Diez Hermanas. Georg Vetten

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Diez Hermanas - Georg Vetten

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versuche, Bob zu erreichen. Nach dem Anruf aus der Klinik habe ich nichts mehr von ihm gehört.« Sibel hob beunruhigt eine Augenbraue und fixierte Mikel. »Was soll ich tun, wenn er sich nicht meldet? Er geht schon wieder nicht ran!« Mit verstörter Miene ließ Sibel das Handy in die Seitentasche des offenstehenden Kapuzenpullovers gleiten.

      »Hey ihr beiden Turteltäubchen!« Steve grinste und rieb sich die Hände.

      »Was haltet ihr davon, wenn wir noch zu uns fahren? Adriana würde sich gerne anschließen.«

      Gute Idee, hatte Mikel geantwortet. Sibel nickte zustimmend. Zehn Minuten später verließen sie den Klub. Es nieselte. Sibel schlotterte. Sie schlugen die Kragen ihrer Mäntel und Jacken gegen die Kälte hoch und zogen die Schultern ein, unschlüssig, ob sie nach einem Taxi Ausschau halten sollten.

      »Lasst uns bis zur nächsten Station laufen«, hatte Steve schließlich vorgeschlagen und war dabei Adriana nicht von der Seite gewichen. Die beiden hätten gegensätzlicher nicht sein können. Doch augenscheinlich zogen sie sich wie gegenpolige Magnete an.

      Sie gingen nebeneinander her und schwiegen. Das Quietschen und Klackern der Sohlen und Absätze auf den verwitterten Gehwegplatten waren die einzigen Geräusche, die an ihre Ohren drangen. Die Stadt schien wie ausgestorben. Bei diesem Scheißwetter, kein Wunder, dachte Sibel. Schließlich durchbrach Mikel das Schweigen, als er einem einsamen Straßenverkäufer, der vor dem stärker werdenden Regen Schutz in einem Hauseingang gesucht hatte, die aktuellste Ausgabe des Mirror aus der Hand pflückte.

      »Mal schauen, was es Neues bei den Gunners gibt«, feixte Mikel um die Stimmung ein wenig aufzulockern und wischte dabei mit der Linken durch sein regennasses Gesicht.

      Der Himmel hatte sich pechschwarz verfärbt. Die ehrwürdigen Straßenlaternen suggerierten ein Licht, das dem von trüb ausgeleuchteten Aquarien ähnelte. Im Eilschritt legten sie nun die letzten Meter bis zur U-Bahnstation zurück und umkurvten dabei die immer tiefer werdenden Pfützen. Als sie schließlich die Rolltreppen erreichten, atmeten sie erleichtert durch. Mikel drehte sich über die Schulter und reichte nach einem flüchtigen Durchblättern die Gazette an Sibel weiter.

      »Hier hast du was zu studieren, auf der Suche nach Auffälligkeiten«, zwinkerte Mikel.

      Sibel schüttelte unmerklich den Kopf und hing ihren Gedanken nach: Weshalb macht er jetzt auf locker und oberflächlich? Es scheint, als habe er mit Steve die Rollen getauscht. Dann fiel ihr Blick auf den Mirror und im nächsten Moment gefror ihr das Blut in den Adern.

       Mord in Kensington: Gestern gegen 0:30 wurde ein junger Mann an der Haltestelle High Street Kensington von einer herannahenden Bahn aus Hammersmith erfasst. Er war auf der Stelle tot. Es scheint sich dabei jedoch offensichtlich nicht, um einen Unfall gehandelt zu haben. Augenzeugen wollen gesehen haben, wie der Mann von zwei schwarz gekleideten Personen vor die herannahende Bahn gestoßen wurde. Bei dem Getöteten handelt es sich um den 25-Jährigen Pfleger Bob Salt.

      

      Sibel drückte Mikel die Zeitung in die Hand und ließ sich auf die nächststehende Holzbank niedersinken. Sie wurde kreidebleich. Sie zitterte. Mikel legte den Arm um Sibel und sie bettete schluchzend ihren Kopf an seine Schulter. Geschlagene zehn Minuten saßen sie schweigend, während die U-Bahnen ein und ausfuhren und ständig neue Passagiere auf den schmutzigen Bahnsteig ausspuckten.

