Diez Hermanas. Georg Vetten

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Diez Hermanas - Georg Vetten

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werden wir mit dem Jeep zum Strand runterfahren und uns noch ein wenig amüsieren, Kati.«

      Katla zog unmerklich eine Augenbraue hoch und nickte. Beide verließen die Plattform über eine Wendeltreppe zur nächsten Ebene. Von dort nahmen sie einen chromblinkenden Aufzug in das Innere des Felsmassivs.

      

       Szene 37

      Innenaufnahme: Der Raum, der sich vor ihnen ausbreitet, als sich die Türen des Lifts mit einem leisen Stöhnen öffnen, misst an die 300 Quadratmeter. Seeseitig ist er durch riesige Boden-Deckenfenster begrenzt. Der Blick über das Meer bis hin zum flirrenden Horizont ist atemberaubend.

      »Setz dich Katla und lies mir vor, was die Schwestern im Detail berichten.«

      Beide ließen sich, auf indisch anmutenden Sitzkissen, nieder. Und während K-DH, das Laptop auf den Knien, die notwendigen Files öffnete, goss Aira Tee aus einem vergoldeten Samowar in schwarze Teeschalen.

      »Unsere Marilyn – sorry, P-DH, berichtet, dass die politischen Flächenbrände, die wir im Nahen Osten und den Vereinigten Staaten gelegt haben, zu den avisierten Anschlägen und Blutbädern geführt haben. In einigen Regionen rechnen wir in Kürze mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Von den 193 Staaten, die Mitglied der UNO sind, tanzen mittlerweile zwanzig nach unserer Pfeife und fünfzig kooperieren. Weiteren fünfundzwanzig werden gerade die Daumenschrauben angelegt. Dazu passt der Bericht von Schwester F-DH über kollabierende Finanzmärkte. Die internationale Großindustrie beschränkt sich mittlerweile auf ungefähr 100 Unternehmen von veritabler Größenordnung. Auf knapp ein Drittel haben wir laut I-DH 'starken Einfluss'. Die Verunsicherung ist immens und wird tagtäglich und weltweit über unsere kleine, dicke Engländerin angeheizt. PR-DH propagiert den Untergang und die Medien steigen darauf ein. Denn wir beeinflussen mittlerweile zweiundvierzig Prozent der weltweiten Medienunternehmen. Die Bevölkerung wird mit Belanglosigkeiten, entertaint und schluckt parallel manipulierte News. Auch in diesem Sinne leistet unser Dickerchen ganze Arbeit. Die enge Vernetzung der Kommunikation mit den S-DH-Bereichen Satellitenüberwachung und Spionage führt zu nie gekannten Möglichkeiten der Infiltration, schreibt unsere rassige Spanierin. Und dann, jetzt kommt das Größte«, Katla schlug sich vor Lachen auf die Schenkel:

      »Das Konzept des sozialen Netzwerks geht voll und ganz auf. 1,5 Milliarden Mitglieder! Unglaublich, oder? Wir sind fähig, auf einen Schlag riesige Massen zu mobilisieren. Unser bleichgesichtiger Student hingegen wird als Held gefeiert. Als Erfinder einer neuen Welt. Kannst du dir das vorstellen?«

      Katla lachte und klatschte vor Begeisterung in die Hände.

      »1,5 Milliarden geben ihre intimsten Daten freiwillig preis. Fantastisch oder?«

      Aira fiel in das ausgelassene Gekicher mit ein:

      »Ein netter Nebeneffekt. Doch unser wahres Wissen und die damit verbundene Weltherrschaft beziehen wir aus den transatlantischen- und pazifischen Glasfaserkabeln. Wir werden denen immer einen Schritt voraus sein, Schätzchen!« Aira bettete ihren Kopf auf Katlas Oberschenkel.

      »Weiter«, befahl sie.

      »W-DH gibt sich optimistisch, dass es ihr in den kommenden drei Monaten gelingen wird, fünfzig Prozent der Bildungs- und Wissenschaftsebenen zu infiltrieren. ‚Die Bildungsinhalte der kommenden Generationen legen wir fest ‘, schreibt sie.«

      Aira nickte.

      »Genau so, wie du es vorausgesagt hast«, flüsterte Katla.

