Bel-Ami. Guy de Maupassant

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Bel-Ami - Guy de Maupassant

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Loge und sah ihn an. Es war eine üppige Brünette mit weißgeschminktem Gesicht und schwarzen Augen, die mit dem Farbstift unterstrichen waren, und riesigen, angemalten Augenbrauen. Über ihrer allzu starken Brust spannte sich die dunkle Seide ihres Kleides, und ihre geschminkten, blutroten Lippen gaben ihr etwas Tierisches, Sinnliches, Wildes, das aber trotzdem anziehend wirkte.

      Sie winkte mit einer Kopfbewegung einer ihrer Freundinnen zu, die gerade vorbeikam, einer ebenfalls korpulenten, rothaarigen Kokotte, und sprach zu ihr so laut, daß man es hören konnte:

      »Sieh mal her, das ist ein hübscher Junge. Wenn er mich für zweihundert Francs haben wollte, ich würde nicht nein sagen.«

      Forestier drehte sich um und schlug Duroy lächelnd auf die Schenkel: »Das gilt dir, du hast Erfolg, mein Lieber, ich gratuliere!«

      Der frühere Unteroffizier wurde rot und mechanisch tastete er nach den zwei Goldstücken in seiner Westentasche. Der Vorhang fiel und das Orchester begann einen Walzer zu spielen.

      Duroy fragte: »Wollen wir nicht auch einmal durch den Wandelgang gehen?«

      »Wie du willst.«

      Sie verließen ihre Loge und waren sofort von dem Strom der Menge umgeben. Gedrückt, gepreßt, hin und her gestoßen, gingen sie weiter und ein Wald von Hüten wogte vor ihren Augen. Zwischen Ellenbogen, Brüsten und Rücken der Männer drängten sich behend paarweise die Kokotten hindurch, die sich hier so recht in ihrem Element, wie Fische im Wasser, zu fühlen schienen.

      Duroy war entzückt. Er ließ sich treiben und wurde von der stickigen Luft, die durch Tabak, Menschenausdünstungen und Dirnenparfüms verpestet war, berauscht. Aber Forestier schwitzte, keuchte und hustete.

      »Gehen wir in den Garten«, sagte er.

      Sie wandten sich nach links und kamen in eine Art Wintergarten, wo zwei geschmacklose Fontänen ein bißchen kühle Luft schafften. Unter den paar Taxusbäumen und Thujas saßen Männer und Frauen an Zinktischen und tranken.

      »Noch ein Bier?« fragte Forestier.

      »Ja, gern.«

      Sie setzten sich und beobachteten das Publikum. Von Zeit zu Zeit blieb ein herumspazierendes Mädchen stehen und fragte mit ordinärem Lächeln:

      »Laden Sie mich nicht ein?« — Und wenn Forestier erwiderte : »Ja, zu einem Glas Wasser aus dem Springbrunnen«, so entfernte sie sich mit einem ärgerlichen Schimpfwort.

      Aber die dicke Brünette tauchte wieder auf. Sie kam in übermütiger Haltung, Arm in Arm mit der dicken Rothaarigen. Sie bildeten wirklich ein hübsches, gut ausgesuchtes Frauenpaar.

      Sobald sie Duroy erblickte, lächelte sie, als hätten sich ihre Augen schon vertraute und verschwiegene Dinge gesagt. Sie nahm einen Stuhl und setzte sich ruhig ihm gegenüber und ließ ihre Freundin auch Platz nehmen. Dann rief sie mit lauter Stimme:

      »Kellner, zwei Grenadine!«

      Erstaunt sagte Forestier:

      »Du genierst dich wirklich nicht!«

      »Ich bin in deinen Freund verliebt«, antwortete sie. »Er ist wirklich ein schöner Kerl. Ich glaube, ich könnte seinetwegen Dummheiten begehen.«

      Duroy wußte vor Verlegenheit nicht, was er sagen sollte. Er drehte an seinem wohlgepflegten Schnurrbart und lächelte nichtsagend vor sich hin. Der Kellner brachte die Limonaden und die beiden Freundinnen tranken sie in einem Zuge aus. Dann standen sie auf und die Brünette nickte Duroy wohlwollend zu und gab ihm mit ihrem Fächer einen leichten Schlag auf den Arm: »Danke, mein Schatz. Du bist nicht sehr geschwätzig.«

      Dann gingen sie fort, sich in den Hüften wiegend.

