Diez Hermanas. Georg Vetten

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Diez Hermanas - Georg Vetten

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verharrten sie lange zehn Minuten, bis Sibel sich schließlich löste. Schniefend setzte sie sich auf und rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Lange her«, seufzte sie. »Aber manchmal kommt es einfach hoch. Ich habe Lust auf einen Tee. Magst du auch?«

      Mikel fühlte sich sichtlich mitgenommen.

      »Gerne«, antwortete er mechanisch.

      »Und was passiert jetzt mit eurem Gig für Lost Children?«, fragte Sibel, indem sie sich über die Schulter drehte.

      Sie sieht atemberaubend aus, dachte Mikel. Doch halt, sie ist auch der Traum deines besten und ältesten Freundes! Finger weg, mahnte er sich.

      »Den werden wir spielen, ist doch klar«, antwortete er kämpferisch. »Wir lassen uns von einem idiotischen Plattenheini doch nicht vorschreiben, für wen wir auftreten, und für was wir stehen!«

      »Gut gebrüllt Löwe«, schmunzelte Sibel und reichte ihm eine Schale mit schwarzem Samowar-Tee.

      »Ich habe seit dem Tod von Jan keinen Freund mehr gehabt.«

      »Keinen Festen?«

      »Japp! Und auch keine Affären. Nichts! Kannst du dir das vorstellen?«

      Mikel musterte sie verstohlen, sein Mund wurde trocken und plötzlich zog es in seinen Lenden.

      »Nein, ehrlich gesagt unvorstellbar«, antwortete er mit belegter Stimme.

      »Jetzt erzähl mal was von dir.«

      »Ach da gibt es nichts besonders«, legte Mikel stockend los. »Brav und bürgerlich und wohl behütet an der Südküste, in Chichester aufgewachsen. Mit neun Jahren lernte ich Steve kennen, wir gingen in die gleiche Klasse. Im Alter von zehn Jahren begannen wir gemeinsam im Klub zu kicken, beide im Mittelfeld. Mit zwölf begann ich Gitarre zu spielen. Steve erstand ein gebrauchtes Schlagzeug. Als wir fünfzehn waren, spielten wir in der ersten Band. Steve zog mit neunzehn nach London. Ich brauchte noch ein Jahr, hatte damals eine Trennungsgeschichte laufen. An meinem zwanzigsten Geburtstag packte ich schließlich meinen Kram und zog bei Steve ein. Wir schrieben uns für Journalismus und Kunst an der Uni ein. Im Grunde genommen haben wir aber immer nur Musik gemacht. Immer wieder in unterschiedlichen Bands gespielt. Diesmal muss es klappen. Ich meine, wir haben nicht ewig Zeit, ich werde nächsten Monat dreiundzwanzig Jahre alt.«

      »Hey keine Panik, das ist doch kein Alter«, lächelte Sibel. »Schau mich an, ich werde nächstes Jahr siebenundzwanzig. Ich bin schon ganz verrunzelt«, grinste sie.

      »Stimmt«, faxte Mikel. »Ich schenke dir bei Gelegenheit Oil of Olaz, das soll helfen.«

      Sibel knuffte ihn mit aufgesetztem Entsetzen in die Rippen und ließ sich gegen ihn fallen. Schon wieder dieses Kribbeln dachte Mikel. Wie gut sie sich anfühlt! Sibel schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss: Welch schönes Gefühl, ihn zu spüren.

      Einen Augenblick später versteifte sich jedoch Mikels Körper. Was tust du hier?, schoss es ihm durch den Kopf. Du bist verrückt!!! Steve ist in Sibel verknallt! Du kannst unmöglich deinen besten Freund betrügen!

      »Alles okay, mit dir?« Sibels Gesicht war jetzt Mikels sehr nahe. Sie konnte seinen Atem spüren. Hört er mein Herz pochen, fragte sie sich. Mikel konnte die innere Anspannung kaum noch ertragen. Instinktiv rückte er ein wenig von Sibel ab. Er wusste sich nicht anders zu helfen und schaute umständlich auf seine Armbanduhr.

