Anja und das Reitinternat - Himmel und Hölle. Feli Fritsch

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Anja und das Reitinternat - Himmel und Hölle - Feli Fritsch

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ins Leben gerufen. Mittlerweile war es mein Highlight. Umso schöner, dass Phil diesmal auch mitfahren durfte.

      Mitten in der Nacht ging es los. Draußen war es noch dunkel. Der Bewegungsmelder an den Ställen löste ständig das Licht aus. Bereits am Abend hatten wir alles in die Hänger, Autos und LKWs gepackt. Jetzt fehlten nur noch die Pferde.

      Ich war todmüde und hätte am liebsten einfach weitergeschlafen, doch Phil hatte mich irgendwann aus dem Bett geschmissen und sich meine Sachen geschnappt. Jetzt stand ich mit Boreo und Sky am Zügel vor dem LKW und wartete darauf, dass wir verladen konnten.

      Als wir allesamt vom Hof rollten und sowohl Schule als auch zuhause für zwei Wochen hinter uns ließen, war ich erleichtert. Ich kuschelte mich zu Phil, der neben mir saß und mir liebevoll einen Arm um die Schulter gelegt hatte. Cedric saß auf der anderen Seite. Er schlief bereits wieder.

      Mama und Papa wechselten sich stundenweise mit dem Fahren ab. Irgendwann machten wir eine Pause. Ich bekam von alle dem nicht viel mit. Ich war innerhalb der ersten Autobahnkilometer wieder eingeschlafen und wachte erst auf, als mich Phil liebevoll weckte, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass man schon das Meer sehen konnte. Mein Herz raste los und ich freute mich tierisch. Endlich waren wir wieder hier. Im Paradies der Pferde. Mein zweites Paradies. Denn das andere war auf dem Internat.

      „Anja, also ich finde das wahnsinnig riskant“, wollte mich Phil aufhalten, als wir durch die Dunkelheit Richtung Stall schlichen. Die Schlüssel für das Tor klirrten leise in meiner Jackentasche.

      „Ach, quatsch. Sei nicht so ein Schisser!“ Ich zwickte ihm grinsend in die Seite. „Weißt du, wie oft ich das schon gemacht habe?“

      „Zu oft“, entgegnete mein Freund und drängte darauf, das Tor schnell hinter uns zu schließen.

      Die Rede war von meinen heimlichen Mitternachtsausritten, die ich regelmäßig mit Boreo veranstaltete. Manchmal waren Amelie und Starbux dabei, aber oft waren wir beide auch einfach ganz alleine in der Dunkelheit unterwegs. Es reizte mich, mit Boreo ohne Sattel über die Felder zu fliegen und dem Nichts entgegen zu galoppieren.

      „Komm, wir nehmen den Hinterausgang“, flüsterte ich Phil zu und schnappte mir Boreos Zügel. Mein Freund folgte mir. Baltic Sea fand die ganze Aktion nicht besonders lustig. Die braune Trakehnerstute weigerte sich, in die Dunkelheit hinauszuschreiten. Phil brauchte ein paar Minuten, um sie zu überzeugen, in denen er ebenfalls versuchte, mich davon zu überzeugen, diese leichtsinnige Aktion abzubrechen. Doch das kam für mich gar nicht in Frage. Ich wollte an den Strand, ans Meer. Zu dieser Uhrzeit, wenn der Mond voll und hoch und rund am Himmel über dem schwarzen Wasser stand, war es dort besonders schön. Ich mochte es, wenn die dunklen Wellen an den glitzernden Strand rollten und es leise plätscherte. Der Mond versetzte alles in ein unrealistisches Licht. Es war traumhaft romantisch.

      „Eines Tages werde ich dir hier in genau so einer Situation einen Heiratsantrag machen“, schwor Phil, als ihn das Majestätische dieses Augenblicks überwältigte.

      „Was habe ich dir gesagt? Zu viel versprochen?“ Ich musste in mich hinein grinsen.

      „Nein, auf keinen Fall. Es ist wunderschön“, erwiderte Phil und beugte sich zu mir herüber, um mich zu küssen.

      Boreo und Baltic Sea wollten rennen. Deshalb fassten wir die Zügel kürzer und veranstalteten ein Wettrennen bis zum Weg zurück, der vom Strand in die Heidelandschaften führte. Mein Pony flitzte und eigentlich hatte er gegen Baltic, die locker zehn Zentimeter größer war als mein Wallach, keine Chance, doch er hielt sich lange auf gleicher Höhe. Am Ende schnaubte er zufrieden ab und ich lockerte meinen Griff in seiner Mähne. Auf seinem bloßen Rücken war es rutschig und seine Bewegungen eindeutig zu spüren gewesen. So oft ich das schon erlebt hatte, es war dennoch jedes Mal etwas anderes.

