Kimberly - Abgerichtet. Tamora Donovan
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»Den kannst du dir ersparen«, entgegnete Kimberly kühl. »Versuch es doch lieber mal bei Amber. Ich bin sicher, die würde bestimmt nicht nein sagen.«
»Amber ist ein liebes Mädchen, aber heiraten? Nein, meine Liebe. Dann bleibe ich lieber ledig.«
»Du hast keine sehr hohe Meinung von meiner besten Freundin«, stellte Kimberly mit einem scharfen Unterton fest.
»Sie fällt eben auch unter die Kategorie Mädchen, die ihren Reiz für mich verloren hat«, erwiderte John Masterson. »Sie kann einem mit ihrer ewigen Anhimmelei mit der Zeit auf die Nerven gehen. Ein Mann will schließlich erobern, die Früchte pflücken und nicht Fallobst auflesen, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ich habe das schon sehr gut verstanden«, nickte Kimberly und fühlte sich wieder einmal, in ihrer Abneigung ihm gegenüber, bestätigt.
»Siehst du, und deshalb ist es mein Ziel, dich zu erobern, die uneinnehmbar scheinende Festung zu stürmen. Irgendwann wird mir das auch gelingen. Davon bin ich jedenfalls felsenfest überzeugt.«
Kimberly schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Mein lieber John«, sagte sie höflich, »du machst dir völlig falsche Hoffnungen. Ich finde dich zwar nett und sympathisch, aber ich habe dich durchschaut. Du bist ein Filou erster Güte. An mir wirst du dir deine blendend weißen Zähne ausbeißen. Du solltest es also erst besser gar nicht versuchen, wenn ich dir diesen Rat geben darf. Du solltest Früchte pflücken, die du auch erreichen kannst, um mit deinen blumenreichen Worten zu sprechen. Ich gehöre nicht dazu, also lass mich in Ruhe.«
»Kimberly, ich liebe dich«, beteuerte Masterson treuherzig. »Du bist das netteste und hübscheste Mädchen, das mir je begegnet ist. Ich gebe nicht so schnell auf. So, und nun muss ich mich um den ›Masterson-Punsch‹ kümmern. Wir reden später noch einmal darüber.«
»Es ist zwecklos«, versicherte Kimberly lächelnd. Irgendwie tat ihr die Bewunderung des gutaussehenden Mannes doch gut, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte.
»Wir werden sehen«, meinte Masterson, bevor er sich erhob und aus dem Partykeller ging. Kurze Zeit später kehrte er mit einem dampfenden Kupferkessel zurück, den er auf der Bartheke platzierte.
»So, meine Freunde, und nun präsentiere ich euch meine neueste Erfindung, den ›Masterson-Punsch‹«, rief er fröhlich in die Menge. »Aber jeder bitte nur ein Glas, damit alles etwas bekommen.«
Seine Gäste stellten sich lachend in einer Reihe auf und zogen in einer Art Polonaise an ihm vorbei. Jeder nahm ein Glas mit der dampfenden, rötlich schimmernden Flüssigkeit in Empfang und ging dann an seinen Platz, um sich den Drink zu Gemüte zu führen.
Auch Kimberly hatte sich ein Glas von dem Punsch abgeholt und anschließend wieder in ihre stille Ecke zurückgezogen. Voller Misstrauen schnupperte sie an dem heißen Getränk. Es duftete köstlich nach Orangen und Jasmin. Vorsichtig probierte sie ein Schlückchen davon. Viel Alkohol schien es tatsächlich nicht zu enthalten. Beherzt trank sie ihr Glas schließlich leer.
»Das ist ja ein Gesöff für Rentner«, brüllte einer der Gäste enttäuscht. »Reicht mir mal den Gin rüber. Ich muss das erstmal vernünftig nachwürzen. So ist das nicht genießbar!«
Andere taten es ihm gleich. Masterson wurde von allen Seiten dafür verspottet, dass er sich diesmal nichts Vernünftiges ausgedacht hatte. Der Gastgeber aber schwieg und lächelte geheimnisvoll vor sich hin.
Eine Viertelstunde später fühlte Kimberly, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Eine ungewohnte Unruhe erfasste sie. Ihr ganzer Körper begann zu kribbeln. Violette Wolken tanzten plötzlich vor ihren Augen und Schweiß trat auf ihre Stirn.
