Diez Hermanas. Georg Vetten

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Diez Hermanas - Georg Vetten

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es Sibel.

      »Es waren doch noch Kinder«, schluchzte Löwenherz.

      Sibel legte ihm eine Hand auf die Schulter:

      »Ich behalte all das erst einmal für mich.«

      »Ich weiß«, hauchte Richard Löwenherz. »Ansonsten hätte ich Ihnen auch nichts erzählt. Man spürt schließlich, wem man vertrauen kann. Selbst Ihnen als Frau, traue ich!«

      Als Sibel die Tür schloss, starrte Patient 251011M9 bereits wieder zur Decke. Retrograde Amnesie, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Sibel wurde neugierig. War Löwenherz ein neuerlicher Beweis dafür, dass die dunklen Mächte ihre weltweite Manipulation vorantrieben? Seit ihrem Schicksalsschlag in Neuseeland vor mehr als sechs Jahren, sammelte sie abnorme Vorkommnisse und Ungereimtheiten, die sich täglich rund um den Erdball ereigneten: Umwelt, Medizin, Börse und Politik. Es vergeht keine Stunde, in der nicht irgendwo auf der Welt Menschenrechte mit Füßen getreten werden und skrupellose Machthaber sich die Taschen vollstopfen, dachte sie. Die Lobby der Arzneimittelindustrie, die mit Apothekern und Ärzten unter einer Decke steckt, um zum Beispiel Antibiotika wie Fassbrause zu verabreichen, ist nur ein kleines, wenn auch fatales Beispiel. Mittlerweile sind die Keime resistent! Ein Hoch auf den Fortschritt, murmelte sie.

      Solche Gedankengänge beschäftigten Sibel unablässig. Unter Freunden wurde sie als Verschwörungstheoretikerin belächelt. Doch waren Jans Tod und die Vernichtung des Hospitals wirklich Zufall? Und war es nicht ihre eigene Mutter gewesen, die ihr geraten hatte, immer einen Blick über die Schulter zu werfen? Und was hatte die Aussage von Löwenherz zu bedeuten „auch wenn Sie eine Frau sind.

      »Ist er ein Frauenhasser? Hat er schlechte Erfahrungen gemacht? Sind SIE, Frauen? Was hat Vici dir damals über diese Sekte, dieses Matriarchat erzählt? Denk nach!« Die Fragen laut vor sich hinmurmelnd, begab sich Sibel auf Kontrollgang. Alles schien ruhig, keine besonderen Vorkommnisse.

      Als sie das Pflegerzimmer schließlich wieder betrat, zog sie die Schuhe aus, streckte sich auf der Liege aus und legte den Piepser für etwaige Notfälle in Reichweite. Sie fiel in einen unruhigen Schlaf.

      2011 - 17.4., 19:00

      Großbritannien,

      London, Kensington,

      Stratford Road

       Szene 29

      Innenaufnahme: Apartment Sibel. Sibel, ihre langen, gelockten Haare zum Zopf gebunden, schiebt einen Hoover durch ihr Einzimmer-Apartment. Sie trägt ein schwarzes, knielanges T-Shirt mit dem Aufdruck 'Ramones'. Darunter schauen die langen Beine im naturbraunen Teint der Südländerin hervor. Sie wirft einen Blick auf den Digitalwecker und legt einen Zahn zu, indem sie mit dem Hoover in die Ecken kurvt. Die weiße Schlafcouch ist drapiert mit wahllos verstreuten Klamotten. Über dem Flachbildschirm hängt ein BH und in der Spüle stapelt sich das schmutzige Geschirr der letzten beiden Tage.

       Sibel hatte sich ein wenig gehen lassen.

      Drei freie Tage am Stück sind ein Traum, murmelte sie entspannt. In einer Stunde würden die Jungs auftauchen. Sibel hatte sie zum Essen eingeladen und lange überlegt, was sie auftischen würde. Schließlich war sie Vegetarierin. Zwei Monate hatte sie überdies vegan gelebt; am Ende jedoch festgestellt, dass der Verzicht auf Milchprodukte für sie nicht in Frage kam. Sie entschloss sich schließlich dazu, Spaghetti mit Pinien Pesto sowie einen Waldorfsalat aufzutischen. Nudeln gehen immer, dachte sie und schaute auf die Uhr. Es wird Zeit, und unter die Dusche muss ich auch noch, stöhnte sie.