      „Danke, dass du mich überredet hast“, Phil gab mir einen dankbaren Kuss, als wir die Pferde zurück in die Boxen gebracht hatten.

      „Gerne“, ich erwiderte den Kuss. „Aber jetzt beginnt der zweite gefährliche Teil der Meisterleistung: unentdeckt zurück in die Betten zu kommen“, ich zwinkerte ihm im Schein der schwachen Lichtröhre zu. Dann machten wir uns leise zurück auf den Weg in unser Zimmer …

      Am Wochenende nach meinem fünfzehnten Geburtstag starteten Sky und ich bei einem A-Springen in Hanau. In Dänemark hatte Papa uns intensiv trainiert und jetzt stand die Prüfung an. Ich war aufgeregt, obwohl ein A-Springen für mich mittlerweile kein Problem mehr war. Allerdings war es etwas anderes, mit einem dänischen Warmblut zu springen als mit einem Welsh-Pony. Dennoch freute ich mich.

      „Reite ihn mal über das Kreuz hier?“, rief mich Papa zu einem der Probesprünge auf dem Abreiteplatz. Sky war fünfjährig und in ihm steckte Papas ganze Hoffnung. Mittlerweile war Skys erstes Fohlen auf die Welt gekommen – ein Hengstfohlen mit dem Namen Skyfall – und in wenigen Wochen sollte die nächste von ihm tragende Stute abfohlen. Ich hoffte auf ein Stutfohlen. Außerdem hatte Papa dieses Jahr seine beste Dressurstute von ihm decken lassen. Nächsten Sommer sollte das Fohlen auf die Welt kommen.

      „Als nächstes am Start: Die Nummer 780, Sky, im Sattel Anja Klein vom Reitinternat Schloss Rosenthal“, wurden wir aufgerufen und ich fasste Skys Zügel kürzer. Jetzt wurde es ernst!

      Ich ritt in die Bahn und grüßte die Richter. Im Publikum saßen zum Großteil Eltern oder Jugendliche vom gastgebenden Verein. Einige von ihnen starteten selbst. Sky schaute sich neugierig um und ich verschaffte mir einen letzten Überblick über den Parcours. Als die Glocke ertönte, startete die Springpferdeprüfung. Mein Pferd war spritzig und motiviert. Sky fokussierte die Hindernisse und zog stark an. Ich musste ihm ordentliche Paraden geben, damit er nicht zu schnell wurde. In der Kombination hingegen nahm er sich von alleine etwas zurück und ließ sich flüssig hindurchreiten. Es fühlte sich traumhaft an und ich sprach ihm ein paar lobende Worte zu. Auf der Zielgeraden versammelte ich den Hengst nur noch halbherzig. Über den letzten Sprung flog er in einem weiten Bogen. Die Zuschauer klatschten und ich klopfte Sky freudestrahlend den Hals. Der Schimmel schnaubte und schüttelte seinen muskulösen Hals. Vor der Einreitschneise ließ er sich wieder zurücknehmen und parierte zufrieden durch in den Schritt. Mein Herz raste.

      „Das sah gut aus“, fand Mama und packte Skys Zügel, als ich an ihr vorbeiritt.

      „Es war richtig aufregend. Er hat viel gelernt in den letzten Wochen und ließ sich viel besser reiten als noch beim letzten Turnier“, bestätigte ich Papas Training und der freute sich.

      Als die Reiterin nach mir den Parcours beendet hatte, wurde unsere Stilnote verkündet. Mit einer 8,9 setzten wir uns an die Spitze der Wertung. Bis zum Ende konnte uns keiner mehr einholen, sodass Sky und ich die Springpferde-A gewannen. Zufrieden, stolz und mit einem fetten Pokal machten wir uns auf die Heimreise zurück zum Internat.

      Faustdick

      Der anfängliche Regen hatte sich gelegt und die Sonne kam zurück an den Himmel. Sie kämpfte sich zwischen den Wolken hindurch und strahlte auf die Erde herab. Ein laues Lüftchen wehte über den Hof, als Amelie und ich mit Marla im Schlepptau hinüber in den Stall gingen. Für uns fiel der Unterricht heute aus, nachdem wir gestern unseren neuen Stundenplan bekommen hatten.

      „Ich bin total aufgeregt!“ Amelie hibbelte neben mir. Ihre jüngere Schwester Pauline wurde heute in die fünfte Klasse eingeschult. Ich war darüber, ehrlich gesagt, nicht ganz so erfreut, denn das Erfolgsstreben der Kessebums war wirklich anstrengend. Und noch ein Kessebum auf unserem Internat war einer zu viel.

      „Sind deine Eltern auch irgendwo?“, wollte ich von Amelie

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