      Forestier begann zu lachen:

      »Sag mal, alter Freund, weißt du, daß du wirklich Erfolg bei Weibern hast? So was muß man pflegen, damit kann man sehr weit kommen.« Er schwieg eine Sekunde, dann setzte er hinzu mit dem träumerischen Ton von Leuten, die laut denken: »Durch sie erreicht man auch am meisten. Und als Duroy immer noch vor sich hin lächelte, ohne etwas zu erwidern, fragte er: »Bleibst du noch hier? Ich will nach Hause, ich habe genug.«

      »Ja«, murmelte der andere, »ich bleibe noch etwas. Es ist ja noch nicht spät.«

      Forestier stand auf. »Auf Wiedersehen, also bis morgen. Vergiß nicht, um halb acht abends, 17 Rue Fontaine.«

      »Abgemacht, auf morgen, danke!« — Sie drückten sich die Hände, und der Journalist ging fort.

      Sobald er fort war, fühlte Duroy sich frei. Er tastete vergnügt von neuem nach den beiden Goldstücken in seiner Westentasche. Dann erhob er sich und mischte sich unter die Menge, die er suchend durchforschte.

      Bald erblickte er die beiden Mädchen, die Brünette und die Rothaarige, die immer noch in stolzer Haltung durch die Menge zogen.

      Er ging direkt auf sie zu. Als er ihnen ganz nahe war, verlor er wieder den Mut.

      Die Brünette sagte: »Na, hast du deine Sprache wiedergefunden?«

      Er stotterte: »Allerdings!« Ein zweites Wort konnte er aber nicht hervorbringen.

      Alle drei blieben stehen und hielten die Bewegung der Spaziergänger auf, die einen Wirbel um sie bildeten.

      Die Brünette fragte ihn plötzlich: »Kommst du zu mir?«

      Er zitterte vor Begierde und erwiderte schroff:

      »Ja, aber ich habe nur ein Goldstück in der Tasche.«

      Sie lächelte gleichgültig: »Das tut nichts.«

      Sie nahm ihn beim Arm, als Zeichen, daß sie ihn erobert hatte.

      Als sie das Lokal verließen, überlegte er, daß er sich mit den andern zwanzig Francs ohne Schwierigkeiten für den nächsten Abend einen Frack leihen könnte.

      II

      »Bitte, wo wohnt hier Herr Forestier?«

      »Im dritten Stock links.«

      Der Concierge gab diese Auskunft mit freundlichem Ton, aus dem Hochachtung vor dem Mieter zu entnehmen war.

      George Duroy stieg die Treppe hinauf. Er war ein wenig verlegen, etwas schüchtern und fühlte sich nicht sehr behaglich. Zum ersten Male in seinem Leben trug er einen Frack, und das ganze Zubehör dieser Kleidung störte ihn. Er fühlte, daß vieles an ihm defekt war. Seine Stiefel sahen ziemlich elegant aus, denn er hielt auf gute Fußbekleidung, waren aber keine Lackschuhe. Das Hemd hatte er sich erst vormittags für vier Francs fünfzig im Louvre gekauft, und der schmale, gestickte Brusteinsatz sah schon jetzt zerknittert aus. Übrigens waren die anderen Oberhemden, die er sonst trug, alle mehr oder weniger beschädigt und konnten überhaupt nicht in Frage kommen. Die Hosen waren ihm viel zu breit, sie paßten sich schlecht der Beinform an und schlugen über der Wade häßliche Falten. Man sah es ihnen an, daß sie abgenutzt und für einen anderen zugeschnitten waren. Nur der Frack saß gut, denn er hatte einen gefunden, der richtig zu seiner Figur paßte.

      Langsam stieg er die Treppe hinauf. Vor

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