      Steve trug Schuld, dass sie in Zeitnot geraten war. Ihm war nach einem Schwätzchen und er wollte partout nicht auflegen. Wir sehen uns später, hatte Sibel ihn schließlich nach fünfzehn Minuten abgewürgt.

      Verrückt, mit Steve hatte sie telefoniert, doch ihre Gedanken waren bei Mikel. Sibels Blick verdunkelte sich, als das Telefon erneut läutete. Verdammt, was ist denn heute los, fluchte sie und nahm das Gespräch an.

      »Hi hier ist Bob! Bist du das Sibel?«

      »Wer sonst«, antwortete Sibel eine Spur zu schroff.

      Bob war ein junger Kollege aus der psychiatrischen Anstalt. Er hatte sie noch nie zu Hause angerufen.

      »Können wir uns treffen, Sibel?« Seine Stimme klang gehetzt.

      »Was ist los?«

      »Nicht am Telefon!«

      »Hmmmm... Stichwort?«

      »Löwenherz!«

      Sibel verspürte eine aufkommende Unruhe.

      »Ist es wichtig?«, fragte sie mit angehaltenem Atem.

      »Sehr!«

      »Gut, dann komm vorbei.«

      Puuuuhhh, drei Jungs auf einmal, stöhnte Sibel, als sie auflegte. Macht nix, es gibt Schlimmeres, murmelte sie. Drei knackige Jungs zum Dinner, was will Frau mehr, grinste sie. Zeitgleich fühlte sie jedoch ein verräterisches Kribbeln in der Magengegend. Bobs innere Unruhe war auf sie über gesprungen.

      Sibel sah atemberaubend aus, als sie den Jungs die Tür öffnete. Sie hatte ihren Körper eingeölt. Ihre Haut schimmerte bronzefarben. Das Tank-Top saß knapp und der seitliche Ansatz ihrer Brüste war unschwer zu übersehen. Steve schluckte.

      »Hier, bester Chianti, meinte zumindest der Typ im Supermarkt«, schmunzelte er, drückte ihr den Karton in die Hand und küsste ihre Wangen.

      »Schön, dass ihr da seid.« Indem sie das sagte, nahm sie auch Mikel in die Arme. Vielleicht eine Spur zu heftig?, schoss es ihr durch den Kopf.

      »Das Essen ist gleich fertig. Und wir bekommen später noch Gesellschaft. Bob hat sich angesagt.«

      »Wer is'n das?«, fragte Steve ein wenig erstaunt.

      »Ach, mein neuer Lover, wisst ihr. Er wollte euch kennenlernen«, flunkerte Sibel und werkelte so geschäftig am Herd, dass die schätzungsweise zehn silbernen Armreifen, die ihr rechtes Handgelenk zierten, laut klimperten.

      Es schien, als würde den Jungs für einen kurzen Moment alles aus dem Gesicht fallen. Sibel grinste:

      »Nur ein Kollege. Es gibt wohl irgendwelche Probleme auf der Station. Ihr dürft Musik auflegen. Drüben liegen die CDs (Sibel deutete auf ein chinesisch anmutende Sideboard).« Zehn Minuten später, als John Cooper Clarkes ‚Night People‘ aus den Boxen waberte, servierte Sibel die Pasta. Mit einer flüssigen Bewegung ließ sich im Schneidersitz auf den abgewetzten Flokati nieder und goss Wein ein. Amüsiert beobachtete sie Mikel, der offensichtlich zu steif war, seine Glieder im Schneidesitz zu sortieren.

      Nachdem er zwei Mal gegen die Tischbeine gestoßen und dabei fast den gesamten Rotwein verschüttet hatte, kniete er schließlich mit einem Murren nieder.

      »Aus dir wird nie ein Yogi«, feixt Steve – und im gleichen Moment: »Hey, hier ist ja gar kein Fleisch drin.«

      »Hab‘ ich‘s dir nicht gesagt, Sibel ist Vegetarierin«, schmunzelte Mikel.

      »Warum

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