Diez Hermanas. Georg Vetten

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Diez Hermanas - Georg Vetten

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als die junge Frau unweit des Pickups den Kofferraum ihres roten Toyota Corolla öffnet.

      

       Die Explosion war ohrenbetäubend. Sibel schaute sich Hilfe suchend um. Ihr Herz schlug schnell. Irgendwo hinter den Dünen, dort wo sich ihre Forschungsstation befand, musste sich die Detonation ereignet haben.

      Sibel hetzte um den Wagen und verließ wenige Augenblicke später mit quietschenden Reifen den Parkplatz des Supermarktes.

      Was verdammt noch mal ist passiert?, fragte sie sich besorgt. Hoffentlich hat diese Explosion nichts mit der Klinik zu tun, murmelte sie. Sibel strich die verschwitzten Strähnen ihres langen, schwarzen Haares hinter die Ohren. Hoffentlich ist mit Jan alles okay!

      Sibel biss nervös auf ihre Unterlippe. Sie liebte ihn – noch immer und trotz allem! Doch dann fiel ihr ein, dass Jan bereits am frühen Morgen mit dem Rettungsboot aufs Meer hinaus gefahren war. Alles okay, lächelte sie und schaltete den jaulenden Toyota einen Gang höher.

      2010 - 25.6., 21:00

      Türkei

      Istanbul, Beşiktaş

      Yeniyol Straße

      Szene 3 – fünf Jahre später

      Die Zerschlagung der Macht!

      Innenaufnahme: Neonlicht-Atmosphäre. Steriler Tagungsraum einer 5-Sterne plus Hotelkette. Blank geputzte Mahagonitischplatten. Technische Einrichtung: Beamer, Soundsystem, Klimaanlage. Drei Palmen, der geografischen Lage entsprechend drapiert, verlieren sich im 500 Quadratmeter großen Saal. Die boden- und deckenhohen Fenster sind durch blaue Rollos abgedunkelt. Deckenstrahler werfen ein diffuses Licht. Auf den Tischen sind Obst, Wasser und Kanapees eingedeckt.

       Aira hatte es sich nicht leicht gemacht. Ihre eiskalten Gedankengänge hatten schlaflose Nächte zur Folge. Doch die Entscheidung, die es zu treffen galt, lag auf der Hand.

      Heute hatte sie die Spitze, die Henker, Mörder und Helfershelfer ihrer Mutter zusammengetrommelt.

      Es galt, sich neu zu positionieren und die Rollen zu festigen. Schließlich war das Matriarchat Yzuhawa unter ihrer Mutter Zustra zu einer wirtschaftlichen Macht herangewachsen, die es zu schützen galt – so dachten jedenfalls die meisten, der hier anwesenden Sektenmitglieder. Doch Aira hegte andere Pläne. Sie wollte mehr. Die Weltherrschaft ist das erklärte Ziel. Mit diesen Worten hatte sie sich in den letzten Wochen immer wieder gepusht. Aira wusste, dass sie nicht nur Befürworter in den eigenen Reihen hatte. Ja, nach dem Tod ihrer Mutter war es nicht auszuschließen, dass sich gefährliche Strömungen innerhalb des Matriarchats gegen sie formierten. Ihr war zu Ohren gekommen, dass so manche sie für ein verwöhntes, dummes Blondchen hielten, das bei nächstbester Gelegenheit abserviert werden solle. Doch all dem hatte Aira vorgebaut und mit der planerischen Sicherheit ihrer Mutter einen eigenen Stab zusammengestellt. Das weltweite Netzwerk steht, flüsterte sie leise. Hab keine Angst. Tu es!

      Sie begrüßte die Teilnehmerinnen und erläuterte die wichtigsten Tagungspunkte.

      Es war einfach gewesen, fast zu simpel: Airas rechte Hand Katla hatte den Saal betreten und unter dem Vorwand, ein wichtiges Telefonat gebiete keinen Aufschub, Aira für einen kurzen Moment entschuldigt.

      Sekunden später wurden sämtliche Saaltüren verriegelt. Massive Rollläden senkten sich vor die Fensterfront.