Die junge Frau erhob sich mühsam und schwankte auf John Masterson zu, der auf einem Barhocker saß und seine Gäste aufmerksam beobachtete. Das Getränk entfaltete langsam seine volle Wirkung.
»Was ... hast ... du da ... hineingetan?«, stammelte Kimberly. Sie war kaum noch in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. In ihren Ohren dröhnte es. Eine herrliche Musik erklang und tausend Geigen spielten, sich laufend ändernde, Harmonien.
»Nichts«, erwiderte John Masterson böse lächelnd. »Nur ein Wenig einer LSD-ähnlichen Substanz.«
»Oh, du Schuft«, stöhnte Kimberly entsetzt. »Ich wusste, man kann dir nicht vertrauen. Du bist ein widerliches Schwein!« Doch dann hatte sich ihr Gehirn endgültig umnebelt und sie wusste nicht mehr, was sie tat.
***
Kapitel 3
Als Kimberly Stunden später mühsam die Augen aufschlug, lag sie allein in einem breiten Bett. Sie trug nur noch ihre Unterwäsche. Ihr Kleid hing ordentlich über einer Stuhllehne. In ihrem Kopf rumorte es, so als würde ein ganzer Bienenstock darin herumschwirren. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Ihr Unterleib schmerzte ein wenig. Außerdem war ihr speiübel.
Aufstöhnend griff sie sich an ihren Kopf und versuchte sich zu erinnern. Wie war sie bloß hierhergekommen? Erst langsam begann es ihr zu dämmern. Da war die Party von Masterson gewesen. Er hatte seinen neuen Punsch präsentiert. Den ›Masterson-Punsch‹, dessen Hauptbestandteil wohl LSD oder eine ähnliche Substanz gewesen war. Winzige Mengen LSD genügten, um einen erwachsenen Menschen in einen tiefen Rausch zu versetzen, dessen Erscheinungsbild durch intensive optische und akustische Halluzinationen geprägt ist.
Kimberly konnte sich erinnern, dass sie sich mit einem Mal frei und leicht wie ein Vogel gefühlt hatte. Sie war auf einer rosafarbenen Wolke durch das Zimmer geschwebt, das in prächtigen Farben leuchtete. Unzählige Männerhände hatten nach ihr gegriffen, ihr die Kleidung vom Körper gerissen und sie in einen sexuellen Rausch gestürzt. War das tatsächlich alles nur ein Traum gewesen?
Kimberly war voll in Gedanken, als an der Tür klopfte. Ohne ihre Aufforderung abzuwarten, öffnete John Masterson und trat ein. Lächelnd kam er auf sie zu. Kimberly zog sich unwillkürlich die Bettdecke bis zum Hals hinauf und sah ihn mit böse funkelnden Augen an.
»Na, hast du endlich ausgeschlafen?«, erkundigte er sich freundlich. »Du warst ja ganz schön zugedröhnt, meine Liebe. Du hättest langsamer trinken sollen. Kleine Mädchen vertragen noch nicht so viel.«
»Hör nur auf«, zischte Kimberly ihn wütend an. »Ich weiß genau, was ich getrunken habe. Vom Alkohol war ich wohl kaum so blau. Aber ich weiß, dass du was in deinen sogenannten ›Masterson-Punsch‹ gepanscht hast. Du hast es ja selbst zugegeben. Dafür werde ich dich anzeigen. Das ist vorsätzliche Körperverletzung! Dieses Mal bist du eindeutig zu weit gegangen!«
Masterson schüttelte den Kopf und schien sich prima über ihren Wutanfall zu amüsieren.
»Du wirst mich ganz sicher nicht anzeigen«, meinte er nach einer Weile mit ruhiger Stimme. »Du hast nämlich keinerlei Beweis für deine Anschuldigung. Sei sicher, die anderen werden hübsch den Mund halten. Denen hat meine Party ganz ausgezeichnet gefallen. Sie haben sich übrigens bereits erkundigt, wann es wieder einmal meinen Punsch gibt.«
»Du bist ein Schwein, John!«, fauchte Kimberly ihn an. »Verschwinde endlich aus dem Zimmer, damit ich mich anziehen kann. Ich möchte