Diez Hermanas. Georg Vetten

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Diez Hermanas - Georg Vetten

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betritt das Zimmer und legt eine CD der 'Strokes' ein.

      Mikel goss Tee auf und versuchte seine Gedanken zu ordnen, als er aus Steves Zimmer Gelächter vernahm. Verwundert sah er zur Tür seines Freundes. Darauf konnte der sich keinen Reim machen. Steve war doch gestern Nacht vor ihm aufgebrochen, war ziemlich angeknockt und wollte nach Hause … (?)

      Was immer das zu bedeuten hat, ich werde es bald erfahren. Mikel fühlte sich gerädert. Wilde Träume hatten ihn verfolgt – und immer wieder war Sibel darin aufgetaucht. Mit einem Seufzer ließ er sich auf der alten, durchgesessenen Couch aus braunem Cord nieder und streckte die Arme zur Seite, um sie auf der Rückenlehne abzulegen. Wenig später stutzte er, als seine Hände zuerst einen BH und wenig später einen weiblichen Schlüpfer ertasteten. Was ist das? fragte er halblaut, und betrachtete die Objekte wie Eindringlinge von einem anderen Stern.

      Unglaublich! Er hat eine Braut abgeschleppt, das ist die einzige Erklärung.

      Wie zur Bestätigung öffnete sich im gleichen Augenblick Steves Tür.

      »Hi, ich bin Suzanne! Hast du vielleicht meine Unterwäsche irgendwo gesehen?«

      Mikel blieb für einen Moment die Spucke weg. Da stand eine nackte Frau vor ihm. Nicht schwer zu erraten, dass sie Inderin war: dunkle Haut, tutti kompletti enthaart und mit verwischtem Make-up.

      Mikel reichte ihr den BH und hob den Slip mit spitzen Fingern an.

      »Willst du duschen?« fragte er mechanisch.

      »Nein, lass gut sein, ich muss zur Spätschicht«, säuselte sie. »Tu deinem Freund einen Gefallen und bring ihm ein Aspirin – nein zwei. Am besten drei« grinste sie.

      Mikel gönnte sich einen ausgiebigen Blick auf ihren nackten Schoß und prostete ihr mit der Teetasse zu:

      »Na dann, guten Morgen!«

      Fünf Minuten später fiel die Wohnungstür ins Schloss.

      »Alter, brauchst du Aspirin?«

      »Eine ganze Schachtel«, stöhnte Steve und baute sich im Türrahmen auf.

      »Zieh dir was an, ich frühstücke«, stöhnte Mikel, ging zum Küchenschrank und fischte eine Packung Schmerztabletten aus einer zerbeulten Blechdose.

      »Ich war noch im Fridge, als ich bei Sibel weg bin. War zu aufgedreht. Und geil! Und konnte nicht schlafen«, stammelte Steve. »Suzanne lief mir über den Weg. Hast du nichts gehört?«

      »Nichts!«

      »Erstaunlich! Sie hat geschrien wie am Spieß«, grinste Steve.

      »Na dann hast du ja `ne nette Nacht verbracht«, feixte Mikel. »Und was ist mit deiner großen Liebe zu Sibel? Oder hast du dich gerade frisch verknallt?«

      »Gestern Abend ist mir klar geworden, dass Sibel zu kompliziert ist«. Steve massierte seine Schläfen mit einem vor Schmerz verzerrten Gesicht. »Mit Suzanne das war ein One-Night-Stand, schätze ich. Und in Sachen Sibel ist die Bahn für dich frei«, grinste er gequält.

      »Was meinst du denn damit schon wieder?«

      »Ach Alter, glaubst du im Ernst, ich bemerke nicht, was ab geht? Aber Vorsicht, verrenn dich nicht. Das wird nicht einfach. Irgendwie tickt die nicht ganz sauber. Lass dich in nichts reinziehen.«

      »Du machst mich fertig«, stöhnte Mikel und schaufelte drei Löffel Zucker in seinen Tee.

      2011 - 17.4., 14:45

      Großbritannien

      London, Kensington,

      Stratford Road

       Szene 33

      Innenaufnahme: Die Fenster des Apartments sind geöffnet. Draußen regnet es ohne Unterlass. Sibel mit Schlüpfer und T-Shirt bekleidet versucht, Ordnung ins Chaos zu bringen. Im Hintergrund läuft Neil Young. Auf dem Herd pfeift ein altmodischer Wasserkessel.

       Sibel war in Gedanken beim gestrigen Abend, beim Abschied von Mikel. Doch das plötzlich einsetzende Läuten des Telefons ließ sie aus ihrem Tagtraum schlagartig aufschrecken.

      »Hi, hier ist Bob!«

      Seine Stimme klingt gehetzt. Innerhalb von Sekunden übertrug sich seine Anspannung auf Sibel.

      »Sie haben Löwenherz verlegt!«

      »Was ist passiert?«

      »Keine Ahnung! Ich fürchte, die machen Ernst! Ich konnte noch kurz mit ihm reden.«

      »Was hat er gesagt?« Sibel hielt den Atem an.

      »Er erzählte, dass sich das Böse irgendwo in Südamerika zusammenbraue. Dass das jetzt aber sowieso keine Rolle mehr spiele. Das Spiel ist aus, sagte er. Er bat mich, Gnade wallten zu lassen und ihm die Todesspritze zu setzen, wenn er nicht mehr klar denken könne.«

      »NEIN!« schrie Sibel in den Hörer hinein. Hat er sonst noch irgendetwas gesagt?«

      »Er sprach vom ewigen Leben. Immer wieder stammelte er D.H.!D.H.! Dann erschien Paul. Löwenherz verstummte wie am Tag zuvor und dieser Fascho warf mir düstere Blicke zu. Zehn Minuten später rollten sie 251011M9 Richtung OP-Trakt.«

      »Hast du seine Klamotten durchsucht? Irgendwelche Anhaltspunkte gefunden?«

      »Ja, da war ...« Bob unterbrach abrupt seinen Satz. »Sibel ich muss auflegen, Paul beobachtet mich. Er hat einen merkwürdigen Blick drauf! Mein Gott, sie sind dabei Löwenherz einer Lobotomie zu unterziehen!«

      Sibel starrte den Hörer entgeistert an. Das kann nicht sein, flüsterte sie. Mit fliegenden Fingern wählte sie Mikels Nummer.

      »Was soll ich nur tun, Mikel?«, stöhnte Sibel, nachdem sie ihn auf den neuesten Stand der Dinge gebracht hatte.

      »Du solltest dich krankmelden, Sibel. Das Ganze fühlt sich nicht gut an. Okay? Ich muss jetzt zur Probe und anschließend zum Soundcheck. Sehen wir uns morgen?«

      »Ja«, flüstere sie. »Ich komme vorbei.«

      2011 - 19.4., 19:00

      Großbritannien

      London,

      Royal Nurse Hospital

      Zwei Tage später

       Szene 34

      Innenaufnahme: Pflegezimmer im Halbdunkel. Paul steht inmitten des Zimmers mit dem Telefonhörer am Ohr und gießt sich mit der freien Hand einen Kaffee ein. Im überquellenden Aschenbecher liegt eine brennende Zigarette.

      »Alles planmäßig verlaufen?«

      »Alles okay«, antworte Paul. »Habe allerdings keine Ahnung, was diesen Bob umtreibt. Ich glaube, der hat Lunte gerochen.«

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