      

       Szene 4

      Außenaufnahme: Schwarze Nacht. Vorder- und Hintergrund werden durch grelle Flutlichtmasten ausgeleuchtet. 21:35 Uhr: Aira bändigt ihr wehendes, blondes Haar und steckt es unter eine schwarze Wollmütze. Ihre Kleider flattern unter den Propellern des Hubschraubers. Sie spricht in ein Walkie-Talkie: „Jetzt!“

       Szene 5

      Innenaufnahme: 21:36 Uhr! Kellerraum des Hotels. Steril. Die Neonbeleuchtung wirft ein kaltes Licht auf die Szenerie. Katla (kurz geschorenes schwarzes Haar, Nazischeitel, 1,95 Meter groß, bleich, muskelbepackt und mit weit auseinanderstehenden, grauen Augen) betätigt mit einem Knopfdruck die Umleitung der Gasdruckbehälter in die Klimaanlage des Hotels. Sie grinst zufrieden, als sie wenige Augenblicke später die Tür hinter sich zuschmeißt. Schnellen Schrittes ergreift sie die Flucht.

       Szene 6

      Innenaufnahme: 21:40 Uhr! Tagungsraum. Verzweifelte Menschen versuchen dem Saal, der den sicheren Tod für sie bedeutet, zu entfliehen. Der Erstickungstod ist grausam. Blut und Schaum treten den Sterbenden aus Mund-, Nasen- und Augenhöhlen.

      

       Mit dem Abheben des Hubschraubers bricht eine neue Zeitrechnung an. Aira betätigt den Fernzünder. Sekunden später explodiert der Hotelkomplex in einem infernalischen Feuerball.

      2011 - 15. 3., 10:25

      Neun Monate später

      Großbritannien

      London, Kensington

      Stratford Road

       Szene 7

      Innenaufnahme: Spärlich eingerichtetes Wohnzimmer. Durch verstaubte Jalousien dringen kalte Sonnenstrahlen. Auf einem chinesisch anmutenden Sideboard thront ein großer Flachbildschirm. Auf dem Boden und an den Wänden stapeln sich Bücher, Landkarten und in willkürlichen Farben beschriftete Aktenordner. Mittendrin eine weiße Schlafcouch mit bunten Kissen drapiert. Ein schwarzer Haarschopf schaut unter einer karamellfarbenen Wolldecke hervor. Die zweiflügeligen Türen des alten Kleiderschrankes stehen offen. Davor befinden sich wahllos verstreut T-Shirts, Hosen und Röcke. Die winzige Küchenzeile hingegen wirkt aufgeräumt. Lediglich drei schmutzige Weingläser und eine zur Neige getrunkene Rotweinflasche stören das Bild der Ordnung. Die Appartementtür ist mit sieben Ketten verriegelt.

       Schweißgebadet war Sibel auf ihrer Schlafcouch erwacht. Der Straßenlärm drang an ihre Ohren. Zum wiederholten Male war sie nun von diesem Albtraum aus dem Schlaf gerissen worden.

      Sie schaute auf den Wecker: 10:25 Uhr. Sie schloss noch einmal für einen kurzen Moment die Lider. Doch Augenblicke später erschienen sie wieder, die Bilder der Explosion!

      Als sie das Schildkrötenhospital erreichte, die damals größte Einrichtung Neuseelands zur Rettung verletzter Meeresschildkröten, brannten die Nebengebäude bereits lichterloh.

      Etwa zweihundert Meter vom Strand entfernt kreuzte das Rettungsboot. Von weitem glaubte Sibel Jan, zu erkennen. Hatte er ihr zugewunken? Wollte er ihr etwas mitteilen?

      Zu spät! Augenblicke später explodierte das Boot mit ohrenbetäubendem Getöse. Zerfetzte Bootsteile und menschliche Gliedmaßen flogen in hohem Bogen auf den heißen Sandstrand. Als Sibel über Jans Turnschuh stolperte, in dem dessen abgerissener Unterschenkel steckte, war sie ohnmächtig zusammengebrochen.

      Die Tragödie hatte die Behörden in den kommenden Wochen und Monaten in Atem gehalten. Doch zu einer Aufklärung kam es nie. Nur eine Person schien davon überzeugt

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