      Später hatten bis in die frühen Morgenstunden in der Sudbourne Road zusammengesessen. Es gibt keine Zusammenhänge, es kann keine Zusammenhänge geben, hatten Mikel und Steve am Ende jeder Diskussion resümiert. Doch Sibel wusste, dass Adriana das gleiche, seltsame Gefühl wie sie beschlich. Konnte man vor diesen Fakten die Augen verschließen:

      o Entführungen

      o ein Arzt, der sich weigert, Testreihen mit verbotenen Psychopharmaka an Kindern durchzuführen und dafür lobotomiert wird

      o ein Zeuge, der dem Verbrechen zu Nahe kommt, wird vor den Zug gestoßen

      Wie sicher kann ich mich überhaupt noch fühlen? fragte sich Sibel.

      Am frühen Morgen, als die anderen schliefen (Steve einen Arm um Adriana geschlungen), rief Sibel ihre Mutter an und bat um Rat. Nachdem sie Vici die Geschehnisse der letzten Tage geschildert hatte, war die sonst so starke Stimme ihrer Mutter in ein Flehen gewechselt:

       Sibel! Bitte! Du meldest dich weiterhin krank! Sibel! Ist das klar? Treffe dich mit niemandem mehr aus der Klinik. Schau, dass du da rauskommst. Ich weiß, du denkst, dass ich überreagiere, doch es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die können wir nicht verstehen, erklären oder beeinflussen. Es gibt Dinge, die entziehen sich unserer Vorstellungskraft! Du solltest für eine Zeitlang das Land verlassen. Flieg zu Jefferey, deinem Vater. Du weißt, wo du ihn findest. Dort unten in Kanada, am Winnipeg Lake, bist du sicher.

      Sibel fühlte sich zwar unwohl in ihrer Haut, doch ihre Mutter hatte für ihren Geschmack mal wieder überzogen hysterisch reagiert. Im Grunde genommen wollte sie sich Mikels und Steves Meinung anschließen: Dieser ganze Verschwörungsscheiß soll mir gestohlen bleiben, murmelte sie still in sich hinein. Sie beobachtete Mikel, der im Schlaf lächelte, und strich ihm eine Locke aus der Stirn.

      2011 - 15.4., 15.00

      Ecuador/Osomo,

      Pazifischer Ozean,

      auf halbem Weg zum

      Galápagosarchipel

       Szene 36

      Außenaufnahme: Die Plattform auf der Klippe bietet einen imposanten Blick auf den tosenden Pazifik und auf eine Reihe von bereits neu entstandenen Gebäuden, die sich im Hinterland der hügeligen Dschungellandschaft nahezu perfekt einschmiegen. Am Fuß der Klippe, im neu errichteten Hafen, werden Öltanker und Frachtkähne gelöscht. Im nahe liegenden Yachthafen dümpeln eine Handvoll Luxusschiffe und drei von insgesamt sieben U-Booten der Klasse ‚Seawolf‘ vor sich hin. Vom nahe gelegenen Hubschrauberlandeplatz steigt ein voll bewaffneter Apache AH-64 E auf.Nordwestlich erheben sich aus einer gerodeten Fläche von insgesamt 25 Quadratkilometern unzählige Baukräne. Hier wird die neue Stadt Ramin in Höchstgeschwindigkeit hochgezogen. Geografisch gegenüberliegend, im Südosten der Insel, planieren Raupen auf einer Länge von 2,5 Kilometern eine Flugzeugpiste in den Dschungel.

      »Geht das nicht schneller?« Aira schrie mit hochrotem Kopf in ihr Mobiltelefon. »Nächste Woche ist die Landebahn fertig! Ist das klar? Ansonsten rollen Köpfe! Und du weißt, das sind nicht nur Worte!«

      Mit einem spöttischen Grinsen beendete Aira das Gespräch und ließ ihren Blick von der Plattform aus in die Ferne schweifen.

      »Wir werden die Welt beherrschen. Was meinst du Kati?« Aira trat von der Brüstung der Plattform in den Schatten der riesigen Kokospalme und bediente sich an der aus edlem Teakholz gezimmerten Bar. Während die Eiswürfel im Martini klirrten, schaute Katla von ihrem Macbook auf und nickte. Die 1,95 Meter große Lesbe mit Nazischeitel hatte sich an die Verniedlichung ihres Namens noch nicht gewöhnt.

      »Die Zahlen sehen gut aus, die Nachrichten, die uns erreichen, sind durch die Bank weg positiv.«

      »Sehr gut! Lass uns nach unten gehen und einige Dinge besprechen. Ich möchte mir gemeinsam mit dir die Analysen unserer DHs anschauen.« Aira bog

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