Diez Hermanas. Georg Vetten

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Diez Hermanas - Georg Vetten

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Ecuador, Guayaquil,

      Avenida Victor, Hotel Tucán:

      Sein Herz pocht.

      Ihm ist übel.

      Sein Kopf liegt in ihrem Schoß.

      

      

       PROLOG

      

      

      2010 - 17.Mai, 14:30

      Barentsee bei Spitzbergen,

      Pechenga, Insel Edgeöya,

       Szene 1

      Innenaufnahme: Das Zimmer ist abgedunkelt. Die deckenhohen Fenster sind mit schweren Samtvorhängen zugezogen. Inmitten des Raumes thront ein in die Jahre gekommenes Himmelbett, flankiert von zwei Kerzenleuchtern. Das Licht im Raum ist diffus.

       Zustra stöhnte auf. Ihr Atem war in den letzten Stunden zu einem leisen, pfeifenden Rascheln geworden. Der Tod pochte nun laut und anhaltend gegen das Tor.

      Ihre Augen lagen trüb und milchig in eingefallenen Augenhöhlen, tiefen, verfaulten Löchern gleich. Ihre Gesichtszüge waren auf groteske Art entstellt – ausgemergelt, ausgelaugt und hohlwangig, Zeichen des Kampfes gegen den Schmerz. Ihre Haut glich verblichenem Pergament. Mit ihren aufgeplatzten Lippen, die sich in die ausgetrocknete Mundhöhle über ihr zahnloses Zahnfleisch stülpten, glich sie einer Mumie. Sie wog 70 Pfund. Ein stechender Geruch nach innerer Verwesung - dem Gestank eines vergessenen Eimers Muscheln gleich - hing in der Luft des abgedunkelten Schlafgemachs. Die einst mächtigste Frau der Welt war zu einer Erscheinung aus verdörrter Haut, klapprigen Knochen und verfaultem Fleisch verkommen.

      Dabei verkörperte sie noch vor wenigen Jahren die Inkarnation der Femme fatale:

      Rassig und wohl proportioniert. Wallendes, feuerrotes Haar, hoch angesetzte Wangenknochen und perlende Lippen voller Sinnlichkeit, betörten und weckten Fleischeslust. Das Grün ihrer Augen glich dem eines kristallklaren Bergsees.

      Ihre Widersacher gingen reihenweise vor ihr in die Knie. Ihr Matriarchat führte sie mit aller Brutalität. Sie bediente sich eines gut ausgebauten Netzwerks. Ihr Einfluss auf große Teile der geistigen Führer, auf Politik und Finanzwelt war gewichtig. Stündlich wurden irgendwo auf dem Erdball die Riten und geheimen Zusammenkünfte des verbotenen Matriarchats zelebriert. Täglich beklagte die Welt unschuldige Opfer. Stündlich vergrößerte die Sekte Yzuhawa ihre Macht.

      Zustras Atem ging röchelnd und ihre vertrocknete, knorrige Hand schien zu rascheln, als sie eine gebieterische Geste andeutete.

      Obwohl sie weltweit unzählige Güter, Ranches, Prachtvillen und Tempel besaß, hatte sie sich inmitten der Barentsee bei Spitzbergen in ihren alten Palast auf der Insel Edgeöya zurückgezogen.

      Die Stadt Pechenga war ihre Wagenburg, ihr geheimes Zentrum.

      Der Geheimbund: In Lappland hatte damals alles begonnen. Ihre ersten Schülerinnen scharte Zustras Großmutter 1870 auf norwegischem, schwedischem und russischem Gebiet um sich. Zustras Mutter zweckentfremdete Anfang des 20. Jahrhunderts die ursprüngliche Ausrichtung des Matriarchats und legte den Boden für Yzuhawa. Anfang der 50er Jahre übertrug man der damals erst 17-Jährigen Zustra die Macht. Mithilfe ihrer brutalen Anhänger stieg die Hexe, wie sie manche nannten, schnell zur mächtigsten Frau der Welt auf.

      Aira schaute auf. Ihre Mutter machte die letzten Atemzüge. Die Zwanzigjährige, einem blonden Engel gleichend, hielt ein mit Lavendel getränktes Tuch vor Mund und Nase, als sie sich zu Zustra hinab beugte. Aira versprühte die gleiche weibliche Aura, die ihre Mutter jahrzehntelang verkörperte. Doch im Unterschied zu Zustra, glänzte Airas hüftlanges Haar blond, hellblond, fast weiß. Ihren weichen, ebenmäßigen Gesichtszügen fehlte der slawische Einschlag der Mutter. Lediglich der Glanz ihrer grünen Augen und der sinnliche Schwung ihrer Lippen erinnerten daran, dass es sich bei beiden um Mutter und Tochter handeln musste.

      »Du wirst mein Werk fortsetzen«, hauchte Zustra mit allerletzter Kraft.

      Aus der Ferne drang das Herannahen eines Hubschraubers an Airas Ohren. Die schweren Vorhänge bewegten sich sanft im aufkommenden Wind. Ein nervöser Sonnenstrahl blitzte unruhig durch den Schlitz des grünen Samtvorhangs und reflektierte sich in Airas silbernen Ohrringen.

      »Du weißt, was zu tun ist.«

      Aira nickte. Tränen traten ihr in Augen.

      »Ja, Mutter«, antwortete sie jedoch mit klarer, fester Stimme und drückte dabei ihre Hand.

      Einen Wimpernschlag später röchelte Zustra ihren letzten Atemzug.

      »Jetzt beherrsche ich die Welt«, murmelte Aira und steckte das Schlafgemach in Brand. Sie warf einen letzten Blick auf die brennende Leiche ihrer Mutter und verließ mit dem wartenden Apache-Hubschrauber wenige Minuten später die Insel Edgeöya.

      

      

      

      

      

      

      

      

      

      

       ERSTER TEIL

      

      

       ENTFÜHRUNG

      London - Boston - Istanbul - Köln

      Ecuador/Guayaquil

      2005 - 10.2., 13:30

      Neuseeland,

      Coromandel/Peninsula,

      Mercuray Bay

       Szene 2 - Rückblende

      Außenaufnahme: Supermarktparkplatz. Spärlich besucht. Flirrende Mittagshitze. Gleißendes Licht. Weder Bäume, noch Schatten. Dosenmüll und die Scherben zerborstener Glasflaschen reflektieren eine nervös zuckende Sonne. Drei verwilderte Hunde streunen um einen Abfallcontainer. Eine junge Frau in Shorts und T-Shirt bekleidet (langes, schwarzes Haar) schleppt schwere Plastiktüten. Ein etwa 40-Jähriger Mann, in Latzhosen (ungepflegtes Äußeres) mustert sie und grinst verschlagen, während er umständlich die Fahrertür seines Dodge Dakota Pickups öffnet. Eine Kassiererin mit ungesunder Hautfarbe tritt durch die Tür des Supermarktes

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