      »Weiter meine Liebe.«

      Katla legte die Hand auf Airas Schulter und fuhr fort:

      »Unsere Army-DH zettelt täglich Unruhen und Massaker in Afrika an. Der Nahe Osten und damit angrenzende Länder wie die Türkei werden in anstehende Auseinandersetzungen hineingezogen. Darüber hinaus berichtet sie von ca. 570 Hinrichtungen, die in der letzten Woche vollzogen wurden. Möchtest du Einzelheiten hören?«

      »Nein, das langweilt mich«, grinste Aira. »Was berichtet unsere Pharma- und Medizin-DH. Gibt es Neuigkeiten?«

      »Die weltweite Manipulation mithilfe von Psychopharmaka hat ungeahnte Dimensionen angenommen. Psychische Gehirnwäschen und manuelle Gehirnmanipulation wurden um siebzig Prozent gesteigert.«

      »Die Götter in Weiß und deren industrielle Helfershelfer lassen sich am einfachsten manipulieren und schmieren.«

      Aira klatschte vor Vergnügen in die Hände, eine Gefühlswandlung, die man äußert, selten bei ihr sah.

      »Warte ab«, lachte sie. »Das ewige Leben lockt. Das ist unsere Trumpfkarte. Wir werden zu diesem Thema kommende Woche eine Sondersitzung mit allen DH‘s abhalten. Wir müssen Lösungen finden! Bedarf und Nachfrage sind kaum zu decken. Wenn uns auf dieser Ebene der Durchbruch gelingt, liegt uns die gesamte Welt zu Füßen! Schreibe eine Mitteilung an alle DH’s und richte ihnen meinen Dank aus. Und erinnere sie daran, dass Sex der Machtfaktor No. 1 ist!« Noch während des letzten Satzes, schob Aira ohne Umschweife eine Hand zwischen Katlas Beine und grinste sie herausfordernd an.

      2011 - 20.4., 23:50

      Großbritannien

      London, Kensington

      Stratford Road

       Szene 38

      Innenaufnahme: Sibel hat sich auf der weißen Schlafcouch ihres Apartments ausgestreckt. Der Deckenfluter ist gedimmt und wirft ein gedämpftes Licht in den Raum. Sibel trägt ein schwarzes Schlaf-Shirt mit dem Aufdruck „Psychodelic Furs“. Sie hat ihr Tagebuch aufgeschlagen und schreibt:

      Das war ein sehr schöner Tag! Wir haben zusammen gefrühstückt. Und nachdem Steve angeboten hatte Adriana zum Hotel zu begleiten, bin ich mit Mikel zum Caton Ridge gelaufen, um über den Brixton Markt zu schlendern. Ich liebe dieses bunte Treiben. Die Reggae-Farben, die Gerüche fremdländischer Küchen. Das Multikulti der Sprachen. Die fliegenden Händler. Die stolzen Turbane. Das duftende exotische Obst. Die bunten, wehenden Kleider und Gewänder. Den verspielten Schmuck, der Duft nach Räucherkerzen und den Gute-Laune-Karibiksound.

      Für Momente hatte ich das Gefühl, die einzige Weiße auf diesem Planeten zu sein. Doch ganz blütenweiß bist du ja selbst nicht, du alte Zigeunerin, hatte Mikel geneckt. Ich fühle mich wohl an seiner Seite. (Sibel seufzt wohlig und zieht die karamellfarbene Wolldecke bis unters Kinn). Mikel hat sämtliche Stände nach alten Platten durchstöbert und irgendwann stolz mit einer Scheibe von Third World gewunken. Das Cover war abgegriffen.

      Er schien wieder der Alte zu sein. Gefühlvoll, schüchtern, tollpatschig. Er hat drei Mal nach meiner Hand gegriffen und dabei zwei Mal ein Bier verschüttet (Sibel seufzt glücklich und wirft einen Blick auf die Uhr, fast Mitternacht). Und dann habe ich mich tatsächlich getraut (sie schlingt den Gunners-Schal, der nach Mikel riecht um ihren Hals und träumt mit offenen Augen, als sie sich an die Szene vom Morgen erinnert): Darf ich dich umarmen, habe ich gefragt. Mikel lächelte unbeholfen und seine blonden Locken fielen ihm dabei in die Stirn. Du bist das Schönste, was mir je begegnet ist, flüsterte er.

      Er zieht mich an seinem Geschenk, dem Gunners-Schal, zu sich heran. Er ist ganz nahe. Ich werfe einen Blick auf sein Grübchen, auf sein Muttermal – und dann in seine Augen. Er lächelt. Darf ich dich küssen, fragte er? Dann berühren

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