis auf die Tatsache, dass er der Vollstrecker genannt wurde und gefährlich war. Dennoch fühlte sie, wie kräftig er war und das ängstigte sie zu Tode. Zum ersten Mal seit einer geraumen Zeit verspürte sie Angstgefühle. Das letzte Mal hatte sie solche Gefühle gespürt, als die Gefallenen ihr Elternhaus überfallen hatten und ihre Adoptiveltern töteten. Er wusste es. Sie konnte es in seinem Blick erkennen. Sariel wusste, wie sie sich fühlte. „Ich will dir nichts tun, Ariana. Du gehörst zu den Guten, du bist eine Auserwählte. Es liegt nicht in meiner Natur über dich richten zu müssen, aber wenn ich es tun muss, werde ich es tun. Hör auf meinen Rat und vergiss alles, was mit dem freien Fall zu tun hat. Vergiss Jazar oder das, was ihr hattet. Er ist verloren. Er ist nicht für dich bestimmt. Sein Schicksal ist ein anderes.“ Sariel verstummte, verstaute den Dolch in der Halterung und sah sie abwartend an. Ariana hörte ihm zu. Alles, was der Erzengel ihr sagte, riss ihr das Herz aus der Brust. Sie konnten es nicht erkennen. Ihn aufgeben? Ihn vergessen? Nicht für sie bestimmt? Ihre Hand löste sich von Arabas Arm. Der Gefallene beobachtete sie aufmerksam. Da stimmte irgendetwas nicht mit ihr. Arabas wechselte kurz einen Blick mit dem Erzengel, der genauso verwirrt zu sein schien. Ariana schloss ihre Augen, ballte die Hände zu Fäusten und atmete ein. Zuerst war es nicht zu spüren. Sekunden darauf hörten sie das Poltern. Die Wände wackelten bedrohlich. Ein Erdbeben? Arabas wirbelte zu Ariana herum und umfasste ihre Oberarme.

      „Ariana“, brüllte er sie an, „beruhige dich Ariana.“ Sie öffnete die Augen. Arabas wich entsetzt zurück und schüttelte sprachlos den Kopf. Ihre Augen waren glühend weiß. Wie war das möglich? Wieso hatte er das niemals zuvor bei ihr bemerkt? Noch bevor er irgendetwas sagen konnte, richtete ihre Wut sich gegen Sariel. Ihr gellender Schrei fegte durch die Wohnung. Sariel flog in hohem Bogen durch die Luft und krachte ungebremst gegen die Wand im Flur. Ein Riss entstand an der Wand. Scheppernd landete Sariel auf dem Boden. Es waren Sekunden, aber sie änderten alles. Sariel stöhnte vor Schmerz auf. Er hob den Kopf und seine wütenden grünen Augen schossen direkt zu Ariana. Arabas nahm an, dass der Erzengel sich auf sie stürzen würde. Seine rasende Wut und seine Überraschung über das, was geschehen war, zeichneten sich in den Gesichtsausdruck ab. Er stellte sich demonstrativ vor Ariana, obwohl er wusste, dass das nicht nötig war. Sie hatte bewiesen, dass sie sich selbst schützen konnte. Schnaubend richtete Sariel sich auf. Die Hand auf den Oberkörper gelegt, nickte er der Auserwählten anerkennend zu. Allem Anschein nach hatte er sich ein paar Rippen gebrochen, als er gegen die Wand geknallt war. Das war unfassbar.

      „Ich habe verstanden, Auserwählte“, sprach er bedrohlich. Sariel sah zu Arabas, mordlüstern und alles andere als nachsichtig. „Sie hat gewählt, Gefallener. Solltest du weiterhin an ihrer Seite stehen, wird es beim nächsten Mal nicht beim Reden bleiben.“ Noch bevor Arabas irgendetwas darauf erwidern konnte, verschwand Sariel vor ihren Augen. Fassungslos spielte Arabas das Geschehene nochmal in seinen Erinnerungen ab. Was war geschehen? Er wirbelte zu Ariana herum und schaute sie ärgerlich an.