      Sibel:

      In diesem Moment zersprang der Anfang von etwas, das sich sehr schön angefühlte, mit einem leisen Klirren. Es tat weh. Ich war verwirrt. Was hatte ich falsch gemacht? Hatte ich zu offensiv agiert?

      Mikel:

      Oh Mann, ich bin ein Idiot. Sie ist so verletzlich. So allein. Und jetzt enttäusche ich sie. Sibel ich möchte dich gerne weiter im Arm halten. Doch das darf nicht sein!

      

      Mikel warf einen erneuten Blick auf die Uhr.

       »Spät?« fragte Sibel mit unsicherer Stimme.

      »Halb zwei, ich muss los«, antwortete Mikel mechanisch, während er sich erhob.

      »Pass auf, schmeiß mir nicht den Tisch um«, witzelte Sibel, um die Situation zu überspielen. Mikel ging darauf ein:

      »Haha immer auf die Kleinen«, äffte er. »Soll ich dir noch helfen, das Chaos zu beseitigen?« Mikel deutet mit einer Handbewegung durch den Raum.

      »Nein, lass gut sein, das erledige ich morgen. Ich leg mich gleich hin.« Sibel druckste und drehte Mikel den Rücken zu. Sein Blick blieb an ihrer Wespentaille hängen. Haftete auf ihrem perfekten Hintern, der vom Minirock wie eine zweite Haut umspannt wurde. Wäre er seinem Instinkt gefolgt, so hätte er nun einen Arm um ihre Hüfte gelegt.

      »Der letzte Teil des Abends war sehr schön«, lächelte Sibel, indem sie sich über die Schulter drehte. »Hier (sie streifte einen Armreif über ihr Handgelenk) – ich möchte ihn dir schenken. Einfach so, weil wir Freunde sind. Okay?«

      »Okay«, antwortete Mikel sichtlich perplex. »Vielen Dank! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«

      »Gute Nacht könntest du noch sagen«, lächelte Sibel, als sie die Wohnungstür entriegelte. Mikels Blick verfing sich an ihrem kirschroten Mund. Dieses Hochziehen der linken Oberlippe bis kurz vor dem Umstülpen, war ihm damals als Erstes ins Auge gesprungen. Anfangs hatte er es als leicht arroganten Zug interpretiert. Doch jetzt erschien ihm diese, auf den ersten Blick verunglückte Mimik offen, verführerisch, herausfordernd und hoch erotisch.

      »Und jetzt raus mit dir, die alte Frau muss schlafen.«

      Im Hausflur stehend, dreht sich Mikel noch einmal über die Schulter und knetet unbeholfen seine Baseballkappe. Dann hängte er ihr spontan seinen Gunners Schal um den Hals.

      »Vielen Dank, Sibel! Es war sehr schön! Kommst du übermorgen zum Gig?«

      »Denke schon«, antwortete sie mit einem Augenzwinkern.

      »Aber ich wollte dir noch etwas sagen.«

      »Was?«

      »Du fühlst dich gut an.«

      »Du auch«, stammelte Mikel, drehte sich zur Treppe um und nahm stolpernd die Stufen bis zum Erdgeschoss.

      2011 - 17.4., 2:30

      Großbritannien

      London,

      Royal Nurse Hospital,

       Szene 30

      Innenaufnahme: Abgedunkeltes Pflegezimmer. Lediglich eine schwache Schreibtischlampe wirft ein fahles Licht auf Schränke voller Medikamente.

      »251011M9 wird zum Problem! Was sollen wir tun? Seine Kollegen in Brighton haben herausgefunden, dass er hier ist. Was nun? Exitus?«

      Die Leitung am anderen Ende knackte, dann rauschte es.

      »Nein,

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