      „Was ist in dich gefahren?“, schrie er sie an. „Bist du irre?“ Ariana brauchte einen Moment, um ihren Puls auf eine normale Frequenz zu bekommen. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Hatte sie das wahrhaftig getan? Hatte sie Sariel durch die Luft gewirbelt und gegen die Wand geschmettert? Mit ihrem Wutausbruch? Wow! Sie wusste nicht, ob sie stolz sein sollte oder eher beängstigt. Wenn es nach dem Gefallenen ging, war beängstigt korrekt. Aber so wollte Ariana sich nicht fühlen. Sie hatte genug davon, Angst zu haben. Sie hatte genug davon, dass Engel ihr permanent vorschreiben wollten, mit wem sie zu tun hatte und wen sie sehen durfte. Es reichte. Das, was Sariel ihr gesagt hatte, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie war ausgerastet, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ahnte bis jetzt nicht, welche verborgenen Kräfte noch in ihr schlummerten. Konnte sie das nochmal tun? Konnte sie das kontrollieren? Die Fragen, die auf sie einstürzten, benebelten sie. Sobald ihre Augen sich auf Arabas richteten, wich er zurück und hielt abwehrend die Hände nach oben. Was sollte das? Wieso sah er sie so an? „Ich wäre dir verbunden, wenn du dich jetzt beruhigen würdest, Ariana“, meinte er beunruhigt. Sie war die Ruhe selbst. Oder nicht? Sie wusste nicht, worauf Arabas anspielte und runzelte verwirrt die Stirn. „Deine Augen, Ariana“, ergänzte er. Was war damit? Sie fühlte sich berauscht, erstaunlich gut. Hatte er Angst vor ihr? Sie würde ihm nicht schaden. Erst als ihr Blick sich auf den Spiegel richtete, der in der Diele an der Wand hing, schnappte sie empört nach Luft. Ihre Augen waren schneeweiß, sie glühten regelrecht. Sie versuchte es. Sie versuchte ernsthaft, normal zu atmen und zur Ruhe zu kommen, damit ihre Augen sich normalisierten. Vergebens. Arabas starrte sie fassungslos an und wusste sich keinen Rat mehr. Im nächsten Moment drehte sich alles um sie herum. Ariana schwankte bedrohlich. Sie spürte noch, wie er sie auffing, sobald alles um sie herum schwarz wurde. Er sah auf sie herunter und hielt sie. Bewegungslos lag sie in seinen Armen. Was zum Teufel geschah mit ihr? Arabas hob sie auf seine Arme und sah keinen anderen Ausweg. Er teleportierte sich in seine Höhle und nahm die Auserwählte mit sich. In dem Appartement war sie nicht mehr sicher. Solange er nicht wusste, was mit ihr geschah, war es besser, wenn er sie in der Nähe wusste. Sobald er angekommen war, schritt er zielstrebig in seine Gemächer. Behutsam bettete er sie auf sein Bett. Sein Leibwächter sah ihn verwundert an, sagte aber kein Wort. Selbst Nemir konnte nichts sagen, als sein Boss mit der Auserwählten auf den Armen eingetreten war. Besorgt sah er auf sie herunter, bevor er Arabas ansah.

      „Sie verletzt, Boss? Schlimm um sie, schlimm um sie?“, fragte er beunruhigt. Arabas schüttelte den Kopf und ließ Ariana nicht aus den Augen.

      „Nein, es geht ihr gut. Sie schläft ein wenig“, meinte er unsicher. Er hatte keine Ahnung, was mit ihr los war. Ob es sich um einen Schlaf handelte, wagte er zu bezweifeln. Das behielt er vorerst für sich. Er musste herausfinden, was mit ihr geschah. Arabas schickte alle heraus und lief in dem Zimmer auf und ab. Er ließ die

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